Mit Langer Noppe an die Weltspitze?

[MagicBackhand]

@ Dragonspin

ja, genau das soll der letzte Satz sagen. Ich dachte da vor allem an Ding Song, der ja auch mit seiner Rückhand sehr aktiv spielen kann. Aber auch Spielsysteme mit kurzen Noppen am Tisch sind noch ausbaufähig. Daß die Chinesen einen Verteidiger mit langen Noppen in ihre Trainingsgruppe einbauen wollen, zeigt m. E. nur, daß sie ihre Spieler auch auf internationelem Level im Spiel gegen LN schulen wollen. Der LAngnoppenspieler wäre aber sicherlich kein Kandidat, auf den Cai Zenhua hinsichtlich eines Titelgewinns bauen würde. Klar kann man mit LN den meisten Unterschnitt erzeugen, aber daß allein macht den Abwehrer ja nicht so gefährlich. Der Koreaner hat - wie ich gelesen habe - einen der stärksten Unterschnittabwehrbälle der Welt drauf. Trotzdem hat Werner Schlager nur sehr wenige Spins ins Netz gezogen. Daran zeigt sich, daß Weltklasseangreifer wie Schlager jeden Unterschnitt mit Topspin beantworten können. Die Stärke des Schnitts macht es nicht aus, sondern die Variation. Und hier ist wieder eine Schwäche von LN angesprochen: Eine aktive Effetsteuerung ist kaum möglich; jedenfalls ist sie sehr begrenzt.

Ich halte Joo nach wie vor nicht für einen reinen Defensivspieler. Auf der Rückhand spielt er Abwehr, aber auf der Vorhand ist er fast ein reiner Angreifer. Und daß er mit seiner RH-Abwehr Punkte vorbereitet, bestätigt mich noch in meiner Meinung: Ihm reicht es nämlich nicht aus, den Angriff des Gegners abzuwehren, sondern er versucht, mit dem Abwehrball gleichzeitig einen Gegenangriff vorzubereiten. Insoweit spielt er wie alle anderen Angreifer auch. Nur daß sein passiver Ball halt kein Block oder Blockspin o. ä. ist, sondern die Schnittabwehr.

Ob jemand Abwehr oder Angriff spielt, hat ja primär nichts mit den angewandten Schlagtechniken zu tun, sondern ob man mit einem Schlag den Punktgewinn sucht bzw. vorbereiten will. Das zeichnet das aktive ( Angriffs- )spiel aus. Mit welcher Technik man das macht, ist m. E. dabei fast egal, wobei sich der Topspin dafür natürlich am besten eignet. Am Beispiel Joo sieht man aber, daß sowas auch mit anderen Mitteln möglich ist.

Ich glaube trotzdem, daß der Erfolg der Abwehrer in PAris nur eine Momentaufnahme ist. In Shanghai 2005 wird es wahrscheinlich wieder viel schlechter aussehen. Joos Spielweise ist bis dahin hinlänglich bekannt und es wird taktische Konzepte gegen ihn geben. Shetinin kann nicht angreifen und ist deswegen zu sehr auf die Defensive limitiert. Und für Chen Weixing wird dasselbe gelten wie für Joo. Vielleicht kommt ja ein neuer Spieler auf die Bühne, der wieder eine Nuance anders spielt und den Sport bereichert, so wie Joo. Ich fänds schön, kann aber nicht so recht dran glauben.

[Dragonspin]

Dann sind wir uns ja in einigen bemerkenswerten Punkten einig. Zur Zeit beginne ich auch mit der Schulung eines Abwehrspielers - und obwohl ich noch nicht plane ihn in Kürze mit Material auszustatten, bin ich schon am überlegen, ob Kurze Noppen eine denkbare Alternative wären.
Allerdings muß ich noch testen, ob eventuell auch "Stör"-KurzNoppen denkbar sind. Leider kenne ich bisher vor allem Kurze Noppen zum Block/Konter/Schuß. Vielleicht kann mir jemand andere nennen?

Ansonsten ist es schon richtig, dass die Analyse der Abwehrspielsysteme (zu denen ich auch weiterhin Joo und Chen zähle, obwohl sie sehr offensiv agieren - reine Abwehrer sind sie mit Sicherheit nicht) ein ganz großes Problem von ihnen ist.
Deshalb sollte Joo sich jetzt nicht auf zu vielen Events sehen lassen, sondern sein Spielsystem weiter entwickeln - so dass er bei der nächsten Topveranstaltung womöglich mit neuen Stärken überraschen kann. Allerdings hat auch Ding Song jahrelang in der Bundesliga Topleistungen gebracht, obwohl ja jeder sein Spielsystem haargenau kannte. :confused:

Zu den Abwehrern Chinas: Ich denke die Chinesen haben einen Fehler gemacht, nur auf kurze Noppen zu setzen. So fehlen ihnen eben jetzt die entsprechenden Trainingspartner. Endlich einmal ein Vorteil der Europäer, Japaner und Koreaner?

Mein persönliches Highlight im Spielsystem ist Daniel Weitz. Zumindest wie ich ihn einmal erlebt habe. Natürlich spielt er nicht auf dem Niveau - aber das Spielsystem hat was. Abwehr mit beiden Seiten, außerdem durch Schlägerdrehen der Gegenangriff mit beiden Seiten.

[MagicBackhand]

@ Dragonspin

Versuch mal, Deinem Schützling den Friendship 563 - 1 ( oder 564
? ) näherzubringen. Ist eine relativ lange kurze Noppe, mit der man gut aktiv spielen kann, die aber auch schon krumme Bälle ermöglicht. Ist auch nicht so teuer. Ansonsten Relop Attack von BTY.

Ding Songs Spielsystem ist zwar bekannt, trotzdem erzielt er in der BuLi immer noch Topbilanzen. Das mag aber auch daran liegen, daß die Gegner halt dann doch nicht Kong Linghui oder Wang Liquin heißen, sondern auch mal schwächer sind.

Den Chinesen fehlt sicherlich kein Sparringspartner mit LN. Ihnen fehlt ein Weltklassespieler mit diesem Belag. Das ist aber kein großer Vorteil für die anderen Nationen, weil nur sehr wenige Akteure mit LN so gut umgehen können, daß es die Chinesen vor ernste Probleme stellen könnte. Joo hat ja meines Wissens auch "nur" gegen Ma Lin gespielt, der es gegen Abwehr ja sowieso nicht so gut kann, wie man hört. Außerdem profitiert Joo in erster Linie von krassen Wechsel zwischen RH-US und VH-Topspin. Ohne diese Ständige Variation wäre er nur halb so gefährlich, wage ich mal zu behaupten. Ich glaube, die Chinesen wollen nur der Vollständigkeit halber einen LN-Spieler im KAder haben, um alle Spielsysteme präsentieren zu können. Außerdem können sie dann wieder so wie früher taktieren und ihre Noppis gezielt gegen Leute stellen, die gegen LN und Abwehr nicht so gut spielen können.

Und nenn mich einen Unkundigen: Wer zur Hölle ist Daniel Weitz?

[Dragonspin]

Daniel Weitz spielt bei Jahn Kassel 2. Bundesliga, für Mitte und Hinten recht gut, vorne bisher überfordert. Mit mehr Training, könnte er es aber vielleicht auch mal vorne packen. Trainiert auch bei Helmut Hampl.

Ding Song gewann in der BuLi aber immer noch oft gegen absolute Topleute.

Wie wollen die Chinesen denn einen ihrer Spieler absichtlich gegen Spieler X stellen? Das geht nur in der Mannschaft, und selbst da nur begrenzt, da die Gegner ja auch taktisch aufstellen könnten.
Zu den Trainingspartnern. Ich stütze mich dabei auf Interview-Aussagen von chinesischen Topspielern nach der WM, welche die Erfolge Joo's eben auf einen fehlenden Trainingspartner von solch hohem Niveau mit langen Noppen zurückführen.

Ja, diese Variationen mit extremen US (RH-Abwehr) und Tempo (VH-Topspin von ihm war wohl weniger auf Rotation ausgerichtet) sind wohl einer der Hauptgründe für sein gutes Abschneiden.

Relop Attack. Ja, von der Produktbeschreibung her, hatte ich ihn auch mal in Erwägung gezogen. War mir aber nicht sicher, da ich ihn noch nie gespielt habe. Auf jeden Fall danke für den Tipp!

[fresh-clue]

Gebe Dragonspin, was die Chinesen betrifft völlig recht !

D. Weitz wird wohl nie vorne in der 2. BuLi spielen können.
Ich denke er hat sein Potenzial schon ziemlich ausgeschöpft.


Gruß und Tschüss
fresh-clue

[Petar]

Original geschrieben von MagicBackhand
@ Dragonspin

ja, genau das soll der letzte Satz sagen. Ich dachte da vor allem an Ding Song, der ja auch mit seiner Rückhand sehr aktiv spielen kann. Aber auch Spielsysteme mit kurzen Noppen am Tisch sind noch ausbaufähig. Daß die Chinesen einen Verteidiger mit langen Noppen in ihre Trainingsgruppe einbauen wollen, zeigt m. E. nur, daß sie ihre Spieler auch auf internationelem Level im Spiel gegen LN schulen wollen. Der LAngnoppenspieler wäre aber sicherlich kein Kandidat, auf den Cai Zenhua hinsichtlich eines Titelgewinns bauen würde. Klar kann man mit LN den meisten Unterschnitt erzeugen, aber daß allein macht den Abwehrer ja nicht so gefährlich. Der Koreaner hat - wie ich gelesen habe - einen der stärksten Unterschnittabwehrbälle der Welt drauf. Trotzdem hat Werner Schlager nur sehr wenige Spins ins Netz gezogen. Daran zeigt sich, daß Weltklasseangreifer wie Schlager jeden Unterschnitt mit Topspin beantworten können. Die Stärke des Schnitts macht es nicht aus, sondern die Variation. Und hier ist wieder eine Schwäche von LN angesprochen: Eine aktive Effetsteuerung ist kaum möglich; jedenfalls ist sie sehr begrenzt.

Ich halte Joo nach wie vor nicht für einen reinen Defensivspieler. Auf der Rückhand spielt er Abwehr, aber auf der Vorhand ist er fast ein reiner Angreifer. Und daß er mit seiner RH-Abwehr Punkte vorbereitet, bestätigt mich noch in meiner Meinung: Ihm reicht es nämlich nicht aus, den Angriff des Gegners abzuwehren, sondern er versucht, mit dem Abwehrball gleichzeitig einen Gegenangriff vorzubereiten. Insoweit spielt er wie alle anderen Angreifer auch. Nur daß sein passiver Ball halt kein Block oder Blockspin o. ä. ist, sondern die Schnittabwehr.

Ob jemand Abwehr oder Angriff spielt, hat ja primär nichts mit den angewandten Schlagtechniken zu tun, sondern ob man mit einem Schlag den Punktgewinn sucht bzw. vorbereiten will. Das zeichnet das aktive ( Angriffs- )spiel aus. Mit welcher Technik man das macht, ist m. E. dabei fast egal, wobei sich der Topspin dafür natürlich am besten eignet. Am Beispiel Joo sieht man aber, daß sowas auch mit anderen Mitteln möglich ist.

Ich glaube trotzdem, daß der Erfolg der Abwehrer in PAris nur eine Momentaufnahme ist. In Shanghai 2005 wird es wahrscheinlich wieder viel schlechter aussehen. Joos Spielweise ist bis dahin hinlänglich bekannt und es wird taktische Konzepte gegen ihn geben. Shetinin kann nicht angreifen und ist deswegen zu sehr auf die Defensive limitiert. Und für Chen Weixing wird dasselbe gelten wie für Joo. Vielleicht kommt ja ein neuer Spieler auf die Bühne, der wieder eine Nuance anders spielt und den Sport bereichert, so wie Joo. Ich fänds schön, kann aber nicht so recht dran glauben.

Ob der Ding Song mit seiner Rückhand sehr aktiv spielen kann?
Er greift evtl. einen hohen, kurzen Ball des Gegners pro Spiel!
Ob der den Ball auch trifft...?
Aber einen Ball anzugreifen in 5 Sätze heisst für mich nicht aktiv spielen.
Vielmehr tut er die passive Bälle des Gegners auf der eigene Rückhandseite
umlaufen und mit der Vorhand angreifen. So wie 99% chinesischer Abwehrer.
Seine Rückhand ist und bleibt sehr passiv. Kompensiert wird sie aber durch die gute
Vorhandtechnik und hervorragende Beinarbeit.
Joos Spielweise sehe ich nicht als etwas bis jetzt nicht bekanntes. Die Taktische Konzepte wird´s gegen jede Spielweise und jeden Spieler geben.
Ob die Konzepte auch aufgehen sieht man meistens nach dem Spiel.

[Rudi Endres]

Du unterschätzt Ding Song. Ich habe schon Spiele von ihm gesehen, die er in erster Linie mit RH - Schüssen entschieden hat. Es kommt halt darauf an, ob der Gegner solche Chancen zulässt.

[JanMove]

Bzgl. Joo's Langnoppenspiel möchte ich nur eine Anmerkung machen. Es ist vielleicht einigen entgangen, aber bei der WM konnte kein Spieler (auch Schlager nicht) Joo's Rückhand knacken. Sein Schwachpunkt war der kurze Rotationstopspin auf seine Vorhandseite, mit dem er nichts anfangen konnte. Den löffelte er nur zurück, was Schlager anschliessend gnadenlos ausnutzte. Also die Langnoppenrückhand war absolut wasserdicht! Zwei oder dreimal hat er damit sogar völlig überraschende Konterbälle gespielt.

JanMove

[Rapi]

Mal eine Frage, weiß jetzt nicht so genau ob das zum Thema paßt.
Aber welche LN spielen eigentlich die Top Noppen spieler.

[Jens Makait]

Original von Vincent Vega:
...Kann einer wie Waldner auch mit Langer Noppe das erreichen was er ohne erreicht hat - einer der besten Spieler aller Zeiten zu werden - vielleicht aus DER beste?

Vielleicht geben Statistiken hier Auskunft. Ich denke da an die Verbreitung der Langnoppe:

Wieviel Prozent der Teilnehmer an den Spitzenturnieren sind LN-Spieler?
Wieviel Prozent der Spieler in der Bundesliga sind LN-Spieler?
Wieviel Prozent der Spieler in einer Landesliga sind durchschnittlich LN-Spieler?
Wieviel Prozent der Spieler in einer Kreisliga sind durchschnittlich LN-Spieler?

Ich erwarte, dass diese Prozentzahlen kleiner werden, je höher man schaut.
Und ich denke, dies sagt was aus über das wohl doch nur kleine Potential dieses Belagtyps im Spitzensport.

Jens