Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Noppenzar]

Zitat von Danielson

Die junge Dame, die das damals auf Twitter gepostet hat, hat nicht einmal die Kompetenz, ein deutsches Gedicht zu analysieren. Noch weiß sie, warum es überhaupt Gedichte gibt.

Du erfährst beispielsweise sehr viel über den christlichen Glauben, wenn Du dessen populärstes Gebet, das "Vater unser", was nichts anderes als ein Gedicht ist, einmal richtig analysiert hast. Die Sprecherrolle in den Versen genau analysierst, dessen Syntax betrachtest, die Bildsprache, Verslängen, Kadenzen, Anaphern und vieles mehr funktional deutest.

Man erfährt doch viel über die deutsche Kultur, wenn man neben dem Gedichte von Goethe interpretiert wie "Prometheus" , "Wandrers Nachtlied" oder die Verse in Goethes Drama "Faust" deutet. Dir und der damaligen Schülerin mag sich der Gehalt geisteswissenschaftlicher Arbeit nicht erschließen. Für mich ist diese das Fundament unserer Gesellschaft.

Und im Endeffekt kommt dann etwas raus, was in den Populärmedien als "Deutsche Leitkultur" bezeichnet wird.

Dazu muss der Lehrer den Schüler aber in die Lage versetzen alte Texte im Kontext der damaligen Zeit zu sehen und die richtigen Schlussfolgerungen auf die heutige Zeit zu ziehen.

Vergleichst du diese Art der Analyse dann mit dem Islam, dann landest du am Ende bei der Lösung, warum Muslime hier zum großen Teil nicht oder nur sehr vage integriert sind.

[Noppenzar]

Zitat von Abwehrtitan

Viel zu hoch gegriffen ... am besten wärs wohl sie würden ihr plädoyer singen

Das einzige Problem für Jurastudenten ist das "Umdenken" on den Konjunktiv.

Wenn er das getan hätte, dann käme möglicherweise Paragraph xyz in Betracht, es könnte aber auch Paragraph abc greifen, wenn...

Hat man das einmal verstanden, dann sind Gesetze nicht so schwer lesbar.

[Abwehrtitan]

Die Gesetze an sich sind weniger das Problem, hauptsächliches Talent das man mitbringen sollte ist Geduld, denn die meisten Menschen die versuchen dir einen Sachverhalt zu schildern, scheitern - wie Bretti - häufig daran das sie vom Hundertsten ins .... kommen. Die relevanten Punkte aus stundenlangem Gefasel zu extrahieren und zu verwerten ist das Meisterstück. Zusätzlich ist durchaus die Menschenkenntnis gefragt, soweit, dass man erkennen kann, ob man Dichtung hört oder real Erlebtes, Gesehenes. Die Menschen haben eine grenzenlose Fantasie, und meist merken sie selbst nicht mal wenn sie Blödsinn faseln. Das Geschick Menschen zur Wahrheit zu führen ist ein echtes Talent. Ist vergleichbar mit einem guten Verkäufer, der Weg zum Auftrag ist oft mit einem enormen Umfang an Konversation gepflastert. Dabei ist die Konversation sehr wichtig, man kann sich als Laie kaum vorstellen was man alles erfährt wenn man nur gut zuhört.

[Armendariz]

Und gerade deshalb ist für mich unverständlich, warum so viele soziale Berufe mit sehr wenigen oder keinen Psychologiekursen an der Uni auskommen.

[Noppenzar]

Zitat von Abwehrtitan

Die Gesetze an sich sind weniger das Problem, hauptsächliches Talent das man mitbringen sollte ist Geduld, denn die meisten Menschen die versuchen dir einen Sachverhalt zu schildern, scheitern - wie Bretti - häufig daran das sie vom Hundertsten ins .... kommen. Die relevanten Punkte aus stundenlangem Gefasel zu extrahieren und zu verwerten ist das Meisterstück. Zusätzlich ist durchaus die Menschenkenntnis gefragt, soweit, dass man erkennen kann, ob man Dichtung hört oder real Erlebtes, Gesehenes. Die Menschen haben eine grenzenlose Fantasie, und meist merken sie selbst nicht mal wenn sie Blödsinn faseln. Das Geschick Menschen zur Wahrheit zu führen ist ein echtes Talent. Ist vergleichbar mit einem guten Verkäufer, der Weg zum Auftrag ist oft mit einem enormen Umfang an Konversation gepflastert. Dabei ist die Konversation sehr wichtig, man kann sich als Laie kaum vorstellen was man alles erfährt wenn man nur gut zuhört.

Daher der Spruch "drei Menschen in deinem Leben darfst du nicht belügen. Deine Mama, deinen Arzt und deinen RECHTS ANWALT".

Spaß beiseite, was mir in der Praxis auffällt ist, dass mancher Anwalt sein Engagement nach den Verdienstmöglichkeiten betreibt.

Ein Anwalt sollte ehrlich sein, ob es sich zum Beispiel überhaupt lohnt einen Titel zu erwirken. Machen viele aber aus monetären Gründen nicht.

Generell musst du da im Beruf als Anwalt doch in manchem Feld sehr sehr abgewichst sein, speziell im Strafrecht.

Mein Ding wäre es nicht.

[Noppenzar]

Zitat von Armendariz

Und gerade deshalb ist für mich unverständlich, warum so viele soziale Berufe mit sehr wenigen oder keinen Psychologiekursen an der Uni auskommen.

Ich hatte einen Vereinskameraden, der Mathe/Physik auf Lehramt studiert hat und bis zum Examen so gut wie gar keine Pädagogik hatte. Im Referendariat merkte er dann, dass der Beruf nichts für ihn ist und orientierte sich nochmal beruflich komplett neu.

"Psychologie" heisst für mich auch viel Lebenserfahrung.
Wer echtes Interesse hat, ZUHÖRT (können die wenigsten) und die Menschen genau beobachtet (Torsten Havener "Ich weiss, was du denkst) oder wer sich intensiv mit Dale Carnegie oder Napoleon Hill auseinandergesetzt hat, der wird automatisch zu einem kleinen Psychologen.

Hat man dann die Natur der Sache erkannt, dann wird sie berechenbar. So gehört ein introvertierter nicht in ein Grossraumbüro, Währenddessen ein Extrovertierter genau dorthin an die prominenteste Stelle gesetzt werden sollte.

Genauso lernt mancher Schüler besser durch stilles zuhören,, mancher durch aktive Mitarbeit.

Wie sagt man so schön: "der Köder muss dem Fisch Schnecken und nicht dem Angler" oder anders ausgedrückt muss jeder im sozialen Kontext sich ein gewisses Maß an Empathie zumindest antrainiert haben.

[Armendariz]

Zitat von Noppenzar

Ich hatte einen Vereinskameraden, der Mathe/Physik auf Lehramt studiert hat und bis zum Examen so gut wie gar keine Pädagogik hatte. Im Referendariat merkte er dann, dass der Beruf nichts für ihn ist und orientierte sich nochmal beruflich komplett neu.

Wem sagst du das?

Ich hatte auch Grundkurse Allgemeine Pädagogik, Schulpädagogik und Psychologie, und dann hieß es, sich für eins zu entscheiden. Einerseits zwar rein vom zeitlichen Aufwand sinnvoll, da man mit der Fachwissenschaft extrem viel zu tun hat, aber am meisten für die Praxis gelernt habe ich eben in ein paar Psychologie-Kursen.
Meistens ist in EWS-Grundkursen das Problem, dass extrem breit gestreutes "Basiswissen" vermittelt werden soll. Nur das ist eben das trockenste und praxisfernste - jeder pickt sich da vielleicht 10% raus, die ihn interessieren, und der Rest wird ignoriert.

Praktikumsplätze an Schulen mit Gelegenheit zur aktiven Einbindung? Fehlanzeige!

Zeit für Entwicklung eigener Interessen?
Klar, ich les jeden Monat je vier Bücher von Molière, Montesquieu, Góngora und Cervantes, halte mich in Humangeo, physischer Geo, Linguistik und Didaktik auf dem aktuellsten Stand, lern Vokabeln und Grammatik, verfolge die gesellschaftliche Aktualität in Frankreich und Spanien, schreib nebenher noch meine Zulassungsarbeit und in meiner Freizeit durchstöbere ich die Bibliothek nach aktuellen Studien zu Sonderthemen in Psycho und Pädagogik

Und Geld verdienen soll ich ja auch noch... und am Ende mit 1,3 abschließen, um verbeamtet zu werden. Thx, Spaenle!

Aus meiner Sicht sollte der Lehrerberuf via duales Studium vermittelt werden. Aber kostet ja zu viel Geld

[Noppenzar]

Du hast noch vergessen, dass eine Umfangreiche Schulung in Rhetorik (Carnegie) auch nicht zu verachten wäre.

Das Buch heisst "Die Kunst der freien Rede".

Ich hatte mal einen Lehrer (auch wieder so einer "vom alten Schlag), der auch bei mir im Verein war. Privat per DU, in der Schule per SIE, beherrschte dieser Mann die Rede wie kein zweiter.

Ich habe ihn mal privat erlebt, als er eine Laudatio auf einen Vereinskameraden zum 60. ohne Manuskript eine Stunde frei hielt.

Auch in der Schule war er schlagfertig.

Ein ganz hervorragender Unterricht.

[Danielson]

Zitat von Abwehrtitan

Viel zu hoch gegriffen ... am besten wärs wohl sie würden ihr plädoyer singen

Lesen hilft.

Ich habe nur geschrieben, dass Schüler, die in der Oberstufe eine gute Gedichtinterpretation schreiben können, nach meiner Erfahrung recht gute Voraussetzungen mitbringen für ein erfolgreiches Jura-Studium. Ob sie dann gute Anwälte werden, ist eine andere Frage. Dazu gehören andere Fähigkeiten, ich weiß, meine Schwester ist Anwältin mit eigener Kanzlei.

Die Gesetze an sich sind weniger das Problem, hauptsächliches Talent das man mitbringen sollte ist Geduld, denn die meisten Menschen die versuchen dir einen Sachverhalt zu schildern, scheitern - wie Bretti - häufig daran das sie vom Hundertsten ins .... kommen.

Nicht nur Du vermisst den Bretti!

[Abwehrtitan]

Zitat von Danielson

... Ob sie dann gute Anwälte werden, ist eine andere Frage. Dazu gehören andere Fähigkeiten ...

Dann sind wir uns ja einig.