TTBL | 1. Bundesliga Herren 2021/2022

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[1600i]

Ich bin Ende der 90-ger Jahre erstmalig mit Live-Profitischtennis in Kontakt gekommen, als ich in einen Ort gezogen bin, der eine Bundesligamannschaft hatte. Ich war total begeistert: Tolle Spiele und tolle Atmosphäre, ich habe kein Heimspiel verpasst. Damals: Vierermannschaften, zwei Tische, Sätze bis 21, kleiner Ball, Zelluloid, bei jedem Spiel in der Spielpause leckerer selbstgemachter Kuchen.

Heute in einer anderen Stadt gehe ich selten zum TTBL-Spiel. Die Stimmung ist einfach nicht da. Das Catering ist professionell lieblos und teuer. Subjektiv habe ich auch den Eindruck, dass die Spiele nicht mehr so sehenswert sind. Liegts am großen Ball? Am Plastikball? Oder habe ich einfach schon zu viel Tischtennis gesehen? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Das klingt alles nach "Früher war alles besser", aber irgendwie habe ich es wirklich besser in Erinnerung.

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[Wolf11]

Ich glaube nicht, dass das mit anderen Bällen, kürzeren Sätzen oder mit veränderten Bedingungen wie Internet-Übertragungen zu tun hat.

Ich denke, das hat eher noch mit einigen anderen Komponenten zu tun.

So unter anderem mit der äußeren Darstellung des Tischtennissport in der öffentlichen Wahrnehmung in Deutschland bzw. überhaupt in Europa, wo einfach andere Sportarten in den letzten 20 Jahren an Tischtennis vorbeigezogen sind, nicht zuletzt auch, weil man einige Zeichen der Zeit auch in der Vermarktung des Tischtennis nicht rechtzeitig oder noch überhaupt nicht erkannt hat.

Ich kann mich auch noch erinnern an die "alten Zeiten", wo Tischtennis am Ort nach Fussball und vielleicht noch Handball auf Platz 3 der beliebtesten Sportarten war bzw. wo man im Ort unter der Woche über das nächste Ligaspiel sprach...

Von so etwas ist man heute meilenweit entfernt. Die Tischtennis-Bundesligen sind von ihrem sportlichen Gehalt eigentlich gute Produkte, die aber in der breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht stattfinden. In den öffentlichen Medien sind sie für die Allgemeinheit praktisch nicht existent. Und wo etwas praktisch nicht stattfindet, kann auch keine emotionale Bindung entstehen, die aber unabdingbar wäre für eine bessere Entwicklung.

Hier wurden viele Entwicklungen in der Vergangenheit verpasst und diese sind nun nur noch schwerlich zu korrigieren.

An der Attraktivität der Spieler kann es eigentlich nicht liegen, wenn man sieht, dass nahezu die Hälfte der europäischen Spitze in der Bundesliga spielt. Das Problem ist eben vielmehr, dass die breite Öffentlichkeit eben einen Mattias Falck oder Peter Franziska so gut wie nicht kennt, weil in der öffentlichen Darstellung der Sportart einfach krasse Defizite gegenüber anderen Sportarten bestehen...

Das alles sind Probleme, die das "Große und Ganze" betreffen, also die Sportart Tischtennis an sich, die für die breite Öffentlichkeit eben kaum existent ist...

Alles weitere sind dann nur Folgeprobleme. So etwa das Dreiersystem, dass für die Tischtennis-Interessierten deutlich unattraktiver ist wie früher gespielte Systeme. Die breite Öffentlichkeit weiss davon allerdings nichts.

Als keinen wirklichen Grund für diese Rückwärtsentwicklung sehe ich dagegen die hier schon angesprochenen "kurzen Ballwechsel" und das daraus angesprochene "unattraktive Spiel". Man sieht ja zum Beispiel in Asien, dass dort der Tischtennissport weiterhin boomt. Auch früher gab es sogenannte unattraktive Spiele und das Spielsystem mit 21 Punkten hat da oft viel eher für einige Längen gesorgt, die es heutzutage mit dem 11-Punkte-System praktisch nicht mehr gibt.

Das Problem dabei ist nur, dass die Spiele dadurch deutlich kürzer geworden sind und dass Spiele mit dem Dreiersystem zwar hervorragend geeignet sind für einen Turniermodus, aber eben nicht wirklich für ein einzelnes Bundesligaspiel, wo dann relativ schnell alles vorbei sein kann.....

Dass in Deutschland ein mittelmäßiger Drittliga-Kicker bekannter ist als ein Mattias Falck ist zwar auch einer miserablen Berichterstattung in den Medien geschuldet, aber eben nicht nur. Von nichts kommt eben nichts. Wenn man auf die Medien wartet, dann wird man ewig warten. Selbstinitiative und Innovation auch aus dem Tischtennis heraus wäre da eben auch vonnöten gewesen.

[Bezirksligalooser]

Zitat von JanMove

@ Peter

Ähm, wann hast Du das letzte mal 1000 Zuschauer in der Halle gehabt und das auch noch regelmässig? Soweit ich mich erinnern kann war das zu Zeiten als noch mit 4-er Teams im Bundessystem gespielt wurde. Man will es nicht wahrhaben, aber mit dem Umstieg auf 3-er Teams hat der Zerfall begonnen. Na ja, und der Rest ist dann noch eine Folge des allgemeinen Abwärtstrends mulitpliziert mit dem derzeitigen Corona-Faktor, und schon landest Du bei diesen Zahlen. Wundern tut das nicht wirklich.

Als es noch 6er Teams gab, war es meiner Erinnerung nach so richtig voll.
Klar, da hat sich auch eine etwas längere fahrt gelohnt.
Man konnte zwischendurch in der Cafeteria etwas trinken oder essen und konnte sich mit anderem Leuten austauschen, die man sehr häufig von den eigenen Spielen kannte.

[Bezirksligalooser]

Zitat von PeterBecker

Nun in Saarbrücken/ St.Ingbert waren bei 6er-Mannschaft des ATSV Saarbrücken bei jedem Heimspiel mehr als 1000 Zuschauer in der Halle :-) Du hast aber schon Recht, mit Umstellung auf 4er Mannschaft ging der Einbruch der Zuschauer-Zahlen los. Mit der Umstellung auf 3er Mannschaft haben sie sich ihr eigenes Grab geschaffen. Corona dürfte mit den Zuschauer-Zahlen nur wenig zu tun haben, denn bereits vor Corona waren die Zahlen sehr stark zurück gegangen. Aus meiner Sicht kann einer der Gründe sein, dass viele nicht gewillt sind bei den Herren wegen evtl. nur 3 Spielen weite Fahrten auf sich zu nehmen. Bei den Damen kann man ja mindestens 6 Spiele sehen Es ist auch ein Witz, dass bei den Herren bereits nach 2 Spielen eine 20 Minütige Pause gemacht wird. OK man will wenigstens bei den Getränken/Essen etwas Umsatz machen :-( Bei den Damen passiert das Gleiche nach 4 Spielen. Was mich besonders wundert warum Vereine überhaupt noch viel Geld für eine Sportart ausgeben, zu der kaum/wenige Zuschauer hingehen.

Hatte gerade fast das selbe gepostet, bevor ich den Beitrag hier gelesen habe.👍

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Zitat von Rudi Endres

Die Damenbundesliga wechselte von Vierer auf Dreier und wieder zurück. Einen merklichen Einfluss auf die Zuschauerzahlen hatte das nicht.

Tischtennis ist eben kein Zuschauersport mehr. Der Ball fliegt zweimal hin und her und bei viermal spricht man schon von langen Rallyes. Die fachkundigen Kommentatoren sind begeistert und der Laie langweilt sich.

Laien waren früher kaum in den Hallen und sind es nach den Umstellungen heute auch nicht.
Es wurde immer mehr für diejenigen Änderungen unternommen, die mit unserem Sport nicht (mehr) viel amHut haben.
Sei es bei den Zuschauern oder bei den Spielern.

Deswegen haben sich ja auch viele zurück gezogen, weil durch die Änderungen immer mehr der Einzelne anstelle des Teams in den Mittelpunkt gestellt wurde.

[Rudi Endres]

Da hast Du nicht unrecht. Der Mannschaftsgedanke steht nicht mehr im Mittelpunkt. Es gibt im Gegensatz zum Tennis nur in Ansätzen eine vergleichbare Entwicklung im Einzelsport. Sollte die WTT Erfolg haben, so könnte dies dem Mannschaftsprofisport den Garaus machen. Aber derzeit ist zu wenig Geld im Turnier-System, um den Profizirkus alleine zu finanzieren. Die nationalen Ligen bilden die Profis aus. Ohne sie sähe es zumindest in Europa düster aus.

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