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Hi! Ein wenig verspätet, aber mir ist dies Thema so wichtig, dass ich doch noch mal einiges dazu sagen will. Teils ist es auch eine Art kleine Zusammenfassung der einzelnen Punkte des Threads.
Vorweg zu diesem Thema eins ganz allgemein:
Der Vorfall zeigt wieder einmal, dass man nichts zu schnell be- bzw. verurteilen sollte. Mit jedem Foren-Beitrag und Artikel, den ich dazu laß, änderte sich meine Auffassung ein wenig, da ich immer mehr Fakten und Hintergründe mitbekam.
Für mich steht aber fest:
1. Man darf als Spieler nie aufgeben! Selbst wenn man sich noch so sehr benachteiligt und ungerecht behandelt fühlt. Denn der moralische Gewinner zu sein - so fühlte sich sicher Hongi im ersten Moment; noch verstärkt dadurch, dass, wenn stimmt, was im Betinger Bericht steht, selbst Berliner Zuschauer den Schiri ausgewechselt haben wollten - nützt einem später nicht mehr viel. Tatsächlich hat man verloren, wenn auch möglicherweise zu Unrecht.
Das gilt natürlich um so mehr
- für einen Profi und
- in einem Mannschaftswettkampf, wo das ganze Team betroffen ist und
- wenn die resultierende Niederlage - so wie es hier wahrscheinlich war - den Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft kostet.
2. Was mich am - sonst so extrem fairen und sportlichen - TT am meisten stört, ist, dass die Regeln (meist eben den Aufschlag betreffend) von Schiedsrichtern nicht umgesetzt werden (können).
Es ist einfach schlimm, wenn extreme Regelverstöße kaum geahndet werden, so dass Spieler, die die Regeln nicht einhalten, in so manchen Fällen dadurch gewinnen können.
Und das ist auf den untersten Ebenen noch schlimmer als auf den oberen, da jeder, der, selbst wenn nur in Extremfällen, Aufschläge wegzählen will, von Gegnern und gar eigenen Teamkameraden angepöbelt wird. Obwohl er gerade Unsportlichkeit verHINdert, wird er plötzlich selbst als kleinkariert und unsportlich dargestellt.
So ist es auch kein Wunder, dass es auch auf höheren Ebenen eingebürgert ist, das meiste durchgehen zu lassen.
Und nur dadurch kann es zu solchen Problemen kommen. Denn ein Schiri, der durchgreift, ist für sehr viele der Buhmann.
Und das unabhängig davon, ob er - was wohl die häufigere variante ist - nur der Gerechtigkeit dienen oder sich tatsächlich hauptsächlich in den Vordergrund spielen, seine Macht beweisen wollte.
a) * Natürlich muss ein Schiri konsequent sein. Er darf nicht innerhalb eines Matches bzw. kompletten Punktspiels mir zweierlei Maß messen.
Das ist ja auch das, was die Spitzenspieler fordern: eine klare Linie!
* Wenn es dann noch zu schaffen wäre, dass alle Schiris die klare Linie auf dem GLEICHEN Level hätten, wäre es natürlich noch besser, denn nur dann können sich die Spieler darauf einstellen und sind nicht jedes Mal davon abhängig, wie kleinlich/großzügig nun dieser oder jener Schiri ist.
b) * Auch das Einfordern von Regeleinhalten und somit Gerechtigkeit durch Trainer/Manager empfinde ich nicht als falsch.
- Einerseits weil die Spieler selbst ja z.B. oft so fair sind, dass sie so etwas nicht tun (s. Timo nach dem Regelverstoß von Liu in Qatar) und
- andererseits, weil eingeforderte Gerechtigkeit immer noch besser ist als gar keine.
* Nur darf dies Mittel natürlich nicht unsportlich eingesetzt werden - z.B. erst in besonders entscheidenden Momenten oder bei kleineren Verstößen, die man sonst akzeptiert hätte. Denn dann ist das Ziel meist nicht Gerechtigkeit, sondern den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen.
c) Natürlich kann man nicht von einem Turnier oder Spiel auf ein anderes schließen. Wie Andreas schon gesagt hat, machen manche Spieler in verschiedenen Situationen verschieden korrekte Aufschläge - ob nun bewusst, um sich einen Vorteil zu verschaffen oder unbewusst, aus Nervosität etc..
Zu Hongi speziell noch:
Mich wundert es ja schon sehr, dass ausgerechnet eine gebürtige Chinesin sich so schlecht unter Kontrolle hat - sie sind ja sonst so für ihre Disziplin bekannt.
Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass es Hongi hinterher ähnlich ging und sie über sich selbst erschreckt war.
Sicher ist sie nicht stolz drauf, ihrer Mannschaft mit dieser - wenn auch wohl verständlichen - Reaktion die Finalchancen verbaut zu haben.
Wenn Manager und Trainer nicht nur in der Öffentlichkeit (als erste Reaktion) hinter Hongi stehen, sondern tatsächlich finden, dass es richtig war das Spiel abzubrechen - dann gibt es allerdings, finde ich, nur einen Weg für sie: nämlich mit allem Nachdruck genau den oben angesprochenen Themen nachzugehen, um für eine Verbesserung zu sorgen! Tun sie dies nicht, wäre das eine Art Eingeständnis, dass die reaktion eben doch übertrieben war.
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