Chinesische Superliga CTTSL - Chinese Super League 2007

[henrypijames]

Aus gut informierten Kreisen ist zu erfahren, dass die Superliga-Saison naechstes Jahr erst nach den Olympischen Spielen beginnen wird. Das waere allerdings nicht ueberraschend, sondern ist allgemein erwartet worden.

[henrypijames]

Auf dem "Lizenzmarkt", wo Clubs, die aus der Superliga aussteigen wollen, und solche, die eine zweite Lizenz besitzen (d. h. Clubs, die mit ihrer zweiter Mannschaft aufgestiegen sind), ihren Lizenz verkaufen, gibt es jetzt - mindestens elf Monaten vor dem Beginn der naechstens Saison - schon einige Bewegungen.

Am fleissigsten ist der Damen-Club Chongqing, der juengst ihre Relegations-Spiel verloren hat und daher absteigen muss, aber bereits unmittelbar nach der Relegations-Niederlage ihren eventuellen Absicht erklaert hat, sich erneut in die Superliga einzukaufen. "Erneut" deswegen, da Chongqing bereits dieses Jahr nur dank einer eingekauften - genau gesagt, eingetauschten - Lizenz in der Superliga dabei war. Die Geschichte dazu ist lang und kompliziert:

Vorletztes Jahr hat es in der Superliga wegen Reduzierung von 12 auf 10 Mannschaften nur Ab- und keinen Aufstieg gegeben, deswegen lautete die Aufstiegsregel letztes Jahr: Wenn ein Team sowohl ein Jahr zuvor (vorletztes Jahr) als auch dann (letztes Jahr) Erster der 1-A-Liga wurde, dann durfte er direkt aufsteigen, ansonsten spielen allen Teams, die in einem der beiden Jahren Erster oder Zweiter wurde, mit dem Zweit-Letzten der Superliga in einer Relegations-Runde um zwei Aufstiegsplaetze (denn der Letzter der Superliga stieg ja direkt ab).

Chongqing war letztes Jahr wild entschlossen, von der 1-A-Liga in die Superliga zu stuermen. Die Mannschaft schaffte relativ souveraen in die Relegations-Runde, wurde dort aber nur Dritter. Die beiden Aufstiegsplaetze gingen an Shanghai St. Edenweiss ECUST (nach dem Aufstieg diese Saison bekannt als "Shanghai Telecom ECUST") und ECUST Shanghai Middle School. Da Chongqing aber unbedingt aufsteigen wollte und Shanghai Middle School weniger Begeisterung fuer die Superliga hatte, tauschten beide Clubs ihren Lizenz: Chongqing stieg auf (anstelle von Shanghai Middle School), Shanghai Middle School blieb in der 1-A-Liga (anstelle von Chongqing) und bekam als Ausgleichs-Zahlung umgerechnet 100.000 Euro - etwa die Haelfte von dem gewoehnlichen Preis einer Superliga-Lizenz.

Jetzt will Chongqing das Gleiche noch einmal versuchen: Einen Club mit Superliga-Lizenz finden, mit dem er einen Lizenz-Tausch mit monetaeren Ausgleich vorfuehrt. Dass es einen solchen Kandidat gibt, habe ich schon weiter oben in diesem Thread berichtet: Kurz nach dem erfolgreichen Aufstieg von Heilongjiang gab es schon Geruechte, dass der Club schlechte Aussicht hatte, eine Superliga-Mannschaft zu finanzieren.

Dieses Geruecht hat sich nun erhaertet, und es gibt angeblich sogar noch einen dritten Club mit einem 1-A-Liga-Team, der ebenfalls an einem erkauften Aufstieg interessiert ist. Dennoch hat Chongqing das bessere Angebot: Anstatt einer einfachen Uebernahme schlug Chongqing eine Koorperation vor, d. h. in der neuen Superliga-Mannschaft werden sowohl Spielerinnen aus Chongqing als auch Spielerinnen aus Heilongjiang mitspielen. Heilongjiang koennte somit eine oder zwei ihrer Spitzen-Spielerinnen in der Superliga ausbilden lassen, ohne den finanziellen Last zu tragen.

Das Problem an dieser Loesung ist aber, dass Heilongjiang dann keine grosse Interesse mehr hat, selbst noch ein 1-A-Liga-Team zu unterhalten. D. h., die Idee der "Lizenz-Tausch" wuerde nicht mehr funktionieren, und Chongqing weiss nicht so recht, was er mit seinem 1-A-Liga-Lizenz anfangen soll - auf gar keinem Fall will oder kann er ein Superliga- *und* ein 1-A-Liga-Team unterhalten. Auch eine 1-A-Liga-Lizenz ist einiges Wert, Chongqing wird sie sicherlich nicht verschenken, aber es ist viel schwieriger, Kaeufer dafuer zu finden als fuer eine Superliga-Lizenz.

Eine weitere Moeglichkeit fuer Chongqing besteht darin, tatsaechlich abzusteigen und alles daran zu setzen, naechste Saison den Aufstieg zu schaffen. Verantwortlichen von Chongqing sagen, dass sie diesen Weg nur gehen werden, wenn sie sicher stellen koennen, naechstes Jahr den ersten Platz der 1-A-Liga und damit den direkten Aufstieg zu schaffen. Selbst der zweite Platz waere nicht akzeptabel, denn Chongqing will ihr Relegations-Trauma definitiv nicht mehr vertiefen - nach dem knappen Scheitern des Aufstiegs-Versuchs letztes Jahr und dem ueberraschenden Scheitern des Klassenerhalts-Versuchs dieses Jahr.

Natuerlich ist es allen klar, dass eine Mannschaft, die *garantiert* den ersten Platz in der 1-A-Liga gewinnen kann, auch ziemlich viel Geld kosten wuerde. Die Angelegenheit bleibt also spannend.

Bei den Herren hoert man derzeit noch nichts Glaubwuerdiges darueber, mit wem 8-1 ICBC, der seine zweite Superliga-Lizenz - durch den Aufstieg dessen zweiter Mannschaft - jetzt ja verkaufen *muss*, in konkreter Verhandlung ist.

[henrypijames]

Die Verhandlung zwischen Chongqing und Heilongjiang sind geplatzt. Die urspruengliche Idee, dass beide gemeinsam eine Mannschaft stellen, geht nicht auf, weil beide Seiten sich nicht darauf einigen koennen, wer was bekommt in dieser Kooperation.

Chongqing wird also tatsaechlich in die 1-A-Liga absteigen und ist entschlossen, von dort aus gleich den Aufstieg in die Superliga zu schaffen. Dafuer will Chongqing eine bis zwei Spielerinnen aus der (Erwachsenen-)Nationalmannschaft verpflichten. Ich persoenlich bezweifle sehr, dass dies moeglich sein werden - genug Geld hat Chongqing, aber welche Nationalspielerin spielt denn freiwillig in der 1-A-Liga, wenn sie auch einen Platz in der Superliga finden kann?