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Alt 14.11.2006, 10:42
TT&DT TT&DT ist offline
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AW: Die Förderung der jüngsten TT-Talente durch den WTTV

Zitat:
Zitat von luckyloser Beitrag anzeigen
Ich finde die Diskussion hier sehr interessant. Insbesondere die "Elterndiskussion" spricht mich an. Ich halte es inzwischen für das Furchtbarste im Sport, dem eigenen Nachwuchs zuschauen zu "müssen" oder ihn gar noch zu coachen. Meine Tochter hat mich schon mehrfach "der Halle verwiesen". Tja, man lernt sich (und das eigene Kind) dabei ganz neu kennen... Ihre besten Turniere hat sie immer gespielt, wenn ich nicht dabei war (denk, denk!!!), und das war kein Trotz.
Auf der anderen Seite ist die Begleitung der Karriere des eigenen Sohnes/Tochter aber auch eine große Herausforderung, an die eigene persönliche Entwicklung. Man kann dabei lernen, was dem Spieler tatsächlich gut tut und was in Streßsituationen hilft.
Auf alle Fälle sind es die guten alten Grundsätze der Sozial- und Lernpsychologie: nicht Erfolge/Misserfolge rückmelden (die werden eh schon wahrgenommen), sondern den persönliche Einsatz, die Anstrengung. Dann immer Erfolge mit dem Selbst attribuieren, und Misserfolge als Herausforderungen sehen (lassen).
Wichtig finde ich, die Nachwuchsspieler immer wieder nach den eigenen Zielen fragen. Und da ist z.B. regelmäßiges Training ein wertvolleres Ziel, als der Sieg gegen einen bestimmten Gegner. Oder z.B. die Verbesserung der Streßresistenz (Verhalten bei engen Spielständen) ist m.M. mehr Wert als die Perfektionierung des Handgelenkeinsatzes beim Top.

Ich möchte aber noch einen anderen Punkt bzgl. Talentförderung beim WTTV ansprechen. Es ist ja nun offenbar so, dass nach den Ferien ein anderes Stützpunkt-Konzept greift. Im Zusammenhang (zumindest zeitlich, offenbar aber auch finanziell) mit der Eröffnung des Bundes-Leistungszentrums in Düsseldorf erfolgt eine deutliche Konzentrierung und Zentralisierung der Talentförderung. Einige Stützpunkte werden ersatzlos gestrichen.
Mich würde interessieren, wie darüber von "Betroffenen" gedacht wird. Führt diese Entwicklung dazu, dass in den verbliebenen Stützpunkten das Niveau insgesamt steigt, oder seht ihr die Gefahr, dass Spätstarter oder leistungsmäßig Schwankende, oder Kinder, deren Eltern/Verein die nun wahrscheinlich weiteren Fahrten zum nächstgelegenen Stützpunkt nicht mehr leisten können hinten runter fallen?
Es wird ja z.B. so sein, dass ab August genau der Stützpunkt gestrichen ist, in dem ein gewisser Christian Süß vor noch gar nicht allzu langer Zeit in den Blickfang des WTTV geriet...
Hier werden etliche interessante Punkte genannt:

Bsp. zuschauende bzw. sogar betreuende Eltern: Sollten sich Eltern möglichst raushalten, am besten vor die Halle gehen, wenn ihre Kinder spielen?

Bsp. Rückmeldung bei Erfolgen/Misserfolgen: Das hat mich sehr überzeugt, was luckyloser geschrieben hat.

Bsp. Talentförderung: Die Zentralisierung der Talentförderung im Verband sehe ich ebenfalls kritisch. Mas muss aufpassen, dass die Talente auf dem "Land", weit weg von Stützpunkten, nicht durch das Sieb fallen. Je dezentraler, "breiter", kooperativer (Zusammenarbeit mit Vereinen, Bezirks- und Kreisauswahltrainern) die Verbandsförderung organisiert ist, desto besser!

Bsp. Heimtraining: Ich möchte nicht behaupten, dass der Verband zuwenig zur Unterstützung der Vereinsjugendarbeit macht, weiss aber nicht, ob die Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Wie seht ihr das?

Aber hier noch einen anderer Punkt, den ich sehr interessant finde: Ich glaube zu erkennen, dass der WTTV eine bestimmte Philosophie des erfolgreichen TT-Spiels verfolgt, die gewissermaßen als Schablone bei der Talentauswahl und Förderung dient ("Versuche den Ballwechsel so schnell wie möglich zum Abschluss zu bringen. Es ist vor allem das Tempo, das ein erfolgreiches Spiel ausmacht: Eins, zwei schnelle Topspins, dann SCHUSS!"). Sogenannte "WTTV"-Kinder, also junge Spielerinnen und Spieler, die vom Verband bevorzugt gefördert werden, kommen dieser Philosophie nahe und haben sie gewissermaßen internalisiert. Man erkennt sie an ihrer Spielanlage! Es gibt aber auch Jungtalente (und deren Trainer), die eine ganz andere Philosophie verfolgen, die vielleicht durch den "Rost fallen", weil deren Spielanlage den Verbandstrainern nicht gefällt (Etwa: Ziehe ganz WEICHE Topsins mit sehr viel Spin, steh dafür etwas weiter vom Tisch weg, variiere stark beim Platzieren, dominiere den Ballwechsel mit der Vorhand, umlaufe dafür Deine Rückhand, wann immer es geht, nimm auch mal das Tempo aus dem Ballwechsel raus und verzichte weitgehend auf das Schiessen, setzte den Schuss nur als finalen Schlag ein, wenn Du einen Turm zurückbekommst"). Vielleicht sind das völlig falsche Beobachtungen, aber m.E. wäre es falsch, allen Kindern und Jugendlichen die gleiche Philosophie zu vermitteln. Junge Spielerinnen sind unterschiedlich veranlagt, die für sie beste Spielanlage müsste individuell gefördert werden, nicht nach einer Schablone, die allen Talenten übergestülpt wird. Aber vielleicht habe ich nur falsch beobachtet.

Geändert von TT&DT (14.11.2006 um 10:44 Uhr)
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