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#1761
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Zitat:
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#1762
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Zitat:
Diese generell Unwilligen gibt es natürlich; betreitet auch niemand. Aber wer schon so wie Du hier argumentierst, der befindet sich vermutlich eher in einer "priviligierten" Stellung und/oder interessiert sich weniger dafür, was "unten" so passiert. Es gibt auch genügend "Willige", die Arbeit suchen, aber die Rahmenbedingungen sind dann oftmals so, dass man am Ende des Monats (nach Abzug aller Kosten) genauso viel bzw. genauso wenig hat wie jemand der ALG II bezieht. Da ergibt es dann schon aus rein "objektiv-fiskalischer" Sicht nicht viel Sinn, sich auf sowas einzulassen, insbesondere wenn man Alleinverdiener ist. Konkret betroffen bin ich zwar aktuell nicht, aber schon ein damaliger Prof hat uns geraten, alle fünf Jahre den Job zu wechseln, und in meiner Branche (sozialer/pflegerischer Sektor) ist es so, dass es de facto mehr Teilzeitstellen als Vollzeitstellen gibt. So hatte ich dann "spaßeshalber" vor einigen Wochen ein Gespräch mit einem Träger. Geworben hatte dieser u. a. mit "Vollzeit oder Teilzeit (verschiedene Arbeitsmodelle) möglich; Gehalt: Anlehnung öffentlicher Tarif. Was für eine Farce. Als das Thema dann zur Sprache kam, druckste der gute Mann herum und meinte verlegen: "Ne, also es sind 30 Std. und das Gehalt beträgt 1800*." 1800*, also brutto natürlich. Anlehung an den öffentlichen Tarif ist bei dem Träger anscheinend sehr großzügig ausgelegt. Wäre es öffentlicher Tarif, wären es ca. 2200*. Mit 1800* kommt man in Deutschland (egal ob Bayern, Sachsen, MV, Niedersachen oder sonst wo) als Alleinstehender (und somit Alleinverdiener) nicht weit. Es gibt in meiner Branche wie gesagt weitaus mehr 30 Std.-Stellen als Vollzeitstellen. 1800* brutto ergäbe in meinem Fall 1330* netto. Wenn ich jetzt meine Mietkosten, Lebensmittel, bisschen Klamotten und vor allem Spritkosten (zu dieser Arbeitsstätte) abziehe, komme ich auf ca. 300*, die mir pro Monat zur freien Verfügung stehen würden. Das wäre in etwa ALG II-Niveau, wenn man jetzt dem Klischee mehr oder weniger folgt und sagt, dass diese Menschen nur zu Hause rumsitzen und Billig-Lebensmittel bei Aldi oder Lidl für 150* pro Monat kaufen. Wenn man in dieser Position (und mit diesem Gehalt) ein Problem wie kaputte Waschmaschine oder Autoreparatur hat, dann hat man wirklich ein Problem, denn bei diesem Gehalt ist es schlichtweg nicht möglich, disgnifekante finanzielle Reserven aufzubauen um sowas abzufedern...oder etwas zusätzlich fürs Alter zurückzulegen. Ich habe mich natürlich nicht auf dieses Angebot eingelassen und die Füße still gehalten; ist vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung wohl auch besser. Warum schreibe ich das alles? Weil es offenbar (immer noch) Leute gibt, die typisch "neo-liberalen Wirtschaftsmüll" herausposauen, obwohl sie von den Rahmenbedingungen bestimmter Branchen und deren Auswirkungen auf die betreffenden Menschen keinen Plan zu haben scheinen oder diese bewusst ignorieren (frei nach dem Motto "Betrifft mich ja nicht"). Die neo-liberale/konservative Forderung, dass sich Arbeit lohnen müsse bzw. dass man als Arbeitender am Ende des Monats mehr übrig haben sollte als jemand der ALG II bezieht ist übrigens vollkommen richtig! Ich unterstütze dies ausdrücklich. Diese neo-liberalen Menschen denken aber leider in die falsche Richtung. Es geht ihnen ganz offensichtlich mehr darum bei denen zu sparen, die sowieso schon am Boden sind, anstatt mehr Menschen aus dem (im Übrigen von Rot-Grün!) ausgeweiteten Niedriglohnsektor zu holen bzw. es mehr Menschen (bspw. in meiner Branche) zu ermöglichen 35 oder 40 Std.-Stellen anzutreten, wenn diese es wollen. Anders gesagt: (zumindest mittelfristig) wieder mehr Menschen in Richtung Mittelschicht holen (auch gut für die Wirtschaft/den Konsum). Abkehr von Rahmenbedingungen, bei denen alles personal- und finanztechnisch "auf Kante" genäht ist. Edit: Mein längerer Beitrag hat sich ("leider") mit den Beiträgen von Matousek und Ringostar zeitlich überschnitten. Trifft aber den gleichen Kern... Geändert von Tim_Tim (27.09.2022 um 12:07 Uhr) |
#1763
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Ich denke dass man eben den Rotstift nicht bei denen ansetzten sollte die ohnehin wenig haben eher sollte man dafür sorgen dass der Staat den Leuten nicht einen Großteils des Einkommens durch direkte Steuern, Sozialabgaben, indirekte Steuern etc. weggenommen wird. Dazu dann noch die derzeit extrem hohen Energiepreise. Da werden etliche feststellen das es für sie einfach keinen Sinn macht noch zu arbeiten. Was nicht heißt dass die dann nicht ggf. schwarz arbeiten. Ich denke dass Schwarzarbeit dann enormen Zulauf hat. Der Anreiz einen legalen Beschäftigung nachzugehn nimmt derzeit immer mehr ab, jedenfalls für die die ein relativ geringes Einkommen haben. Das Hauptproblem sind nicht die Kosten die der Staat ausgeben muss wenn man das finanzieren will was die meisten Leute möchten, dafür bräuchte man nur einen Bruchteil des derzeitigen Steueraufkommens. Das Problem ist dass der deutsche Staat derzeit sehr verschwenderisch mit dem Geld der Steuerzahler umgeht und das ganze dann doch sehr ineffizient gestaltet ist, u.a. der Sozialstaat der alles andere als sozial ist weil man selbst denen die wenig haben bei jeder Gelegenheit noch das Geld aus der Tasche zieht.
Geändert von jimih1981 (27.09.2022 um 12:09 Uhr) |
#1764
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Mir hat mal jemand erzählt, wenn man JEDEM Bürger in Deutschland einfach so zwischen 800 u. 1000 € bezahlt, dafür die Bürokratie abschaft die aufgebaut wurde um ALG / Bürger Geld etc. verwaltet und auszahlt. Wäre jedem geholfen und mit eingesparten Bürokratiekosten könnte man das finanzieren.
Ich glaube in Holland gibts da so ein Modell. Fände ich jetzt auch interessant.
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Gruß Claus |
#1765
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Ich halte das Modell der negativen Einkommensteuer für praktikabler.
https://www.handelsblatt.com/meinung.../27954366.html Wobei es natürlich da auch Kritikpunkte gibt. Die Frage ist aber auch immer wie man es dann genau gestaltet. So wie da oder etwas anders. Man muss natürlich immer schaun dass der Anreiz einer Arbeit nachzugehn immer noch hoch bleibt. Geändert von jimih1981 (27.09.2022 um 12:53 Uhr) |
#1766
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Zitat:
Welche Alternativjobs gäbe es für die? |
#1767
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Zitat:
Dann würden die mal was Sinnvolles tun und produktiv sein. Momentan liegen sie dem Steuerzahler unnötig auf der Tasche. Die Frage wenn man am freien Markt nach Arbeit sucht ist aber immer ob das nachgefragt wird was man anbietet. Geändert von jimih1981 (27.09.2022 um 12:59 Uhr) |
#1768
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Zitat:
Und zum überleben haben sie ja erstmal 1000 €
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Gruß Claus |
#1769
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Zitat:
Oder hat sich durch den Privatisierungswahn alles zum Guten gewendet? Geändert von Matousek (27.09.2022 um 19:40 Uhr) |
#1770
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Zitat:
Wenn jeder 1000€ bekommt, dann gibt es auf dem Arbeitsmarkt zwei Effekte. Einige werden versuchen das auszunutzen und den Arbeitnehmern sagen "ja, 500€ reicht doch für den Job, dann hast Du 1500 pro Monat !" und da wird natürlich wohl kaum jemand für morgens aufstehen. Es müssen also jeweils höhere Löhne gezahlt werden, damit es sich noch lohnt zu arbeiten. Huch, woher kommen denn die Löhne ? Ach ja, das wird dann auf die Produkte draufgeschlagen und alle müssen es zahlen. Was ist das Resultat ? Huch, der Bäcker bekommt jetzt mehr Gehalt, also werden die Brötchen teurer. Wie 0,30 € für ein Brötchen ? Ne, das kostet jetzt 0,60€. Huch, dumm gelaufen, man hat sich die 1000 € BGE ja daran ausgerichtet, wie viel man dafür kaufen kann. Jetzt war das zu Anfang noch 3'333 Brötchen, nun sind es nach einem Jahr schon nur noch 1'666 Brötchen, also eine Verminderung deiner Kaufkraft von 50%. Was machst Du jetzt ? Dich beschweren, dass irgendwann mit 1000€ so viel Waren kaufen kannst wie jetzt aktuell mit 400-nochwas € Hartz-4 ? Hui, schnell mal den Wert von 1000€ anheben auf 1500€, was folgt ? Die Gehälter müssen wieder angepasst werden, die Preise für Produkte steigen und Du hast wieder weniger Kaufkraft durch die Inflation. Dieser Gedanke des bedingungslosen Grundeinkommens (in diversen Ausarbeitungen die es da so schön gibt) können nicht funktionieren, es sei denn, Du bist ein Inselstaat der komplett Ein- und Auswanderung unterbinden kann. Das Resultat ist dann irgendwann wohl eine tolle Form des Sozialismus von dem die Verteidiger ja dann immer sagen "ja, das hat man ja noch nie richtig ausprobiert". Diese simple Idee könnte glatt aus der Feder von unserem höchstintellektuellen Minister Habeck stammen. Bei all der unterschiedlichen Meinungsvielfalt bezüglich politischer Verordnung und links-rechts-Spektrum, bedenkt bitte, dass bei den ganzen Wahlen die letzten Jahrzehnte sich nie wirklich was geändert hat, außer der "Anstrich" der regierenden Parteien. Profitiert haben immer die gleichen Eliten und wenn ihr euch hier streitet, dann spielt ihr diesen genau in die Hände, denn wer damit beschäftigt ist sich mit dem Nachbar wegen einer Hecke zu streiten, der bemerkt nicht wie er hintenrum von einer Diebesbande beklaut wird. Es ist hier zwar nicht ganz so schlimm wie in den vereinigten Staaten, aber in diese Video gibt es auch genügend Denkanstöße für deutsche Bürger (die dem englischen mächtig sind). (Zur Not mit Untertiteln gucken, falls euer Englisch nicht gut genug ist). https://www.youtube.com/watch?v=OshNahVo9-c |
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