Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Fozzi]

Zitat von crycorner

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Wie Lindner schon sagte: In der Politik musst Du jeden Morgen darüber nachdenken, wie Du möglichst früh am Tag medial stattfindest. Das zumindest hat Kühnert geschafft...
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Und die Frage ist doch auch, wen er damit medial erreichen will. Die Öffentlichkeit? Den Bürger? Wo kommt er denn mit solchen Aussagen gut an?

Die rote Socken-Kampagne zeigt doch recht klar, dass man den Bürger der Mitte mit dem Wort Sozialismus eher verschreckt. Also geht es mit der Aussage doch wohl eher darum, sich als Sperspitze des linken SPD-Flügels zu plazieren und sich in Stellung zu bringen. Ich denke, die Nachricht geht an die eigene Partei und ist eine Bewerbung.

[Chris Kratzenstein]

Kühnert war sich des unsicheren Terrains sicher bewusst hat die Aussagen aber ebenso sicher genau deshalb so getroffen um dem linken Rand zu gefallen. Wie man an Reaktionen der Linkspartei sieht hat das ja auch geklappt.

Es ist nichts anderes. Es wird eine Aussage getroffen, die für Aufmerksamkeit sorgt und einen Shitstorm von der einen Seite. Und gleichzeitig passen die Aussagen genau in das, was viele sich wünschen. Es geht gegen die Superreichen und Großkonzerne. Die Folgen seiner Aussagen bedenkt er aber nicht. Er träumt und das finde ich populistisch und grenzwertig für einen Politiker der ernst genommen werden will.

Das Interview war gestern übrigens noch frei verfügbar. Zumindest habe ich es frei lesen können. Und für mich hört sich das Interview eben sehr wohl nach DDR 2.0 an auch wenn er sagt er will das nicht sondern einen demokratischen Sozialismus. Aber irgendwer muss am Ende wieder bestimmen wie es in den Firmen vorwärts geht. Und das kann nicht die ganze Belegschaft. Wo das hinführt haben wir beim Brexit gesehen. Nein es müssen Leute tun, die die Folgen überschauen können. Das heisst nicht, dass die jetzige Situation so zu erhalten ist. Aber mit solchen radikalen Forderungen, die einfach nur Träumereien sind, kommt man nicht weiter.

Wohneigentum nur noch maximal für das was man zum wohnen braucht. Man überlege sich dann nur mal die Folgen. Man hatte eine Familie mit 3 Kindern. Die sind dann ausgezogen. Dann brauchen sie keine so große Wohnung mehr. Sie müssen Wohneigentum aufgeben. Hat er so nicht gesagt, aber über so etwas muss man dann nachdenken.
Der Staat muss dann allen Wohnraum zur Verfügung stellen für diejenigen, die keine eigenen Wohnungen haben. Wie soll der Bau finanziert werden?
Und wie soll das in einer globalisierten Welt funktionieren? Dann investieren die Reichen ganz sicher nicht mehr in Deutschland und die Großkonzerne verlegen alles raus aus Deutschland. Sorry aber das ist eben an der Realität vorbei und damit Populismus.

[Armendariz]

Das ist aber ein Totschlagargument. Bald darf man wohl auch keine Steuern für Konzerne mehr erhöhen, weil in einer globalisierten Welt die Firmen dann nach Tuvalu umziehen (was sie auch so schon machen)...

Es ging ja Klein-Kevin auch nicht darum, dass das eine konkrete Forderung für Deutschland sein sollte, genauso wie kein Mensch fordert, sofort überall den Nahverkehr kostenlos zu machen. Ich denke, er wollte einfach mal ein Thema mit einer provokanten Aussage setzen, über das dann herrlich gestritten werden kann, und an der Ende der Diskussion steht vielleicht eine wirkliche Verbesserung für das (akkute!) Problem.

[mithardemb]

Zitat von Armendariz

Das ist aber ein Totschlagargument. Bald darf man wohl auch keine Steuern für Konzerne mehr erhöhen, weil in einer globalisierten Welt die Firmen dann nach Tuvalu umziehen (was sie auch so schon machen)...

Ein Totschlagargument. Findest du es nicht recht plausibel, dass niemand in einen Markt investiert, bei dem er in jedem Fall sein eingesetztes Kapital verliert?

Zitat von Armendariz

Es ging ja Klein-Kevin auch nicht darum, dass das eine konkrete Forderung für Deutschland sein sollte, genauso wie kein Mensch fordert, sofort überall den Nahverkehr kostenlos zu machen. Ich denke, er wollte einfach mal ein Thema mit einer provokanten Aussage setzen, über das dann herrlich gestritten werden kann, und an der Ende der Diskussion steht vielleicht eine wirkliche Verbesserung für das (akkute!) Problem.

Ach so. Es ist dann bestimmt auch bei der AfD auch der Fall. Die meinen gar nicht was sie sagen, sondern wollen nur einen Anstoß für eine fruchtbare Diskussion geben.

Unterm Strich erleben wir gerade das schon seit langem anhaltende Führungsproblem der SPD. Der Azubi schießt schon seit langem quer und niemand bremst ihn ein.

[Glücksball]

Zitat von mithardemb

Unterm Strich erleben wir gerade das schon seit langem anhaltende Führungsproblem der SPD. Der Azubi schießt schon seit langem quer und niemand bremst ihn ein.

Schräges Bild. Der Juniorpräsident der Forschungs- und Entwicklungsabteilung?

Erinnert sich eigentlich jemand, was so ein Linksradikaler wie G. Schröder zum Marxismus gesagt hat, als er in etwa in der Position wie Kühnert war?

[Armendariz]

Naja, man hat ja schon bei der Urwahl zum Koalitionsvertrag gesehen, dass der Azubi nicht der einzige ist, der eine linkere SPD mal wieder ganz nett fände... z.B. eine, die sich gegen Waffenexporte aktiv wehrt, die Diskussion um ein Grundeinkommen vorantreibt, sich nicht für Kohlestrom sondern für Umschulungen von Kumpeln einsetzt und sinnvolle Vorschläge macht, wie die Rente langfristig besser gesichert werden kann.

Dann wäre die Linke bald wieder klein mit Hut

[Abwehrtitan]

Zitat von Armendariz

... aber die ein oder andere existentielle Sorge haben sie den Bürgern dort schon genommen...

Ich würde eher sagen gegeben als genommen ...
Gut verhungert ist niemand, sonst gabs aber sicher den einen oder anderen Grund um Gesundheit und gar Leben zu bangen.
Wünschen wir uns solche Systeme lieber nicht zurück, zum Glück konnte das "korrigiert" werden.


Der Kevin hat hier schwer überzogen, den privaten Hausbauer der selbst in der Immobilie wohnt und das Obergeschoss vermietet in die Klasse Kapitalist einzunorden und der Enteignung preiszugeben ist schon ein starkes stück.


Letztlich kann er doch nicht der Karl sein, weil vom Kapital versteht er wirklich rein nix. Wer nicht unterscheiden kann zwischen einer Million und einer Milliarde ....

[Neuanfang]

Wenigstens rüttelt Kevin Kühn nicht wie der junge Gerd Schröder damals am Kanzlertor.
Vielleicht prescht er auch der baldigen Wahlen in der Roten Bastion Bremen wegen so weit vor.
In Stadtstaaten sind Wohnungen knapp und teuer.

[mithardemb]

Zitat von Armendariz

Dann wäre die Linke bald wieder klein mit Hut

Der Azubi fordert ja auch eine "Machtoption". Wie sollte die bei einem Linksruck aussehen? Die Linke als Koalitionspartner scheidet dann aus, denn die hat man dann rausgekegelt. Die bürgerliche Mitte muss sich dann andere Parteien suchen.

Als Koalitionspartner blieben dann wohl die Grünen übrig. Allerdings wäre man dann der Juniorpartner.

[mithardemb]

Zitat von Neuanfang

Vielleicht prescht er auch der baldigen Wahlen in der Roten Bastion Bremen wegen so weit vor.
In Stadtstaaten sind Wohnungen knapp und teuer.

Da hilft nur Bauen. Mit Enteignungen kommen man nicht weiter. Abgesehen davon, müsste man die Eigentümer ja entschädigen. Weder Berlin noch Bremen könnten das auch nur ansatzweise realisieren.