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Alt 09.01.2007, 15:47
Lukas K. Lukas K. ist offline
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AW: Differentielles Training

Hallo Zusammen,

habe mir nun, neben den Artikeln in der VDTT, die Veröffentlichungen zum Thema Differentielles Training durchgelesen. Habe damit auch schon ein wenig rumexperimentiert.
Wobei meiner Meinung nach beim Differentiellen Training nur die Theorie neu ist, die Ideen aber durchaus schon länger existieren. Manfred Muster beschreibt bereits in den 80er Jahren Methoden der "Fehlerkorrektur" durch zwingende Situation oder Variation der Bedingungen. Es geht bei seiner Fehlerkorrektur nicht darum eine Bewegung einzuschleifen sondern die Situation zu lösen. Die Situationen werden verändert und neue geschaffen, die das Lernen von variablen situationsgerechten Bewegungen unterstützen und eingefahrene Muster aufbrechen.

Ein Paar Gedanken zu den Untersuchungen und zum differentiellen lernen:
Die Untersuchungen zum differentiellen Training die beschrieben sind, sind meiner Meinung nach mit großer Vorsicht zu genießen. Untersucht wurden Standardsituationen die in keinster Weise variabel sind. (Kugelstoß und Freistoß aus gleicher Position) Die Probanden waren in einem Fall erfahrene Sportler mit mittlerem Niveau (Fußballer) im anderen Fall Sportstudenten. Also Sportler die nach den alten Methoden schon 100000 mal trainiert haben und nach der neuen noch nie. Wieso sollte sich beim 100001 mal ein Riesen Trainingserfolg einstellen? Im Fall des differentiellen Trainings kann bereits die höhere Motivation (Neugiermotiv, Prinzip der Variation der Trainingsbedingungen, dadurch bewußtere Ausführung der neuen Übungen) zum positiven Effekt führen.

Wie ist es aber, wenn die Bedingungen von Haus aus nicht immer identisch sind (wie in jeder Ballsportart in jeder Spielsituation) Zwei Anfänger spielen sich den Ball von Haus aus so chaotisch zu, dass man nicht von einschleifen sprechen kann. Es ist bekannt und das kann nun wirklich keiner wegdiskutieren, dass die Qualität des Schlages (im Hinblick auf den Ball nicht die Schlagbewegung!) schneller besser wird wenn ein Trainer zuspielt, als wenn die zwei Anfänger miteinender spielen (zu 90% Bällesammeln!) und der Trainer dahinter steht und korriegiert. Hier führt eine Reduktion der variablen schneller zum Erfolg.

Meine Lösung in der Praxis und auch die vieler anderer Trainer, ist es die Aufmerksamkeit der Spieler nicht auf die Übung und nicht auf die Schlagausführung, sondern auf den Ball und die Wirkung des Schlags zu lenken. Die meisten Spieler spielen eine Übung, achten aber nicht auf die Qualität ihrer Bälle. Hier liegt meiner Meinung nach der Schlüssel zur Verbesserung. Wichtig ist auch, wenn man Elemente des Differenzielen Trainings einbaut, dass man Zielorientiert arbeitet. (Dies ist beim Kugelstoß und Torschuß der Fall! Trotz differentieller Bedingungen geht es immer darum die Kugel möglichst weit zu stoßen oder den Ball an eine bestimmte Stelle im Tor zu bringen) Ich bin mir sicher, wenn alle nur nach dem differentiellen Modell trainiert hätten die letzten 15 Jahre und einer wäre gekommen, mit dem was heute üblich ist, wären die Ergebnisse genau andersherum, also kontra differentielles Training und pro Einschleifen. Bei vielen TT Spielern und auch bei vielen Guten, schaut man, auf die Frage nach der Qualität ihrer Schläge bei egal welcher Übung, meist in leere Augen. Man spielt die Übung weil man sie immer so gespielt hat! Wenn ein Ball anders, hoch, passiv ... kommt spielt man ihn wieder rüber damit die Übung läuft statt zu punkten. Solange die Spieler nicht wissen was das Ziel ist, ist die Methode egal und hier sehe ich oft die Gefahr, dass man bei neuen Methoden nur die Methode sieht und das Ziel aus den Augen verliert oder nicht mehr auf die Qulität des Training mit der einen oder anderen Methode achtet.

Abschließend denke ich, dass alle Methoden und Modelle ihre Berechtigung haben und jede radikale Aussage, nur so und nicht anders, falsch ist. Prof Schöllhorn schreibt sogar selbst im Differentiellen Lernen ist die Monotonie eine Variation der Variation (hört sich geil an!) Wichtig ist, dass ein Sportler bei seiner Tätigkeit ein Ziel vor Augen hat und das was er tut hinterfragt und nicht einfach etwas macht, nur weil man's schon immer so gemacht hat. Das gleiche gilt für die Trainer.
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Gruss Lukas

Die beste Art die Zukunft vorherzusagen, ist, sie selbst zu gestalten. (Alan Kay)

Geändert von Lukas K. (09.01.2007 um 15:55 Uhr)
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