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Rückzug - VfB-Tischtennis endgültig ohne Damen-Team
Lübecker Nachrichten vom 9.6.02
Lübeck - Noch 1998 hatte Lübeck das beste Damen-Tischtennisteam der Welt. Mit Olga Nemes, Jing-Tian Zörner, Ni Xia-Lian, Mihaela Steff. Vier Jahre später ist die große Ära im Damen-Tischtennis des VfB Lübeck endgültig vorbei. Nach dem Rückzug aus der Zweiten Liga im April wird es überdies keine Damen-Mannschaft mehr im tradionsreichen Verein geben. "Es ist die sauberste Lösung", so VfB-Abteilungsleiter Eckhard Evers.
Vorangegangen war eine Abteilungsversammlung, "in der einstimmig der Verzicht auf ein Damen-Team beschlossen wurde" (Evers). Die Gründe für den Rückzug sind die gleichen wie schon 1999 beim Niedergang des damaligen Bundesliga-Teams der VfB-Herren: Es fehlte, selbst für eine Mannschaft in der Viertklassigkeit, das Geld. "Wir haben die vergangene Saison mit einem Minus von etwa 10 000 Mark abgeschlossen", so Evers. Obschon dicht vor dem erneuten Bundesliga-Aufstieg, war der Verein in der vergangenen Serie ständig klamm. Nicht zuletzt durch die fehlenden 30 000 Mark, die Damen-Teamleiter Holger Krützfeldt (demnächst in Tostedt in der Bundesliga) an Sponsoren-Geldern vor Saisonbeginn versprochen hatte. So engagierte sich Trainer Anders Johansson nahezu ehrenamtlich, wartet die Schwedin Jennie Lindström bis heute auf Zahlungen aus der kompletten Rückrunde. Evers: "Die Mädels haben trotzdem gespielt, eine großartige sportliche Einstellung."
Bis Ende Mai bastelte der 53-Jährige zumindest an einer Oberliga-Mannschaft. "Drei Mädels hatten wir schon. Als aber die Itzehoerin Marle Burde absagte, war die Mannschaft gestorben", sagte Evers, der versicherte: "Ich hätte gerne weiter gemacht."
Doch es wird weiter gehen im VfB-Tischtennis. Nunmehr bestimmen die Herren das Bild. Wie schon in den 70er, 80er und frühen 90er Jahren, als die Lübecker mit dem Gewinn des Europacups (1992, '94) zu den stärksten Teams des Kontinents zählten. "Wir starten einen Neuanfang", berichtet Wolfgang Mohr, Teamchef des Oberliga-Teams. Ziel: Aufstieg in die Regionalliga, die dritte Liga.
Dazu hat sich der VfB kräftig verstärkt. Mit Rafael Schulz (TSV Glinde, Nr. 5 in Hamburg), Tomasz Lisinski (Nr. 3 vom Liga-Konkurrenten TTC Bad Schwartau), Marc Mussäus (Nr. 1 vom TTC Bad Schwartau) und Lars-Oke Greve aus der eigenen Jugend. Der 16-Jährige steht für Mohrs Philosophie: "Wir wollen wieder mit jungen, hungrigen Leuten, vor allem aus der Region, aus dem Tal heraus."
Und das mit kleinem Geld. Wurden früher noch bis zu 800 000 Mark pro Jahr ins Lübecker Herren-Tischtennis gepumpt, weist der Etat 2002/2003 jetzt 12 500 Euro aus. "Wichtig ist die Identifikation der Spieler mit dem Verein", sagt der frühere Bundesliga-Spieler Claus Mattern, 41, Leitfigur der Mannschaft. "Wir bauen was auf. Wir wollen Fans und Sponsoren zurück gewinnen. Wir werden sehen - Tischtennis in Lübeck ist nicht tot." CR
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