Hoi zäme
Nach nun ca. 2 Monaten Testerei mit dem Neptune möchte ich nun dem Belag ein eigenes Thema widmen. Wäre schön, wenn andere Tester dieses Belags sich am Thema beteiligen würden. Der Belag wurde von mir mit unterschiedlichen Schwammstärken und Farben getestet. Ein rote OX-Version vermöchte nicht zu überzeugen, da schon am ersten Abend die ersten Noppen abgebrochen sind und diese Version sehr wenig Schnitt erzeugen konnte. Im Lehrgang von letzter Woche hatte ich eine schwarze Version drauf mit 1.0 mm Schwamm. Der Backspin auf Topspin war hier sehr stark und ich hab den Eindruck gewonnen, dass mehr Schwamm bei tangentialem Treffpunkt auch mehr Schnitt erzeugt. Andererseits ist man gegenüber langsamen und schnittleeren Bällen sehr empfindlich und die Bälle landen ohne aktive Schlagtechnik öfters im Netz.
Einen ausführlichen
Testbericht gibt es bei unseren Freunden in Australien zu geniessen. Ich habe zum Teil ähnliche Erfahrungen gemacht in Punkto Schlägerneigung: Bei eher senkrechtem Schlägerblatt spielt sich der Neptune eher wie ein Störbelag und bei eher flacher Schlägerneigung eher wie ein Noppeninnen-Belag. Die Flugkurven bei tangentialem bzw. zentralem Treffpunkt unterscheiden sich ziemlich stark. Solche Variationen in den Schlägen können einem Gegner erhebliche Probleme bereiten.
Es liess mir keine Ruhe, denn man frägt sich als Spieler von langen, griffigen Noppen unweigerlich, welches die Unterschiede bei einem gleichen Belag mit schwarzen bzw. roten Obergummi und unterschiedlicher Schwammstärke (0.6 mm bis 1.5 mm) sind. Da für mich OX-Versionen nicht in Frage kommen, hab ich die auch nicht getestet. Ich werde das jedoch zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Da die Unterschiede schwer zu eruieren sind, musste ich wieder mal Videoaufnahmen an der Ballmaschine machen. Das Video könnt ihr
hier anschauen.
Resultat der Vergleiche
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Schwammstärke eine entscheidende Rolle spielt. Bei tischnaher Verteidigung sollte die Schwammstärke kleiner als 0.8 mm sein. Mit dem schwarzen Neptune und 0.6 mm Schwamm konnte ich am meisten Backspin erzeugen. Bei dieser Spielweise erzeugt das schwarze Obergummi leicht mehr Spin wie das Rote. Trotzdem kann mit dem schwarzen Obergummi und 0.6 mm Schwamm auch aus der Halbdistanz viel Spin erzeugt werden.
Bei Schwamstärken grösser als 0.8 mm liegen die Vorteile in der langen Abwehr aus der Halbdistanz mit flacher Schlagbewegung. Hier spielt es kaum eine Rolle, ob mit dem schwarzen oder roten Obergummi gespielt wird. Die Werte für tischnahes Spiel sind gar nicht mal so schlecht und es kann mit 1.0 mm Schwamm auch gut in Tischnähe gespielt werden.
Schwammstärken ab 1.5 mm liefern grundsätzlich ein bisschen weniger Spin, sind jedoch für die Abwehr aus der langen Distanz geeignet, da die Schammstärke die nötige Power möglich wird.
TESTBERICHT mit einer 1.0 mm Version mit schwarzem OG
Schupfen
Als Rückschlag auf den gegnerischen Aufschlag und Schupfball eignet sich ein aggressiver Schupf mit leicht geöffnetem Schlägerblatt. Der Gegner kann mit Platzierung und Tempo unter Druck gesetzt werden. Werden solche Bälle vom Gegner gezogen, geraten diese öfters zu lange. Chen Weixing spielt solche Rückschläge mit seiner Noppe (früher TSP Curl P1R). Beim "Stechen" sollte der Ball möglich früh (aufsteigende Flugphase) gespielt werden.
Im Gegensatz dazu macht es als Variation auch Sinn, den Ball sehr spät und mit flachem (geöffnetem) Schlägerblatt zu spielen. Dieser Ball erhält je nach Handgelenkeinsatz leichten bis mittelstarken Unterschnitt. Diese Art von Schupf ist für den Gegner nicht sehr gefährlich, lebt jedoch von der Schnittvariation. Joo Se Hyuk spielt solche Returns mit dem Feint Long III.
Konter und Schuss
Je grösser die Schwammstärke ist, um so besser spielt sich der Belag bei dieser Art von Schlägen. Ich beginnen mal mit dem Schuss auf zu hoch geratene gegnerische Bälle. Dieser Endschlag ist absolut tödlich, da der Neptune bei starkem Handgelenkeinsatz ein brutales Tempo erzeugt. Der Schuss auf zu hohe Bälle ist technisch betrachtet ziemlich einfach zu spielen und beschert einem viele Punkte.
Etwas schwieriger wird es beim Kontern auf flache Bälle. Da der Belag bei eher senkrechtem Schlägerblatt kaum ein gebogene Flugkurve erzeugen kann, muss da tüchtig mit eine Aufwärtsbewegung nachgeholfen werden. Ich gehe mal davon aus, dass der Neptune auf der RH gespielt wird. Für ein sicheres Kontern ist es sehr wichtig mit hochgehaltenem Ellbogen als stabilem Drehpunkt und mit viel Aussendrehung im Oberarm zu spielen. Kontertechniken mit Strecken des ganzen Arm nach oben sind schwieriger zu kontrollieren wie mit Aussendrehung des Oberarm in der Schulter, wo die Hand von der Ausholphase (waagrechter Arm) zur Endphase ca. einen 90° Winkel durchschreitet.
Der Konter ist jedoch ein sehr gefährlicher Schlag, da er von noppenunerfahrenen Gegnern häufig ins Netz gespielt wird. Beim Konter mit dem Neptune ist kaum Schnitt drin und der Ball sackt ähnlich ab wie z.B. beim FS 837.
Block
Da es doch ziemlich viele Blockvariationen gibt und ich eher verteidige wie blocke, ist mir eine ausführliche Beschreibung dieser Schlagtechniken mit dem Neptune nicht möglich. Frühes passives Blocken ist sehr gut möglich, bereitet dem Gegner jedoch keine grösseren Probleme. Aktives Blocken ist da schon eher schwierig, was aber auch gefährlicher ist. Was sehr gut geht, ist das frühe Abstechen des gegnerischen Topspins. Diese Technik eignet sich auch hervorragend für Stoppbälle bei Gegnern, die aus der Halbdistanz ziehen.
Noppentopspin
Ein weiteres Highlight des Belags ist das sichere Anziehen des Balls mit der RH. Es kann mit normaler Topspinbewegung gezogen werden, wobei das Schlägerblatt tendenziell senkrecht zu halten ist. Der Ball erhält für einen Noppenbelag ungewöhnlich viel Schnitt. In Variation mit dem Konter entstehen hier verwirrende Schnitt- und Tempovariationen. Noch schlimmer für die Gegner wird es, wenn einmal mit der LN gezogen wird und ein nächstes Mal mit gedrehtem Schläger und dem Noppeninnen-Belag. Für Spieler, die nicht sonderlich gerne die RH umlaufen, um mit der VH anzugreifen, ist der Neptune ideal, da sich einem viele Angriffsoptionen bieten.
Unterschnittverteidigung
Keine Ahnung warum, aber dieser Belag ist der absolute Topspinkiller. Bei tangentialem Treffpunkt, also mit sehr flachem Schlägerblatt und massivem Handgelenkeinsatz, erzeugt der Belag in der 1.0 Schwammversion brutal viel Unterschnitt. Im Verleich mit z.B. einem Neubauer Roulette (GLN) erzeugt der Neptune sogar mehr Unterschnitt. Schon bei wenig Schnitt des Gegners rollt der Ball auf dem Boden angekommen zurück. Es ist auch sehr gut möglich, den Schnitt zu variieren. Die Abwehr erfolgt eher tangential und hat viel Backspin oder der Ball wird eher zentral getroffen und dann ist weniger Unterschnitt drin. Bei zentralem Treffpunkt in der Abwehr kann jedoch extremes Tempo und eine flache Flugkurve erzeugt werden. Spielt man gegen Leute mit viel Rotation, werden die kaum ein zweites oder drittes Mal ziehen. Viel eher werden sie den Ball hinlegen und massive Laufarbeit ist angesagt. Die Stärke des Belags ist gleichzeitig auch eine Schwäche: Gegen wenig Schnitt wie z.B. kurze Noppen oder Anti, nützt die besagte Stärke kaum und das Heil ist eher in der Schnittvariation zu suchen.
Fazit
Unterschnittverteidigung weich
Schnitt ++++ / Kontrolle +++
Unterschnittverteidiung hart
Schnitt +++ / Kontrolle ++(+)
Unterschnittblock
Schnitt +++ / Kontrolle +++
Passivblock
Platzierung +++ / Kontrolle +++
Aktivblock
Tempo & Platzierung +++ / Kontrolle ++
Schuss
Tempo ++++ / Kontrolle ++(+)
Konter
Platzierung, Tempo & Störeffekt +++ / Kontrolle ++
Noppentopspin
Schnitt ++++ (relativ zu andern griffigen LN) / Kontrolle +++
Aufschlagreturn
Insgesamt +++ / Kontrolle +++
Der Neptune ist ein äusserst anspruchsvoller Belag, der einem fast alle Möglichkeiten von LN bietet. Absolute Stärke ist das Erzeugen von extrem viel Schnitt und an zweiter Stelle das Variieren der Rotation. Für reine Block- und Konterspieler dürfte der Belag nicht sonderlich geeignet sein, obwohl der Belag einige gewichtige Angriffsoptionen bietet. Ich spiele zur Zeit beideitige lange Abwehr mit VH-Gegenangriffen. Für ein solches Spielsystem kann ich mir kaum was besseres vorstellen.
So, das war's dann mal für's erste
Martin