Schnellkraft der Arme

[stefan.s]

Zitat von klugscheisser

Das "Sammeln" von wissenschaftlichen Erkenntnissen bezieht sich auch nicht auf dich, sondern auf Leute, die jede erreichbare Publikation, vom wem auch immer, nach dem Stein der Weisen durchsuchen. Und dabei verhungern, weil sie vergessen, das was sie schon wissen, auch anzuwenden.

Schön. Und richtig.

Das cheftrainersche Folgeposting allerdings auch.

[klugscheisser]

Ich bin ja selbst einer, der alles Interessante in sich rein frisst, ob ich es jemals brauche oder nicht. Ich schließe mich persönlich von dieser Kritik ja gar nicht aus. Ist ja eigentlich auch keine Kritik, sonderen eine subjektive Beobachtung.

Aber vielen, sich manchmal widersprechenden "Erkenntnissen" muss ich mich halt für eine entscheiden oder auf meinen eigenen Erfahrungsschatz zurück greifen

[Cheftrainer]

In diesem Zusammenhang gibt es ja keine widersprechenden Erkenntnisse.

Es gibt die Methode "so haben wir es immer schon gemacht" und es gibt eine Methode die aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen als effektiver angesehen wird.

Jetzt bleibt mir also die Wahl dem Trainer zu vertrauen der es so macht wie "seine Väter unt Vorväter" weil man es eben immer so gemacht hat oder man nutzt die Ergebnisse einer vergleichenden Untersuchung.

Ich wähle Tor 2

[neNico]

Mal ne Frage, mein Bruder beschwert sich immer, dass er beim Topspintraining nicht genug Ausdauer hat.

Vorhand Topspin gegen Block usw. kann er ewig spielen. Aber sobald es an Rückhandtopspin gegen Block geht, wird der Arm schnell lahm.

Kennt ihr eine gute Möglichkeit diese "Ausdauer Schwäche" zuhause zu lösen? Ohne Platte und Geräte (außer vielleicht Hanteln wenn es sinn macht).

Vielen Dank schonmal

[Cheftrainer]

Ich würde ihm empfehlen nicht so viele Topspins hintereinander zun ziehen. Im Spiel ist diese Situation niemals vorhanden und im Training macht es wenig Sinn.

Er soll viel mehr variieren (Spin, Tempo, Platzierung) dann verkrampft der Muskel auch nicht so leicht. Zudem macht es keinen Sinn 5 mal hintereinander die RH zu verwenden.

Ergo, er soll Situationen trainieren die auch im Wettkampf vorkommen, dann hat er dieses Problem nicht und muss nicht etwas "lösen" das im Wettkampf völlig irrelevant ist!

[klugscheisser]

Zitat von Cheftrainer

Es gibt die Methode "so haben wir es immer schon gemacht" und es gibt eine Methode die aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen als effektiver angesehen wird.

Ich wähle lieber Tor 3 (es gibt nämlich mehr als 2 Methoden).
Ich schaue mir alle verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse an, vergleiche sie dann mit meinen eigenen Erfahrungen und entscheide dann von Fall zu Fall, was ich tue.

Was glaubst du, wieviele "heilige Kühe" schon geopfert wurden auf der Schlachtbank der "allerneuesten Erkenntnis" ?

Beispiel Aufwärmen vor dem Training

1. a) Ein Teil der Pimpfe kommt mit Taxi Mama angereist. Die müssen sich Aufwärmen. Wenn sie es unaufgefordert machen, reicht mir lockeres Einlaufen mit ein paar Schrittkombinationen und Koordinationsübungen. Intensität und Dauer wie sie es selbst einschätzen. Wer meint, er müsse sich auch ETWAS Dehnen, soll das doch tun. Ziel: Erziehung zum eigenständigen Aufwärmen

1. b) Die steigen aus dem Auto, gehen sofort an Tisch und wollen ihrem Lieblingsgegner gleich ein paar feste TS einschenken.
Die wärmen sich sofort unter meiner Anleitung auf, und das wird dann etwas "anstrengend",
Ziel: dass sie beim nächsten Mal zu 1. a) gehören wollen.

2. Die anderen kommen mit dem Fahrrad an, z.T. über 10 km. Wenn ich denen ansehe, dass sie dabei nicht getrödelt haben, verzichte auf das Aufwärmen und lasse sie manchmal sogar ein paar Minuten runterkommen.

Allen gemeinsam ist dann das "mentale Aufwärmen" zur Trainings-Einstimmung.

Diese Methode steht sicher in keiner alten oder neuen wissenschaftlichen Arbeit, aber ich mache es trotzdem so. Für mich sind Wissenschaftler und ihre Erkenntnisse wichtige Ratgeber, aber ich möchte auch noch meinen eigenen Verstand benutzen dürfen.

Nochmal: ich finde die Aussagen zum Schattentraining richtig, ich mag nur keine "Religion Wissenschaft", die oft sich widersprechende Katechismen herausbringt. Und ich möchte als Trainer das Recht behalten, eigene Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie im Einzelfall falsch sein sollten.

Und wenn ihr ehrlich seid ...

/Peter

[Cheftrainer]

So im Allgemeinen stimme ich Dir da zu. In diesem speziellen Fall vermittle ich das in der Trainerausbildung aber so. Wer also beim Thema Schnelligkeit Schattentraining vorsieht hat dann gute Chancen in der Prüfung durchzufallen.

Insofern gibt es oft Spielraum (sei es das Dehnen) manchmal gibt es aber keinen..

Gerade nochmal auf das Dehnen bezogen kann man das durchaus noch machen. Wenn ich allerdings einen Schnelligkeitsteil am Ende des Aufwärmens mit einbaue wäre hier ein Dehnen vorher auch kontraproduktiv da man hier die volle Muskelspannung benötigt. In diesem Fall also auch wieder eine Situation die man in einer Prüfung vermeiden sollte.

Es gibt also immer Dinge die man so oder so machen kann. Gerade Deine Aufwärmpraxis finde ich auch nachvollziehbar und sinnvoll. Schließlich haben manchmal auch übergeordnete Ziele Priorität (Stichwort: Selbständigkeit), aber manchmal gibt es keinen Spielraum.

Diese neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse (beispielsweise Schattentraining ungeeignet für Schnelligkeit) gibt es seit mehr als einem Jahrzehnt. Daran kann man sehen, dass es keine Modeerscheinung ist. Zudem zeigt es wie lange es dauert bis sich wissenschaftliche Erkenntnisse in der Trainingspraxis wiederfinden...

[klugscheisser]

Zum Schattentraining sind wir uns ja einig. Ich mag es auch nicht besonders, weil sehr oft diese "Bewegung ohne echtes Ziel" doch um einiges anders aussieht, als die echte Bewegung mit Schläger und Ball. Ob man sich und dem "Opfer" damit einen Gefallen tut, bezweifle ich. Also ich mache es sehr selten, weil ich ohnehin kein Freund von zerlegten Bewegungsübungen bin. Für mich gehören Spieler, Schläger und Ball zusammen, und zwar in Bewegung.

TT aus dem Stand darf nur ich machen

[Cheftrainer]

Ich verwende Schattentraining recht oft. Natürlich nicht wenn es um Schnelligkeit geht.

ABer gerade wenn man komplexe Bewegungen zusammensetzen muss (VH Topspin aus dem Lauf) dann lasse ich das zuerst im Schattentraining machen. Manchmal gebe ich unterschiedliche Laufwege vor.

Aber ich bin auch ein Freund der induktiven Methode. Also erstmal eine Aufgabe vorgeben (z.B. Umlaufen und danach Topspin aus tiefer VH) und dann ansehen wie der Spieler das löst (welche Beinarbeitstechniken usw). Danach gebe ich auch mal verschiedene Varianten vor und der Spieler kann selbst entscheiden was für ihn besser ist.

Aber auch bei der Neueinführung einer Schlagtechnik achte ich zuerst darauf, dass eine Technikvorstellung vorhanden ist. Diese Überprüfe ich mit Schattentraining. Da ich viel Video einsetze können die Spieler auch die Unterschiede von der eigenen Vorstellung und tatsächlichen Bewegung gut sehen.

Insofern bin ich weiterhin ein Anhänger des Schattentrainings. Aber man kann es ja auch mit Beinarbeit kombinieren. Wenn das Thema Schnelligkeit ist, verzichte ich natürlich auf diese Übungsform...

[klugscheisser]

ok

Ich habe ja auch ein überwiegend anderes Klientel als du. Da sind ein paar echte Perlen drunter, denen scheinen die richtigen Bewegungen schon angeboren zu sein Es gibt aber halt auch die Bewegungs - Legastheniker, denen man wirklich jede Muskelfaser zurecht zupfen muss