Trainingsübungen Bewegungswahrnehmung und dynamisches Sehen

[klugscheisser]

Skepsis ist immer angebracht: ich bin selbst sehr gespannt, ob überhaupt ein zählbarer Effekt eintritt. Im schlimmsten Fall war es immer noch gewöhnliches "Sicherheitstraining", schlechter wird wohl keiner davon.

Und ja, ich will in Ansätzen schon vorhandene Automatismen verstärken. Mit absoluten Anfängern will ich das nicht probieren.

Ansonsten habe ich in über 25 Jahren kreativer Trainer-Arbeit schon Dutzende "ultimative" Trainingsansätze kennengelernt und ausprobiert und auch selbst entwickelt bzw. Teile davon entweder verworfen oder (auch unbewusst) übernommen. Sehr viele davon sind nicht übrig geblieben.

Das Reizvolle am Trainerjob ist für mich, dass ich in der Gruppe nicht jeweils lauter Klon-Versuche von Timo Boll habe, sonder lauter Individuen.

Wissenschaftlichkeit kann man meinem Experiment aber nicht unterstellen. Wenn ich nichts anderes erreiche, als dass ich selbst und die Spieler bewusster trainieren und Fortschritte protokollieren, ist es schon gut.

Ich muss nur aufpassen, dass ich keine Konter-Roboter konstruiere, deswegen will ich auch nicht mehr als ein paar Minuten pro Training dafür verwenden.

[klugscheisser]

So, erste Versuche ..
Das Spiel "miteinander" (Eieruhr) kann ich vergessen; die Probanden (10-11 Jahre, etwa 1 Jahr TT-Alter, Durchschnitssspieler) brachten keine vernünftigen Ballwechsel mit ausreichend hoher Frequenz zu Stande. Also Balleimer.

Anfänglich chaotisch "das geht doch nicht, das kann ich nicht usw" kam dann nach schon etwa 10 - 20 Bällen der Punkt, wo sie sich nur über ihre Rechenfehler aufregten und dabei unbeirrt weiter spielten. Und erstaunlich sicher trafen. Dann habe ich den Druck noch erhöht und sie aufgefordert. den Blick nach vorne, auf einen als "Ziel" hingestellten Mitspieler gerichtet zu lassen und den Ball nicht zu verfolgen. Der nächste Schritt war dann die Kombination davon.

Aus den anfänglich zwei Kandidaten wurden schnell mehr, alle wollten das auch machen.

Mein Zuspiel wurde dabei immer anspruchsvoller, am Ende konnten einige sogar TS mit BA und ohne direkt hinzuschauen, besser spielen, als im Trainingsalltag. Sie waren nämlich gezwungen den Ball viel früher zu treffen, weil sie ihn sonst nicht mehr sahen, und dadurch war dann auch die Rückenlage weg.

Sie wollten mir dabei beweisen, das so etwas "gar nicht geht"

Ob sich die Wirkung wiederholt, muss ich abwarten. Sicher hat der Reiz des Neuen mitgeholfen. Statistische Angaben kann ich aber nicht liefern, ich muss mich auf meinen persönlichen Eindruck verlassen.

[Krähe]

Toller Erfolg!

So wie ich es sehe, hast Du es durch Deine ungewöhnliche und dadurch (für die Teilnehmer) höchst interessante Methode geschafft, eine starke Motivation bei den Spielern aufzubauen, und hast damit ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit geschaffen. Das damit Kapazitäten freiwerden die ohne Frage einer besseren Aufnahme und Verarbeitung von Erlebtem zugute kommen, ist anzunehmen.

Die Motivation weiterhin so hoch zuhalten wird Dir allerdings nur mit viel Kreativität gelingen, aber da helfen Dir dann wieder die Tipps von br-online.

[klugscheisser]

Ich versuche mein bestes

bei der Gelegenheit habe ich denen erklärt, dass es besser ist (sein kann), den Gegner ständig im Auge zu behalten, um dessen nächste Aktionen oder Stellungsfehler früher registrieren zu können.
(Beckenbauer-Effekt

[klugscheisser]

Zitat von klugscheisser

I

(Beckenbauer-Effekt

ich habe gerade gesehen, den Begriff gibt es ja tatsächlich, den hatte ich aber nicht gemeint, sondern die Tatsache, dass Fussball-Künstler wie FB, Netzer usw mit "Kopf oben" gespielt haben, um ständig über die Aktionen der Gegner und Mitspieler informiert zu sein. Andere, weniger begabte, müssen auf den Ball schauen ...

[klugscheisser]

Heute andere Trainingsgruppe, 2 A-Schüler. Die können normalerweise nicht gut miteinander trainieren, weil sie immer sofort einen Punkt machen wollen. Das ist ja nix schlimmes, wenn die Fehlerquote nicht zu hoch ist.

Die hatten heute die Augabe, gegeneinander Sätze zu spielen, einer nannte ein Land, der andere musste dazu die Hauptstadt nennen. Und dabei natürlich gewinnen wollen. Hat denen sogar Spass gemacht. Allerdings haben beide mehr auf Sicherheit statt auf Punktgewinn gespielt, jedenfalls gab es recht lange Ballwechsel.

[klugscheisser]

Noch eine Übung, die Hitzkopf helfen könnte:

BET, das "Opfer" steht mit dem Rücken zum Tisch. Er darf sich erst umdrehen, wenn er den ersten Ball-/Tischkontakt hört. Zuspieler spielt mit angepasstem Tempo die Bälle unregelmäßig ein, der Spieler muss versuchen, schnell die Situation zu erfassen und das beste daraus zu machen, idealerweise einen Endschlag.
Erstaunliche Wirkung!

[klugscheisser]

ich muss und will ja hier nicht den Alleinunterhalter spielen. Schreibt doch einfach ein paar außergewöhnliche Übungen/Spielformen hier rein, die dem Thema Antizipation/Wahrnehmung/Reaktion/Kreativität dienlich sind

[Perser]

Habe heute mal im Training auch ein bissel experimentiert.Da es sich fast ausschließlich um Anfänger handelt (keiner spielt länger als ein Jahr)
konnte ich mir auch eine Meinung bilden.
Habe Matheübungen und andere kleine logische Fragen gestellt , während die Kids einen Wettkampf spielten .Wer als erster die Antwort wußte kriegt 2 Punkte dazu.(Was muss der Trainer auch immer die Kinder beim Spielen stören?!)
Effekt ist meines Erachtens eine Erhöhung des Spannungsniveaus. Das kann ja auch Leistungsfördernd sein. Außerdem steigt der Stresspegel. Und es macht Spaß.Die Videos auf br-online habe ich mir auch angesehen. Ich bin aber der Meinung ,dass beim TT nicht die selben Gehirnregionen gefordert werden , wie beim Beispiel dort. Tischtennis wird ja hauptsächlich unbewußt gespielt. So schnell kann halt kein Mensch denken.

[klugscheisser]

Zitat von Perser

Ich bin aber der Meinung, dass beim TT nicht die selben Gehirnregionen gefordert werden , wie beim Beispiel dort. Tischtennis wird ja hauptsächlich unbewußt gespielt. So schnell kann halt kein Mensch denken.

Genau darum geht es ja. Solange jemand sich noch Gedanken über Fußstelung, Schlägerhaltung, Balltreffpunkt usw machen muss, kann er nicht über so wichtige Sachen wie Taktik, Platzierung, Gegneranalyse usw denken.

Du kennst sicher die Situation, dass ein Spieler selbst nach einigen Sätzen nicht bemerkt hat, dass sein Gegner Linkshänder ist und ihm permanent halbhoch und halbweit in die VH spielt? Der hat seine Gehirnkapazitäten mit anderen Dingen (z.B. Schlägerhaltung) belastet, die sehr gut automatisiert werden können.

Und das geschieht -dem Film zufolge- wenn der Proband im Training nicht bewusst darüber nachdenkt.

Für die Korrekturen ist dann der Trainer da. Wenn z.B. ein Schüler oft mit zwei Fingern auf der RH spielt, korrigiere ich das sofort und so penetrant, dass es ihm stinkt. Also hält er den Schläger richtig, damit er seine Ruhe hat ...


Im nächsten Training werde ich sie nicht mit Zahlenspielen traktieren, sondern mit der fortlaufenden Analyse des laufenden Spiels (laut). Es hilft ja nicht viel, wenn man erst unter der Dusche merkt, was man im Spiel falsch gemacht hat.