Neues Ranglistensystem - Wie seht ihr es?

[Stefaso]

Natürlich steckt viel Arbeit in der Ausarbeitung des neuen Systems. Es hat auch zwei große Vorteile. Jemand, der neu in die Rangliste einsteigt, kann sich innerhalb eines Jahres bis in die Endrangliste spielen und diese sogar gewinnen. Zum Zweiten kann man auch in der höheren Altersklasse mitspielen, da ja C- und A-Schüler sowie B-Schüler und Jugend an gemeinsamen Terminen spielen. Gegen diese unbestreitbar großen Vorteile lässt sich nichts einwenden, wenn da nicht so gravierende Nachteile gegenüber stünden.

Kurz zum System:
Auf Kreis werden sogenannte Vorranglisten durchgeführt (bis zu zwei, ich gehe aber von einer aus). Die besten 24 jeder Altersklasse (natürlich Mädchen und Jungen getrennt) bestreiten die Kreisendrangliste. Die besten 5 (eventuell auch noch mehr, falls Plätze frei) qualifizieren sich für die STTB-Vorrangliste. Dort spielen 24 Spieler um die Plätze für die STTB-Endrangliste, die von 10 Spielern bestritten wird.

Nachteil 1:
Der Jugendausschuss kann bis zu zwei Teilnehmer bis zur Endrangliste frei stellen und noch bis zu 4 zur STTB-Vorrangliste. Warum? Will man keine Leistung? Dann doch sagen, die besten 3 des Vorjahres, die noch für die Altersklasse spielberechtigt sind, werden freigestellt und die vier nächstbesten, sofern sie Endrangliste gespielt haben und noch in der Altersklasse starten dürfen, für die Vorrangliste. So hat man das Leistungsprinzip gleich mit dabei, aber das scheint nicht so gewollt.

Nachteil 2:
Nicht vermittelbar. Das vorgestellte roulierende System, wo im 3-Jahres-Rhythmus, die Zusammensetzung der Gruppen jährlich wechselt, wird nur für Insider nachvollziehbar bleiben. Da der Jugendausschuss ja auch z. B. 3 Spieler aus dem gleichen Kreis für die STTB-Vorrangliste freistellen kann, es dann aber nach der Zählung dort auch 8 Spieler aus dem gleichen Kreis geben würde, passt es dann sowieso nicht.

Nachteil 3:
Nach einer Rangliste ist für die Schwächeren Schluss. Wollen wir das wirklich? Wir wollen doch Kinder auch mit der Rangliste in unserem Sport halten. Für die meisten Spieler wird es also weniger Ranglistendurchgänge geben als bisher. Für die schwächeren Spieler ist es auch nicht so sinnvoll in der höheren Altersklasse anzutreten. Nur die stärksten Spieler kommen auf mehr Ranglistendurchgänge.

Nachteil 4:
Paradoxerweise wird die Belastung für die Vereine mit engagierter Jugendarbeit höher. 4 Ranglistendurchgänge (Vorrang- und Endrangliste Kreis und Vorrang- und Endrangliste STTB) in den beiden Altersgruppen also insgesamt 8 Ranglisten würden da ab jetzt warten. Diese Belastung ist so für die meisten Vereine nicht zu schultern. Da werden notgedrungen weniger Spieler gemeldet werden müssen, auch engagierte Betreuer werden bei dieser zusätzlichen Belastung streiken.

Mein Fazit:
Das neue Ranglistensystem fördert leistungsinteressierte Kinder. Doch es werden dadurch insgesamt weniger Kinder an den Ranglisten teilnehmen. Zum einen ist es für Schwächere uninteressanter daran teilzunehmen, zum anderen ist es für die stark in der Jugendarbeit interessierten Vereine kaum zu stemmen, qualifizierte Betreuung an bis zu 8 Ranglisten zu gewährleisten .
Dazu kommt noch die Einflussnahme des Jugendausschusses, so dass also bis zu einem Fünftel der Spieler der Endrangliste sich nicht sportlich dafür qualifizieren muss, was für weiteren Frust sorgen wird.

Ich habe die Sorge, dass dieses neue System der saarländischen Jugendarbeit insgesamt nicht förderlich sein wird. Nur dann ergäbe ein komplett neues Ranglistensystem seinen Sinn. Bitte schreibt doch einmal eure Meinung dazu. Es würde u. U. auch bei der Beiratssitzung am 12. März die Entscheidungsfindung, was das Beste für die saarlandweite Jugendarbeit ist, erleichtern.

[Markus S.]

Was war denn an dem alten System so falsch, dass es überhaupt reformiert werden musste? Aktionismus?

[Stefaso]

Oh, es geht nicht darum, ob daran etwas falsch war, wahrscheinlich gewichtet man anders als ich. Vor etlichen Jahren ist dieses Ranglistensystem schon einmal in der Jugendversammlung vorgestellt worden, fand dort aber keine Mehrheit, weil die Jugendwarte diese Terminanhäufung nicht befürworteten. Ich habe damals mit dem System sympathisiert. Eben wegen der vorab genannten Vorteile. Ich habe nämlich einen gewissen Oliver Gärtner bei der Kreisrangliste erlebt. Er startete dort in der D-Klasse und gewann knapp gegen einen gewissen Daniel Huth. Danach war glücklicherweise Altersklassenwechsel und er wurde in die A-Klasse auf Kreisebene eingeordnet und marschierte dann bis an die Spitze der Endrangliste. Unter dem Eindruck war ich dafür, dass man es ermöglicht, sich innerhalb eines Jahres bis ganz nach vorne zu spielen. Doch inzwischen hat sich die Lage schon erheblich verändert. Bei den A-Schülern sind A-Klasse und beide B-Klassen zusammen genommen, gerade einmal 9! Spieler auf Kreisebene Westsaar angetreten. Von einer D-Klasse sind wir dort himmelweit entfernt. Meine Befürchtung ist, das neue System schreckt mehr Teilnehmer ab. Ob das dadurch ausgeglichen wird, dass Kinder in 2 Altersklassen antreten, weiß ich nicht. Aber dennoch wären es im Endeffekt weniger Kinder, die daran teilnehmen würden.
Wir würden definitiv weniger Kinder melden. Gerade die Kinder, die bisher von der Vereinssolidarität getragen wurden und mitgenommen wurden, auch wenn deren Eltern nicht fahren wollten/konnten, würden auf der Strecke bleiben, denn nach derzeitigem Stand würden wir tatsächlich für 8 Termine Betreuer finden müssen, was nicht realistisch ist.
Wenn das neue System dennoch seine überragenden Vorteile hätte, dann würde ich es ja begrüßen, denn es hat ja unleugbar auch seine Vorzüge. Aber die Nachteile wiegen für mich derzeit deutlich schwerer. Deswegen bitte: Wer
ist für das neue System und kann das auch begründen? Ich würde mich ja gerne überzeugen lassen.

[Markus S.]

Zitat von Stefaso

Wer ist für das neue System und kann das auch begründen? Ich würde mich ja gerne überzeugen lassen.

Ich fand das alte so gut wie es war, drum musst du dir da nen anderen suchen.


Betrifft zwar nicht ganz deine Frage, aber hat irgendwo mit dem Thema zu tun: Hat man sich im STTB mal Gedanken darüber gemacht warum aus 50 bis 60 Kindern (zu meiner Jugendzeit) aktuell noch keine 10 mehr geworden sind? Vielleicht sollte man ein neues System eher daran ausrichtem diesem Trend entgegen zu wirken.

[Rudi Endres]

Das alte System ließ Quereinsteigern keine Chance. Bis sie sich nach oben gespielt hatten war die Jugendzeit vorbei.
Ich habe in Konz (TTVR) Michael Laptev trainiert. Innerhalb weniger Monate schaffte er den Sprung von Null (1. Ranglistenteilnahme) bis zur Nr. 4 im TTVR.

[Frank Schmidt]

Da das Interesse am letzten Ranglistendurchgang von Jahr zu Jahr weiter sinkt und die Damen-Klassen im Aktivenbereich langsam aber sicher aussterben, finde ich es gut, dass das Saarland sein Ranglistensystem den anderen Verbänden anpasst. Fast alle Verbände spielen seit vielen Jahren ein mehrstufiges Ranglistensystem.
Außerdem wird wie Rudi richtig festgestellt hat, das Thema Einstufung dadurch erheblich entschärft.

Fällt jemand krankheitsbedingt aus, muss er nicht erst einen Ranglistendurchgang in einer tieferen Klasse mitspielen und hat keine Chance mehr, sich in einer höheren Klasse gut zu platzieren.

[Stefaso]

@ Rudi

In Anbetracht der stetig sinkenden Einnahmen, sei es durch niedrigere Landeszuweisungen; insbesondere aber auch durch enorm sinkende Mitgliederzahlen (von 2001-2007 allein in der AK 6-18 Jahre um 1.819=20%) und weniger gemeldeter Mannschaften (von 2000/01-2007/08 um 160 = 9% ); davon 98 =15%!! bei Ju/Schü/Bambi)

Aus dem Bericht des Rheinlandes. Es ist ja dann nicht so, als wäre das rheinländische System ein Erfolgsmodell.

Bitte auch die Lage im STTB beachten. Natürlich kann in flächengroßen Verbänden das bisherige saarländische System nicht greifen. Man müsste ja 20 Klassen durchspielen, um nach oben zu kommen.
Für das kleine Saarland taugt es ja durchaus.
Für mich ist die Frage, wie schätzt ihr das System für den saarländischen Nachwuchs ein. Besser, schlechter, etwa gleich. Das könnte dann fruchtbar sein.

[Stefaso]

@ Frank

Hmm. Ich habe ehrlich gesagt deine Antwort nicht verstanden. Wieso sinkt das Interesse am letzten Ranglistendurchgang von Jahr zu Jahr? Die Zahlen sind insgesamt rückläufig, aber eine signifikante Steigerung zum ersten Ranglistenduchgang hin, vermag ich nicht festzustellen.
Wieso haben die sinkenden Zahlen im Damenbereich - übrigens, als man mit Gewalt die Damen unbedingt in einer Landes-C-Rangliste halten wollte und die Kreisranglisten abgeschafft haben, sind im Westsaarkreis ca. 10 Prozent weniger Damen dort zu finden - etwas mit der Anpassung an andere Verbände zu tun.
Das Ranglistensystem ist doch wie schon erwähnt für flächengrößere Verbände nicht anders durchzuführen, dazu zählt das Saarland nicht. Wir schaffen ja auch nicht den Olympiastützpunkt ab, weil die meisten anderen Verbände den nicht haben. Verzeih die Polemik, ist nicht böse gemeint, sollte es nur verdeutlichen.
Wo hat denn Rudi festgestellt, dass das Thema Einstufungen erheblich entschärft wird. Ich möchte hier einmal eine Lanze für unsere Funktionäre brechen. Sie nominieren manchmal nicht nach Leistungskriterien, aber Einstufungen gab es in den letzten Jahren im Nachwuchsbereich so gut wie nicht. Nach dem neuen System werden aber pro Altersklasse bis zu 6 Spieler eingestuft, das können also bei 4 Altersklassen und 2 Geschlechtern bis zu 48 Einstufungen jedes Jahr geben, die nach dem neuen System möglich wären. Das neue System wird also Einstufungen fördern, nicht verhindern!
Wenn jemand krankheitsbedingt ausfällt, dann hat er überhaupt kein Ranglistenergebnis dort stehen. Gewinne ich die 1. Rangliste, bin aber bei der zweiten krank, kann man heutzutage immer noch freigestellt werden. Diese Möglichkeit ist aber nach dem neuen System nicht gegeben - es sei denn, man wird eingestuft. ;-).

[Rudi Endres]

Das TTVR-System löst keine Nachwuchsprobleme. Es ermöglicht jedoch leistungsbereiten Jugendlichen und Quereinsteigern innerhalb eines Jahres den Aufstieg bis in die Verbandsendrangliste. Nach fünf Turnieren kann man theoretisch TTVR-Ranglistenerster sein.
Es findet eine Vorrangliste und eine Hauptrangliste auf Regionsebene statt (Regionen entsprechen unseren Kreisen). Auf Verbandsebene muss man eine 1. Quali, eine 2. Quali und dann die Endrangliste bestreiten. Wer also kein reiner Anfänger ist kann pro Jahr mindestens an zwei Ranglistendurchgängen teilnehmen.
Ich weiß nicht, in welchen Punkten sich das neue STTB-System vom TTVR-System unterscheidet, werde mich aber kundig machen. Oft liegen die Probleme im Detail.

[Frank Schmidt]

Bei unseren Spielerinnen und Spielern stelle ich seit Jahren fest, dass das Interesse von der ersten bis zur dritten Rangliste immer kontinuierlich abnimmt. Mit den ersten beiden hat man noch die Chance, sich für die Saarlandmeisterschaften zu qualifizieren, die dritte aber ist meistens gegen Ende der Spielzeit, wenn sich viele Leute schon auf die Pause freuen und keine Lust mehr haben, sich einen kompletten Sonntag um die Ohren zu schlagen.

Auf unseren Verein trifft es jedenfalls zu, dass wir die meisten Abmeldungen bei der letzten Rangliste zu verzeichnen haben.
Ich kenne zwar keine Statistiken, aber gefühlt kommt es mir auch bei meinen Ranglisten immer so vor, dass gegen Ende der Saison viel mehr Leute fehlen als gegen Anfang.

Was die Freistellungen im Krankheitsfall angeht, so wird das beim derzeitigen Ranglistensystem sehr unterschiedlich gehandhabt - mal bleibt man drin, mal steigt man ab - je nach Bekanntheitsgrad und Verwandschaftsverhältnissen.
Bei einem mehrstufigen System könnte man immer noch Krankheitsfälle in die nächsthöhere Ranglisteninstanz einstufen. Sind sie von der Spielstärke her gut genug, könnten sie dann trotz vorheriger Krankheit zeigen, dass sie zurecht dort spielen. Durch Einstufungen macht man hier meiner Meinung nach weniger "falsch" als beim jetzigen Spielsystem. Da gab's beispielsweise in der Vergangenheit bereits den Fall, dass jemand in die Landes B eingestuft wurde und anschließend dann zweimal abgestiegen ist.
Schwierig zu sagen, wie genau sich das in dem neuen System in der Praxis auswirken wird, ich könnte mir aber vorstellen, dass die Abläufe bei kurzfristigen Zu- und Absagen einfacher zu handhaben sein werden.

Was die Damen angeht, könnte ich mir vorstellen, dass ein neues System mehr Leute dazu motivieren könnte, wieder zu spielen. Durch das alte System ist man quasi gezwungen, an jedem Durchgang teilzunehmen - sonst steigt man ab. Mit einem System, mit dem man aber auch als Quereinsteiger sich bis ganz oben vorarbeiten könnte, könnten beispielsweise auch gute Spielerinnen wieder anfangen ohne zunächst 2 mal aufsteigen zu müssen um überhaupt wieder gefordert zu sein.