Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[crycorner]

Zitat von Glücksball

Es geht nicht um das Abbügeln, es geht darum, welcher Genuss Dir persönlich welche negative ökologischen Konsequenzen wert ist. Das ist eben eine individuelle Frage. Warum sollte man sich da von (in anderen Beziehungen - Genuss x) wasserpredigenden Weintrinkern hereinreden lassen? Darum geht's.

Da stimme ich Dir zu. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welche Konsequenzen seines Handelns er in Kauf nimmt und was für das eigene Gewissen akzeptabel ist. Gerade wenn es um Fleischkonsum geht, ist es aber bei der weit überwiegenden Mehrheit der Menschen so, dass den Leuten nicht bewusst ist, welche Konsequenzen ihre Ernährung hat. Da setzen eine Menge Verdrängungsmechanismen ein.

[crycorner]

Zitat von Glücksball

Du anthropomorphisierst heftig.

mit voller Absicht

[Snape]

Zitat von Glücksball

Das Sendungsbewusstsein mancher Vegetarier/Veganer kann nervig sein, wenn doch sehr wahrscheinlich ist, dass die ihre ökologischen Sünden nur auf einem anderen Gebiet begehen.

Sorry für meine drastische Wortwahl: Bullshit.

Es ist absolut nicht wahrscheinlich, sondern im Gegenteil. Eben weil sie sich der Umwelt und Resourcen bewusst sind.
Desweiteren: Tierquälerei und Massenmord mit vermeintlicher Resourcenverschwendung aufzuwiegen? Dein ernst? Das ist nicht ansatzweise vergleichbar.
Willst Du Deinen Fleischkonsum mit so einem dämlichen Whataboutism rechtfertigen? Nicht wirklich, oder?

Zitat von Glücksball

@Armendariz: Ja klar, die Legebatterie bei der sich die Hühner aus Stress die Federn weg hacken. Das ist doch nicht der Normalfall hier.

Das ist der Normalfall. 98% der Tier"produktion" findet in Massentierhaltung statt. Nicht umgekehrt. Auch Schweine behacken sich gegenseitig.

Zitat von Glücksball

Und wie ebenfalls schon gesagt, dass sich Tiere in der Natur völlig frei und ohne Angst entfalten können, ist eine extreme Idealisierung. Da werden einzelne Tiere gemobbt, da bibbern alle in der Nacht, wenn ein Raubtier in der Nähe ist, da stirbt das Jungtier an einer vermeintlich harmlosen Verletzung nach tagelanger Leidenszeit, da verhungert ein ganzes Rudel aus Nahrungsmangel. Alles Natur, aber aus subjektiver Sicht der Tiere eben bei weitem nicht immer ein "besseres Leben" als im Betrieb.

Bullshit#2

Es geht darum, dass sich ein Tier seiner Natur gemäß verhalten und leben kann. Ja, die Natur kann grausam sein. Grausamer als Massentierhaltung? Künstlich gezeugt, nie in der Freiheit, nie auf Gras, nur auf Stangen oder auf Beton, eingepfercht auf unfassbar wenige m^2 oder cm^2, nie den Himmel gesehen, lediglich geboren um uns als Nahrungsquelle zu dienen, die wir gar nicht brauchen, gemästet mit ungesunder Nahrung (auch für uns; Antibiotika fliegen uns ja gerade um die Ohren), um unwürdig gequält und geschlachtet zu werden weit vorm natürlichen Lebensalter - DAS soll nicht grausamer sein als ein Leben in freier Natur wie seit Jahrmillionen? Was in der Massentierhaltung abgeht, hat nichts, absolut gar nichts mit Leben zu tun.

Ich hoffe für Dich, dass Du nur trollen willst, alles andere sieht noch schlechter für Dich aus.

[Glücksball]

@crycorner:
Den einigermaßen gebildeten Leuten dürften die Konsequenzen des Fleischkonsums bekannt sein. Da trifft jeder seine Entscheidung - für eine Zeit (es gibt eine große Zahl von wieder fleischessenden Ex-Vegetariern/-Veganern).
Ob man aber mit den Belehrungen und Predigten die weniger gebildeten Leute erreicht, ist m.E. sehr zweifelhaft. Viel Lärm um nichts.

[Snape]

Zitat von crycorner

Da stimme ich Dir zu. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welche Konsequenzen seines Handelns er in Kauf nimmt und was für das eigene Gewissen akzeptabel ist. Gerade wenn es um Fleischkonsum geht, ist es aber bei der weit überwiegenden Mehrheit der Menschen so, dass den Leuten nicht bewusst ist, welche Konsequenzen ihre Ernährung hat. Da setzen eine Menge Verdrängungsmechanismen ein.

Und Verschleierungen. Wie wäre es, wenn die Konsumenten ihr Fleisch nur noch direkt beim "Erzeuger" kaufen würden, offene Tür mit Blick auf die Massentötungen? Klar wird es Ignoranten geben wie Glücksball, die sowas in Kauf nehmen "weil's schmeckt" (m.E. der mieseste Vorwand, einem Tier Leid und Tod anzutun), aber ich kann mir gut vorstellen, dass es viele gibt, die dann beginnen umzudenken.

[crycorner]

Zitat von Glücksball

Ob man aber mit den Belehrungen und Predigten die weniger gebildeten Leute erreicht, ist m.E. sehr zweifelhaft. Viel Lärm um nichts.

Zustimmung. Keine Chancen. Die ganzen Schockvideos werden nicht geguckt. Aber Du kannst über positives Marketing viel erreichen. Peta beispielsweise ist eine Marketing-Organisation. Gestartet als Schock-Aufklärer bewerben sie den Veganismus mittlerweile viel intelligenter, so dass auch die weniger gebildeten Leute erreicht werden. Allerdings sehe ich da nur einen untergeordneten Zusammenhang zur Bildung, sondern mehr zur persönlichen Fähigkeit der Empathie. Und der Bequemlichkeit im Denken und Handeln.

[Snape]

Zitat von Glücksball

(es gibt eine große Zahl von wieder fleischessenden Ex-Vegetariern/-Veganern).

Halte ich für einen ziemlich schlechten Witz. Beweise, Watson!

[crycorner]

Zitat von Snape

Halte ich für einen ziemlich schlechten Witz. Beweise, Watson!

Nein, die gibt es. Kenne auch welche... Das sind aber nicht die, die aus moralischen Gründen mit dem Fleischkonsum aufgehört haben. Gerade in der seit ein paar Jahren andauernden Phase, dass Veganismus irgendwie trendy ist, passiert das recht häufig. Weil man es halt auf einmal nicht mehr trendy findet.

[Glücksball]

@Snape:
Starke Worte, ganz schwache Argumente. Beim ersten Punkt vermischst Du wieder ökologische und moralische Erwägungen. Zu der ökologischen Äquivalenz stehe ich. Zu den moralischen Aspekten, da wären wir bei Punkt zwei.

Mach doch mal eine Bauernhof-Tour. Es brauchen nicht einmal Öko-Bauern sein. Bei den wenigsten Höfen findest Du diese in den Videos dargestellten Zustände mit extrem gestörten Tieren. Was meinst Du denn, was die Veterinäre und die zuständigen Behörden so tun? Alle bestochen? Verschwörung? Klar ist das Massentierhaltung, aber die Tiere werden i.A. nicht so gehalten, dass sie permanent gequält werden. Das wäre nicht nur illegal, sondern auch ökonomischer Unfug. Wenn man sein Wissen allerdings nur von YT bezieht, bekommt man natürlich einen anderen Eindruck.

Dein dritter Punkt lebt von der Wertschätzung die Tiere hehren Idealen wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit entgegenbrächten. Wenn Du mir die Zuchtsau zeigst, die Marx versteht und die die Internationale singt, dann glaube ich das vielleicht. Ansonsten wollen die Viecher Sicherheit, Fressen und möglichst wenig Schmerzen.
Aber ich sage es jetzt zum vierten Mal (Ihr wollt das irgendwie ausblenden, um mich in eine Ecke zu stellen): Gegen Verbesserungen bei der Tierhaltung bin ich nicht! Wenn man den Tieren mehr Platz bieten muss, um massenhafte Antibiotika-Gaben vermeiden zu können, sollte man das tun. Ich würde dafür gerne den Aufpreis zahlen (und tue das (hoffentlich - Betrug gibt es immer) auch oft genug, wenn ich Öko-Fleisch kaufe).

[crycorner]

Zitat von Glücksball

Mach doch mal eine Bauernhof-Tour. Es brauchen nicht einmal Öko-Bauern sein. Bei den wenigsten Höfen findest Du diese in den Videos dargestellten Zustände mit extrem gestörten Tieren. Was meinst Du denn, was die Veterinäre und die zuständigen Behörden so tun? Alle bestochen? Verschwörung? Klar ist das Massentierhaltung, aber die Tiere werden i.A. nicht so gehalten, dass sie permanent gequält werden. Das wäre nicht nur illegal, sondern auch ökonomischer Unfug. Wenn man sein Wissen allerdings nur von YT bezieht, bekommt man natürlich einen anderen Eindruck.

Da ist Deine Annahme schlichtweg falsch. Es gibt Gesetze, die die Massentierhaltung regeln. Die sind aber aus Konsumentensicht geschrieben. Da geht es nicht um das Wohl der Tiere, sondern um eine saubere Fleischproduktion. In jedem Massentierbetrieb leiden die Tiere, selbst, wenn der Betrieb sich an alle Gesetze hält.

Bei uns gibt es einen Vorzeige-Bio-Bauernhof. Selbst da kannst Du Dir die Lebensbedingungen der Hühner kaum ansehen, ohne sehr nachdenklich zu werden. Die sind alle massiv verhaltensgestört, verletzen sich selbst oder gegenseitig. Dabei könntest Du ein Huhn wie ein Haustier halten, ähnlich einem Hund oder einer Katze.