Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Glücksball]

Was ich bei den Syriza-Apologeten immer vermisse, ist eine zukunftsfähige Strategie. Selbst wenn man einen EU-Länderfinanzausgleich auf die Beine stellt (obwohl das in allen möglichen EU-Verträgen ausgeschlossen wurde), würde das jährlich stark steigende Zahlungen an Griechenland bedeuten, wenn sich dort nichts ändert. Wie lange würde man das wohl durchhalten? Wie lange würden das insbesondere die Länder mitmachen, die einen niedrigeren Lebensstandard haben, als die Griechen?

Nein, was man braucht, ist ein Primärüberschuss. Nur so kann der Finanzbedarf Griechenlands langfristig sinken. Wenn man nicht fähig oder willens ist, die Einnahmeseite zu erhöhen (z.B. durch Steuern), muss man dazu wohl die Ausgabenseite zurückfahren. Das ist wirklich das 1x1 der Finanzen, wird aber von den Fans der dauerhaften und unbedingten "Solidarität" mit Griechenland ignoriert.

Niemand von uns kennt tatsächlich die Details der Vorschläge der Euro-Gruppe und die Vorschläge Griechenlands. Da ist es tatsächlich etwas schwer zu beurteilen, wer die Schuld hat, dass nichts voran geht.
Klar ist für mich aber, dass eine Angela Merkel liebend gerne das Problem aussitzen würde und selbst bei einem auch nur halbwegs realistischen Vorschlag sofort freudig erregt die Lösung der Presse verkünden würde.

Es bleibt also dabei - kein weiteres Geld an Griechenland, dann kommt früher oder später eine Parallelwährung bzw. die Drachme, dann kann Griechenland ganz ohne Vorgaben und "Erniedrigungen" die eigene Wirtschafts- und Finanzpolitik gestalten. Humanitäre Hilfe hingegen wird wohl niemand den Griechen verweigern. Da braucht man keine Horror-Szenarien zu bemühen.

[Jaskula]

Zitat von mithardemb

Ohne Hilfe drohen Banken denen das Bargeld ausgeht.

Ach was, sag bloß - das wusste ich nicht.

Zitat von mithardemb

Das scheinen die meinsten in Deutschland aber anders zu sehen oder wie erklärst du ansonsten, dass die beiden ganz oben in der Gunst der Deutschen stehen.

Das ist für mich seit langem unerklärlich. Ich schiebs auf weit verbreitete Ahnungslosigkeit und Desinformation. Bequemlichkeit und kurzfristiges Denken spielen sicher auch eine Rolle, denn die merkelsche Aussitz-Orgie wird sich auch für uns noch bitter rächen.

Zitat von mithardemb

Zumindest einen sehr kreativen Weg wollen sie einschlagen. "Gebt uns Geld und halett auch raus" heisst die Devise.

Es handelt sich um einen souveränen Staat, der seinen Verpflichtungen deshalb nicht nachkommen kann, weil lange Zeit unter den Augen der EU-Partner Misswirtschaft und Korruption oberstes Prinzip waren. Wie soll eine Regierung das von heute auf morgen ändern ? Welchen Sinn hat aber eine Regierung, wenn sie, aufgrund geerbter Verfehlungen nun von den "Partnern" keinerlei Spielraum mehr bekommt. Lange Jahre durften konservative Verbrecher tun was sie wollten, die nun zum Aufräumen angetretenen Linken werden dafür eingesperrt. Ist das für Dich nicht irgendwie seltsam ? Riecht das nicht ein wenig streng ?

Zitat von mithardemb

Stimmt Syriza war da deutlich humaner. Lieber Renten kürzen als den Wehretat, Aufträge an kleine inländische Unternehmen erst mal nicht zahlen - die gehen dann schon pleite. Komplettverlust der Steuereinahmen weil man einfach gar nichts tut...

Da sind wir an einem wichtigen Punkt. Wir alle wissen gar nichts über die Einzelheiten.

Einerseits heißt es die EU hätte erste zarte Fortschritte der Syriza-Reformen mit ihrem strikten Spardiktat erdrückt, andererseits heißt es Syriza hätte erste Anzeichen eines möglichen Aufschwungs selbst abgewürgt.
Beide Seiten geben sich kompromissbereit und sprechen dies der Gegenseite ab.

Was lässt Dich glauben, dass Merkel, Schäuble und Juncker näher an der Wahrheit sind als Tsipras ? Bei den drei erstgenannten weiß ich, wofür sie stehen - Austeritätspolitik über alles - stur, arrogant, besserwisserisch, unbelehrbar. Wenn jemand mit dieser Gesinnung Probleme hat, kann ich das verstehen - Tsipras hat damit offensichtlich Probleme.

Merkel lässt sich doch von der Industrie schieben - deren Hoffnung ist, dass die Löhne und ehälter erst in Griechenland, dann nach und nach in den anderen Ländern wieder sinken - und die Gewinne weiter steigen.
Kurzsichtig und verheerend.

[User 17544]

Zitat von mithardemb

... bitte keine solchen Witze sonst wird mir noch schlecht

Och, das läge sicher nicht an mir, wenn dir schlecht werden sollte

Ich tippe drauf, dass dir ab und an mal deine eigene Borniertheit auf den Magen schlägt

[mithardemb]

Zitat von Jaskula

Was lässt Dich glauben, dass Merkel, Schäuble und Juncker näher an der Wahrheit sind als Tsipras ? Bei den drei erstgenannten weiß ich, wofür sie stehen - Austeritätspolitik über alles - stur, arrogant, besserwisserisch, unbelehrbar. Wenn jemand mit dieser Gesinnung Probleme hat, kann ich das verstehen - Tsipras hat damit offensichtlich Probleme.

Es geht hier weniger um Wahrheitsfindung sondern um Zukunftsplanung. So schön es ist sich die Zukunft von anderen finanzieren lassen, es findet sich leider nur sehr schwer ein Sponsor. Merkel, Schäuble, Juncker, .... diese Liste lässt sich sehr lang erweitern. Geld bekommt Griechenland von den anderen Ländern und vom IWF ja auch nicht. Es gibt eben nur einen einzigen echten Demokraten auf dieser Welt und der Rest sind alles arrogante besserwisserische Verbrecher.

Zitat von Jaskula

Merkel lässt sich doch von der Industrie schieben - deren Hoffnung ist, dass die Löhne und ehälter erst in Griechenland, dann nach und nach in den anderen Ländern wieder sinken - und die Gewinne weiter steigen.
Kurzsichtig und verheerend.

Ich denke die Industrie hat gerade hier eine andere Sicht als unsere Kanzlerin. Da Griechenland viele Waren importieren muss, mag die Industrie ganz gerne, dass sie Geld haben.

Austerität scheint ja langsam zum Schimpfwort verkommen zu sein. Wenn ein Staat nicht in Schulden ertrinken will, dann muss dieses Prinzip im Grundsatz angewendet werden. Kurzfristig kann man dagegen verstoßen um der Wirtschaft Impulse zu geben, aber langfristig hat das verheerende Folgen.

[mithardemb]

Zitat von Brett13

Och, das läge sicher nicht an mir, wenn dir schlecht werden sollte

An allen anderen aber ganz sicher nicht an dir

[mithardemb]

Zitat von Glücksball

Wenn man nicht fähig oder willens ist, die Einnahmeseite zu erhöhen (z.B. durch Steuern), muss man dazu wohl die Ausgabenseite zurückfahren. Das ist wirklich das 1x1 der Finanzen, wird aber von den Fans der dauerhaften und unbedingten "Solidarität" mit Griechenland ignoriert.

Das liegt daran, dass viele dieser Fans aus dem ultra linken Segment der politischen Einstellung kommen. Für sie ist Wirtschaft und Industrie hauptsächlich ein Folterinstrument zur Unterdrückung und Ausnutzung. Unser Land wir von ihnen als Paradebeispiel für soziale Kälte aufgeführt. Ihr Problemlösungsstrategie besteht im Robin Hood Syndrom und der Hinweis, dass ihr politisches Wunschsystem in vielen Beispielen zu großer Armut der Bevölkerung geführt hat wird in der Regel mit Attacken unter der Gürtellinie quittiert.

Zitat von Glücksball

Niemand von uns kennt tatsächlich die Details der Vorschläge der Euro-Gruppe und die Vorschläge Griechenlands. Da ist es tatsächlich etwas schwer zu beurteilen, wer die Schuld hat, dass nichts voran geht.

Gewissen Fakten werden von beiden Seiten gleich wiedergegeben:
- Teilnahme an Gipfel ohne Konzept vorzulegen.
- Sehr kurzfristige Übermittlung von Plänen.
- Abbruch von Verhandlungen um mal eben eine Volksabstimmung anzuberaumen.

Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass die Finanzminister in ihren Presseerklärungen von sehr viel günstigeren Angeboten sprechen. Da würden sie ja Gefahr laufen, dass Griechenland öffentlich dieses Angebot annähme und man käme dann nicht mehr raus aus der Geschichte.

[User 17544]

Zitat von mithardemb

An allen anderen aber ganz sicher nicht an dir

Mensch Mädchen, du musst dich schon mal entscheiden!

Erst könnt's an mir liegen, wenn dir schlecht werden würde, dann wieder auf gar keinen Fall

Versteh' einer die Frauen

[User 17544]

Zitat von mithardemb

Das liegt daran, dass viele dieser Fans aus dem ultra linken Segment der politischen Einstellung kommen. Für sie ist Wirtschaft und Industrie hauptsächlich ein Folterinstrument zur Unterdrückung und Ausnutzung.

Wow, zwei Egschperden unter sich

Fehlt jetzt nur noch, dass ihr beide aus dem Osten kommt

Kleiner Tipp, dort fließen seit gut 25 Jahren so viele Milliarden an Hilfe, dass eine Unterstützung Griechenlands dagegen Peanuts wären. So richtig fruchten will das aber selbst nach so langer Zeit nicht wirklich

... und ob der Osten jetzt wirklich eure Heimat ist oder nicht, ist für mich völlig wurscht, denn ich find's ja gut, dass dem Osten geholfen wurde

Nur gönne ich auch den Griechen die Butter auf dem Brot.

Streng dich mal ein wenig beim Denken an. Ist wirklich nicht nötig, dass man sein Hirn auf Sparflamme Phrasen dreschend betreibt

Ein wenig mehr als reflexartiges Gekläffe gegen alles was dir zu links erscheint, wird dir mit ein wenig Willen sicher auch gelingen

[Jaskula]

Zitat von mithardemb

So schön es ist sich die Zukunft von anderen finanzieren lassen, es findet sich leider nur sehr schwer ein Sponsor.

Du verstehst nicht mal im Ansatz um was es der griechischen Regierung geht, oder ?

Zitat von mithardemb

Es gibt eben nur einen einzigen echten Demokraten auf dieser Welt und der Rest sind alles arrogante besserwisserische Verbrecher.

Falls das auf meine Aussage bezogen sein sollte. Als Verbrecher hatte ich die Vorgänger von Tsipras bezeichnet und das ist ganz sicher nicht falsch. Diese Halunken bekamen von Deinen ach so korrekten Merkels alles in den Arsch geschoben. Jetzt aber werden die Daumenschrauben angezogen.

Zitat von mithardemb

Ich denke die Industrie hat gerade hier eine andere Sicht als unsere Kanzlerin. Da Griechenland viele Waren importieren muss, mag die Industrie ganz gerne, dass sie Geld haben.

Da immer noch neoliberale Ideen vorherrschen, ist Kostensenkung das Allheilmittel. Mit Händen und Füssen wehren sich die Unternehmen dagegen, anständige Löhne und Gehälter zu zahlen, obwohl damit die Kaufkraft und der Konsum steigen würden. Ein weiteres Billiglohnland (neben Deutschland) mitten in Europa ist doch für viele Raffgeier ein feuchter Traum.

Zitat von mithardemb

Austerität scheint ja langsam zum Schimpfwort verkommen zu sein. Wenn ein Staat nicht in Schulden ertrinken will, dann muss dieses Prinzip im Grundsatz angewendet werden. Kurzfristig kann man dagegen verstoßen um der Wirtschaft Impulse zu geben, aber langfristig hat das verheerende Folgen.

Du bist voll auf Merkel-Schäuble-Linie, Bravo !
Spardiktat ist alternativlos, richtig ?
Nein ist es eben nicht und genau darum geht es in dieser Auseinandersetzung.
Striktes Sparen würgt jede Wirtschaft erst einmal ab um dann auf deutlich niedrigerem Niveau irgendwann (vielleicht) wieder anzulaufen. Das Ganze geschieht auf Kosten derjenigen, die von Kürzungen ihrer Einkommen / Renten betroffen sind. Wenn das Lohn- und Rentenniveau zu hoch ist, ist eine Anpassung durchaus sinnvoll aber eben nicht ausschließlich. Gleichzeitig hätte man diejenigen mit heranziehen müssen, die die großen Vermögen angehäuft haben. Das aber waren ja die Merkel-Schäuble-Freunde. Also hat man denen erst einmal ausreichend Zeit gegeben, ihre Schafe (Schäfchen wäre wohl zu niedlich) ins Trockene zu bringen. Jetzt ist nur noch wenig zu holen und schuld ist daran wer ?
Ich bleibe dabei, es ist reine Absicht, die griechische Regierung durch unnachgiebige strenge Vorgaben zu einer Politik zu zwingen, die deren Vorstellungen und Zielen komplett widerspricht. Entweder sie gehen darauf ein und machen gezwungenermaßen konservative, neoliberale Politik - und verraten sich und ihre Wähler damit selbst - oder sie versuchen einen eigenen Weg zu finden und werden zum Scheitern gebracht - weil man einer linken Regierung keinerlei Chance geben will.
Clever und schäbig - Politik halt.

[Jaskula]

Zitat von mithardemb

Das liegt daran, dass viele dieser Fans aus dem ultra linken Segment der politischen Einstellung kommen. Für sie ist Wirtschaft und Industrie hauptsächlich ein Folterinstrument zur Unterdrückung und Ausnutzung. Unser Land wir von ihnen als Paradebeispiel für soziale Kälte aufgeführt. Ihr Problemlösungsstrategie besteht im Robin Hood Syndrom und der Hinweis, dass ihr politisches Wunschsystem in vielen Beispielen zu großer Armut der Bevölkerung geführt hat wird in der Regel mit Attacken unter der Gürtellinie quittiert.

Für Dich ist es nicht vorstellbar, dass es außer Kommunismus auch noch ein anderes System geben könnte, welches sozialen Ausgleich ermöglicht.
Schon mal was von sozialer Marktwirtschaft gehört ?
Diese wurde eigentlich mal angestrebt, dann aber wegen der Globalisierung auf dem Altar er Wettbewerbsfähigkeit geopfert. Dadurch wurde sicher gestellt, dass die deutschen Superreichen auch mit den internationalen Superreichen mithalten können und die Einkommens-Unterschiede international nicht zu weit zurückfallen.

Im Norden soll es Naturvölker geben, die so was wie Solidarität noch ein wenig mehr leben. Schwähden, Nohrwägen und Denämag oder so ähnlich sollen diese seltsamen Zusammenrottungen linker Gesinnung heißen.

Erklär mir doch mal, warum es bei uns nichts Schlimmeres gibt als Steuern zu zahlen und gerade die gut Verdienenden von Neid sprechen, während es im Norden bei wesentlich höheren Steuern keine Klagen gibt.
Raffgier zerstört die Gesellschaft - unsere Regierung fördert Raffgier. Da liegt das Problem. Das hat nichts mit Kommunismus, Gleichmacherei, altrömischer Dekadenz oder Ähnlichem zu tun.

Verstehst Du wahrscheinlich aber eh nicht.