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Stammtisch Hier könnt Ihr über "Gott und die Welt", Politik, Fernsehen, Bücher, Musik und alles was Euch sonst interessiert diskutieren. Plaudern in lockerer Atmosphäre ;-) |
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#211
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Zitat:
Ich hab noch keine einzige Heine-Strophe gelesen, welche auch nur entfernt an Trakls beste Verse rankommt. Aber natürlich ist es müßig, Genies mit Normalos zu vergleichen; oder gar Lyrik mit Epik. Denn, Hand aufs Herz: neben einem Jahrhundertgedicht wie Grodek steht doch selbst ein Zauberberg als uninspirierter Misthaufen da... ............... ´ |
#212
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AW: Bücher
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Trakl mag der größere Poet gewesen sein, aber nicht der größere Lyriker. Im Übrigen: Ich habe inzwischen von Joseph Roth den "Radetzkymarsch" und "Hiob" gelesen. Bitteschön: Da gibt es viele Romane und Novellen von Thomas Mann, die einen weitaus höheren literarischen Anspruch erfüllen. Schon recht, die Vergleiche und Hitlisten sind nun wirklich dämlich. |
#213
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Russia Revisited
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Zitat:
Abgesehen davon, dass der oben zitierte Nietzsche ja die bedeutenden Dichter des frühen 20. Jahrhunderts gar nicht mehr erleben & bewerten konnte: Mit den Jahren ist der Ruf Trakls in der neueren Literaturforschung eher noch gewachsen. Vor 1950 wurden, wenn man ältere Kritikerstimmen liest, in der Tat häufig Rilke, Heine, Goethe.... favorisiert. Mittlerweile geht der Trend offensichtlich mehr zu den besten Arbeiten Hölderlins & Trakls als unerreichter Maßstab in der deutschsprachigen Lyrik. Schade nur, dass der Schorsch so früh abgetreten ist. Denn gerade sein schmales Spätwerk war ja nun wirklich enorm vielversprechend. Ähnlich tragisch übrigens auch das Schicksal vom hochtalentierten Georg Heym, der sonst sicher noch nachhaltig für Furore gesorgt hätte. Was Joseph Roth betrifft: Der gehört, wie schon mal geschrieben, nach wie vor zu meinen Lieblingserzählern; zu jenen Schreibern, bei deren Lektüre mir selten bis nie langweilig geworden ist. Wer extremen Tiefgang und höchste Ansprüche sucht, der greift wohl lieber zu 'Neuerern' wie Musil, Proust, Beckett, Joyce... (und auch nicht unbedingt zu Thomas Mann). Sei's drum. Ich für meinen Teil bin gerade mitten in einer Russischen Phase und dabei, nach und nach meine riesigen Lücken hier halbwegs zu schließen. Trotz der Abhängigkeit von mehr oder minder gelungenen Übersetzungen. Vor nicht allzu langer Zeit hab ich noch gedacht, dass man dort mit Lermontov & Puschkin und, was die Erzählprosa angeht, mit Gogol, Dostojewski, Tolstoi, Turgenjew & Tschechow so ziemlich alle wichtigen Vertreter kennt. Pustekuchen! Nicht, bevor man Remizov, Leskow, Trifonov, Zamjatin, Paustowskij, Bunin, Blok, Pilnjak, Gontscharow & Saltykow-Schtschedrin gelesen hat. Und damit hab ich nun mindestens die nächsten drei Jahre genug zu tun. Deutsche, englische & französische Autoren interessieren mich derzeit nur am Rande. Vielleicht nach 2015 mal wieder... ......................................... ´
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (03.06.2012 um 16:17 Uhr) |
#214
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AW: Russia Revisited
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#215
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Logo. Schließlich sind wir in einem Sportforum. Und wenn man hier nicht schwafeln kann, wo dann ? Dass die vier genannten Namen (welche nicht zu meinen ausgesprochenen Lieblingsautoren zählen) - Musil, Proust, Beckett & Joyce - in Sachen Kreativität & Originalität weit über einem Allerweltsautor wie Thomas Mann stehen, darüber ist sich die int. Literaturkritik seit geraumer Zeit aber doch wohl schon einigermaßen einig. Und meine hohe Wertschätzung für Trakl & Hölderlin ist im historischen Kontext auch nicht überzogen oder ausgesprochen exklusiv. Dass du ausgerechnet einen Heine-Fürsprecher anführst, der das 20. Jahrhundert nicht mehr erlebt hat und zu Trakl, Heym, Stadler, Ehrenstein, Hardekopf, Ball und anderen gar kein Urteil abgeben konnte, ist auch irgendwo bezeichnend bzw. befremdlich. (Hat Nietzsche sein Statement zu HH eigentlich vor oder nach seiner Umnachtung geschrieben? Sein persönliches Licht unter den Scheffel gestellt hat er dabei so oder so: denn die Dionysos-Dithyramben schlagen qualitativ locker jede Heine-Strophe.) Zitat:
Ein ganz besonderes Faible hab ich für die früh im Duell dahin Gerafften: wie Lermontov oder Puschkin. Und was die Trinker angeht: Dein geliebter Goethe war doch einer der engagiertesten Schlucker überhaupt. Einer, der sich da durchaus auch auskannte: Rudolf Augstein... ................................ http://forum.tt-news.de/showthread.p...in#post2168036 PS: Da bei Thomas Mann-Lesern die Form ja häufig weit über dem Inhalt steht - noch ein kleiner stilistischer Tipp zum gepflegten Zitieren in Online-Foren... .............................. http://www.sockenseite.de/usenet/vollquottel.html .... ´
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (03.06.2012 um 20:44 Uhr) |
#216
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AW: Bücher
Es wäre jetzt einfach, Dir Millionen von Fürsprechern von Heinrich Heine zu präsentieren. Das wird dich aber nicht überzeugen, weil Dich als Poetikliebhaber die lyrischen Gehalte von Heine-Gedichten nicht interessieren bzw. Du sie auch gar nicht analysieren kannst. Deshalb wirst Du nach Goethe und Heine einen weiteren sehr bedeutenden Lyriker der deutschen Literaturgeschichte abwerten: Bertolt Brecht.
Bei Thomas Mann habe ich den Eindruck, dass du nichts oder nur wenig von ihm gelesen hast. Literarisch anspruchsvoll heißt nicht, dass ein Schriftsteller furchbar originell und innovativ sein muss, sondern dass er als allererstes sein Handwerk beherrscht - und nicht, wie im Falle Musil, an seinen Konzeptionen scheitert. Geändert von Danielson (04.06.2012 um 08:06 Uhr) |
#217
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AW: Bücher
Wenn das so einfach ist, präsentiere mal die Millionen...
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#218
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Zitat:
Von Brecht steht 'ne Werksausgabe von Suhrkamp im Schrank - 20 Bände. Davon bisher jedoch nur wenig gelesen: den 'Dreigroschenroman', 'Der gute Mensch von Sezuan', Anmerkungen zu Kunst/Film/Theater ; drei Bände mit Gedichten sind auch dabei, bislang nur oberflächlich reingezappt. Es gibt ja durchaus einige Kritiker & Chronisten, die behaupten, Brecht hätte den Nobelpreis mehr verdient als Hesse oder Mann (von den anderen davor und danach bedachten u. überschätzten Deutschsprachlern gar nicht zu reden.) Von Thomas Mann hab ich 4 1/2 Werke gelesen: 'Buddenbrooks': kein Vergleich etwa zu Michail Saltykows eindringlicher, gut 20 Jahre zuvor erschienener Chronik vom Niedergang der Familie 'Golowlew' * ; . 'Doktor Faustus:' zäh, weitschweifig, gestelzt - hab ich nach rund 200 Seiten aufgegeben u. verschenkt; 'Felix Krull' & 'Tod in Venedig' waren ganz okay & kurzweilig, weniger aufgesetzt u. bemüht als Dr. F.; schließlich der vielgerühmte 'Zauberberg': zählt wohl zu Recht zu den besseren Prosa-Leistungen des 20. Jahrhunderts, werd ich mir in circa 10 Jahren noch ein zweites Mal reinziehen... ............................................................. * http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46274277.html Zitat:
Furchtbar originell und innovativ war Thomas Mann in der Tat nicht. Immerhin da sind wir uns einig. Und wenn du mal irgendwann deine Expressionismus & Dada-Lücken geschlossen hast, und ich die meinen in der Russischen Literatur, sehen wir weiter... ........................................................... ´
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (04.06.2012 um 17:40 Uhr) |
#219
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AW: Bücher
Ich kann in der Tat mir der scheinbar avantgardistischen Literatur der Moderne nicht viel anfangen. Damit stehe ich aber in einem angeblich literarisch postmordernen Zeitalter nicht alleine da. Sollst für diese Literatur ruhig weiter werben, es gibt halt noch anderes...
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#220
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Mit der (Post)Moderne ist das so eine Sache. Da hab ich auch genug Lücken und Ausfälle. Zudem mag ich wie gehabt Jean Paul, Wilhelm Raabe, E.T.A Hoffmann, die russischen Realisten des 19. Jahrhunderts.... Und Joseph Roth ist ja auch ein eher 'altmodischer' Erzähler. Aktuell entdecke ich gerade die Werke von Aleksey Remizov (im Deutschen: Remisow). So richtig passt der in keine Schublade (eine Inspiration war Edgar Allan Poe) und fordert die Übersetzer bis heute... http://en.wikipedia.org/wiki/Aleksey_Remizov http://de.wikipedia.org/wiki/Alexei_...witsch_Remisow ´
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (05.06.2012 um 08:13 Uhr) |
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