TT im TV - Warum so wenig Tischtennis im Fernsehen? Gegenmaßnahmen? Chancen?

[JSCH]

Dann bleibe ich bei uneigentlich, d.h. auch im Verhältnis zu den Aktiven und der Vielzahl von Wettbewerben ist TT weit unterrepräsentiert im TV, denke das ist unstrittig.

[mithardemb]

Das stimmt, wenn das Fernsehprogramm sich nach der Anzahl der Mitglieder richten würde, dann wäre Tischtennis weiter vorne.

Manch einer würde sich dann die Augen reiben was da so als Sport im Fernsehen käme. Man schaue sich mal die Mitgliederstatistik beim DOSB an:

https://cdn.dosb.de/user_upload/www....-Heft_2020.pdf Seite 11

Ranking:
1. Fußball
2. Turnen
3. Tennis
4. Schützenbund
5. Alpenverein
6. Leichtathletik
7. Handball
8. Reiten
9. Golf
10. Behindertensport
11. Schwimmen
12. DLRG
13. Tischtennis
14. Ski

Also ganz so weit wären wir dann auch nicht vorne, aber endlich können wir dann mehr Schützensport und mehr Wandern im Fernsehen sehen.

[Majestät]

Zitat von Rudi Endres

Stimmt! Aber nicht jede Sportart hat unsere Probleme.
So richtig gut, geht es allerdings, außer Fußball, keiner Sportart.

Geht es denn dem Fußball gut? Ja, wenn es um TV-Präsenz geht, aber ansonsten geht es doch auch mit dem Fußball bergab. Trainermangel bei den Jüngsten, Spielerinnenmangel bei Mädchen generell und bei Jungs ab B-Jugend (oft geht ohne Spielgemeinschaften nicht mehr viel).

Trotz TV-Präsenz bis zum geht nicht mehr, ist doch auch hier ein Abwärtstrend zu erkennen. Natürlich kaschiert durch Professionalisierung in bestimmten Bereichen (Leistungszentren, die hohe Anziehungskraft haben und für Bundesligisten Pflicht sind), aber insgesamt geht es auch mit der Sportart in die falsche Richtung.

[JanMove]

Zitat von Wohlfühlbacher

In den 80er Jahren, als die Schweden-Generation mit Waldner, Appelgren, Persson, Lindh, Carlsson auftauchte und begannen, das Welt-TT zu beherrschen und in den meisten Mannschaften der Bundesliga einer von ihnen spielte, waren die Zuschauerzahlen in den Hallen enorm. Entsprechend groß war das Medieninteresse und die TV-Zeiten.

Warum die vielen Zuschauer in den Hallen?
Weil die Spieler greifbar waren. Sie unterhielten sich mit den Zuschauern, tranken mit ihnen hinterher ein Bierchen und damit meine ich nicht nur die deutschen Spieler. Vereine wie Reutlingen, Saarbrücken (ATSV), Grenzau oder Steinhagen kultivierten den "guten" Kontakt ihrer Spieler zu den Fans, fuhren mit Bussen voller Fans zu den Auswärtsspielen und gaben ihnen das Gefühl, sie gehörten zur Mannschaft. Entsprechend groß war die Begeisterung im riesigen Umfeld der großen Vereine und die Stimmung in den Hallen bei diesen Duellen war schon geil! Milan Orlowski, Desmond Douglas, Andrzej Grubba, Georg Böhm, Peter Stellwag, Engelbert Hüging... Ohne Worte! Atemberaubendes Tischtennis!

Die Fernsehsender - regional wie bundesweit - erkannten das und brachten immer wieder schöne Berichte. Ende der 80er dann der WM-Titel unserer beiden Helden und die Euphorie fand nochmal eine Steigerung. Das ging einige Jahre so, bis man anfing, am TT-Sport zu schrauben. Am System. An den Regeln. Die Schweden gingen, es kamen keine neuen, "handzahme" europäische Stars nach und die Dinge nahmen ihren (negativen) Lauf.

Heute schau ich mal aus Neugierde in´s Internet, weil Euros sind und der Ovtscharov spielt und nach 5 Minuten flüchte ich, da ich dieses AS-RS Gedöns nicht lange ertrage.

Quizard zielt in die richtige Richtung. Ergänzend dazu mind. 4er-Mannschaften und eine Vereinsphilosophie, die den Fan wieder näher an den Spieler bringt. Dazu wird es aber nicht kommen, vom tierischen, unansehnlichen Geballer mal ganz abgesehen.

Mehr TT im TV? Niemals.

Da ist viel Wahres dran, wobei ich sagen würde, dass dies in den 90-er bis Anfang 2000-er Jahre auch noch so war. Okay, vielleicht ist mein Blick etwas getrübt, da ich in dieser Zeit mit dem Tischtennis gross geworden bin und mein Blick auf den damaligen "Profisport" ein völlig anderer war als er es heuzutage ist. Aber dennoch war die Atmosphäre in den Hallen eine ganz andere. Gespielt wurde im Bundessystem auf 2 Tischen, die Spieler waren greifbar, ein Karakasevic gönnte sich in der Pause eine Zigarette vor der Halle, Torben Wosik mischte sich unter die Zuschauer und war immer für ein Schwätzchen zu haben. Die Heimspiele der Oxen waren z. B. für mich immer ein absolutes Happening, und die relativ kleine Halle in Biberach bei den wichtigen Heimspielen mit 1000 bis über 2000 Zuschauern propennvoll.

Die ganze "Pseudoprofessionalisierung" hat dem Tischtennis aus meiner Sicht mehr geschadet als genutzt. Am schlimmsten war die Umstellung auf 3-er Teams mit dem Spiel auf 3 Punkten wegen der angeblichen Center Court Atmosphäre. Wie viele Zuschauer hat so ein Spiel heutzutage. Keine Ahnung, aber es ist klar, das dies fürs Fernsehen völlig uninteressant ist. Wenn so etwas gestreamt wird, dann würde ich es mir vielleicht anschauen, wenn ich davon weiss. Aber ansonsten hat so ein "Live-Event" für mich seinen Reiz völlig verloren.

Ähnliches gilt für Grossveranstaltungen wie EM und WM. War ich früher bei solchen Veranstaltungen fast immer live vor Ort, schaue ich mir so etwas nur noch im Fernsehen oder Internet an wie jetzt kürzlich bei der EM. Das läuft dann aber auch eher so nebenbei, wenn man noch etwas anderes gleichzeitig tun kann. Ehrlich gesagt laden die ganzen Pausen, das permanente Gestöhne eines Ovtcharov, das Gezirpe von Quietscheentchen Szöcs oder das Geschreie eines Harimoto zum Wegzappen förmlich ein. Live muss man dafür schon die Halle verlassen. Meiner Meinung nach hat man sich im Tischtennis schon sehr viel Mühe gegeben, die Sportart nahezu auf den Nullpunkt runter zu reformieren. Momentan hat Tischtennis in Deutschland noch einen gewissen Stellenwert durch Boll und bedingt Ovtcharov, was die mediale Talfahrt etwas reduziert. Wenn diese aber zurücktreten, dann sieht es ziemlich duster aus fürs Tischtennis, sodass man sich jedwede TT-Präsenz im TV vollkommen abschminken kann.

[jimih1981]

im klassischen Fernsehn dass sowieso früher oder später ausstirbt, sehe ich da überhaupt keine Chance dass sich was ändert. Dazu hat Tischtennis einfach einen zu geringen Stellenwert.

Man sollte sich im Wesentlichen auf Onlineangebote konzentrieren und diese entsprechend bewerben u..a über Social Media.

[Rudi Endres]

Für potenzielle Sponsoren haben die Onlineangebote einer Randsportart eine viel zu geringe Reichweite. Wie ja schon öfters erwähnt, erreicht man damit nur die Insider. Selbst 50000 Nutzer sind ein Nichts.
Beim Fernsehen geht es um Millionen Zuschauer, auch wenn die meisten nur zufällig eingeschaltet haben. Beispiel: Die Schwimm-WM in Deutschland erreichte laut einer Dissertation etwa 30 Millionen Fernsehzuschauer.

Sicher, das Sehverhalten ändert sich. Aber das ist ein langsamer Prozess. Derzeit ist für alle Beteiligten das Fernsehen (noch) das Maß aller Dinge. Laut Spiegel ist die prozentuale Sportfinanzierung über Internetangebote vernachlässigbar. Was natürlich auch an den immens hohen Fernseheinnahmen des Profifußballs liegt.

[maxloop]

Wie oben schon geschrieben wurde: die Bundesliga ist an Unatraktivität kaum noch zu überbieten. Aber auch internationale Wettbewerbe - die WM in Düsseldorf war eine Sportartikelmesse mit TT-Begleitprogramm. Die Halle war total überdimensioniert usw. Hier müsste viel geschehen um das alles attraktiver zu machen... Allerdings wenn man sich z.B. Basketball anschaut, da sind die Hallen voll und die Leute begeistert - wirds im Fernsehen gezeigt? Nein.

[maxloop]

Wobei Basketball und Handball wenigstens noch ab und an in den Sportsendern live gezeigt werden

[Matousek]

Zitat von maxloop

Wobei Basketball und Handball wenigstens noch ab und an in den Sportsendern live gezeigt werden

Ist im TT evtl zu wenig Remmi Demmi? Wo Ballermannstimmung ist, ist wohl die Hütte voll.

[jimih1981]

Das klassiche Fernsehn ist auf Dauer komplett tot weil kaum noch junge Menschen Fernseh schaun. Ich schau da auch maximal nur noch Sport. Das mag noch nicht in fünf Jahren sein aber in 20 Jahren ist das klassische Fernsehn so gut wie tot. Der Irrtum ist das man im Internet nicht Millionen erreichen kann doch das kann man sehr wohl wenn man es richtig macht. Vorallem mit Sport kann man das, wenn es richtig beworben wird.
Das ist schlicht die Zukunft. Es wird sich nichts ändern in Bezug auf die klassischen Fernsehsender. Tischtennis ist nicht Fußball oder Tennis. Die allgemeine Attraktivität steigert sich nicht mal einfach so. Da muss man eher woanders ansetzen. Da kann man noch soviele Regeln damit der Profisport attraktiver wird. Es ändert nicht viel. Tischtennis ist ein Breitensport und hat einfach nicht die absolute Popularität wie es andere Sportarten haben.

Wenn man mehr Popularität will. Muss halt mal jemand Weltmeister oder Olympiasieger werden dann wirds ggf. interessant. Oder eben indem man an der Basis der breiten Masse zeigt welche Facetten denn der Tischtennissport hat, viele haben da gar keine Ahnung davon.