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AW: Biografien/Bücher von oder über Tischtennisspieler/-innen
Ich habe kürzlich folgendes Buch gelesen, und dachte ein Review ist vielleicht für den ein oder anderen interessant:
Graham Frankel: Ping!: A Personal Perspective on Table Tennis Frankel ist ein englischer Hobbyspieler ohne besondere Erfolge, der erst im Ruhestand zum Trainer wurde. Das Buch ist zwar einerseits ein Autobiographie des Autors, verküpft das ganze aber mit einer Geschichte des Tischtennissports, inklusive der Regeländerungen. Insbesondere geht der Autor auch der Frage nach, warum England, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den führenden Nationen unseres Sports zählte, komplett den Anschluss verloren hat. Der Autobiographie-Teil ist an sich wenig relevant, immerhin ist der Autor ein Hobbyspieler aus den unteren Ligen, aber es ist immerhin sehr amüsant geschrieben. Es fängt damit an, dass er als Kind seine Liebe zum Tischtennis entdeckt (nachdem er in allen anderen Sportarten eine absolute Niete war), aber eigentlich kaum trainieren/spielen kann. Lustigerweise war der Weltmeister Johnny Leach ein Kunde im Geschäft seines Vaters, aber er traute sich nie, ihn anzusprechen. Dass sich in der Straße ebendieses Geschäftes ein Tischtennisverein befindet, findet er erst zehn Jahre später heraus. Seltsam für uns mutet sicher auch das englische Ligensystem an (das so wohl immer noch existiert): Eine wilde Mischung aus selbstorganisierten Kneipen- und Betriebssportligen ohne irgendwelche Koordination, deren Einteilung wohl ausschließlich daraus zu entstehen scheint, welche Cluborganisatoren sich kennen. Spieler können dabei in beliebig vielen Mannschaften und Ligen spielen, wobei die meisten Mannschaften keinerlei Training kennen, sondern sich eben einmal die Woche an einem oder zwei Tischen im Nebenzimmer einer Kneipe zum "Ligaspiel" treffen. Interessanter ist sicher der historische Teil des Buches. Dieser ist wirklich gut recherchiert, der Autor hat dafür sämtliche Ausgaben der englischen Zeitschrift "Table Tennis" seit Anfang des 20. Jahrhunderts digitalisiert. So zeigt er z.B. entgegen der Landläufigen Erzählung, das Satoh nicht der erste Spieler mit einem Schwamm-Belag war. So spielte z.B. der erste ITTF-Präsident Ivor Montagu bereits bei den ersten Weltmeisterschaften 1926 mit einem Schwammbelag, in den 30er Jahren der englische Nationalspieler Charlie Dawes, und ein Jahr vor Satoh der Österreicher Waldemar Fritsch, ebenfalls bei den Weltmeisterschaften. Dem Kampf um die Belagregelung ist ein relativ großer Abschnitt gewidmet. Neu war mir, dass während dieser Zeit in einigen Ländern, z.B. in England, Schwammbeläge verboten waren, was zumindest ein Teil der Erklärung davon ist, warum diese Länder so plötzlich ins Hintertreffen gerieten. Auch die meisten anderen Regeländerungen werden mit den entsprechenden historischen Hintergründen besprochen. In der Frage, ob es besser für den Tischtennissport gewesen wäre, bei den Hardbat-Schlägern zu bleiben (wofür ja die große Mehrheit der Mitgliedsassoziationen war, nur eben nicht die erforderliche 3/4-Mehrheit), scheint der Autor zumindest zum "Ja" zu tendieren. Lohnt sich das Buch? Es sind nur 100 Seiten, wenn einen die angesprochenen Themen interessieren, dann vielleicht schon. |
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