Einführung eines zweiten Wechseltermines in den oberen Spielklassen?

[Matthias Landfried]

Zur Zeit ist es so, daß man nur unterhalb der Oberliga auch noch zur Rückrunde Spieler verpflichten kann, aber wenn man z.B. in der 1.Bundesliga während der Vorrunde feststellt, daß man vielleicht doch zu schwach ist um die Saisonziele zu erreichen (Playoff-Teilnahme, Nichtabstieg) oder gar ein Spieler längerfristig verletzt ausfällt (z.B. wie Krzeszewski bei Jülich oder Maze bei Düsseldorf), dann haben die Vereine bislang Pech gehabt.

Was haltet Ihr von einem zweiten Wechseltermin in den oberen vier Spielklassen?

[Stefan Feth]

Eine Einführung eines zweiten Wechseltermines in den oberen Klassen wäre absoluter Quatsch!!!

Das kann man vielleicht im Fussball machen aber nicht im Tischtennis. Dafuer ist unser Sport zu ausrechenbar.

[Peter Franz]

Ich sehe das wie Stefan. Es gibt zwar einige Vorteile, aber aus meiner Sicht ist alleine schon ein einziger Spieler im Tischtennis zu entscheidend, als daß man diese Regelung auch im TT einführen könnte. Ganze Vorrundenverläufe könnten auf den Kopf gestellt werden.

[Nosti49]

Hallo zusammen,

der Gedanke an einen Wechseltermin auch zur Halbserie ist für die Vereine zunächst nicht ganz uninteressant, allerdings führt dies bei näherer Betrachtung zu Unwägbarkeiten und daher zu mangelnder Planungssicherheit.

Ab Oberliga spielt meist ein Sponsor (im Glücksfall sind es auch mehrere) eine nicht unerheblich Rolle. Dieser Sponsor möchte aber –wenn er sich denn schon bei einem nicht sooo attraktiven Sport finanziell engagiert- eine relative Sicherheit haben, wo der Zug denn nun hinführt, d.h. wo die gesponserte Mannschaft sich denn ungefähr platzieren wird.

Und genau dies wird doch dann unklar, wenn die Konkurrenzmannschaft sozusagen über Nacht zur Rückserie noch eine neue Nummer 1 hervorzaubert.

Ein Aufstiegsplatz kann dann schnell zu einem unglücklichen zweiten Platz werden, ein schon sicher geglaubter Klassenerhalt kann sich schnell in der Rückrunde als tatsächlicher Abstieg entpuppen.

Diese Unsicherheit wäre mir –wäre ich der Sponsor- zu groß und daher würde ich mein Hauptengagement lediglich noch nur zur Rückserie tätigen, wenn ich letztlich sicher sein kann, wie der Tabellenstand ist und wie mein finanzielles Engagement sich auszahlen wird.

In diesem Zusammenhang denn die wichtigste Frage:
Ist in anderen Ländern (aus denen ich die potenziellen neuen Spieler wahrscheinlich rekrutieren würde) denn ein Wechsel zur Halbserie möglich oder haben die ebenfalls eine entsprechende Sperr-Regelung ?

Was würde ich als Sponsor nun versuchen ?

- Zunächst würde ich natürlich versuchen alle Spieler für mindestens ein Jahr vertraglich verpflichten.

- Ein Passus würde in die Verträge reinkommen, in dem ich die Spieler verpflichten würde, bei möglichen Zukäufen auch an einer niedrigeren Platte zu spielen, ggfs. In die nächsttiefere Mannschaft versetzt zu werden. DAS wird nicht jeder Spieler so akzeptieren kann ich mir vorstellen, denn auch die Spieler lieben doch eine gewisse Sicherheit für ein Jahr, oder ?

Also ob dies jeder mitmacht weiss ich nicht, da würde es doch zu einigen zusätzlichen Diskussionen kommen denke ich.

Insofern plädiere ich –zunächst einmal, bis ich von guten Argumenten überzeugt werde- für die Beibehaltung des Status Quo.


Ciao
Norbert

[Rudi Endres]

Ich gebe zu, aus sportlichen Gründen spricht fast alles gegen die Einführung eines zweiten Wechseltermins.

Es gibt, wenn man das Ganze langfristig sieht, nur einen Grund dafür. Finanzstarke Vereine können sich verstärken und die Klasse halten, bzw. Meister werden. Es kommt folglich zu einer Konzentration "des Kapitals" in der Bundesliga, strenge Kontrollen vorausgesetzt.

Wegen der gravierenden Auswirkungen auf die Spielstärke einer Mannschaft könnte man die Zahl der Wechsel begrenzen.

Man muss abwarten, ob die EU die bisherige Regelung nicht ohnehin einkassieren wird.

[Karl Schöpp]

Eine Darstellung für die Abschaffung der Wechseltermine :

Verstossen die Wechseltermine gegen geltendes deutsches Recht ?

Ein schönes Beispiel haben wir gerade mit Ramstein. Der Verein hat seine Mannschaft abgemeldet.
Die Spieler haben einen Arbeitsvertrag (so hoffe ich). Sie müssen seit Hartz IV sofort zum Arbeitsamt und sofort einen neuen Job suchen / annehmen.
Doch laut WO nicht möglich.

Sportliche Gründe sehe ich auch nicht.
Beste Beispiele dafür sind Timo Bolls und Michael Maze's Einsätze.
Ein anderes noch krasseres Beispiel war der Einsatz von Li Ju in der Damen Bundesliga beim Play Off HF Langweid - Berlin.

Wenn man etwas weiter denkt: Eine Abschaffung oder eine noch kürzere Frequenz der Wechseltermine würde das ganze für die Allgemeinheit erleichtern, nicht nur für eine kleine Gruppe.

[Fozzi]

Entsprechend meinen Vorrednern halte ich nichts von einem zweiten Wechseltermin. Trotzdem möchte ich eine, nach meiner Einschätzung gangbare Alternative aufzeigen, die eventuell mehrere Probleme beheben könnte und auch ein „Nachbessern“ in Problemfällen ermöglicht.

Ich bin der Meinung, das der DTTB Nachwuchsspielberechtigungen vergeben sollte. Diese Spielberechtigungen haben folgenden Inhalt:

Spieler, die gemäß den Statuten der DTTB für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt sind und das 22. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, können gleichzeitig eine Spielberechtigung für einen Bundesligisten und einen weiteren Klub erhalten.

Die Spieler, die eine Doppelspielberechtigung erhalten haben, dürfen am gleichen Tag in nicht mehr als einem Spiel eingesetzt werden. Diese Spieler müssen pro Halbrunde mindestens 5 Pflichtspiele für den Klub unterhalb der Bundesliga bestritten haben, sonst kann die Lizenz nicht verlängert werden.

Vorteil: junge Nachwuchsspieler können in anderen Klubs „geparkt“ werden und können in der 2. Liga, Regionalliga oder auch Oberliga Spielpraxis sammeln. Bei Bedarf (Verletzung, Ausfall durch die Super League) können diese Spieler zusätzlich zu Ihrer „regulären“ Tätigkeit in der Bundesliga eingesetzt werden. Bundesligisten müssen dadurch ihre Kader nicht unnötig aufblähen und können im Notfall auf Nachwuchskräfte zurückgreifen. Auch sind diese Spieler nicht gezwungen, ihr gewohntes Umfeld zu verlassen, um in einer zweiten Mannschaft eines Bundesligisten geparkt zu werden, wenn sie diese Klasse auch in ihrer Region spielen könnten.

Gruß
Jochen Köhler

[Rudi Endres]

Eine interessante Idee. Leider haben wir kaum bundesligareife junge Spieler, die den Erstligisten in Problemfällen helfen könnten. Wer in Frage kommt spielt bereits jetzt Bundesliga.

Allerdings könnte die vorgeschlagene Lösung den ein oder anderen ermutigen, es mit dem Profitischtennis zu versuchen.

Sollten die Erstligateams auf drei Spieler verkleinert werden, sieht die Sache wieder anders aus.

[The albatross]

In anderen threads wird zurecht angemerkt, dass die Präsentation von TT nach aussen Nachholbedarf aufweist (z.B. uneinheitliche Spieltage, unterschiedliche Spielsysteme).

Sicher wäre es toll für eine halbe Hand voll Nachwuchsspieler. Die Nachteile sind aus meiner Sicht weit gravierender:

• Intransparenz
• Wettbewerbsverzerrung in der Klasse der "Ursprungsmannschaft"
• Missbrauch, da U22-Spieler, die ohnehin BL spielen könnten, zusätzlich in einer anderen Mannschaft spielen
• Kein Anreiz für Bundesligisten, die Jugendarbeit oder den Unterbau (2. Mannschaft) zu stärken
• TT muss sich als Mannschaftssport präsentieren. Dies ist nicht gegeben, wenn ein Spieler in 2 Mannschaften spielt
• Weitere Verkomplizierung der WO

[Fozzi]

Zitat von The albatross

...

- Intransparenz

Nun, ich denke, das ist relativ leicht lösbar. Wie zZ auch kann eine Mannschaft mit 4 Spielern gemeldet werden und die Zusatztspielberechtigung wird als 4b angehängt werden.

Zitat von The albatross

...
- Wettbewerbsverzerrung in der Klasse der "Ursprungsmannschaft"
- Missbrauch, da U22-Spieler, die ohnehin BL spielen könnten, zusätzlich in einer anderen Mannschaft spielen

Hier sehe ich auch den größten Handlungsbedarf. Man müßte die möglichen Szenarien durchspielen und praktikable Regeln finden, Missbrauch zu verhindern. Ich gebe zu, das könnte schwierig werden.

Zitat von The albatross

- Kein Anreiz für Bundesligisten, die Jugendarbeit oder den Unterbau (2. Mannschaft) zu stärken

Das ist richtig, könnte aber auch eine Chance darstellen. Einerseits gibt es zur Zeit ja auch andere Möglichkeiten, einen Unterbau zu umgehen. Ich denke nicht, dass sich dieses Problem durch so eine Doppelspielberechtigung, die ja nur für die Bundesliga gültig ist, merklich verschlechtert. Andererseits können dadurch Bundesligisten eventuell ja auch merklich Kosten für einen 5 & 6 (eventuell ausländischen) Spieler sparen, was für das Überleben der Klubs von Vorteil sein könnte.

Zitat von The albatross

- TT muss sich als Mannschaftssport präsentieren. Dies ist nicht gegeben, wenn ein Spieler in 2 Mannschaften spielt

Das sehe ich nicht als reelles Problem. Theoretisch geht eine Mannschaft mit 4 oder 5 Stammspielern ins Rennen. Wenn der Nachwuchsspieler zum Einsatz kommt, ist die Mannschaft ja nicht komplett und ich halte seinen Auftritt für eine zusätzliche Attraktion.

Zitat von The albatross

- Weitere Verkomplizierung der WO

Meines Wissens gibt es in anderen Sportarten ähnliche Modelle. Ich denke, wenn man von deren Erfahrung lernt, ist eine unkomplizierte Lösung denkbar und möglich!

Gruß
Jochen Köhler