Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Noppenzar]

Mal eine Sicht aus der 'alten" Mitte:

Zum einen stellt das Grundeinkommen Leistung und Nichtleistung gleich. Führt man es ein müsste es per Grundgesetz jeder bekommen.

Dann ist die Frage wie und in welcher Form es mit anderen Leistungen verrechnet wird. ALG1, Berufsgenossenschaft, Rente, Erwerbsunfähigkeit sind alles keine Almosen sondern Versicherungsleistungen, wo ein Anspruch besteht durch vorherige Einzahlung. Hier zu verrechnen wäre äußerst problematisch.

Der nächste Punkt ist das Steuerrecht. Staatliche Leistungen sind zwar meist steuerfrei (Rente nicht) werden aber mit dem sogenannten Progressionsvorbehalt besteuert. Sprich der Steuersatz auf den Hinzuverdienst steigt.

Für Firmen wäre es gar nicht so problematisch mit dem Personal, wenn das GE einfach steuerfrei dazukäme und der Rest ohne Progressionsvorbehalt besteuert würde.

Der volkswirtschaftliche Effekt wäre mMn. folgendermaßen:

99% der arbeitenden Bevölkerung würde sich das Gekd einfach zusätzlich einstecken und entweder verkonsumieren oder investieren.

Dann hast du aber eine massive Inflation, weil die Nachfrage sprunghaft ansteigt.

Ich denke am besten kann man es mit dem billigen Baugeld vergleichen. Etwas abstrakt, aber ich versuche es mal logisch darzulegen:

Anfang der 80er kostete ein Hauskredit etwa 10% Zinsen. Immobilien waren dementsprechend billig. Für umgerechnet 100.000 Euro konnte man freistehend bauen. Dass es trotzdem nicht jeder konnte lag an den hohen Zinsen. Seitdem geht der Zins durch staatliche Eingriffe nur nach unten, die Preise dafür dramatisch rauf. Geld "kostet" nichts mehr. Immobilienpreise sind deutlich stärker gestiegen als die allgemeine Inflation. Ähnlich ist es bei Autos. Auch dort haben die billigen Raten dafür gesorgt, dass die Neuwagenpreise deutlich stärker zugelegt haben als die allgemeine Teuerungsrate.

Und derselbe Effekt würde beim Grundeinkommen eintreten. Viele Familien kämen auf die Idee eine Immobilie zu erwerben, weil der Staat durch das GE ja die Rate zahlt. Ähnlich bei Autos. Das geht am Anfang gut, aber die Anbieter werden recht schnell die Preise nach oben anpassen.

Gut beobachten kannst du das auch bei den subventionierten E-Autos, wo alle Hersteller den Listenpreis recht hoch ansetzen, da der Kunde durch den Zuschuss eher bereit ist zu kaufen.

Fazit: wenn nicht durch steuerliche Mehrbelastung von Beginn an unattraktiv würde das GE durch Recht schnelle Preisanpassung massiv an Kaufkraft verlieren.

Oder glaubst du, dass bei 4.800 Euro, die eine 4köpfige Hartzfamilie dann bekäme der Discounter, der Kiosk, die Pommesbude und der Vermieter im "Brennpunkt" nicht die Preise erhöhen würde? Ich schon und zwar massiv. Und dann erreicht man sogar das was man eigentlich nicht wollte, dass die Vermögensschere noch weiter auseinandergeht. Gewinne explodieren, Sachwerte steigen. Weil halt die ungebildete Masse das Geld einfach, sorry, verballert. Das Geld landet also mittelfristig wieder bei denjenigen, die Ahnung von Finanzen haben und der "Pöbel" hat nicht mehr als vorher.

Glaubst du nicht? Frage 100 Leute was sie tun, wenn sie ab sofort 1.000 Euro im Monat mehr verdienen. 5% werden vielleicht "sparen" sagen, 95% rennen los, kaufen Klamotten, Elektronik, Autos, mieten eine größere Wohnung oder versaufen es. Die große Masse kommt nie zu Geld, weil sie immer den Lebensstil dem Einkommen anpassen um, frei nach Volker Pispers "Dinge kaufen, die sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie nicht leiden können".

[A. Lange]

Noppenzar hat das gut erklärt

Und hier die Kurzform:

Wenn man jedem Bürger heute eine Million Euro auf das Konto
überweist, kosten morgen ein Brot 1.000 Euro!

[*Ringostar*]

https://multipolar-magazin.de/artikel/welt-wohin

Ein Spiegelbild der aktuellen Situation. Sehr lesenswert !

[Snape]

Zitat von A. Lange

Und hier die Kurzform:

Wenn man jedem Bürger heute eine Million Euro auf das Konto
überweist, kosten morgen ein Brot 1.000 Euro!

Cool, also wenn man heute jedem Bürger 1.000 Euro aufs Konto überweist, kostet ein Brot nur noch 1 Euro. Dann wird es bis zu meiner dritten Million doch nicht so lange dauern.

[jimih1981]

Nehm wir mal an man schüttet jetzt Helikotpergeld aus und denkt nicht über die Folgen nach. Dann haben zwar alle erstmal 1000 Euro mehr. Das sollten sie aber schnell ausgeben oder Inflationssicher anlegen ansonsten werden sie nicht mehr viel davon haben, weil es nix mehr Wert ist.

Warum drucken wir nicht einfach soviel Geld wie möglich und verteilen es an alle.
Simbabwe school of economics

Warum nehmen wir uns nicht ein Beispiel an Venezuela.

Der Wohlstand ist nur nachhaltig wenn er nicht auf Schulden aufgebaut ist ansonsten wird der Wohlstand früher oder später in sich zusammenkrachen die Frage ist nur wann und wie schnell. Es muss schlicht auch Anreize geben nicht nur für Leute etwas zu erwirtschaften die einem Nahe stehn sondern auch für Fremde und das macht man nur wenn man davon ausreichend profitiert. Man muss das realistisch sehn. Die wenigsten Menschen sind wie Mutter Theresa aber sehr wohl würden sie auch ohne zwangsweise zu zahlen durchaus auch an die Bedürftigen denken aber für die Faulen will man eben nicht zahlen.

[Glücksball]

Ihr wisst aber schon, woher der Begriff Helikoptergeld stammt, und wo das durchaus mehrfach gemacht wurde, ohne dass es zu starker Inflation kam?

[jimih1981]

Zitat von Glücksball

Ihr wisst aber schon, woher der Begriff Helikoptergeld stammt, und wo das durchaus mehrfach gemacht wurde, ohne dass es zu starker Inflation kam?

Weil man es nicht überall gleich merkt und Inflation nicht gleich Hyperinflation ist. Da es ja keine Zinsen mehr gibt ist selbst ne geringe Inflation viel dramatischer.

[Glücksball]

Zitat von jimih1981

Weil man es nicht überall gleich merkt und Inflation nicht gleich Hyperinflation ist.

Da bist Du mal über eine sehr richtige Feststellung gestolpert. Die Angst vieler Menschen (insbesondere in D) vor der Inflation kommt von den Erfahrungen mit Hyperinflation. Dafür braucht es aber ganz andere Rahmenbedingungen als nur etwas Helikoptergeld.

Zitat von jimih1981

Da es ja keine Zinsen mehr gibt ist selbst ne geringe Inflation viel dramatischer.

Sparer können auf andere Anlageformen ausweichen. Probleme gibt es eher im Finanzsektor. Cry me a river!
Assetinflation, die (z.B. per Miete) auf den Normalbürger durchschlägt, könnte man viel besser eindämmen, wenn man es darauf anlegte. Da tut die Politik einfach nicht, was nötig ist (-> Lobby, Interessenkonflikte).

[A. Lange]

Zitat von jimih1981

Warum drucken wir nicht einfach soviel Geld wie möglich und verteilen es an alle.

Dann braucht auch Niemand mehr zu Arbeiten

Aber halt!

Wenn Niemand mehr arbeitet, wo bekomme ich dann mein Essen her?
Und was wenn ich krank werde?
Es gibt dann ja keine Geschäfte und Krankenhäuser mehr
Da muss wohl irgend ein Denkfehler vorliegen

Und ernsthaft noch mal zum Bürgergeld:
Wie sollte Deutschland (oder jedes andere Land dieser Welt) das Geld
dafür aufbringen, wenn schon die gesamten Steuereinnahmen darunter
liegen?
Dann müssen halt neue Steuern her, die das Bürgergeld wieder komplett
auffressen....

[Petar]

Zitat von Gandalf446

https://www.spiegel.de/wissenschaft/...f-c5e7b73ced1b

Nobelpreis in Physik geht an Klimaforscher. Da werden sich ein paar Leute hier aber sehr ärgern

Der Spiegel – orig. Titel: Stockholm Nobelpreis für Physik geht an Deutschen Klaus Hasselmann

Im Text weiter: Hasselmann erhält den Preis zusammen mit Manabe zur Hälfte.
Die andere Hälfte des Preises geht an Giorgio Parisi von der Universität La Sapienza in Rom…
Also:
Klaus Hasselmann (89 Jahre alt) bekommt 25% vom Nobelpreis (etwa 245.000,00 EUR),
Syukuro Manabe (90 Jahre alt) ehält auch 25% vom Nobelpreis und
Den Giorgio Parisi (73 Jahre alt) gehören 50% vom Nobelpreis.

Ich glaube nicht, dass sich jemand wegen Nobelpreis-Träger noch ärgern könnte.
PLO-Chef Arafat, Rabin und Peres haben sogar Friedensnobelpreis bekommen! Noch Fragen?
(14.10.2019) Vor 25 Jahren Friedensnobelpreis für Rabin, Peres und Arafat Zementierte Zwischenlösung
"Frieden war noch nicht erreicht, aber er schien doch in greifbarer Nähe." Und so zeichnete das Nobelpreiskomitee in Oslo seine Architekten schon mal vorzeitig aus. 25 Jahre später sieht die Lage ziemlich anders aus.

s. auch SPIEGEL vom 11.11.2004 „Der Terrorist mit dem Nobelpreis“ (zum Tode Arafats)
Vielleicht sind Erdogan, Putin, Trump und Biden auch mal für den Friedensnobelpreis dran? Schließlich hat den für seine Drohnenkriege und Gefangenlager Guantanamo auch Barack Obama bekommen. Oder?