Was tun mit Überfliegern, wenn man auch mit einer Mannschaft hochkommen will

[tarantino]

Hallo zusammen,

wir sind zurzeit in der glücklichen Lage, über einen kleinen aber feinen Fundus an talentierten Nachwuchsspielern der Jahrgänge 1999-2001 zu verfügen. Nun bin ich aber etwas zwiegespalten und wollte einfach mal die Erfahrungen bzw. Einschätzungen von erfahrenen Trainerkollegen einholen.

Einer der Jungs (noch dazu der jüngste der Meute) scheint besonder talentiert zu sein, Wir sprechen von Kindern, die ich jetzt in wesentlichen seit ca. 2 Monaten im Training habe. Dieser eine lernt weitaus schneller als die anderen und macht annähernd in jedem Training erstauliche Fortschritte (Topspinbewegung tangential schon da, "gerade" Schläge in Vorhand wie Rückhand in der Grobform passen schon). Die anderen treffen die Bälle, auch auf den Tisch, entwickeln sich aber, jetzt technisch und auch von der Spielstärke her gesehen, merklich langsamer.

Nun wohnen zwei Seelen in meiner Brust. Einerseits möchte ich eine Mannschaft nach oben bringen, andererseits darf man dem besonders talentierten Kind ja auch keine Steine in den Weg legen. Schon jetzt fürchte ich, dass a) die anderen neidisch werden und oder b) die Köpfe hängen lassen. Ich stell' mir insbesondere die Frage, ob es sinnvoll ist, daß meine Zeit, die ich mit den Jungs an der Ballkiste verbringe, genau gleich ist, oder ob besonderes Talent eben auch zeitliche Präferenzen bedeuten sollte. Wie haltete Ihr das?

Über jede Meinung, auch wenn es ein noch so kleiner Schnipsel ist, würde ich mich freuen. Bin echt mächtig im Zwiespalt, und...das Problem hatte ich auch schön öfters. Gerade ältere Jugendliche merken ja sehr schnell, wenn einer im Training Vorzüge genießt!

[hellboy]

Zitat von tarantino

Ich stell' mir insbesondere die Frage, ob es sinnvoll ist, daß meine Zeit, die ich mit den Jungs an der Ballkiste verbringe, genau gleich ist, oder ob besonderes Talent eben auch zeitliche Präferenzen bedeuten sollte. Wie haltete Ihr das?

innerhalb einer trainingsgruppe würde ich das nicht unbedingt machen. kinder, vor allem die ganz kleinen, merken sich exakt wer wann wie lange balleimertraining hatte . wenn er so talentiert ist und aus der gruppe heraussticht, kann man sich zusätzliche alternativen überlegen: KLZ/BLZ, training mit einer anderen trainingsgruppe, etc.

[marrci]

bei uns ist es so, wenn wir merken, dass ein Spieler schnellere fortschritte macht als andere und dann nicht mehr so richtig in die Trainingsgruppe passt das wir ihn zu den besseren Schülern einteilen. Desweiteren haben wir jetzt auch einige im KLZ/BLZ und sogar eine Spielerin im LLZ.

muss man immer individuell schauen und überlegen was am besten ist, wie man vorgeht.

[xxxJugendTrainerxxx]

Hallo,
ich hatte und habe beim Vereinstraining die gleiche Problmetik wie du. Was tun mit potenziellen Leistungsträgern? Die Frage wird schnell beantwortet, wenn du weißt, wie der Hase läuft: Fördern, fördern fördern. Wenn du was mit dem Verein erreichen willst musst du dir die Sahnebonbons raussuchen und mit denen arbeiten. Ist immer die Frage, was die Intention von dem Verein ist. Viele Mitglieder? Dan musst du ALLE bei Laune halten. Viele Erfolge? Dann musst du die guten fördern. Wie? Durch viel indivduelles Training. Ich für meinen Teil mache das so, dass die Jungs, die richtig gut sind und auch richtig gut werden wollen bei mir Einzeltraining haben. z.B. nach dem normalen Training noch eine Stunde extra. So kannst du dich in Ruhe um denjenigen kümmern und die anderen stehen nicht neidisch daneben, zumindest meine Erfahrung. Auf der anderen Seite macht das die schlechteren vielleicht auch wieder heißer. Denn ich gebe allen zu verstehen, dass sie die Möglichkeit haben, bei mir individuell zu trainieren.
Du musst erstmal so anfangen. Und wenn du das bei 2-3 machst hast du schonmal eine gute Trainingsgruppe. In meinem Verein ist das jetzt so, dass ich sag mal 60-70% aller Spieler mit allen anderen vernünftig trainieren können und Gas geben können bei den Übungen. Und dann brauchen die auch gar nicht mehr so viel Balleimer.

[Hitzkopf]

Wir hatten ein ähnliches "Problem" in der U13. Wir hatten einen 8 jährigen, der nach kurzer Zeit Training schon den kompletten Herrenbereich aufmischte und mit spätestens 10 - 11 Jahren selbst in unserem Verein kaum noch Gegner bei den Herren hatte, die ihn fordern konnten, geschweige den bei der U13. Damals wurde mit seinem Vater (selbst Spieler in unseren 1. Mannschaft) geredet, was das beste für den Jungen ist, damit er die Lust nicht verliert. Man merkte dann schnell, dass nur ein Vereinswechsel wo er noch mehr lernen kann, sinnvoll ist, damit er die Lust nicht verliert ! Dieser Schritt wurde dann auch gemacht und heute spielt er als 13 jähriger in der Verbandsklasse Süd beim ungeschlagenen Tabellenführer (SG Deißlingen ca. 25 km von uns entfernt)
Für uns als Trainierteam war es aber auch bitter, diesen Spieler "herzugeben", weil durch seine Stärke, zog er andere Spieler in der Jugend mit und sie lernten viel von ihm. Geschwiege den, was er für die Mannschaft Punkte holte (Allein durch ihn wurden ja für die Mannschaft 3 Punkte geholt)

Wir als Trainer haben uns danach zusammengesetzt und drüber geredet, ob man ihn nicht bevorzugt hat mit Training usw.
Wir kamren dann auf den Schluss, dass wir weiter mit denen die Leistung zeigen und zeigen wollen intensiv trainieren und die die sich nicht zum Training und besser werden motivieren lassen, "weniger" intensiv !
Ich spreche das im Jugendtraining auch ganz bewusst an !!

So lernen die Kleinen gleich, dass sie nix geschenkt bekommen und ich würde das besonders talentierte Kind weiter fordern, so gut es geht, damit es vllt auch mal den Sprung über den Rand des eigenen Vereins schafft.

Gruß

[Appiah_92]

Zitat von Hitzkopf

13 jähriger in der Verbandsklasse Süd beim ungeschlagenen Tabellenführer (SG Deißlingen ca. 25 km von uns entfernt)

Meinst du etwa Rudolph bzw. Alexander Hoffmann?
Ich hatte selbst das Vergnügen, gegen einen dieser Burschen zu spielen, weiß aber nicht mehr, welcher genau es war (da sie eineiige Zwillinge sind).
Ich denke mit dem Wechsel nach Deißlingen hat euer Verein alles richtig gemacht, da ein guter Trainer wohl sehr viel mehr Aufwand gewesen wäre.
Er war ja auch bei den DM(oder war es die BaWü) in Balingen sehr gut abgeschnitten.

Wir hatten bei uns auch einen kleinen Racker, der immer nur gewinne wollte, es jedoch nicht einsah, wenn er gegen ältere und erfahrenere Spieler spielte.
Mein Trainer machte fast jedes mal eine Sondereinheit mit Balleimer mit ihm und jetzt..... hat der Junge aufgehört und die anderen sind nicht sehr viel weiter wie zuvor...
Soviel also zur "besseren" Behandlung von Talenten

[tarantino]

Zitat von Appiah_92

Mein Trainer machte fast jedes mal eine Sondereinheit mit Balleimer mit ihm und jetzt..... hat der Junge aufgehört und die anderen sind nicht sehr viel weiter wie zuvor...
Soviel also zur "besseren" Behandlung von Talenten

genau, da hast Du was auf den Punkt gebracht. Das ist in der Tat das Risiko, allerdings nicht nur das, denn der Junge (das Mädel) könnte ja irgendwann nachdem Du jahrelang die "Drecks"-Arbeit gemacht hast auch zu einem anderen Verein wechseln. Dann hast Du das alles aus der Vereinsbrille gesehen "umsonst" gemacht.

Es stellt sich also die Frage, wie man die optimale Förderung des Talents mit vereinsdienlicher Jugendarbeit bestmöglich verbinden kann.

[tarantino]

noch ein Gedanke post scriptum. Die anderen Kiddies, die ja durchaus auch nicht unterbemittelt mit Talent sind, werden ja durch die Sonderförderung des Einzelnen in Ihrer Entwicklung ebenfalls ausgebremst. Das ist ja eigentlich auch nicht in Ordnung, oder ?

[Patrick3k]

In unseren verein handhaben wir das auch so... Mittwoch haben die etwas schwächeren training und Freitags die stärkeren. Und unsere talente kommen noch zum erwachsenen training und trainieren dort auch immer noch 1 - 2h mit... So sind sie immer gefordert.

[Naffy]

Zitat von Appiah_92

Meinst du etwa Rudolph bzw. Alexander Hoffmann?

Nö. Er meint den kleinen Engeser.