Wie Sicherheit im Spiel erlangen?

[Scarabee]

Ich gehe mal von deiner Angabe aus, dass er tatsächlich im Training mit halb-unregelmäßigen Übungen (finde ich sinnvoller als die meisten komplett unregelmäßigen Sachen) auch nicht durch viele Probleme auffällt. Wie sieht es im Wettkampf am Ende des Trainings aus? Auf- und Absteig? Ist sein Spielsystem kompliziert oder einfach. Je komplizierter das Spielsystem umso mehr Training ist erforderlich aber umso mehr Potential (bis zu einem sinnvollen Maß). Beruht deine Fehleranalyse auf einer schlichten Beobachtung von außen und dem Gefühl des Spielers oder habt ihr wirklich mal eine Videoanalyse von ein paar Spielen gemacht? Schlag für Schlag und gucken wo der Fehler war. Dann identifizieren wo die meisten Fehler passieren. Beispiel aus dem Profisport -> Deshalb wird wieder etwas weniger RH-Banane gespielt als Eröffnung bei vielen Spielern (im Vergleich zu vor 5 Jahren oder so), da dieser erstens risikoreich ist und dann oftmals das Positionsspiel danach schwieriger ist.. und die Punkte trotzt guter Eröffnung dann auf die andere Seite fielen. Z.B. bei Dima... das fiel aber erst bei dezidierten Videoanalysen auf.
Also ich würde folgende Dinge machen:
1. Spielsystem klären mit dem Spieler
2. Für das Spielsystem passende Aufschläge und Rückschläge intensiv trainieren. (Bei Trainingsweltmeistern ist es oft der Aufschlag oder 2. Ball der nicht gut ist - das fällt dann bei nicht wettkampfnahen Übungen mit vielen Wiederholungen nicht auf.)
3. Aus 2. Standardspielzüge aufbauen. Wissen wir alle, klappt nicht oft aber wenn man durchkommt und nach seinem Lieblingsaufschlag seinen Lieblingsball reinzimmern kann gibt das unglaublich viel Sicherheit.
4. Videoanalyse und nach Fehlern suchen, auch auf die Platzierung achten... Ein toller Eröffnungs VHT bringt mir nicht viel wenn ich ihn immer auf die Trainingspunkte spiele und danach ausgeblockt werde
5. Wie schon vielen erwähnt das mentale abchecken..
6. Antizipation und vor allem Beinarbeit!
7. Mal zu nem anderen Trainer/Lehrgang schicken und nicht übel nehmen, wenn die was sehen, was einem selber nicht aufgefallen ist. Bei eigenen Spielern kann man auch mal betriebsblind sein ;-)

[Master-T]

Wenn es nicht die fehlende Antizipationsfähigkeit ist, dann tippe auch auf ein mentales Thema.

Offenbar scheint ja sein Leistungsabfall im Spiel ein sehr großes Thema in eurem Verein zu sein, sonst würdest du nicht für ihn hier einen Beitrag posten. Eventuell ist der Druck für ihn zu groß, weil alle im Verein auf ihn schauen und über seinen Leistungsabfall rätseln. Unterbewusst wird ihn das vielleicht belasten, was ein Anfang 20-Jähriger vielleicht nicht unbedingt freiwillig zugeben wird.

Vielleicht denkt er auch zu viel beim Spiel nach und kommt dadurch nicht in den Flow.

[derTTT]

Ich würde noch ein drittes Thema in den Ring werfen: Die Fähigkeit, viele Informationen gleichzeitig und schnell verarbeiten zu können. Jede Übung hat weniger gleichzeitigen Input (deswegen macht man ja Übungen), als dies in einem offenen Spiel der Fall ist. Stichwort Synapsen! Gibt durchaus Möglichkeiten diese zu trainieren. Habe da mal ein gutes Trainingsvideo zu gesehen, wo es auch um Tischtennis ging. Weiß aber nicht mehr, wo... Übungen waren so Sachen wie Jonglieren und auch Shutter-Brillen.

[appelgrenfan]

Möchte noch einen Aspekt einbringen. Unregelmäßige Übungen sind natürlich in der Theorie hilfreich in einem solchen Fall, aber kein Ersatz für Spielpraxis. Denn mit den gleichen Trainingspartnern sind unregelmäßige Übungen meist nicht unregelmäßig. Wenn wir das Gegenüber zu gut kennen, lernt unser Unterbewusstsein schnell, welche Bälle zu erwarten sind.

Habt ihr die Möglichkeit, bei anderen Vereinen mal solch unregelmäßiges Training zu machen?

[Zigeuner]

Zitat von derTTT

Stichwort Synapsen! Gibt durchaus Möglichkeiten diese zu trainieren. Habe da mal ein gutes Trainingsvideo zu gesehen, wo es auch um Tischtennis ging. Weiß aber nicht mehr, wo... Übungen waren so Sachen wie Jonglieren und auch Shutter-Brillen.

Dann benutze mal deine Synapsen und such bitte nochmal . Ist ja durchaus interessant sowas.

[UKausD]

Vielen Dank für die bisherigen Antworten und Anregungen. Ich werde das heute Abend mal mit ein, zwei TT-Kollegen aus der Gruppe besprechen.

Aufgrund der Fragen: Der Junge macht sich bei dem Thema selber gar keinen Druck, die Frage "Warum klappt es im Spiel bei mir nicht?" haben wir von ihm noch nie gehört. Er weiss auch nichts von meiner Anfrage hier, das war eine Idee von mir nach ein paar Gedankenaustäuschen innerhalb der Gruppe. Meine Motivation hier liegt auch nicht nur darin ihm ein erfolgreicheres / klassenhöheres Spiel zu ermöglichen, sondern dieses Phänomen zu diskutieren und dadurch vielleicht zu verstehen.

Wobei ich noch einmal erwähnen möchte: Es gibt keine Anzeichen für ein "Kopfproblem" und das für uns Unerklärliche ist die Größe der Leistungsdiskrepanz zwischen Übung und Spiel, nicht die Diskrepanz an sich. Ich kann aber schon mal verraten, dass wir die Punkte "Automatismen" und "Antizipation" ganz vorne auf der Liste der vermuteten Gründe haben.

Gruß
Uli

[derTTT]

Zitat von Zigeuner

Dann benutze mal deine Synapsen und such bitte nochmal . Ist ja durchaus interessant sowas.

Wenn meine Synapsen so gut wären und nicht genau das vom TO angesprochene Thema auch für mich gelten würde, hätte ich mich mit dem Thema wahrscheinlich nie beschäftigt!

Aber bitte schön:

[UKausD]

Ich habe mir das Video mal angesehen und finde den Inhalt äusserst interessant - besten Dank für den Tipp. Ich brauche unseren "auffälligen" Spieler - ich nenne ich einfachhalber hier mal Tim - gar nicht weiter beschreiben, er gehört eindeutig zur Kategorie "Typ 2: Arbeiter".

Bevor ich weitere Gedanken zum Thema poste, möchte ich mir aber den Part zu den neuroathletischen Trainingsmethoden nochmal intensiver ansehen. Meine Gedanken werden dann aber wahrscheinlich das eigentliche Thema etwas verlassen. Das soll aber niemanden daran hindern hier zwischenzeitlich seine Gedanken zu posten - ganz im Gegenteil würde ich mich darüber freuen.

Gruß
Uli

[UKausD]

Mal 'ne Frage an alle, die sich das Video des DTTA-Webinars angesehen haben.

Bei der Beschreibung der zwei Spielertypen - Talent und Arbeiter - steht auf den Folien der Hinweis "antizipatorische ... Aspekte ausgeschlossen". Die Beschreibung zum Arbeiter enthält dann aber Aspekte, die für mich eindeutig zur Antizipation gehören. Ist das nur ein Fehler auf der Folie oder irre ich mich?

Gruß
Uli

[Chris21272]

Ich denke mal, es ist so gemeint, dass *vom Nervensystem her* also von diesen Vorraussetzungen ausgehend jeder halt einen anderen Startpunkt hat (ohne speziell auf Antizipation oder taktisches Verständnis zu gucken).

Als Beispiel aus einem anderen Bereich: Mein Sohn bekam Ergotherapie verschrieben. Die Ergotherapeutin sagte mir damals, dass er von seinem *Krankheitsbild* her eigentlich feinmotorische Schwierigkeiten haben müsste. Die hatte er aber definitiv nicht. Es gibt also immer verschiedene Anteile dafür, ob einem etwas leicht fällt oder nicht.