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[Abwehrtitan]

Zitat von Rieslingrübe

...Ich selbst habe vor einiger Zeit eine alte RR-Kritik aus den
frühen Sechziger Jahren, damals erschienen in 'Die Welt',
zu Bölls "Billiard um halb zehn" studiert, auch da lag der
Meister ziemlich daneben...



PS: Zu Th. Mann und Heine heute nix. Nur soviel:
Beide gehören nicht zu meinen Lieblingsautoren.


PS II: Okay, doch noch was zu Heine:

Ich empfehle Karl Kraus: 'Heine und die Folgen' (1908) und
Friedrich Gundolfs Einlassungen zu H. aus dem Jahre 1930...
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Aha ... was sagte denn der liebe RR ?
Halte Bölls besagten Roman für eine geniale Schöpfung ...

[Rieslingrübe]

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RR hatte das Werk ebenfalls überschwänglich gelobt
("Hier findet man jene Größe, die man bislang bei
Böll und anderen deutschen Schriftstellern unserer
Zeit vermisst hat...").



Zu einer anderen Einschätzung kamen u.a. Karlheinz
Deschner ('Talente, Dichter, Dilettanten', Limes-Verlag),
Soergel/Hohoff in 'Dichtung und Dichter der Zeit', Babel
Verlag, Band II, Seite 840:


>>Hatte Böll sich von den Kölner Kleinbürgern freigemacht?
Würde er die menschlichen Probleme der Liebe, Frömmigkeit,
Ehre, Leidenschaften und Barbarisierung ablösen können
von der Enge seines Ausgangspunkts?

Im Roman "Billard um halbzehn" wurde es mit Rückblenden,
Gesprächen, Erinnerungen, Beschränkung der Haupthandlung
auf engem Raum und knapper Zeit versucht... Spannend und
kunstgerecht wird in ersten Drittel erzählt - aber dann nimmt
die epische Substanz ab, und je ärger die Untaten werden,
desto mehr wird der Roman zur politischen Gardinenpredikt...<<




...und 'Kindlers Literaturlexikon' (1 Afl., Band I, Seite 1630/31):


>>...der hier von Böll nahezu ausschließlich angewandte innere
Monolog... bleibt hier... dem Erzählten oft unangemessen.
Viel zu behutsam, mit allzu mildem moralischem Impuls wird die
Entmenschlichung des Menschen beschrieben. Vor allem aber
wird der behandelde Zeitraum... übermäßig eingeengt und
schematisiert.... Die labyrinthische Verschlungenheit... wird
nicht wirklich als Prinzip der Darstellung aufgenommen und
erfüllt, sondern dem Erzählten nur aufgepfropft.<<



Fazit: Ein Böll is kein Faulkner, gell...


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[Danielson]

Du wirst in der Literatur immer irgendjemanden finden, der diesen oder jenen Literaten überschätzt und blöd findet; zumal dann, wenn Du Kritikopfer (wie Handke) und weitere Literaten wie Henscheid, die von MRR nicht einmal mit einem Verriss gewürdigt werden, zu Wort kommen lässt.

Der Karl Kraus hat im Übrigen Heines Dichtung versucht abzuwerten, indem er sie mit Goethes verglich. Du musst Dich entscheiden: Wenn Kraus Goethe lobt, hat er Recht? Wenn er Heine verreißt, hat er Recht? Da kann doch irgendetwas nicht stimmen? Er muss doch beide scheiße finden! Schon gut, Du wirst schreiben, bei Goethe hat er sich halt mal geirrt...

Dass MRR manche Gefälligkeitskritik geschrieben hat (wie im Fall Böll), ist bekannt und nachvollziebar. Lange nach Bölls Tod hat Marcel Reich-Ranicki viel kritischer über dessen Gesamtwerk geurteilt.

[Rieslingrübe]

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Zitat von Danielson

...wenn du weitere Literaten wie Henscheid, die von MRR nicht
einmal mit einem Verriss gewürdigt werden, zu Wort kommen lässt.

Vielleicht, weil es im Fall Henscheid nicht viel zu verreißen gibt ?


Henscheids Romantrilogie des laufenden Schwachsinns - insbes. der
dritte Band: 'Die Mätresse des Bischofs' - zählt jedenfalls nicht nur
für Harry Rowohlt zu den stärksten Werken der Nachkriegszeit.
(HR dazu im Originalton: Weltliteratur!)

Der Karl Kraus hat im Übrigen...

Falls dir sein Heine-Essay missfällt (wenn er Goethe schon für
besser hält, ist dies für H. ja im nachhinein nur eine weitere
Demütigung), empfehle ich Walter Muschgs 'Tragische Lite-
raturgeschichte'.

Dort findet sich im zweiten Teil ('Die Entweihung'), Kapitel
'Die Gaukler' (S. 288 f., 2. Afl.) u.a. ein Verweis auf Frie-
drich Gundolfs Anmerkungen zu Heine.


Auch Muschgs Ansichten kann und muss man natürlich nicht
in allen Einzelfällen teilen (insbesondere nicht seine Goethe-
Euphorie). Die Kunst besteht ja nun darin, bei jedem Autor
und Kritiker möglichst das Schlüssige vom weniger Treffenden
zu trennen... *rip-zip*

Dass MRR manche Gefälligkeitskritik geschrieben hat...

Für mich jedenfalls bleibt es dabei: Der alte Zausel hat im Laufe
seines Kritikerlebens viele Luschen gepusht - und die wenigen
echten Begabungen meist sehr spät oder gar nicht erkannt.


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[Rieslingrübe]

Michail Saltykow: 'Die Tugenden und die Laster' (1885)

Untertitel: Satirische Märchen für Kinder gehörigen Alters

Sozialkritische Botschaften ironisch-hintersinnig verpackt...

Dagegen heute: wie plump-vulgär so manche Mär...

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[Rieslingrübe]

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Salvador Dali - Bizarre Gedanken aus dem Jahre 1978.


Unten eine Leseprobe...
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[Obachecka]

Schullektüre:

"Die Physiker"

Nun ja...

[flatulenzio]

Zitat von Obachecka

Schullektüre:

"Die Physiker"

Nun ja...

so spät?

"Irre! - Wir behandeln die Falschen"

[the_TOCO]

Geoff Emerick/Howard Massey - Du machst die Beatles!

Interessant zu lesende Memoiren von Geoff Emerick, der ab "Revolver" Toningenieur bei den Beatles war.

Nebenbei noch "Die Hölle von Tscherkassy" von Anton Meiser, ein Kriegstagebuch. Auch ganz interessant, und äußerst erschreckend.

[Obachecka]

Zitat von flatulenzio

so spät?

Spricht nicht gerade für uns, nech?