TTBL | 1. Bundesliga Herren 2021/2022

[Lousy Defence]

Zitat von Tischtennisspieler90

Also das war maximal schlecht und alles andere als Werbung für den Sport wenn ein Schiedsrichter sich derart in den Vordergrund spielt. Zumal er zwei identische Aufschläge von karlsson nacheinander unterschiedlich bewertet. Wenn, muss man seine Linie auch durchziehen aber so war das nur schwach.

Wenn der Schiri beide Aufschläge 'wegzählt', wäre die Empörung einiger nur umso heftiger ausgefallen.
Vielleicht war er bei einem der beiden Aufschläge auch nicht zu 100% sicher und hat ihn deshalb durchgehen lassen.

Was gerne mal ausgeblendet wird: Jeder Aufschlag (sofern ich dazu durch die Übertragung eine brauchbare Perspektive angeboten bekommen habe), den der Schiedsrichter beanstandet hat, war irregulär. Somit hat der Schiedsrichter nur seinen Job gemacht, und zwar mMn besser als die meisten anderen Vertreter(innen) seiner Zunft, die einfach nur vor dem Spiel die Aufschlag- bzw. Rückschlag- und Seitenwahl durchführen und danach Zähltafeln umklappen (lassen).

Um diesem 'Abzählen' und dem vermeintlichen/kolportierten Sich-in-den-Vordergrund-rücken der Schiedsrichter zu entgehen, gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder [1] (er)lernen alle Profis regelkonforme Aufschläge und verhalten sich freiwillig fair (d.h. sie bauen auch nicht auf die Hoffnung, dass sie in weit über 90% der Fälle mit ihren Schummelaufschlägen durchkommen, sondern sie trainieren relativ mehr korrekte Aufschläge und meinetwegen weniger die krassen Bauchmuskeln) oder [2] man muss die recht komplizierten Aufschlagregeln dahingehend entschärfen, dass den Spieler(inne)n wieder mehr erlaubt wird, wodurch ein zulässiger Aufschlag koordinativ weniger anspruchsvoll ist und ohne zusätzlichen Trainingsaufwand ausgeführt werden könnte.

Möglichkeit [1] ist schon deshalb schwierig umzusetzen, weil es das Wohlwollen aller Spieler voraussetzt, was insbesondere im Profisport nicht unbedingt zu erwarten ist. Jeder noch so kleine Vorteil wird früher oder später von irgendwem ausgenutzt.
Paradoxerweise würde Möglichkeit [2] vermutlich dazu führen, dass die Profis verstärkt den Aufschlag trainieren, weil dann selbst ein korrekt ausgeführter Aufschlag wieder mehr Vorteile verspricht.


Was ich festhalten möchte: Je weniger der Aufschlag reguliert wird, desto weniger können Spieler(innen) - sei es bewusst oder unbewusst - etwas falsch machen und desto weniger Möglichkeiten für Schiedsrichter, dahingehend das Spiel zu 'beeinflussen'.

Die Schuld beim Schiedsrichter zu suchen, finde ich im konkreten Fall nicht angemessen. Eher würde ich das (un)sportliche Verhalten (insbesondere von Karlsson, der Heulsuse *) gegenüber dem Schiri kritisch beleuchten. Wenn der Schiedsrichter maximale Aufmerksamkeit für seine Person wollte, dann hätte er die beste Gelegenheit gehabt, die Situation im alles entscheidenden Doppel komplett eskalieren zu lassen. Eine Gelegenheit, die ihm erst durch einen Spieler und dessen Verhalten geboten wurde.





*Achtung, Zwinkersmiley: Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass es für Karlsson ein extrem bedeutsames (letztes) Spiel (für D'dorf) war und dass er nach dem Sieg in einem emotional aufgeladenen Moment ein paar Tränen lässt. Das ist okay und mittlerweile eher salonfähig als früher; die meisten Zuschauer(innen) sehen das, glaube ich, sogar sehr gern. Außerdem ist damit keine Unsportlichkeit verbunden, vielmehr zeugt die zum Ausdruck gebrachte Erleichterung über den errungenen Sieg von einem gewissen Respekt gegenüber dem Gegner.

[Zigeuner]

Zitat von Bezirksligalooser

Wobei Boll ja nunmal recht deutlich verloren hat und ich mich eher frage, wieso er trotz Verletzungen immer wieder aufgestellt wird, um dann nachher auf seine Verletzungen hinzuweisen.

Zumindest für die Nationalmannschaft würde ich es lieber sehen, wenn man auf andere, jüngere und gesunde Spieler setzen würde.

Bisher war meine Haltung zu dem Thema Boll und Nationalmannschaft/Karriereende immer ganz klar, es zählt einerseits das Leistungsprinzip und außerdem soll er solange spielen, wie er Lust hat.

Beim Spiel gegen Jorgic dachte ich mir ganz spontan, Timo, es ist Zeit aufzuhören.
Wenn man mal gesehen hat, wie er Tischtennis spielen konnte, dann ist das einfach kein schöner Anblick, dass er VIEL, VIEL langsamer ist, als sein Gegner.
Immer noch beeindruckend, wie er um seine Wehwehchen herum passendes, hocheffektives Spielsystem entwickelt hat. Meins ist das als Zuschauer aber nicht mehr.

[Butzi]

Ich wollte den Schiedsrichter gar nicht kritisieren. Wenn Karlsson falsche Aufschläge gemacht hat, dann wurden sie ihm zurecht abgezählt.
Die Diskussionen der Spieler mit den Schiedsrichtern müssen eigentlich auch nicht sein. Da müssen die Spieler die Entscheidungen der Schiedsrichter auch mal hinnehmen. Ich denke auch, dass die Spieler ihre Aufschläge so trainieren, dass sie an der Grenze zum Erlaubten sind, damit sie so gut wie möglich werden. Da überschreitet man die Grenze halt auch mal.
In diesem Spiel hatte ich allerdings den Eindruck, dass die Spieler nicht verstanden hatten, was der Schiedsrichter genau bemängelte: Die Wurfhöhe des Balls (so hab ich die Nachfrage von Dang beim Schiedsrichter gedeutet) oder die Flugkurve des Balls. Ich weiß es bis heute nicht, obwohl ich schon versucht habe, den Schiedsrichter zu verstehen. Und dann wird's natürlich schwierig, regelgerechte Aufschläge zu machen.

Für die Fernsehzuschauer, die nicht so oft Tischtennis sehen, war's aber bestimmt irritierend, dass in einem Mannschaftskampf von 3,5 Stunden erst im letzten Spiel bei einem Spielstand von 11:3 und 8:1 das Thema "falscher Aufschlag" aufploppte, dadurch die Diskussionen aufkamen und ein so starkes Düsseldorfer Doppel ein bisschen eingebremst wurde.

[chakras]

Zum Thema regelkonforme Aufschläge bin ich letzte Woche auf einen interessanten Kommentar von Ovtcharov unter seinem letzten youtube Video getroffen): Der Ballwurf bei seinem Tomahawk-Aufschlag ist sehr hoch und geht deutlich zur Seite, deshalb haben Einige kommentiert er sei nicht regelkonform. Darauf hat Dima geantwortet, seit 2020 gäbe es bei größeren Turnieren Highspeed Kameras die den Winkel des Ballwurfs analysieren. Wenn dieser weniger als 30° betrage, wäre es ein gültiger Aufschlag. Bei Karlsson waren es auch nie und nimmer 30°.

Meine Meinung: Solange 1) der Balltreffpunkt nicht versteckt wird und 2) der Ball nicht aktiv in den Schläger geworfen wird, sondern der Schläger die aktive Bewegung macht, der Aufschlag gültig sein sollte. Das so zu beschreiben, dass es keine Ermessensentscheidung für Schiedsrichter und damit für Subjektivität offen bleibt, halte ich für sehr schwierig.

[Lousy Defence]

Der Unterschied ist, dass Ovtcharov* den Ball seitlich bzw. rechts-links zum Tisch und ziemlich hoch wirft, während Karlsson ihn nicht so hoch und vom Tisch aus gesehen nach hinten (in den Schläger/in die Schlagbewegung hinein) wirft.
Was davon zulässig ist, müssen die Schiedsrichterinnen wissen und ggf. beurteilen. Was man davon aus der Perspektive des Schiedsrichters gut erkennen kann, wäre nochmal ein anderer Punkt, denn Schiedsrichter können nur einschreiten, wenn sie sich aufgrund ihrer Beobachtung sicher sein können über eine Unzulässigkeit.

Und es bleibt dabei: Die Aufschlagregeln sind anscheinend zu kompliziert.



*Edit: Habe mir Ovtcharovs "Tomahawk-Serve" gerade nochmal in (s)einem Tutorial-Video angesehen. Also, er wirft auch ein Stück weit nach hinten, nicht nur zur Seite. Bin mir über die Zulässigkeit jetzt nicht mehr so sicher.
Da Ovtcharov nächste Saison für Neu-Ulm spielt, wird er das möglicherweise irgendwann einmal mit dem Schiedsrichter diskutieren können, dessen scharfem Blick einige von Karlssons Aufschlägen unlängst zum Opfer gefallen sind.

[1600i]

Zitat von Lousy Defence

Was man davon aus der Perspektive des Schiedsrichters gut erkennen kann, wäre nochmal ein anderer Punkt, denn Schiedsrichter können nur einschreiten, wenn sie sich aufgrund ihrer Beobachtung sicher sein können über eine Unzulässigkeit.

Falsch! Die Regel sagt: "Es liegt in der Verantwortlichkeit des Spielers, den Aufschlag so auszuführen, dass der Schiedsrichter oder Schiedsrichter-Assistent überzeugt sein können, dass er den Regeln entspricht, jeder der beiden kann entscheiden, dass der Aufschlag regelwidrig ist."

[Bezirksligalooser]

Zitat von Zigeuner

Bisher war meine Haltung zu dem Thema Boll und Nationalmannschaft/Karriereende immer ganz klar, es zählt einerseits das Leistungsprinzip und außerdem soll er solange spielen, wie er Lust hat.

Beim Spiel gegen Jorgic dachte ich mir ganz spontan, Timo, es ist Zeit aufzuhören.
Wenn man mal gesehen hat, wie er Tischtennis spielen konnte, dann ist das einfach kein schöner Anblick, dass er VIEL, VIEL langsamer ist, als sein Gegner.
Immer noch beeindruckend, wie er um seine Wehwehchen herum passendes, hocheffektives Spielsystem entwickelt hat. Meins ist das als Zuschauer aber nicht mehr.

Wenn er gesund ist, dann ist er von der Leistung her sicherlich dabei, wenn es rein um das Leistungsprinzip gehen würde.

Aber zum einen hat er gefühlt bei mindestens jeder 2. Veranstaltung eine Verletzung, die dann bei einem Ausscheiden vorgeschoben wird, zum anderen muss man auch an die Zukunft denken, damit Deutschland nicht das Problem bekommt, dass Schweden nach der Ära Waldner / Person bekommen hat.

[Klampar_Fan]

Das tat schon weh Timo mit dieser Kniebandage zu sehen. Darko hat seine fehlende Schnelligkeit perfekt ausgenutzt. Timo stand zu weit weg vom Tisch und konnte nicht früh genug in die Bälle reingehen. Nichtsdestotrotz war Darko sehr stark.

[Quizard]

Diese Formulierung der Aufschlagregel ist wirklich der größte Schwachsinn.
Und Timo soll einfach so lange spielen, wie er Lust dazu hat. Oder soll jeder mit 30 Jahren aufhören, da er dann sowieso nur noch schlechter wird?

[topfspin]

Ich finde die Diskussion auch spannend (sicherlich für anderen Thread besser geeignet), was das für Olympia 2024 bedeutet

Rein Sportlich sehe ich (auch in Anbetracht der Leistungsentwicklung in den nächsten 2 Jahren) die Kandidaten aktuell
1 Ovtcharov
2 Franziska
3 Qiu
4 Duda
5 Boll
6 Stumper

Ich sehe Boll nicht in einem der beiden Einzel und auch nicht in der Mannschaft.
Wenn er Duda in Schach halten könnte, würde er dann überhaupt als Nummer 4 mitfahren wollen?
Außerdem sehe ich seine Verletzungsanfälligkeit als zu gefährlich für die Mannschaft.