an die jungs: was seid ihr gemustert worden?

[Eiszaepfle]

Tjoa....T2 und das nur weil ich mit 1,75 zu klein bin fürs Wachbataillon

[Carstens_Brüderchen]

Zitat von Rieslingrübe

@ Olaf:
Lousy's Insiderwitz oben war eine Anspielung auf einen bekannten User aus Bayern, der Diskussionsteilnehmern hier im Forum in besonders hitzigen Debatten auch schon mal reihenweise den Gang zur Behandlung auf seiner Psychocouch empfiehlt - und dabei auch generöse Gruppenrabatte einräumt...

Danke für den Tipp. Muss gestehen, dass ich erst nach längerer Analyse zu einem Zusammenhang kam, der höchstens noch in der Form plausibel erschien, wie ich ihn dann aufgegriffen und verarbeitet habe. Hatte somit sicher auch belustigendes Potenzial...

Der Couchtrip wurde mir hier auch schon mehrfach angeboten...ein Schelm, der diese Information Volley nimmt...! Kann mich nur nicht entsinnen, ob es sich um ein Mitglied aus Süddeutschland handelte.

Aber egal - bin dann jetzt wieder im Bilde.

Gruß

Olaf

[sunshiner]

Ich wurde letztes Jahr mit T1- ohne Einschränkung gemustert. Da ich aber schon bei der Erfassunung gesagt habe, dass ich verweigern werde (dies wurde in ein Formular eingetragen), durfte ich mir am Ende noch anhören, was ich denn so alles bei der Bundeswehr hätte machen können.
Die Sachen, welche mich aber interessiert hätten, setzten allerdings eine 2te Musterung voraus. Diese hätte ich sehr wahrscheinlich nicht geschafft.

Deswegen bin ich seit September Zivi. Auch hier lernt man mit vielen unterschiedlichen Charakteren auszukommen.

[Büffelschnitt]

Ich bin damals auch T2 gemustert worden (obwohl ich damals in einer Schülerband namens "T5" musizierte).
Anhand diverser spektakulärer körperlicher Eigenarten meinerseits setzte ich damals voll auf Untauglichkeit, um aus der Nummer rauszukommen. Ich zog alle Register und war der festen Meinung, ein herrlich elendes Bild meinerseits abgegeben zu haben.
Vermutlich hat mir dann aber mein Puls die Tour versaut:
Ruhepuls messen: 60
15 Kniebeugen
Nochmal Puls messen: 64 !!!

Die Ärztin fragte mich darauf hin, ob ich Sport treibe. Hach, war das ein Fest, als ich triumphierend sagen konnte: "Ja, Tischtennis"
Den Blick hättet Ihr sehen sollen.

Auch ich hab dann verweigert und kam in den Genuss 20 Monate Zivildienst leisten zu dürfen, in einem Förderkindergarten der Lebenshilfe, was ziemlich klasse war, und sinnvoll noch dazu. (Wobei ich der Meinung bin, dass in der Hinsicht jeder machen soll, wie er es mag.)

[Carstens_Brüderchen]

Zitat von sunshiner

Deswegen bin ich seit September Zivi. Auch hier lernt man mit vielen unterschiedlichen Charakteren auszukommen.

Das wollte ich auch nicht in Abrede stellen. Als Zivildienstleistender hat man meistens ebenfalls viele zwischenmenschliche Situationen zu bewältigen.

Allerdings bist Du dort im seltensten Fall mit fünf Leuten innerhalb eines Zimmers zusammengepfercht und dazu gezwungen, mit diesen über Monate innerhalb einer Form von Zwangs-WG klarzukommen.

Meines Erachtens ist es schon ein großer Unterschied, ob ich am Abend nach Hause fahren und ein "normales" Privatleben führen kann oder ob ich mich spätestens um 22.00 Uhr in meinem Bett einzufinden und zu pennen habe, ob ich müde bin oder nicht. Und das mit fünf Mann im gleichen Zimmer, wobei mindestens vier davon regelmäßig derart schnarchen, dass eine Nacht schon reicht, um den gesamten Böhmischen Wald wegzusägen.

Dafür hat man als Zivi - je nach Art der Tätigkeit - auch hohe persönliche Verantwortlichkeiten, die entsprechende Aufmerksamkeit fordern. Im Kranken- und Altenpflegedienst beispielsweise begegnen einem immer wieder schwere Schicksale und Situationen, in denen menschliche Güte gefordert ist und in denen man sich nur selten Fehler erlauben kann.

Die Tätigkeiten beim Bund und im Zivildienst unterscheiden sich größtenteils erheblich - klar. Ebenso unterschiedlich sind aber auch der Umgangston und das Miteinander.

Und beim Bund kannst Du dem weitaus schlechter entfliehen. Wenn Dir da einer in Deine Stiefel pinkelt, weil er gerade das Bedürfnis danach hatte, kannst Du natürlich zum Vorgesetzten rennen, und den Vorfall melden. Vorher solltest Du aber sehr genau abwägen, ob das die beste Alternative für die Zukunft ist.

Du wirst dem Wildpinkler wieder über den Weg laufen und hast dann vielleicht ein noch größeres Problem als vorübergehend feuchtwarme Stiefel. Und wenn der Bursche auch noch über eine passende Lobby verfügt, Du aber nicht, kannst Du davon ausgehen, dass Du fortan in der Gruppe einen schlechten Stand haben wirst, um es mal vornehm auszudrücken. Lediglich als "Mutti" verschrien zu sein, ist dann noch eher die gemilderte Form des weiteren Miteinanders.

Ob das alles gut ist oder einen besseren Menschen aus Dir macht, sei mal völlig dahingestellt. Wenn Du aber lernst, solche Situationen zu meistern, ohne schlagkräftige Argumente auszupacken und ohne rumzuflennen, kann es Dir passieren, dass Du etwas dabei lernst: Nämlich, dass die Welt nicht immer gerecht ist und nicht permanent jemand über Dich wacht. Und dass Du es durchaus selbst in der Hand hast, kritische oder ungerechte Situationen geschickt zu lösen.

Das lernt man nirgends so eindringlich, wie beim Bund. Vielleicht noch im Knast - aber da herrschen dann noch ganz andere Gesetze, nehme ich mal an.

Nicht, dass mich jemand falsch versteht: Ich habe allergrößten Respekt vor der Arbeit von Zivildienstleistenden, da diese Arbeit außerordentlich wichtig für die Gesellschaft ist. Und dass man auch dort ungerechten oder kritischen Situationen begegnet, dürfte ebenfalls klar sein.

Es ist aber dennoch ganz und gar anders.

Gruß

Olaf

[Plänkschda Gängschda]

Zitat von Rieslingrübe

Erstmal hier Haltung annehmen, ihr Weicheier.

Natürlich T1 gemustert - danach zwei Jahre beim 5. Flugabwehrregiment in Hardheim...; heute nur noch sporadische Einsätze als Oberleutnant der Reserve...

Ich war in Walldürn...

...mein Opel-Ascona war am Wochenende stets als Truppentransportmittel voll ausgelastet und dieses Geschoss brachte bei 60 PS mit fünf samengestauten Insassen und palettenweise Büchsenbier auf der Autobahn den Buckel runter, begleitet von Anfeuerungs-Gegröhle, sage und schreibe 178 km/h (eingetrage Höchstgeschwindigkeit war 150 km/h), was kurz nach dem Bund bei einem Kilometerstand von 14278 km Laufleistung einen Austauschmotor forderte - für meine sponsernden Eltern damals ein absolutes Rätsel...

...jetzt endlich erfahre ich nach Jahrzehnten, welcher Oberleutnant der Reserve für die Gulaschsupp'-Kanone in der Nachbarkaserne verantwortlich war...

[powerpaul]

ICh wurde aufgrund eines netten Brief-Kuverts meiner damaligen Leib-Ärztin als T7 (gibts das eigentlich noch?) eingestuft. Hab dann als Zivi MS-kranke betreut.....

[Eiszaepfle]

soweit ich weiß, ist T5 das "untauglichste", womit man dann eben auch untauglich ist und eigentlich noch nicht einmal Ersatzdienst (Zivi) leisten muss bzw. darf!
Aber das mit der seltsamen Einstufung habe ich auch festgestellt...ich bin T2 mit einer Einschränkung...andere dagegen dürfen ca. 10 dinge nicht machen und sind dennoch T2...^^

[Carstens_Brüderchen]

Zitat von Eiszaepfle

ich bin T2 mit einer Einschränkung...andere dagegen dürfen ca. 10 dinge nicht machen und sind dennoch T2...^^

Ich bin eigentlich schon von Geburt an völlig eingeschränkt (oder heißt es "beschränkt"...?) gewesen - es wird hier reichlich Zuspruch hageln, wenn Du nur eifrig fragst.

Aber ich habe alle meine Gebrechen körperlicher und geistiger Natur auf's Vortrefflichste verschwiegen und sofort sämtliche 40-Kilo Säcke aufgeladen, sobald sich diese vor mir auftürmten. Eigentlich hätte ich wegen dreimal gebrochenen Schlüsselbeins 'nen 5-Kilo-Schein haben müssen, aber sowas ist doch nur was für Esspapierperforierer!

Folglich bin ich bei nahezu jedem unserer mindestens vier täglichen 30-Kilometer-Märsche mit wenigstens 5 dieser Säcke vorneweg spaziert. Und wenn einer ohne Gepäck schlapp gemacht hat, habe ich den auch noch draufgepackt!

"Dürfen 10 Dinge nicht"...! Wo gibt's denn sowas?!? Und was is', wenn KRIEECH is'?!?!? Und wenn dann der Russe vor denen steht?!?!? Sagen die dann, dass die dies und das nich' dürf'n und deswegen das Gewehr mal lieber nicht durchladen, weil sie könnten sich den Tennisarm dabei neu entzünden, ODA WASSS?!

Verweichlichte Jugend von heute aber auch! Bei uns hätte es das nicht gegeben! Wir waren noch anständig...da herrschte noch Disziplin...und Ordnung... *grummel*

Gruß

Olaf

[Uwe Loser]

Bei mir war es so:
War zuallererst T2, habe verweigert und dann im Studium. Mit meinen 24 Jahren haben sie mich dann zur Nachmusterung geschickt. Hatte einen Bandscheibenvorfall; klingt zwar fragwürdig, war aber zurückgestellt wegen Studium. Alle Atteste waren diesbezüglich uninteressant; sie haben mich auf "morbus pechterev" untersucht. Dies kann man eindeutig im Blutbild festellen; hatte ich nicht; dennoch erstmal T5 auf 2 Jahre; zurückgestellt wegen Studium.
1988 nochmals Nachmusterung wegen "morbus pechterev"; hatte ich immer noch nicht, also tauglich, obwohl dies nicht die Frage war, da die Atteste wegen Bandscheibenschaden vorlagen.
Dann kam der grosse Knaller: Einberufungsbescheid zum 1.1.89.
Ich zu meinem behandelnden Arzt (was ich nicht wusste; er hatte mich geheilt, war aber Vertrauensarzt bei der Bundeswehr!); hat mir dann doch einen Schaden attestiert.
Ich musste dennoch vor Gericht im November 88 Klage einreichen. Hatte einen guten Anwalt; wegen des niedrigen Streitwertes war eine Honorarvereinbarung von 6.000 DM notwendig. Da der Sachverhalt klar war( mein RA sagt mir, nur Formsache, dass wir gewinnen), da der Gegner zahlt. Also war ich einverstanden, da mein Bruder dafür bürgte.
--> Eilverhandlung am 29.01.88 nach Aktenlage. Ich war auf Kohlen gesessen, ob ich nun m 1.1.89 (in Regensburg) antreten muss.
Es ging um die Entscheidung, wass für die Bundesrepublik Deutschland wichtiger ist:
- meinen körperlicher Schaden und mögliche Folgen
- die Verteidung der Bundesrepublik Deutschland

Ich habe dann gegen Mittag des Tages Recht bekommen, habe da auch mit dem Rauchen angefangen; Begründung:

Meine Gesundheit ist höher einzuschätzen als die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland; allersdings war meine einzige Absicht die Altersgrenze zu überschreiten und niemals meinen Gesundheitszustand festellen zu lassen. Daher trägt jeder Teilnehmer die eigenen Kosten; keine Rechsmittel mehr zulässig.
Damit war ich erstmal meine Ersparnisse los und konnte nur meinem Bruder danken, dass er den Rest übernommen hat.
Heute mit 45 Lenzen kann ich darüber lächeln, aber in der Situation damals war es schon sehr übel erstmalig mit unserem Staat zu tun zu haben.