Life Kinetik

[Cheftrainer]

Zitat von Breaker3

...
Kannst DU mir bitte erklären, warum Du den Topspin mit beiden Händn tranieren lässt und was das bewirkt? http://www.tt-lehre.de/v_direkt.html?file=Beidhaendig ? Ich frage, weil ich hoffe, dass ich der Topspin damit vielleicht auch bei mir etwas verbessern kann, denn oft gehen die Bälle einfach drüber hinaus, oder ins Netz. Ich denke, ich mahc da was falsch und hoffe, dass Du mir jetzt schreibst, dass durch die zweite Hand am Topspinarm mehr bewusstsein für die Bewegung antrainiert wird, und dadurch die Bälle besser kommen. ...

Einer der technischen Schwerpunkte des Spielers war, dass er einen früheren Balltreffpunkt spielen soll. Mit der zweiten Hand am Handgelenk kann man einen frühen Balltreffpunkt (seitlich vor dem Körper) erzwingen.

Letztlich habe ich bei dem Lehrgang sehr viel ausprobiert, da der Spieler 11 Tage am Stück (2 Einheiten pro Tag) trainiert hat. Da ein gewisser Teil Einzeltraining war habe ich halt mal versucht kreativ zu sein.

Muss sich gelohnt haben, denn vier Wochen danach hat er als wohl erster Schweizer überhaupt ein internationales Turnier im Ausland gewonnen. ^^

Aber eigentlich ging es hauptsächlich mal um reines Techniktraining (mit ein wenige Koordination). In der Schweiz sind die Vorstellungen und Schwerpunkte da nämlich deutlich anders. Deshalb wollte ich diesen langen Lehrgang in der Übergangsphase (Sommer) halt mal dafür sehr konzentriert nutzen.

[Breaker3]

Wow, das ist total interessant. Ersteinmal GRATULATION für den Trainingserfolg. Soetwas tut einem Trainer (bzw, Lehrer) ja total gut, wenn der Spieler (bzw. Schüler) so einen Erfolg verbuchen kann!
DANKE für die Erklärungen. Was bringt es denn, wenn der Balltreffpunkt früher stattfindet? Wird der Ball schneller oder kann man die Richtung, in die der Ball gehen sollte besser kontrollieren? Meinst Du, mir kann das auch helfen die Topspinns bewusster zu spielen und zu kontrollieren und somit auf die Platte zu bringen? Ich nehme an, dass die Übung darum zur Life-Kinetic gezählt wird, weil die Rechte Hand über die Körpermitte auf die andere Seite des Körpers geht - oder?
Es gibt ja viele Koordinationsübungen ohne Geräte, in denen die Hände und Arme so bewegt werden, dass sie die Körpermitte überschneiden und so die Synapsen im Gehirn stimuliert werden.

[Cheftrainer]

Der Balltreffpunkt sollte immer seitlich vor dem Körper sein. Ähnlich wichtig ist es, dass der Körperschwerpunkt während des Balltreffpunkts zentral vor dem Körper ist, der Spieler hatte aber deutlich Rücklage vor allem bei der Eröffnung auf US.

Mit einem frühen Balltreffpunkt kann man genug Wirkung erzielen. Der Impuls nach vorne (durch die Körperdrehung usw.) kann dadurch viel größer werden als wenn man den Ball zu spät (neben sich) trifft.

Und was den Erfolg betrifft trainiert er derzeit so 6-7 mal die Woche ziemlich weit entfernt. Ich sehe ihn nur ab und zu bei Lehrgängen. Er hat zumindest gemerkt, dass das Training in Deutschland anders aussieht als in der Schweiz. Zur Zeit profitiert er wohl von der Kombination. In der Schweiz werden derzeit sehr viel Spezialtechniken trainiert (Richtung individuelles System), sehr viel seitliche Techniken beispielsweise Sidespin nach innen und aussen usw. Ich feile da lieber erstmal an einigen Grundlagen wie einen frühen Balltreffpunkt mit zentralem Körperschwerpunkt usw.

Insofern ist der Erfolg zwar ganz nett aber die Ursache liegt wohl am wenigsten am Techniktraining, da sich dies wohl eher langfristig bemerkbar machen dürfte. Ich versuche eher gewisse leistungsmäßige Begrenzungen (die aus seinen technischen Eigenarten resultieren) zu "beheben" damit die Entwicklung nicht limitiert ist.

[Cheftrainer]

Zitat von Breaker3

..Ich nehme an, dass die Übung darum zur Life-Kinetic gezählt wird, weil die Rechte Hand über die Körpermitte auf die andere Seite des Körpers geht - oder?...

Das ist völlig irrelevant. Letztlich zähle ich es sowieso zu Koordinationsübungen und nicht zu diesen Kunstwort "Life Kinetik" das nur zu Marketingzwecken geschaffen wurde. Mit dem Begriff "Koordination" kann man eben keine 4 tägigen Kurse für 1500.- Euro verkaufen.

Das Ziel der Übung war sowieso keine spezifische Koordination (auch wenn ich es unter der Rubrik abgelegt hatte) sondern nur eine zwingende Situation zu schaffen, damit sich der Balltreffpunkt (früher!) anpassen muss. Natürlich sind gerade bei einem Topspin alle möglichen Muskeln zeitlich abgestimmt beteiligt. Wenn dann etwas geändert wird wie beispielsweise das beidhändige Spielen, dann ist das durchaus Koordinationstraining. Aber das würde auch auf das "normale" TT zutreffen.

Es gibt auch Theorien zum so genannten differentiellen Training. In dem Gebiet kenne ich mich bisher noch gar nicht aus. Prinzipiell geht es wohl um das Training von Variationen die eigentlich falsch sind (nach klassischer Trainingslehre) um dem Übenden mehr Bewegungserfahrung zu verschaffen. Natürlich ist das Ziel dabei identisch (eine lehrbuchmäßige Technikgrundlage) aber der Weg eben anders. "Meine" Methode mit dem beidhändigen Spielen dürfte wohl auch unter die Kategorie zu bringen sein. Aber um das zu beurteilen werde ich wohl demnächst mal einen Kurs in dem Gebiet machen. Man lernt ja nie aus

[Breaker3]

Hammer, Es ist so interessant mal hinter die Kullisse eines Trainer schauen zu dürfen, worauf man achten muss, was man sehen und beobachten kann, wie man das angeht - das ist echt interessant.
Danke für diese Erklärungen.