Muss DTTB Präsident Weikert sich entschuldigen oder gar zurücktreten?

[Rheinprinz]

Nach einem Artikel in der Welt: w.welt.de/sport/article120736228/Fuer-Chinesen-klatschen-wir-nicht.html, stellt sich für mich die Frage, ob DTTB Präsident Thomas Weikert sich entschuldigen muss oder gar zurücktreten sollte.

1. Zitat Welt:"Thomas Weikert hat es so erlebt: Zuschauer im österreichischen Schwechat, wo derzeit die Europameisterschaft ausgetragen wird, sollen – so wurde dem Präsidenten des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) berichtet – gesagt haben: "Für Chinesen klatschen wir nicht."
Ich finde es sehr sehr fragwürdig als Präsident des DTTB vom Hörensagen so etwas in der Presse zu äußern. Zumal das auch gleich von allen anderen Medien aufgegriffen wurde.


2. Zitat Welt:"Es macht mich nervös, dass so gedacht wird. Wir befinden uns hier in einer rechten Ecke", sagte Weikert gegenüber der "Welt".
"Rechten Ecke"? Meinte er damit die Österreicher, oder wenn? Die kann er ja eigentlich nicht gemeint habe, denn die hätten doch eh nicht für Deutschland geklatscht oder doch? Also kann er ja nur die wenigen treuen, deutschen Fans gemeint haben. Sind das alles "Rechte"? Sonst waren in der recht(en) leeren Halle, nur noch Funktionäre, Teammitglieder, Presse und ein paar wenige Fans anderer Nationen. Wie auch immer. Egal, ob er die Österreicher oder die deutschen Fans gemeint hat, so etwas darf ein Präsident des DTTB nicht von sich geben. Ob eine Entschuldigung reicht, um das wieder geradezubiegen, wage ich zu bezweifeln.

[$PoRt$mAnn]

Naja, so ganz klar im Kopp können diese "Fans" nicht gewesen sein, die so ein Bullshit von sich geben, vollkommen richtig, dass ein Präsident sich da voll hinter seine Mannschaft und gegen solche, angebliche "Fans" stellt. Also von meiner Seite volles Lob an die Zivilcourage des Präsidenten, Respekt!

Was ist eigentlich überhaupt daran auszusetzen, dass mehrere gebürtige Chinesinnen im deutschen Kader stehen? was ist denn an den Spielerinnen so „nicht-deutsch“ und bietet so wenig Identifikationspotential? Es geht um Tischtennis und dann sollten wohl die besten Spielerinnen mit Adler auf dem Pass auch an den Start geschickt werden oder ist das strittig?!?

Finde die Kritik geradezu absurd, wenn man sich die Alternativen mal vor Augen führt. Sollte es den Menschen aus China etwa verboten werden das diktatorische Scheißsystem in ihrem Land zu verlassen, sich hier niederzulassen und mit dem was sie vermutlich am besten können ihr Geld zu verdienen? Sollte Ihnen zudem der deutsche Pass verwehrt bleiben, wenn sie die (deutsche)Sprache beherrschen und einer Beschäftigung nachgehen? Und aus welchen Gründen sollten sie dann nicht in der Nationalmannschaft zum Einsatz kommen? Nur weil sie besser spielen als die „urdeutschen“ hier ausgebildeten Talente?

Einzig Kritik ist wohl daran auszusetzen, dass Einbürgerungen bei solchen sportpolitischen Entscheidungen oftmals sehr zügig und glatt über die Bühne gehen im Gegensatz zu den Hürden der normalen Einbürgerung. Auch die fehlende Möglichkeit des Doppelpasses in Deutschland halte ich für ein Steinzeit-Relikt.

[JPUYM]

Zu Zitat zwei kann man nur sagen: Totschlagargument zur Verteidigung der eigenen Politik. Menschen als rechts zu bezeichnen, weil sie sich durch andere Menschen bezüglich einer Eigenschaft nicht repräsentiert fühlen, halte ich für annähernd bis absolut intolerant und nicht sehr weitsichtig.

[vossi39]

Zitat von JPUYM

Menschen als rechts zu bezeichnen, weil sie sich durch andere Menschen bezüglich einer Eigenschaft nicht repräsentiert fühlen, halte ich für annähernd bis absolut intolerant und nicht sehr weitsichtig.

Und wie weitsichtig und tolerant sind Menschen, die "für Chinesen nicht klatschen"...Sorry aber solche Gestalten sollte man nicht auch noch verteidigen.
Ich würde sie auch nicht gleich in die Rechte Ecke schieben, aber sie sind ähnlich intolerant und engstirnig...

Und Rücktritt deswegen...Sehe ich nicht...

[Petar]

"Umgekehrt sind deutsche Spieler wie Timo Boll in China sehr populär. Im Juni gewann Deutschlands Nummer eins bei den China Open zusammen mit Lokalmatador Ma Long im Doppel. Auf die Idee, nicht zu klatschen, weil er in Hessen geboren wurde, kam im Publikum niemand."

Ha, ha, ha! Der war gut! Hat Boll für chinesische Nationalmannschaft gespielt und talentierten chin. Nachwuchsspielern Platz in der Mannschaft weggenommen?
Echt guter Vergleich. ;-)

[Jaskula]

Zitat von $PoRt$mAnn

Auch die fehlende Möglichkeit des Doppelpasses in Deutschland halte ich für ein Steinzeit-Relikt.

Auch wenn ich ansonsten voll beipflichten kann, das hier sehe ich vollkommen anders. Aus meiner Sicht muss man sich schon entscheiden, welche Staatangehörigkeit man haben möchte. Wenn man sich dafür entscheidet Deutsche(r) zu sein, dann sollte das mit allen Rechten und Pflichten und mit Identifikation sein. Dann funktioniert das m.A.n. auch besser mit der Eingliederung.
Was ist der Sinn eines weiteren Passes ?
Bewahren der eigentlichen Heimat ?
Rechtliche Vorteile ?

Beides halte ich nicht für sinnvoll.

[JPUYM]

Zitat von vossi39

Und wie weitsichtig und tolerant sind Menschen, die "für Chinesen nicht klatschen"...Sorry aber solche Gestalten sollte man nicht auch noch verteidigen.
Ich würde sie auch nicht gleich in die Rechte Ecke schieben, aber sie sind ähnlich intolerant und engstirnig...

Und Rücktritt deswegen...Sehe ich nicht...

Richtig, sehr reflektiert ist das auch nicht. Ich möchte meine Aussage auch nicht als Verteidigung verstanden wissen, sondern als Anregung nachzudenken. Dass sich Genügend Menschen finden, die eine Aussage der Art: "Für Chinesen klatschen wir nicht!" mißbilligen, aber dann doch nicht überbewerten wollen, zeigt gleichsam dein Beitrag. Der genauso wie die Aussage von Herrn Weikert eine Meinungsäußerung ist (gleich mit welchen Hintergründen) und daher einfach zu akzeptieren ist, über den sich dann aber auch jeder eine Meinung bilden darf.

Nochmal generell zur näheren Erläuterung: Dieses Nationalitätending ist eine Sache der Identifikation. Diese hat dann wiederum viele Aspekte, so zum beispiel die rechtliche, die in diesen Fällen unbestritten vorliegt. Aber eben auch eine emotionale, rationale, soziale und und und. Und es gibt nun einfach Menschen, die auf eine bestimmte Ebene leichter ansprechen. Das zu verurteilen und ausmerzen zu wollen, ist gleichmacherische Utopie.

[Petar]

Tolerant und weitsichtig sehen Europameisterschaften bei den Damen heutzutage etwa so aus: (natürlich die beste Spielerinen in Europa!)

Han Ying, Shan Xianoa, Wu Jiaduo, Zhenqi Barthel (alle DEUTSCHLAND)
Lie Jie, Li Jiao (NIEDERLANDE)
Lie Xue, Xian Yifang (FRANKREICH)
Shen Yanfei, Zhu Fang (SPANIEN)
Liu Jia, Li Qiangbing, Lay Jian Fang (ÖSTERREICH)
und... und...
Tian Yuan (KROATIEN), Sho Jieni (PORTUGAL), HAn Xing (MONTENEGRO), Ni Xialian (LUXEMBOURG), Li Fen (SCHWEDEN), Li Qian (POLEN)...
Offizielle Sprache bei EM > Mandarin?
Durchschnittsalter bei EU > klar über 30?
Und die junge Talente? Sie haben natürlich Jugend-EM!
Wenn man da nicht klatschen muss...

[Fozzi]

Zitat von JPUYM

... Dass sich Genügend Menschen finden, die eine Aussage der Art: "Für Chinesen klatschen wir nicht!" mißbilligen, aber dann doch nicht überbewerten wollen, zeigt gleichsam dein Beitrag. ...

Ich kann mit dem Satz inhaltlich auch nichts anfangen, jeder schöne Ball im Tischtennis ist beklatschenswert, egal von wem.
Ich finde, man sollte den Satz ohne weitere Infos allerdings auch nicht überbewerten. Wenn ein Fan vom BVB die Aussage trifft, dass er kein Nationalmannschaftstor von Schweini beklatscht, dann ist dieser meines Erachtens von einer bemitleidenswerten Engstirnigkeit gestraft und sicherlich sind gewisse Gedankengänge der "rechten Ecke" nicht weit entfernt - hat mMn jedoch in diesem Zusammenhang eine andere Wertigkeit.

Ich habe alte Zahlen im Hinterkopf (unsicher!), dass etwa 50% der Herrenweltrangliste und >70 % der Damenweltrangliste Spielerinnen und Spieler mit chinesischen Wurzeln sind. Wenn diese Spieler mehr und mehr Zugang zu diversen Nationalmannschaften finden, kann man das meines Erachtens kritisch sehen, ohne Rassist zu sein oder etwas gegen Chinesen zu haben.

[vossi39]

Zitat von Petar

Tolerant und weitsichtig sehen Europameisterschaften bei den Damen heutzutage etwa so aus: (natürlich die beste Spielerinen in Europa!)

Ich bin jetzt nicht wirklich ein Insider was das Tischtennis Oberhaus angeht, aber ich kann mich erinnern, dass es in der TT-Bundesliga bei den Damen schon vor Jahrzehnten gängige Praxis war TT-Spielerinnen aus China für die Spiele am Wochenende einzufliegen. Wo war da denn die Weitsicht und die Nachwuchsarbeit.
Das diese Spielerinnen dann vielleicht die Chance nutzen, hier in Deutschland zu bleiben um mit TT ihr Geld zu verdienen und dann auch einen Pass bekommen, der Ihnen erlaubt, hier nicht nur geduldet zu sein, sondern Teil der Gesellschaft zu werden, kann doch nicht wirklich jemand wundern.
Ich glaube nicht, dass in Deutschland die Einbürgerung für diese Frauen einfacher war, als für jeden anderen, daher kann ich da auch nichts verwerfliches beim DTTB finden. Haben die jetzt Beziehungen spielen lassen um die Einbürgerung zu erreichen ? Gibt es dafür Belege?

So und jetzt...Diese Frauen sind a) Deutsche und b) besser als der Rest. Das Alter spielt doch dabei überhaupt keine Rolle.

Was ist denn der Hintergrund einer EM oder DM...Eigentlich doch - Sportlicher Wettkampf aller in einer Region zugelassenen Sportler. Wo fängst Du an die Trennlinie zu ziehen.... Darf bei den Hessischen Meisterschaften dann auch nur noch Teilnehmen, wer in Hessen geboren wurde?

Sorry. Aber das Dorf ist größer geworden und damit auch die Anzahl der möglichen Teilnehmer an einer Dorfmeisterschaft...Und das Dorf EM hat sich eben verändert.... So what...