Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Noppenzar]

Zitat von crycorner

Sagt man das?

Ist das nicht eine historisch-patriarchalische Haltung aus einer Gesellschaft, in der sich das körperlich stärkere Geschlecht seine Vorteile durch Unterdrückung erkämpft hat? Ist das nicht die patriarchalische Haltung, die nach wie vor bei religiösen (christlich wie muslimisch) Familien vorherrscht?

Ich behaupte, dass Frauen im Schnitt in keinem Job schlechter wären als Männer, wenn die Voraussetzungen gleich sind. Die körperlich anstrengenden Jobs aussen vor. Aber geistig gibt es im Ergebnis keinen Unterschied. Nur in der Vorgehensweise, denn Mann und Frau sind im Schnitt halt einfach unterschiedlich. Das degradiert die Frauen aber nicht zu Instandhaltern oder Ausschmückern, während der Mann die natürliche Rolle des Machers innehält.

Tatsächlich ist es doch so, dass die Männer in jedem Beruf die Spitzenplätze für sich beanspruchen. Ob das nun im Top-Management ist oder als Modedesigner, Koch oder Künstler. Und warum? Weil man diese Plätze nicht durch Können, sondern durch Machtgenerierung und Machtausübung erlangt. Darin ist der Mann trainiert. Die Frau nicht so. Das ist allerdings keine Leistung der Gesellschaft, sondern ein Defizit. So wie Dein Spruch:

"Männer bauen die Welt, Frauen machen sie schön"

keine Beschreibung des Idealzustandes ist, sondern das Ergebnis historischer Frauenunterdrückung. Nichts Erstrebenswertes. Und nichts, worauf sich unsere Gesellschaft ausruhen sollte. Warum nicht? Ganz rational: Weil so Potenzial verschenkt wird. Auf die zu besetzenden Positionen gehört immer der passendste Mensch und nicht der passendste und durchsetzungsstärkste Mann. Auch beim "Bauen der Welt".

Wir vergessen immer, dass ganz tief in uns drin noch unsere "Natur" steckt. Die kann man zwar versuchen "abzuerziehen", aber nützt das der Gesellschaft?

Jungs spielen von klein auf "gegeneinander", Mädchen eher "miteimander".

Wieviele Frauen verüben Gewaltdelikte?

Wieviele Männer?

Warum gibt es extrem viele Frauen, die zuhause kein "Weichei" wollen, sondern einen "starken" Mann?

Warum suchen sich die Geschlechter, trotz vielfältiger Möglichkeiten, zum Großteil immer noch Berufe aus, die eher zu ihrem Geschlecht passen?

Das kann man doch nicht wegdiskutieren.

[Armendariz]

In erster Linie wegen der Erziehung, das ist der aktuelle Stand der Forschung.

Indianerthema:
Auch da muss man bedenken, dass es nicht um ein Spiel geht, das sich Kinder einfach so ausdenken. Die Initiative geht in der Erziehung von der Erwachsenenwelt aus, z.B. über die Weltkarte, wo überzeichnete Schwarze, Chinesen, Indianer, Eskimos hingezeichnet sind. Ist das auf 5-jährige Kinder ausgelegt oder auf die Eltern, die die Stereotypen aus ihrer Kindheit kennen und deshalb kein Problem haben, sie weiterzutransportieren.

Es geht um Rollen- und Kulturkonstruktion, die von Erwachsenen stattfindet, und heutzutage nicht zuletzt aus Kommerzzwecken am Leben gehalten wird.
Für mich der falsche Ansatz, das im Kiga zu verbieten. Aber ähnlich wie beim Blackfacing, das in den USA mittlerweile als extrem diskriminierende Praxis gilt, darf man kulturelle Konstruktion schon hinterfragen, insbesondere wenn negative Stereotypen vermittelt werden. Gibt ja genug andere Sachen, worauf Kinder stehen: Fußball, Berufe, Minions, Einhörner...

Das Indianerproblem hält sich in engen Grenzen, weil in Mitteleuropa wenig amerikanische Indigene leben. Und irgendwann später wird das Bild meistens eh korrigiert. Problematischer finde ich die Konstruktion von den dummen, kleinen "Negerlein", die von den klugen Weißen auf den Pfad des Wissens und der Kultur gebracht werden. Beispiel: Tim im Kongo. Gerade da ist halt auch die Gefahr, dass unbewusst verinnerlichte Stereotypen sich auch in den täglichen Umgang übertragen. Insbesondere dann, wenn man keinen Vertreter im Freundeskreis hat.

Die AKK-Diskussion finde ich völlig unnötig. Freunde aus der LGBTQ-Community sehen das genauso, auch wenn ihnen AKK aus verständlichen Gründen wenig sympathisch ist.

[Noppenzar]

Das muss man viel differenzierter betrachten. Hinter jedem Stereotypen liegt ja auch immer ein Körnchen Wahrheit.

Wenn ein Karikaturist zeichnet, dann überspitzt er auch. Soll sich ein Fussballer beschweren, weil er mit überdimensionierten Beinen dargestellt wird oder eine Lesbe burschikos mit Kurzhaarfrisur?

Schaut man auf die schwarze Community in den USA so fällt doch, zumindest bei einem Teil, auf, dass gewisse Stereotypen durchaus zutreffen. Ebenso bei Muslimen.

Ich erinnere mich da sehr gut an "Super Richie", alias Matze Knop, der im Grunde nur einen Teil der türkischen Mitbürger überspitzt karikiert hat. Natürlich waren die tödlich beleidigt, aber wie sagt man auch:

"Halte den Menschen den Spiegel vor die Nase".

Und Karneval bedient sich ja auch der Kultur der Karikatur.

Ich persönlich halte von dem Karnevalsgedöns nicht viel, aber aus anderen Gründen. Da lassen, mMn., Menschen, die das ganze Jahr stocksteif durch die Gegend laufen, einmal im Jahr die Sau raus und hauen sich die Birne voll. Ballermann und Schützenfest fallen in dieselbe Kategorie.

Nichtsdestotrotz haben wir hier mittlerweile eine Kultur, wo jeder gleich beleidigt ist.

In den USA wird der Deutsche zum Beispiel immer als lederhosentragender, Bier saufender Vollidiot dargestellt. Im asiatischen Raum als Geizkragen, in Osteuropa gilt er als sehr gastunfreundlich (Im Privaten), in südlichen Ländern als wenig familiär.

Diese Stereotypen treffen sogar auf eine erhebliche Menge unserer Mitbürger zu. Der Kasten Bier steht in jedem Sportverein, auf Schützenfesten wird die Uniform angezogen, im Urlaub versucht man möglichst günstige Schnäppchen zu erwerben und ich kenne nicht wenige, die Gäste im nächstgelegenen Hotel einquartieren.

Auch der oft karikierte "Tourist" mit buntem Hemd, Latschen und Bauchtasche, der sich bei all inklusive 10 x den Wanst am Buffet vollschlägt ist durchaus Realität.

Mit Humor kann man aber darüber lachen und mit Diskriminierung hat das wenig zu tun.

[Armendariz]

Es gibt da nen großen Unterschied.

Erwachsene können Ironie und Überspitzung erkennen. Kinder vor der Pubertät eher nicht.

Karneval ist auch nicht meins, und wenn da einmal im Jahr Witze jeder Qualität gerissen werden, ist mir das wurscht. Satirefreiheit, der Rahmen ist ja klar erkennbar.

Aber ein erhebliches Maß an Stereotypen wird eben Kindern von Erwachsenen eingetrichtert. Nicht nur an Karneval, sondern in allen möglichen Kindermedien. Und die verstehen eben nicht, dass die Realität anders aussieht. Wie auch, sie haben ja noch nie einen echten Inuit, Autochtonen oder Chinesen gesehen, außer sie haben zufällig Bekannte.

Der Rassismus gegen Schwarze ging in Bayern auch so lang i.O., wie es kaum Schwarze hier gab. Jetzt gibt's welche, und es zeigt sich, dass Leute mit überdrehten Stereotypen sich auch im direkten Kontakt mit Vorbehalten nähern.
Das ist ungünstig, weil man dann vieles vor der falschen Schablone auch falsch interpretiert.
Und das hat dann auch Auswirkungen auf das Gegenüber, welches dann seinerseits eine Schublade aufmacht.

Alles eigentlich Standardwissen, wenn man sich ein bisschen für Psychologie oder Cultural Studies interessiert.

[*Ringostar*]

Zitat Armendariz

"Erwachsene können Ironie und Überspitzung erkennen. Kinder vor der Pubertät eher nicht". Zitat Ende.



Da stimme ich Dir vollkommen zu nur sollte die Erziehung von Kindern in dem Bereich den Eltern überlassen werden.

Die Eltern sind in erster Linie die Erziehungsberechtigten und nicht die verantwortlichen einer Kita.

[Armendariz]

Ja und nein.

Genauso wie an Schulen kann man als Kita durchaus Hausregeln aufstellen, die ein respektvolles Miteinander gewährleisten. So ist es z.B. nicht selten, dass ein Kiga Pistolen an Fasching verbietet, was sicher nachvollziehbar ist. Schließlich hat man den Erziehungsauftrag ab dem Moment, in dem das Kind in die Kita/Kiga gebracht wurde.

Ich persönlich würde jetzt keinen Eltern aufs Dach steigen, wenn das Kind als Winnetou verkleidet in die Kita/den Kiga kommt. Aber es gibt bei allem gewisse Grenzen, die die jeweilige Leitung festlegen sollte.

Gibt ja auch Eltern, die dem Kind zum Frühstück Nutellatoast, Snickers und dazu Cola oder Apfelsaft mitgeben. Da ist Kita/Kiga dann auch in der Verantwortung, und das wird sicher auch von der Mehrheit unterstützt.

Der erste Weg sollte aber immer über ein Elterngespräch gehen. Da meine Mutter selber in dem Bereich arbeitet, weiß ich, dass das bisweilen kein Spaß ist.

[Matousek]

Zitat von Armendariz

Da meine Mutter selber in dem Bereich arbeitet, weiß ich, dass das bisweilen kein Spaß ist.

Ach Du armes Pädagogenkind.

Habe ich Dich und Deine Mutter da auch in eine Schublade gesteckt?

[Armendariz]

Ja, bin empört

[Snape]

Zitat von Noppenzar

Schaut man auf die schwarze Community in den USA so fällt doch, zumindest bei einem Teil, auf, dass gewisse Stereotypen durchaus zutreffen. Ebenso bei Muslimen.

Potzblitz! Es ist wirklich ebenso heftig wie erstaunlich, wie schnell Du die Kurve zu den von Dir so maßlos verachteten Muslimen bekommst.
Fehlen noch die Linksgrünen/Linksgrünversifften.

Zitat von Noppenzar

Ich erinnere mich da sehr gut an "Super Richie", alias Matze Knop, der im Grunde nur einen Teil der türkischen Mitbürger überspitzt karikiert hat.

Wieso der türkischen? IIRC hat er Proleten karikiert, wie kommst Du darauf, dass er nur türkische Proleten karikiert haben soll?

Zitat von Noppenzar

Nichtsdestotrotz haben wir hier mittlerweile eine Kultur, wo jeder gleich beleidigt ist.

Allerdings. mimimi breitet sich aus.

Zitat von *Ringostar*

Die Eltern sind in erster Linie die Erziehungsberechtigten und nicht die verantwortlichen einer Kita.

Ich finde das Wort ErziehungsBERECHTIGT toll. Als ob man eine offizielle Erlaubnis bräuchte, sein eigenes Kind zu erziehen...

Zitat von Armendariz

Ich persönlich würde jetzt keinen Eltern aufs Dach steigen, wenn das Kind als Winnetou verkleidet in die Kita/den Kiga kommt. Aber es gibt bei allem gewisse Grenzen, die die jeweilige Leitung festlegen sollte.

Wobei man es durchaus übertreiben kann, wie z.B. das Indianerbeispiel zeigt.

Zitat von Matousek

Ach Du armes Pädagogenkind.

Habe ich Dich und Deine Mutter da auch in eine Schublade gesteckt?

Nein, in zwei.

[Zweier]

Zitat von Matousek

Ach Du armes Pädagogenkind.

Habe ich Dich und Deine Mutter da auch in eine Schublade gesteckt?

Nehmt jetzt bitte nicht auch noch "Pfarrers Vieh" mit ins Boot..