@ Dr. Block
Daß die Spinumkehr völlig unabhängig vom Schlag stattfindet kann man sicherlich nicht sagen, denn dann wäre es völlig unerheblich, wie ich schlage, ich würde dann nur noch Länge und Höhe des Balles bestimmen.
Spielt der Gegner eine TopSpin und spiele ich dann einen Noppentopspin dagegen, dann wird bspw. (wenn er denn draufgeht, was sicherlich nicht so einfach ist) definitv nicht ein solcher Unterschnitt im Ball sein, als wenn ich geblockt hätte. Ich würde sogar sagen, es wird ein Ball ohne Schnitt oder sogar ganz leichtem TopSpin sein, allerdings mit sehr wenig Tempo.
Wahrscheinlich muß man sich, um diese Frage zu beantworten erst mal in die Noppenphysik reindenken
(

ACHTUNG

Theorie

jetzt wird's hart

- ich bin beileibe kein Physiker, deshalb verzeihe man mir die völlig falsche Verwendung

physikalischer Begriffe).
Es gibt ja nun verschiedene Theorien, woher die Spinumkehr kommt:
Theorie 1: Die Noppen besitzen eine so geringe Oberfläche (in Relation zu einem normalen Backside-Belag), daß diese kaum ausreicht, dem Ball Eigenrotation zu geben - er rutscht über die Noppen und behält seine ursprüngliche Rotation.
Theorie 2: Die Noppen knicken um und ... was auch immer ...
Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Daß die Noppen umknicken, ist schon mal definitiv richtig. Ich habe mal so eine Supersupersuperzeitlupenaufnahme eines Feint Long gesehen, in der Millisekunde, in der er den Ball trifft, und da sind fraglos Noppen umgeknickt. Allerdings denke ich, daß das jetzt nicht zu irgendeiner "Katapultwirkung" oder so was führt, sondern daß daraufhin der Effekt aus Theorie 1 einfach noch unterstützt wird:
TopSpin-Ball trifft auf, Noppen wollen dem Ball eine neue Rotationsrichtung geben, können dies aber kaum, da einerseits die Oberfläche zu gering ist. Zusätzlich ... ich grüble jetzt schon 5 Minuten, wie ich das schreibe

... also da ist grundsätzlich schon Energie da, die die Noppen auf den Ball übertragen könnten, um ihm Eigenrotation zu verleihen (wenn auch nicht viel). Diese Energie verpufft aber dadurch, daß sie die Noppen zum Umknicken bewegt und nicht zur Übergabe der Rotationsenergie an den Ball.
Eine 1,0mm lange Noppe müßte nach einer reinen Theorie 2 eigentlich die gleiche Spinumkehr erzeugen, wie eine 1,6mm lange Noppe mit der gleichen Oberfläche. Tut sie aber eben nicht wegen Theorie 2, denn während die 1,0-Noppe ihre ganze Reibungenenergie aufgrund ihrer "Starrheit "abgeben kann, fließt die Energie bei den 1,6-Noppen (auch) in das Umknicken.
Was folgt nun daraus für die Frage
Grundsätzlich kann ich mit Langen Noppen selber Spin erzeugen, jedoch umso weniger, ja glatter die Oberfläche ist (einfach glatt oder behandelt) und je eher die Noppen Umknicken (hohe aspect ratio, weiches Material, weiter Noppenabstand). Folglich kann ich durch meine Schlagbewegung selber Spin erzeugen (bspw. durch eine TopSpin-Bewegung), wenn auch nicht viel. Es ist also auch für den Spin nicht egal, wie man den Ball schlägt.
Nun scheint es mir zusätzlich auch wahrscheinlich, daß die Noppen abhängig von der Schlagbewegung mehr oder weniger zum Umknicken tendieren. Treffe ich den Ball extrem tangential, dann müßten sie eigentlich eher umknicken, als wenn ich den Ball voll treffe. Jetzt könnte man noch spekulieren wie ich denn den Ball in welcher Situtation idealerweise treffen muß, aber das geht selbst mir zu weit, vielleicht möchte ja jemand anders weitergrübeln ... ... hat überhaupt jemand bis hier hin gelesen
Okay - noch was zur Spielsituation:
Erste Taktik gegen diese Unterschnitt-Aufschläge wäre kurz zu bleiben. Wenn der Ball richtig tückisch direkt hinter dem Netz runtergeht, dann ist es mit dem TopSpin schon mal Essig (okay - flippen oder über dem Tisch schießen geht natürlich immer noch).
Zweite Taktik wäre genau das Gegenteil - gegen viel Unterschnitt mit voll Druck angreifen (gegendrücken) und damit eine Spielsituation erzeugen, als wenn ein normaler Spieler den Aufschlag angezogen hätte, denn war viel Unterschnitt im Aufschlag, wird der Return jetzt zu einem echten Angriffs-TopSpin.
Dritte Taktik: Noppentopspin ziehen. Ist zwar schwierig, verwirrt aber viele Gegner eine Zeit lang. Sieht nach tierisch was aus ist aber eigentlich nur ein leerer Ball mit ganz wenig Tempo. Ein reflexartiger Block des Gegners dürfte dann öfter mal kaum das Netz erreichen.
Das falscheste, was man machen kann (was ich aber auch in 2/3 der Fälle mache

) ist aus Angst passiv zu bleiben und nur die Kelle hinzuhalten, denn dann kriegt der Aufschläger meist genau das, was er haben will: Einen halbhohen Ball ohne Spin oder mit leichtem TopSpin, ideal zum Abschießen oder harten Ziehen.
Generell gilt aber, daß das einfach eine gute Taktik gegen Lange Noppen ist, die eben zu einem gewissen Grad immer ausrechenbar bleiben, wenn man als Gegner den Kopf anschaltet. Deshalb gibt es wohl auch niemanden, der mit einem solchen Belag in die absolute Weltspitze (Top 20) vorstoßen kann. Wir sind eben eigentlich gehandicapt ...
Ich hoffe, es war nicht mehr als die Hälfte hiervon Unsinn, aber ich mußte meinem Namen ja mal Ehre machen
Ciao
Mr. Material-Ecke
------------------
Marc Heczko:
www.heczko.de
Email: marc.heczko@tt-news.de - material@tt-news.de - tests@tt-news.de
Blau-Gelb Elze Tischtennis:
www.planet-interkom.de/marc.heczko
----------------------
[Diese Nachricht wurde von Mr. Material-Ecke am 05-09-2000 editiert.]