Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Rieslingrübe]

....aber sie richten sich nicht gegen den Verlag....

Sogar gegen den eigenen Verlag gab's bei Charlie Hebdo in der Vergangenheit selbstironische Seitenhiebe: unter anderem eine Satirezeichnung im Januar/Februar 2015, welche die damaligen Todesopfer gegen die unvermeidliche Rekordauflage des Magazins direkt nach den Terrortaten aufrechnet und abwägt.

Finde zwar diesen gelungenen Charlie Hebdo-Cartoon in einer Google-Bilder-Schnellsuche momentan nicht, kann mich aber noch gut daran erinnern. Hier im Forum hat Anfang 2015 u.a. auch Bretti diesen Beitrag erwähnt und zitiert.... vielleicht bringt er ja in dieser Sache freundlicherweise zeitnah etwas Licht ins Dunkel.... ...

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[mithardemb]

Zitat von Rieslingrübe

unter anderem eine Satirezeichnung im Januar/Februar 2015, welche die damaligen Todesopfer gegen die unvermeidliche Rekordauflage des Magazins direkt nach den Terrortaten aufrechnet und abwägt.

Also wenn da quasi der Chefredakteur in der Satire auftritt und sagt "weiter so, die Auflage stimmt", dann würde ich das auch als geschmacklos empfinden.

[Armendariz]

Ihr missversteht, was ich sagen will. Natürlich darf Satire das. Die Frage ist, ob es (in Hinblick auf die Familie) sein muss. Aus meiner Sicht ist es in dem Fall einfach geschmacklos. Da dürft ihr (Plasma, Rübe, Brett) anderer Meinung sein.

Wie das Jubeln im Tischtennis, bei manchen Punkten ist es angebrachter als bei anderen. Niemand wird euch dran hindern, bei nem Aufschlagfehler vom Gegner zu jubeln. Im Training macht man das mal im Spaß und alle verstehen es auch so. Aber Punktspiel ist dann doch irgendwie ne Sondersituation, wo es nicht sein muss. Da gibts passendere Gelegenheiten, sich in Szene zu setzen

Selbstironie ist wieder was anderes, da weiß man ja selber, ob man das abkann oder nicht.

[Rieslingrübe]

Also wenn da....

Kauf dir doch einfach mal in irgendeinem Antiquariat die Charlie Hebdo-Ausgaben der vergangenen drei Jahre. Darin findest du jede Menge aufschlussreiche Cartoons, die viele Vorurteile widerlegen.... .

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[mithardemb]

Zitat von Armendariz

Die Frage ist, ob es (in Hinblick auf die Familie) sein muss. Aus meiner Sicht ist es in dem Fall einfach geschmacklos. Da dürft ihr anderer Meinung sein.

Selbstironie ist wieder was anderes, da weiß man ja selber, ob man das abkann oder nicht.

Das würde ich auch so unterschreiben. Wobei man auch nicht wirklich von Selbstironie sprechen kann, wenn das Magazin Satire auf Kosten der eigenen Opfer gemacht hat.

[mithardemb]

Zitat von Rieslingrübe

Kauf dir doch einfach mal in irgendeinem Antiquariat die Charlie Hebdo-Ausgaben der vergangenen drei Jahre....

Nicht nötig, ich bezweifele ja nicht was du gesagt hast und nach den Schilderungen möchte ich das eigentlich auch gar nicht lesen.

[Rieslingrübe]

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Wobei man hier auch nicht wirklich von Selbstironie sprechen kann, wenn....

Eben doch. Denn viele Charlie Hebdo-Autoren genießen gottlob seit Jahren - von Verlagsseite abgesegnet - weitreichende Freiheiten. Und einige kontroverse Cartoons im Januar 2015 wurden bekanntlich von schwer verletzten Überlebenden des Attentats noch auf der Intensivstation im Hospital ausgeheckt & publiziert....

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[PlasmaLight]

Zitat von mithardemb

Wäre mal interessant ob man bei Charlie Hebdo auch so tolerant reagieren würde, wenn jemand die Opfer des Anschlags als Aufhänger für eine dumme Satire nehmen würde....

Mit Sicherheit. Wie Rübe ja schon sagte, haben die sich selber auch aufs Korn genommen. Von daher...

Zitat von mithardemb

Wenn Überlebende des Verlages sich über die Schamlosigkeit der Medien beklagen, beschleicht mich schon das Gefühl, dass sie von anderen mehr Toleranz erwarten als von sich selbst.

Mal abgesehen davon, dass du Äpfel mit Birnen vergleichst: Hast du das Interview denn gelesen?

Zitat von mithardemb

Diese Satiren sind nach den Geschehnissen mutig, aber sie richten sich nicht gegen den Verlag, sondern gegen die Attentäter.

Und der letzte Beitrag richtet sich nicht gegen den kleinen Jungen oder seine Familie

Zitat von Armendariz

Ihr missversteht, was ich sagen will. Natürlich darf Satire das. Die Frage ist, ob es (in Hinblick auf die Familie) sein muss. Aus meiner Sicht ist es in dem Fall einfach geschmacklos. Da dürft ihr (Plasma, Rübe, Brett) anderer Meinung sein.

Da sein Vater zugestimmt hat, dass sein Sohn bzw. dessen Bilder auch für Kampagnen und tralalala genutzt werden darf/dürfen, wird er auch damit leben können/müssen, dass sie für Satire genutzt werden. Bisher hat er sich ja dazu nicht mal geäußert. Vermutlich hat er die Satire verstanden. Sind ja lustigerweise immer diejenigen, die es nicht betrifft, die sich aufregen. Feminismus, Behinderten-Witze und was weiß ich nicht alles. Während es die, die es trifft, kalt lässt oder amüsiert, regen sich die "Gutmenschen" immer auf und merken gar nicht, wie lächerlich sie sich eigentlich machen...



Ich würde ja zu gern wissen, was ihr beide glaubt, worauf das Charlie Hebdo Bild abzielt, wenn es euch so empört.

[Armendariz]

Zitat von PlasmaLight

Da sein Vater zugestimmt hat, dass sein Sohn bzw. dessen Bilder auch für Kampagnen und tralalala genutzt werden darf/dürfen, wird er auch damit leben können/müssen, dass sie für Satire genutzt werden. Bisher hat er sich ja dazu nicht mal geäußert. Vermutlich hat er die Satire verstanden.

Lies bitte einfach den Post, mit dem ich meine Meinung hier zunächst dargestellt habe. (Hast du sogar teilweise zitiert). Ich hätte es nicht thematisiert, wenn es nur um meine persönlichen Befindlichkeiten ginge.
Sorry, aber grad hast du dich in der Diskussion selber disqualifiziert. Keine Ahnung haben, aber Hauptsache ne Meinung.

Zitat von PlasmaLight

Ich würde ja zu gern wissen, was ihr beide glaubt, worauf das Charlie Hebdo Bild abzielt, wenn es euch so empört.

Was CH wohl meint: Es ist Blödsinn, dass Flüchtlinge generell als Sexualstraftäter vorverurteilt werden. Vor einigen Monaten, als Aylan durch die Medien ging, haben die Medien in den Flüchtlingen die armen Familien gesehen. Jetzt wird die andere Seite in vielen Medien "überrepräsentiert".

Was offen dasteht: Ein Zusammenhang zwischen Aylan und den Sexualstraftätern.
Aber es ist (in puncto Fingerspitzengefühl) fast wurscht, wie es gemeint ist.
Wenn ich hier im Spaß verbreite, dass Abwehrphilosoph ein radikaler AfDler mit Bachmann-T-Shirt ist, der jeden Montag in Dresden auf PEGIDA-Märschen zu finden ist, dann kann ich das ironisch meinen. Aber trotzdem verbreite ich ein gewisses Bild, das dann in den Köpfen der Leute bleibt: Nämlich Abwehrphilosoph mit Bachmann-Shirt, der durch die Straßen in Dresden rennt.
Das ist überhaupt nicht so gewollt von den Autoren. Aber Menschen tendieren zur Vereinfachung beim Abspeichern von Infos. Besonders die, die eh nicht so helle sind.

Nur als Ausführung, was mich daran stört. Nicht die Absicht, die CH verfolgt. Nur das "kritische" Medium, das einfach nicht notwendig gewesen wäre.

[Armendariz]

Zitat von PlasmaLight

Sind ja lustigerweise immer diejenigen, die es nicht betrifft, die sich aufregen. Feminismus, Behinderten-Witze und was weiß ich nicht alles.

Was jemand dazu sagt, den es betrifft (da du dich ja offensichtlich nicht näher mit den Posts befasst, die du zitierst):
"I hope people respect our family's pain. It's a big loss to us. We're not the same anymore after this tragedy. We're trying to forget a little bit and move on with our life. But to hurt us again, it's not fair," said Tima Kurdi from her home in Port Coquitlam, B.C.