VH-Topspin rechter Fuß vorn?!

[Miami Steve]

Zitat von Lukas K.

Wenn es sich um eine B oder gar C Schülerin handelt kann es gut sein, dass der Trainer bewusst übertrieben hat um durch Übertreiben, die alte Bewegung aufzubrechen. (so wie du beschreibst hat die Spielerin bisher zu wenig Körpereinsatz gehabt, also vermutlich durch die linke Hüfte blockiert) Dies ist gängige Praxis im Techniktraining "lernen an Extremen und Kontrasten" ein Teilaspekt des Differentiellen Lernens. Vielleicht kam es zu einem Mißverständnis so dass die Spielerin nun meint man müsse bei jedem Topspin zu weit drehen.

Für mich hört sich das Geschilderte nicht unbedingt nach differenziellem Training (kommt von Differenzen und nicht von Differentiation) an. Natürlich ist die Einschätzung mit dem "Teilaspekt" nicht falsch, da das differenzielle Training versucht die bisherigen - häufig sich scheinbar widersprechenden - Trainingsansätze in einem kohärenten Konzept zusammenzufassen.

Allerdings würde man beim differenziellem Training nicht versuchen die Bewegung durch eine übertriebene Hüftdreheung überzukorrigieren und diese neue Bewegung einzuschleifen. Es gibt meines Wissens nach auch keine plausible Erklärung für den Erfolg solcher Maßnahmen. Tatsächlich widersprechen sich sogar die Vorstellungen einer Idealbewegung welche einzuschleifen ist und der methodische Weg dies durch Überkorrektur zu realisieren.

Beim differenziellen Training wird zwar gewissermaßen an den Extremen gelernt, jedoch wird der trainierende Athlet als multifaktorielles System mit hochkomplexen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen aufgefasst. Deshalb wird nicht lediglich der vermeintliche "Fehler" überkorrigiert, sonmdern die Bewegung in allen erdenklichen Ebenen "verrauscht". Dies würde das übertriebene Nach-Vorne-Nehmen des rechten Fußes ebenso mit einschließen, wie bspw. das Auswärtsdrehen des rechten Fußes, was eine Hüftdrehung praktisch unmöglich macht. Da die Hüftdrehung aber nicht nur von der Fußstellung abhängt, würden beim differenziellen Training darüberhinaus auch Störungen in der Schulter, im Bewegungsrhythmus etc. provoziert werden.

Es wird beim differenziellen Training demnach nicht nur in Richtung der gewünschen Bewegung korrigiert, sondern in sämtliche Richtungen, sogar in die entgegengesetzte. Damit wird versucht dem Sportler das Rüstzeug für alle erdenklichen Eventualitäten zu geben. In einem früheren Post wurde bereits darauf hingewiesen, dass die "richtige" Fußstellung u.a. von der Position zum Tisch, der angestrebten Platzierung und dem jeweiligen dynamischen Gleichgewichtszustand (der Spieler sollte ja in Bewegung sein) abhängt. Das differenzielle Training argumentiert nun, dass der Sportler aus den trainierten Extrem-Bewegungen auf die im Wettkampf erforderliche Bewegungsausführung interpolieren kann.


Miami Steve