Schach (allgemein)

[Neuanfang]

@Jolien/@JanMove,
Eure Einblicke in die Welt(en) um Schach und Tischtennis herum sind mir hier Ruhepunkte in diesen unruhigen Zeiten.
Ich schaue wohl eher als Zaungast auf die Schönheit des Schachs und stelle mir plötzlich viele eher seltsame Fragen.
Spielen Musiker:innen anders als Maler:innen oder Mathematiker:innen? Haben Schachspielende eine Lieblingsfigur?

Um den Bogen zu schlagen: Ist eine raffinierte Eröffnung so (spiel) entscheidend wie ein gefährlicher Aufschlag?

[Jolien]

Hi @Neuanfang,

ein super interessantes Diskussionsthema von dir!

1. Thema der superraffinierte TT-Aufschlag oder die raffinierte Eröffnung?

Also meine Geheimwaffe in Tischtennis Punktspielen gegen Damen war mein Linkshänder-Sidespin-Aufschlag, den setzte ich immer genau dann ein, wenn's kritisch wurde im Match und der hat mir oft den direkten Punkt gebracht.

Wenn aber ein Schachgegner von mir eine raffinierte (= mir völlig unbekannte!) Eröffnung auspackt, dann macht er nicht "den direkten Punkt", sondern die Partie wird weiter laufen bis ins Mittelspiel und dann eventuell noch bis ins Endspiel. Einen direkten Punkt in der Schachpartie kann man eher mit einer gefährlichen Taktik machen, indem man z.B. K + D + T gemeinsam angreift (genannt: "Familienschach"). Die Chance steht günstig, dass danach der Gegner sofort aufgibt.

Jolien

[Jolien]

Hi @Neuanfang,


2. Habt ihr eine Lieblingsfigur beim Schach?

Ich kenne bei uns einen Vereinskameraden, der heftig wüten kann, wenn der 2 Springer übrig hat...!!

Bei mir hängt das rein von der Stellung und den Materialverhältnissen ab, welche Figuren mir jeweils am meisten nützen. Ich habe - abstrakt betrachtet - keine Vorliebe.

3. Musiker / Maler / Mathematiker (als Beispiel) - ob die unterschiedlich Schach spielen?

Ich kann diese Frage nur auf meine eigene Person bezogen beantworten. Also ich selbst bin KEIN Zahlenmensch, jedoch ein logisch-analytischer Denktyp. Mein Jurastudium war stark logisch-analytisch und Schach ist es für mich auch. Darüber hinaus gehe ich auch logisch-analytisch vor, wenn ich praktische Probleme aus dem Alltag zu lösen habe.

Im Unterschied dazu soll es auch rein intuitive Schachspielertypen geben. Mit einem Schachgegner hatte ich über das Thema mal gechattet. Früher im Schachclub (vor 1997) habe ich dort einfach nur Partien gespielt, weder mich mit Schachbüchern auseinandergesetzt noch Taktiken oder Endspiele trainiert. Kannte auch so gut wie keine spezielle Eröffnungstheorie.
Das hat sich in den letzten Jahren sehr stark geändert bei mir, durch meinen Log und mein Training auf der Webseite "Chesstempo" sowie durch meinen Schachtrainer-Buddy aus Kanada, den ich auf der Webseite kennengelernt hatte. Inzwischen hat er mit Hilfe des "Opening Trainer" dort neue Eröffnungen beigebracht. Und ich mache dort täglich Taktik - und Endspielübungen, sozusagen als "tägliche Gehirngymnastik" und diese Regelmäßigkeit (ergänzt durch wöchtentliche Partienanalysen) bringt Fortschritte.

Jolien

[Vollblutprofi]

Meine Lieblingsfigur ist der Läufer.
Ist auch ein nettes Endspiel mit zwei Läufern...

[JanMove]

Im Prinzip habe ich keine Lieblingsfigur. Da ich aber die Stellungen eher gerne geschlossen halte, und dann die Springer in der Regel wendiger als die Läufer sind, manövriere ich in solchen Stelungen sehr gerne mit den Springern.

Im Übrigen ist es ja so, dass i. A. der Läufer und insbsondere das Läuferpaar etwas stärker einzustufen sind als die Springer. Dies gilt aber nur für klassisches Schach und Schnellschach. Im Blitzen und insbesondere beim Bullet Schach werden aus taktischen Gründen die Springer im stärker im Vergleich zu den Läufern je kürzer die Bedenkzeit ist. Das sollte man immer im Auge behalten.
Bzgl. Eröffnungen spiele ich sehr unverbindliche Systeme abseits der ausgetrampelten Theoriepfade, da ich eben keine Lust und Zeit mehr habe mich damit zu beschäftigen. Läuft man nämlich in eine Eröffnungsfalle, dann ist der Fehler in der Regel nicht mehr auszubügeln. Man kann aber in eine raffinierte Eröffnung nur hineinlaufen, wenn man sich auf das einlässt, was der Gegner will. Beim Schach kann man aber diesbzgl. immer ausweichen, während man beim Tischtennis keine Möglichkeit hat, Einfluss auf den Aufschlag des Gegners auszuüben.

Was die generelle Spielanlage angeht, so versuche ich möglichst korrekt zu spielen und den Gegner strategisch zu überspielen. Billige Tricks mit dem Versuch des schnellen Gewinns sind nicht so mein Ding. Im Tischtennis ist meine Spielanlage im Prinzip recht ähnlich, d. h., kontrolliert offensiv mit geringer Eigenfehlerquote. Ich spiele nur immer genau das, was ich kann und mir auch zutraue. Hochriskoschläge oder Wunderschläge gibt es bei mir nicht zu sehen. Das ist zwar nicht unbedingt spektakulär anzuschauen, bietet aber die grössten Erfolgsaussichten.

[Neuanfang]

Gedankensprung am Morgen

Der Springer ist eine recht unstete Figur und ein besonders eigenwilliger Solist im Dienst der guten Sache.
Zwar hält er weder Linie noch Reihe, doch schafft er es (sich) als Einziger oft scheinbar mühelos über Hindernisse und Mauern hinweg.
Er schlägt sich nicht durch, kann seine(n) Angreifer nicht direkt kontern.

Zwei Schritt vor oder zurück und einen zur Seite oder eins/zwei.

Am Rand ist er gar nicht gut aufgestellt, kann von dort aus eher schlecht als recht gestalten.
Wäre er der heimliche Herrscher und zentral postiert, bräuchte es extra für ihn wohl eine Bauernarmee drumherum.

[Jolien]

Hi @Neuanfang,

dein Beitrag zum Springer klingt poetisch und ich kann inhaltlich dem zustimmen.

Gerne möchte ich mich auch mal als Sprachenexpertin äußern:

Der Springer heißt so auf

- Deutsch
- Dänisch
- Norwegisch

und "das Pferd" auf Niederländisch: "het paard".

Auf Französisch, Englisch und Esperanto ist es "der Ritter": "le cavalier" bzw. "the knight" bzw. "la kavaliro".

Jolien

[Nacki]

Mir kam so der Gedanke: Wer ist eigentlich Bundestrainer im Schach, bzw. gibt es so einen überhaupt?
Und siehe:
https://www.faz.net/aktuell/sport/me...-17079700.html
Bei "Aufstand der Schach-Nationalspieler" dachte ich zuerst, dass sei wohl ein harter Hund - nicht so locker wie Berti seinerzeit - und untersagt (höhö) Damenbesuche jeglicher Art.

[Jolien]

Hi @Nacki,

Über die Nachfolge des Fußball-Bundestrainers (der Männer) Jogi Löw diskutiert ganz Deutschland, da kommt die Frage nach dem Schach-Bundestrainer (der Männer) natürlich auf.

Das müsste auf der Webseite des Deutschen Schachbundes stehen:

https://www.schachbund.de/

Ich habe also recherchiert, aber keine Info dazu gefunden.

Es müsste mit den Kader - Spielern des DSB zusammenhängen.

Es gibt A - Kader, B - Kader und C - Kader Spieler bei den Männern und A - Kader, B - Kader und C - Kader Spielerinnen bei den Frauen.

Die Elite der Schachspieler in Deutschland, das sind die Spieler des A - und B - Kaders (der Männer), alles GMs.

Jolien

[Lousy Defence]

Zitat von Nacki

Mir kam so der Gedanke: Wer ist eigentlich Bundestrainer im Schach, bzw. gibt es so einen überhaupt?
Und siehe:
https://www.faz.net/aktuell/sport/me...-17079700.html
Bei "Aufstand der Schach-Nationalspieler" dachte ich zuerst, dass sei wohl ein harter Hund (...)

Ja, das war damals auch eine Frage von Zuständigkeit bzw. es ging um Entscheidungskompetenz bei Nominierungen (von Spielerinnen).
https://www.chess-international.com/?p=29610
Ich hatte irgendwann auf chess24.de etwas dazu gelesen, finde es aber so schnell nicht wieder...