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Zitat von Carstens_Brüderchen
Zur Information: Bei Mördern, Kinderschändern, Vergewaltigern etc. ist es durchaus üblich, dass eine Freilassung an einer entsprechend erkennbare Reue und/oder an einer guten Sozialprognose festgemacht wird. Diese Sozialprognose bedeutet nicht nur, dass jemand wieder in Form von Arbeit in die Gesellschaft integriert werden kann, sondern auch, dass er sich psychisch, sozial und gesellschaftlich derart gefestigt hat, dass man ihn auf die Welt hier draußen los lassen kann.
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Hierbei geht es um vorzeitige Entlassung. Da kann ich schon verstehen, daß im Fall Klar sich nicht das Gefühl aufdrängt, er sei ein großer Anhänger unseres Gesellschaftssystems.
Der Eröffner des Threads sprach sich aber dafür aus, daß solche Leute gar nicht mehr freigelassen werden sollten. Das halte ich dagegen für völlig verfehlt.
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Zitat von Carstens_Brüderchen
Bei lebenslänglich Verurteilten greift z.B. oft der Fall der "Sicherheitsverwahrung", um ein Rückfälligwerden gar nicht erst zu ermöglichen. Im Zuge dessen werden umfangreiche psychische Gutachten erstellt und abgeglichen. Erscheint jemand immer noch latent gefährlich, bleibt er drin.
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Das ist wohl eher ein Instrument, welches bei Trieb- und Suchttätern angewendet wird. Bei Mord ist die Rückfallquote verschwindend gering.
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Zitat von Carstens_Brüderchen
Nun räume ich ein, dass ein Christian Klar nicht wegen einer abweichenden politischen Meinung festgehalten werden dürfte - dann wäre er ein Politischer Gefangener. Das ist er jedoch m. E. nicht.
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Das ist ein Knackpunkt der ganzen Geschichte. Schon die ersten RAF-Gefangenen sahen sich als Politische Gefangene.
Wenn man bedenkt, daß die Linken ab Mitte der 60er ziemlich konsequent und hart verfolgt wurden, ihre Strafen oftmals unangemessen hoch ausfielen (Baader erhielt 3 Jahre Haft wegen eines Brandanschlags auf ein Kaufhaus ohne daß dort Menschen zu Schaden kamen) und vor allem daß extra gegen sie neue Gesetze erlassen wurden, dann drängt sich der Verdacht der politischen Verfolgung schon auf.
Ein ähnlich hartes Durchgreifen gegen die Rechte Szene war bislang noch nicht zu beobachten.
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Zitat von Carstens_Brüderchen
Er ist ein mehrfacher Mörder, der eine lebenslängliche Haftstrafe zu verbüßen hat. Die besondere Schwere seiner Taten und seine fortgesetzte Uneinsichtigkeit sind in Kombination zu betrachten und erlauben der Justiz die momentane Vorgehensweise.
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Mutige Aussage. Meines Wissens konnte ihm kein einziger Mord persönlich nachgewiesen werden. Verurteilt wurde er für die Taten der RAF, deren Mitglied er nachweislich war. In anderen Fällen werden solche Strafen ohne Beweise nicht ausgesprochen, schon gar nicht in dieser Höhe. Ein weietres Indiz dafür, daß man rechtstaatliche Prinzipien zugunsten eines Exempels nicht so genau nahm.
Außerdem sind die gegen RAF-Mitglieder ausgesprochenen Strafen längst überholt.
Zitat aus Wikipedia: Aus mehreren lebenslangen Freiheitsstrafen wird nach § 54 Abs. 1 StGB nur eine lebenslange Freiheitsstrafe als Gesamtstrafe gebildet. Diese Regelung wurde durch das 23. StrÄndG von 1986 (BGBl. I S. 393) eingeführt. Seither sind Urteile wie "zweimal lebenslang wegen Doppelmordes" nicht mehr zulässig.
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Zitat von Carstens_Brüderchen
Herr Klar hat damals offenbar im Bewusstsein gehandelt, dass Mord legitim sei - aus welchen Gründen er diese Legitimation auch immer gezogen haben mag. Offensichtlich hat sich an seiner Sicht der Dinge nicht viel geändert. Ist jemand diesen Schlages in Deinen Augen wirklich gesellschaftlich integrierbar?!
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Er ist wohl schon deshalb nicht integrierbar, weil er das gar nicht will. Darüberhinaus ist er auch genauso gut bzw. schlecht integrierbar, wie viele andere Starftäter, von denen man schon am Gefängnistor weiß, daß er bald wiederkommen wird.
Bei Schwerkriminellen ist z.B. die Rückfallquote extrem hoch, sie zeigen selten Reue und werden nur für die Taten bestraft, die man Ihnen zweifelsfrei nachweisen kann. Und dennoch sind sie eine Gefahr für die Gesellschaft, die nicht unbedingt geringer ist.
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Zitat von Carstens_Brüderchen
Ich möchte jedenfalls nicht, dass meine Kinder eines Tages per Zufall im Schulbus sitzen, der an der Ampel neben der Limousine des Generalbundesanwalts steht, während Herr Klar den Kollegen samt Kühler und Getriebe mit einigen Kilo Sprengstoff ins Nirvana pustet - wohlwollend in Kauf nehmend, dass sich die vorgenannten Autoteile mit maximaler Drehzahl durch die Gesichter meiner Kinder schrauben!
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Schön geschildert und ich möchte mir das für meine Kinder auch nicht vorstellen.
Aber: Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines RAF-Attentats zu werden ist für mich ziemlich gering. Wenn Herr Klar in meiner Nähe einziehen würde hätte ich vor ihm keine Angst. Wenn dagegen ein bekannter Drogen-Dealer oder ein Triebtäter in meiner Nähe wohnen würde hätte ich ein viel größeres Problem. Darüber redet aber niemand. Mit dieser Gefahr muß man halt leben. Hauptsache die RAF-Mitglieder bleiben in Haft. Da haben manche Vertreter von Politik und Justiz m.E. den Blick für die Realität verloren und leiten die Öffentlichkeit in die Irre.