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Doppelte Spielberechtigung
Ein interessantes Thema, zu welchem Meinungen erwünscht sind. Der Schriftverkehr erläutert die Thematik:
Zitat:
Von: Weber Günter
Gesendet: Mittwoch, 10. Januar 2007 17:46
An: Thomas Weikert; Claudia Ebel; Dirk Schimmelpfennig; Eberhard
Schöler; Ella Lauer; Gerhard Schnabel; Heike Ahlert; Holger Krützfeldt;
Rainer Kruschel; Manfred Sauerbrei; Matthias Vatheuer; Rolf-Jürgen Feuckert
Betreff: Spielberechtigung für einen Verein
Sehr geehrter Herr Weikert,
sehr geehrter Herr Kruschel,
da ich seit zwei Monaten nichts mehr von meiner Anregung erfahren habe, die - bei Timo Boll ja auch schon aufgeweichte - exklusive Spielberechtigung für einen einzigen Verein ein ganz klein wenig zu lockern (zunächst testweise beschränkt auf unterschiedliche Landesverbände, unterhalb Verbandsliga, nur bei Ausbleiben eines Widerspruchs aller betroffenen und vorher informierten Vereine), möchte ich noch einmal an den Grundgedanken erinnern:
Nach dem letzten Spiel der Hinrunde bin ich einmal mit den Tischtennis-Kameraden der I. und II. Mannschaft des TuS Montabaur dem Gedanken nachgegangen, zu welchem Zeitpunkt Tischtennisspieler ihre aktive Laufbahn beendet haben, also wie viele Tischtennisspieler nicht aufgrund von Tod, Krankheit oder altersbedingt ihre Laufbahn beendet haben. Dabei fielen uns insgesamt 43 männliche Aktive (nicht nur unseres Vereins sondern auch der Nachbarvereine) ein, deren persönliche Verhältnisse mindestens einer von uns kannte. Von diesen hatten 22 während des Studiums mit Unterbringung-in-eigener Bude an entfernter Uni/Hochschule/Fachschule und fünf während der Zeit längerer beruflicher Abwesenheit den Schläger an den Nagel gehängt.
Aufgrund der besonderen Lage von Montabaur mögen diese Zahlen ein wenig überrepräsentativ sein, ich bin mir aber sicher in der Einschätzung, daß mindestens die Hälfte der Tischtennis-Karrieren, die nicht aus gesundheitlichen Gründen beendet werden, in Zeiten ihren Abschluß finden, in denen die Spieler kein exklusives Zuhause haben, in der Regel also während der Woche ihrem Studium, ihrer Ausbildung oder ihrem Beruf von einer Zweitwohnung ausgehen und die meisten Wochenende dort verbringen, wo sie ihren Hauptwohnsitz haben.
Selbstverständlich mag auch die dadurch bedingte Unruhe im Leben dieser ehemaligen Sportskameraden mit dazu beigetragen haben, den Tischtennissport aufzugeben. Aber meiner Meinung nach steht fest, daß der Hauptgrund für das Karriereende darin zu suchen ist, daß diese ehemaligen Sportler nicht wettkampfmäßig sowohl am Studien-/Arbeitsort als auch am Heimatort an die Platte gehen konnten.
Wenn Sie diese Gedanken nachverfolgen, dürfen Sie nicht von sich selbst ausgehen, für die der Tischtennissport ihr (auch berufliches) Leben ist und für die es eine Selbstverständlichkeit ist oder zumindest war, jede Woche zweimal zum Training zu gehen und die Meisterschaftsspiel-Termine freizuhalten. Vielmehr müssen Sie von der Masse all derer ausgehen, die vor jedem Trainingsabend schwanken zwischen Computer, Fernsehen, Kino, Disco einerseits und Umziehen, Tasche packen, Schweiß-nass werden, Duschen andererseits.
Für diese Masse genügt ein einziges Kriterium, um den Anschluß zu verlieren. Wie beispielsweise ein Studienort oder der einer langjährigen Arbeitsstelle, an dem man auch das ein oder andere Wochenende verbringt. Schließt man sich dort einem Verein an und nimmt an den Trainingsabenden teil, ist man sich von vornherein des immer stärker wachsenden psychologischen Drucks bewußt, für diesen Verein auch die Meisterschaftsrunde zu bestreiten, zumindest gelegentlich zu spielen.
Einige, wie offenbar Sie, Herr Kruschel, werden ohne Schwierigkeiten mit dieser Belastung fertig. Ich verwette aber meinen Kopf - und das kann ich leicht, weil ich seit anderthalb Jahren exakt in dieser Situation stecke - belastet das doch sehr. Umgekehrt möchte man auch nicht seine bisherigen Kameraden im Stich lassen, erst recht nicht, wenn, was nicht selten der Fall ist, dann eine ganze Mannschaft auseinanderfällt oder durch Nachrücken eine untere Mannschaft abgemeldet werden muß (wie beim TuS Montabaur, der noch exakt 10 wirkliche Aktive hat und bei dem die II. Mannschaft - 4 Spieler - abgemeldet werden muß, wenn ein Spieler in die I. - 6 Spieler - aufrücken muß´). Jedenfalls bin ich sicher - und die obige Statistik spricht ganz klar für meine These - daß ein solcher Zwiespalt bei nicht ganz 'Sattelfesten' dazu führt, daß man zunächst den ersten Trainingsabend 'schlabbern' läßt, dann weitere. Denn immer wieder muß man ja auf die Frage gefaßt sein: "Wann spielst du denn endlich auch für uns?" (In den anderthalb Jahren mir beim TuS (Neuss-) Reuschenberg schon mindestens hundertmal gestellt). Und dem Nicht-ins-Training-Gehen folgt die Angst vor der Blamage, ohne Training beim Heimatverein an die Platte zu gehen - die zur ersten Absage führt, der dann weitere folgen, und der Spieler ist für den Tischtennissport verloren.
Wie Sie selbst wissen, ist Tischtennis - etwa im Gegensatz zu Fußball - eine Sportart, die man noch bis ins hohe Alter wettkampfmäßig betreiben kann. Angesichts dessen ist es erstaunlich, wie viele Spieler schon in jungen Jahren dem Sport verloren gegangen sind.
Stellen Sie doch einmal selbst eine Statistik auf, in welchem Alter der größte Aderlass eintritt, und Sie werden mit Sicherheit meine Beobachtungen bestätigt finden.
Warum also nicht einmal testweise - durch Erfahrung wird man klug, und vielleicht ergeben sich daraus andere flexible Lösungen - eine Lockerung einführen wie die von mir vorgeschlagene: Ein Spieler darf in einem zweiten Verein an den Meisterschaftsspielen teilnehmen, wenn
- beide Vereine in Klassen unterhalb der 1. Verbandsliga spielen;
- beide Vereine einem anderen Landesverband angehören (damit sich die beiden Vereine nicht in die Quere kommen können);
- alle Vereine der beiden betroffenen Spielklassen - seit 'click-tt' kein Problem mehr, also in Minutenschnelle erledigt - vor Beginn des Spieljahres über das Gesuch der Doppelspielberechtigung (mit vom Antragsteller zu liefernder Begründung) unterrichtet und befragt wurden und innerhalb einer Frist von z.B. zwei Wochen nicht widersprochen haben.
Diese Regelung könnte zunächst einmal für einen begrenzten Zeitraum wie etwa 2-3 Jahre beschlossen werden.
Der Wettbewerb kann nicht verfälscht werden, weil ja schon beim leisesten Verdacht einer Manipulation zum Zwecke des Aufstiegs oder der Verhinderung eines Abstiegs mindestens eine der betroffenen Mannschaften Widerspruch erheben würde. Vereine, die bekannt sind für bedenkliche Spielertransfers, würden also mit Sicherheit nie in den Genuss einer solchen Ausnahmegenehmigung kommen.
Und dem DTTB könnten nur Vorteile, aber kein Nachteil, entstehen, weil durch diese Zustimmungsregel schon im Vorfeld alle Zweifelfälle verhindert würden. Bewährt sich die Regel, kann also festgestellt werden, daß weniger Spieler als bisher verloren gehen, kann sie ja behutsam ausgedehnt werden.
Und die China-Regelung erhielte eine gewisse juristische Stärkung, nämlich daß es eine weitere Ausnahme gibt für Fälle, in denen eine Verfälschung des Wettbewerbs ausgeschlossen ist.
In jedem Falle danke ich für Ihre - erneute - Aufmerksamkeit.
Mit sportlichen Grüßen.
Dipl.-Ing. Günter Weber
Starenweg 30
41466 Neuss(-Reuschenberg)
Telefon: 0211-6698-143
Telefax: 02131-2917197
Handy: 0171-8126461
E-Mail: weber@markt-intern.de
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Folgende Antwort kam vom Leistungssportreferenten des DTTB, Rainer Kruschel:
Zitat:
Von: Rainer Kruschel
Gesendet: Dienstag, 16. Januar 2007 11:31
An: Günter Weber
Cc: Thomas Weikert; Claudia Ebel; Gerhard Schnabel; Heike Ahlert; Holger Krützfeldt; Manfred Sauerbrei; Ella Lauer; Rolf-Jürgen Feuckert; Matthias Vatheuer; Dirk Schimmelpfennig; Eberhard Schöler
Betreff: AW: Spielberechtigung für einen Verein
Sehr geehrter Herr Weber,
in Abstimmung mit unserem Präsidenten, Herrn Thomas Weikert, darf ich Ihnen nochmals zum Thema Spielberechtigung für verschiedene Vereine schreiben und damit ihre Nachricht per E-Mail vom 10.01.2007 beantworten.
Wir haben Ihnen zu diesem Thema bereits unsere - bis heute gültige - Meinung dargelegt und nicht versprochen, mit Ihnen in einen ständigen Dialog zu treten. Das können wir bei der Vielzahl an Mitgliedern auch gar nicht leisten, weshalb wir Sie um Verständnis bitten, sollten wir Ihnen gegenüber zu diesem zukünftig Thema keine Stellung mehr beziehen. Das bedeutet nicht, dass wir stur und unverrückbar in alle Ewigkeit daran festhalten werden, es bedeutet allerdings eindeutig, dass wir weiterhin zur Zeit gegensätzlicher Auffassung sind und von uns aus keine Antragstellung in diese Richtung betreiben werden.
Die sogenannten Drop-Out-Quoten sind, nicht nur in unserer Sportart, tatsächlich ein sehr ernst zu nehmendes Thema, dem sich alle Sportverbände stellen müssen. Wir sind allerdings nicht der Auffassung, dass die Spielberechtigung für verschiedene Vereine ein Schritt in die richtige Richtung zur Lösung dieses Problems ist.
Ihre Mühe bei der Erfassung von Daten, die Ihre Meinung angeblich untermauern, ist sehr lobenswert und zeigt, wieviel 'Herzblut' Sie in unsere Sportart inverstieren. Aber Sie haben selbst geschrieben, dass Ihre Daten zum einen nicht repräsentativ sind und zum anderen Sie ja auch nicht explizit gefragt haben, welcher Grund dem Ende der sportlichen Karriere zuzuschreiben ist (Stichwort: Validität). Das ist Ihre ganz persönliche Interpretation, die Sie uns allerdings nicht zugestehen. Da hilft es auch nicht, dass Sie wiederholt das 'hinkende' Beispiel einer Spielberechtigung 'zwischen' den Spielzeiten anführen, wie es im Profibereich eingeführt wurde.
Sehr geehrter Herr Weber, wir können Ihnen nur raten auf anderen Entscheidungsebenen (Kreiz/Bezirks/Verband) Überzeugungsarbeit zu leisten, um Ihr Anliegen voranzutreiben. Vielleicht gelingt es Ihnen ja entsprechende Mehrheiten zu finden, die ggf. für eine Antragstellung auf Bundesebene ausreichen.
Mit freundlichen Grüßen
DEUTSCHER TISCHTENNIS-BUND
Rainer Kruschel
Leistungssportreferent
Otto-Fleck-Schneise 12
60528 Frankfurt am Main
Tel.: 0 69 / 69 50 19 -19
Fax: 0 69 / 69 50 19 13
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Wie ist die Meinung anderer hierzu?
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