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Schiedsrichter- und Regelbereich & Rechtliches Alles rund um Schiedsrichter, Regeln, rechtliches (Vereinsrecht, Gesetze). Regelfragen, strittige Situationen, zu viele Regeländerungen oder neue Ideen für TT, Erfahrungen als/mit Schiedsrichter(n), Ausbildung, usw.

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  #1  
Alt 06.04.2008, 07:20
Jancsi Jancsi ist offline
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Jancsi ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
Spieler rastet aus

Folgendes Szenario: Ein Spieler verliert in einem Mannschaftskampf aus seiner Sicht unglücklich ein Spiel und rastet nach Beendigung seines Spiels (!) aus, was sich darin äußert, dass er mit den Füßen heftig gegen die Umrandung tritt und anschließend in der Satzpause des Spiels einer seiner Mannschaftskameraden seinen Schläger in die Box wirft.

Frage: Darf man als OSR den Spieler bestrafen (z.B. mit einer gelben oder gar roten Karte) und falls ja, wo wird diese Bestrafung vermerkt (Spielberichtsbogen? / interner Schiedsrichterbericht?) bzw. kann so ein Verhalten irgendwelche weiterreichenden Konsequenzen haben (Sperre für ein Spiel, kompletter Spielausschluss o.ä.)?

Der Hintergrund der Frage ist der, dass der Spieler die Unsportlichkeit ja nicht in seinem eigenen Spiel, sondern erst nach Beendigung desselben beging.

Für eine kompetente Antwort wäre ich dankbar.

Gruß,

Jancsi
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  #2  
Alt 06.04.2008, 10:29
platten platten ist offline
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platten ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
AW: Spieler rastet aus

Wir hatten vor ein paar Wochen ein Spiel mit folgender Situation:
Ein Spieler des Gegners verliert haushoch gegen einen Spieler mit dem er ein persönliches Problem hat
Von seinen Mitspielern darauf angesprochen rastet er aus. Er beleidigt seine Mitspieler auf das heftigste.

Dieser Spieler musste letzte Woche gegen einen anderen Spieler spielen. Auch mit diesem Spieler hat er ein persönliches Problem. Gleiche Situation: Er verliert haushoch, rastet aus und beleidigt seine Mitspieler auf das übelste.

Das Problem ist, die Mitspieler können ihn nicht rauswerfen. (Nein er ist nicht Namenssponsor, aber so ähnlich)

Was kann der OSR da eigentlich machen?
Ist es erlaubt, seine Mitspiler zu beleidigen?
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  #3  
Alt 06.04.2008, 11:11
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Torsten von Bayern Torsten von Bayern ist offline
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Torsten von Bayern ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
AW: Spieler rastet aus

In beiden geschilderten Beiträgen ist eine Bestrafung des Spielers durch den OSR und durch Verbandsgremien möglich. Zum einen gemäß der Regel B 5.2.8:

"Der Oberschiedsrichter ist berechtigt, einen Spieler wegen grob unfairen oder beleidigenden Verhaltens zu disqualifizieren, wobei es unerheblich ist, ob diese Angelegenheit vom Schiedsrichter vorgetragen wurde oder nicht. Eine solche Disqualifikation kann für das einzelne Spiel, einen Wettbewerb oder die gesamte Veranstaltung ausgesprochen werden. Wenn der Oberschiedsrichter einen Spieler disqualifiziert, zeigt er eine rote Karte."

Diese Regel ist ausdrücklich nicht auf die Zeit bis zum letzten Ballwechsel eines Spiels beschränkt - sieht man auch daran, dass es unerheblich ist, ob der Schiedsrichter am Tisch bereits eingeschritten ist. Der OSR kann somit den Spieler auch für den Rest des Mannschaftskampfes disqualifizieren.

Zum anderen: Eine "Gelbe Karte" durch den OSR ist formal zwar nicht möglich, jedoch haben ja die meisten Verbände Strafbestimmungen wegen unsportlichen Verhaltens. Diese gelten zusätzlich zu Disziplinarmaßnahmen des OSR. Der OSR sollte den Vorfall daher immer auf seinem Bericht und auf dem Spielformular vermerken, so dass der Spielleiter diese zweite Strafebene in Gang setzen kann. Die möglichen Strafen sind meist: Verweis, Geldstrafe, Spielersperre.

Zur Verhältnismäßigkeit: Bei einem Schlägerwurf in die Nachbarbox käme eine Disqualifikation durchaus in Betracht, vor allem wenn ein Spieler getroffen oder gar verletzt wird. Bei einer Beleidigung seiner Mitspieler würde ich den Spieler "nur" verwarnen -aber so, dass es auch alle mitbekommen- und den Vorfall wie beschrieben dem Spielleiter melden.
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  #4  
Alt 06.04.2008, 11:52
platten platten ist offline
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platten ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
AW: Spieler rastet aus

Zitat:
Zitat von Torsten von Bayern Beitrag anzeigen
Zur Verhältnismäßigkeit: Bei einem Schlägerwurf in die Nachbarbox käme eine Disqualifikation durchaus in Betracht, vor allem wenn ein Spieler getroffen oder gar verletzt wird. Bei einer Beleidigung seiner Mitspieler würde ich den Spieler "nur" verwarnen -aber so, dass es auch alle mitbekommen- und den Vorfall wie beschrieben dem Spielleiter melden.
Verhältnismäßigkeit ist so eine Sache, man muß da natürlich den Einzelfall betrachten.

Es gab ja auch schon unabsichtliches Schlägerwerfen.
Und bei einer Beleidigung, kommt es natürlich auf die Wortwahl an.
Die wollte ich nicht wiederholen, da ich sonst aus dem Forum geworfen wäre
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  #5  
Alt 06.04.2008, 11:52
Benutzerbild von Rainer
Rainer Rainer ist offline
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Rainer ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
AW: Spieler rastet aus

Zitat:
Zitat von Jancsi Beitrag anzeigen
Folgendes Szenario: Ein Spieler verliert in einem Mannschaftskampf aus seiner Sicht unglücklich ein Spiel und rastet nach Beendigung seines Spiels (!) aus, was sich darin äußert, dass er mit den Füßen heftig gegen die Umrandung tritt und anschließend in der Satzpause des Spiels einer seiner Mannschaftskameraden seinen Schläger in die Box wirft.

Frage: Darf man als OSR den Spieler bestrafen (z.B. mit einer gelben oder gar roten Karte) und falls ja, wo wird diese Bestrafung vermerkt (Spielberichtsbogen? / interner Schiedsrichterbericht?) bzw. kann so ein Verhalten irgendwelche weiterreichenden Konsequenzen haben (Sperre für ein Spiel, kompletter Spielausschluss o.ä.)?

Der Hintergrund der Frage ist der, dass der Spieler die Unsportlichkeit ja nicht in seinem eigenen Spiel, sondern erst nach Beendigung desselben beging.

Für eine kompetente Antwort wäre ich dankbar.
Grundsätzlich gilt ITTR-B 3.1.6: "In der Zeit zwischen Betreten und Verlassen der Spielhalle fallen die Spieler unter die Zuständigkeit des Oberschiedsrichters."

Das heißt, daß der OSR die Spieler während dieser Zeit "unter seiner Fuchtel" hat und nicht allein Regelverstöße disziplinar ahnden kann, die die Spieler unmittelbar während ihrer Spieleinsätze im Einzel oder Doppel begehen.

Dem/den Schiedsrichter/n steht das komplette "Besteck" an Maßnahmen gem. Abschnitt 5 der ITTR-B zur Verfügung. Für den OSR gilt das im WTTV - andere Landes-/Regionalverbände mögen abweichende Bestimmungen erlassen haben - insbesondere dann, wenn z. B. in den Regionalligen keine geprüften Schiedsrichter am Tisch eingesetzt werden.

Im schlimmsten Fall "zieht" ITTR-B 5.2.8: "Der Oberschiedsrichter ist berechtigt, einen Spieler wegen grob unfairen oder beleidigenden Verhaltens zu disqualifizieren, wobei es unerheblich ist, ob diese Angelegenheit vom Schiedsrichter vorgetragen wurde oder nicht. Eine solche Disqualifizierung kann für das einzelne Spiel, einen Wettbewerb oder die gesamte Veranstaltung ausgesprochen. Wenn der Oberschiedsrichter einen Spieler disqualifiziert, zeigt er eine rote Karte."

Aus meiner Sicht stellt sich nicht die Frage, ob der OSR unter den von Dir geschilderten Umständen das Verhalten des Spielers sanktionieren kann oder darf sondern nur noch die, wie hart die Bestrafung ausfallen soll. Die Beantwortung hängt natürlich von den tatsächlichen Umständen des Vorgangs ab; liegt zum Beispiel eine disziplinarische "Vorbelastung" vor etc. pp. Der OSR würde jedenfalls seine Aufgabe komplett verfehlen, wenn er ganz auf eine Bestrafung verzichtete.

Und in den OSR-Bericht gehören neben dem/den Namen des/der bestraften Spieler, ggf. auch der Betreuer, die Form der Ahndung sowie bei außergewöhnlichen Vorkommnissen auch ausführliche Erläuterungen der Umstände, die zu einer disziplinarischen Maßnahmen geführt haben. Bei sehr schwerwiegenden Verstößen kommen weitergehende Sanktionen durch die zuständigen Gremien des Verbandes durchaus in Betracht: Turniersperren, Ausschluß von Mannschaftskämpfen auf Zeit o. ä.

Ansonsten schließe ich mich meinem höherrangigen Kollegen aus Bayern an.

Nur am Rande: Es ist übrigens nicht immer so, daß man als OSR durch disziplinarische Maßnahmen für miese Stimmung sorgt. Ich kann mich an eine Mannschaft in einer der Regionalligen West erinnern, bei deren Heimspielen in der vergangenen Saison es zu insgesamt drei Verwarnungen wegen Disziplinlosigkeiten (nur Lappalien) während zweier Mannschaftskämpfe kam; alle vom selben OSR ausgesprochen. Und es ist nicht so, daß dieser OSR deswegen in der Halle nicht mehr gern gesehen würde. Eher im Gegenteil bekommt man den Eindruck, daß besonders die Spieler der Heimmannschaft es sehr schätzen, wenn jemand als OSR seinen "Job" ordentlich macht.

@platten: Es ist natürlich nicht erlaubt, irgendjemanden zu beleidigen, also auch nicht die Mitspieler der eigenen Mannschaft. Gerade im Wiederholungsfalle würde ich persönlich als OSR mit schwerem Geschütz auffahren. Solche "Gestalten" schaden aus meiner Sicht unserem Sport mehr als diejenigen, die durch Bandentreten oder Schlägerwerfen glauben Emotionen abbauen zu müssen. Unabhängig von eventuellen Maßnahmen des OSR oder einer anderweitigen sportlichen Ahndung bleiben selbstverständlich die Wege des strafrechtlichen Ehrenschutzes; denn - alter lateinischer Grundsatz - "Irratus non videt legem sed lex videt irratum".
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Geändert von Rainer (06.04.2008 um 12:04 Uhr)
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  #6  
Alt 06.04.2008, 13:45
platten platten ist offline
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AW: Spieler rastet aus

Zitat:
Zitat von Rainer Beitrag anzeigen
Nur am Rande: Es ist übrigens nicht immer so, daß man als OSR durch disziplinarische Maßnahmen für miese Stimmung sorgt.

@platten: Es ist natürlich nicht erlaubt, irgendjemanden zu beleidigen, also auch nicht die Mitspieler der eigenen Mannschaft. Gerade im Wiederholungsfalle würde ich persönlich als OSR mit schwerem Geschütz auffahren. Solche "Gestalten" schaden aus meiner Sicht unserem Sport mehr als diejenigen, die durch Bandentreten oder Schlägerwerfen glauben Emotionen abbauen zu müssen. Unabhängig von eventuellen Maßnahmen des OSR oder einer anderweitigen sportlichen Ahndung bleiben selbstverständlich die Wege des strafrechtlichen Ehrenschutzes; denn - alter lateinischer Grundsatz - "Irratus non videt legem sed lex videt irratum".
Den Spieler zu erzürnen ist relativ einfach und wenn ich ehrlich bin, habe ich das vorher auch gemacht.

Ich denke der Verein wäre froh, den Störenfried los zu sein.
Es ist halt in diesem Fall schwierig und keiner will der Königsmörder sein.
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  #7  
Alt 06.04.2008, 16:18
GentleGreg GentleGreg ist offline
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AW: Spieler rastet aus

Zitat:
Ist es erlaubt, seine Mitspieler zu beleidigen?
Eigentlich darf man nicht mal sich selbst beleidigen!
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  #8  
Alt 06.04.2008, 21:30
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luxxx luxxx ist offline
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AW: Spieler rastet aus

Zitat:
Zitat von GentleGreg Beitrag anzeigen
Eigentlich darf man nicht mal sich selbst beleidigen!
Darf man nicht?? Dann hätte ich mich selbst wohl schon öfters disqualifizieren müssen ...
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  #9  
Alt 07.04.2008, 08:37
Jancsi Jancsi ist offline
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AW: Spieler rastet aus

Danke allerseits für die kompetenten Antworten.

Gruß,

Jancsi
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