TTBL | 1. Bundesliga Herren 2015/2016

[ttdr]

Ich finde den Artikel auch gut, dennoch halte ich es für nötig ein bisschen dagegen zu reden:

Lustigerweise bezieht sich der Artikel auf einen Zuschauerschnitt von 392, was ein ziemlicher Tiefstand war. Nach Abschluss der Spielzeit sind es nun aber 442 Besucher gewesen, was kein so massiver Rückgang ist. Und: Kaum ein Rückgang innerhalb der letzten zwei Saison. Dennoch lässt sich die Zahl aufschlüsseln: Bergneustadt ist recht neu dabei, spielte nun zum ersten Mal richtig stark, mobilisierte aber dennoch nur 270 Mann. Folgt man der Logik des Fußballs, dann braucht es ein bisschen, bis sich die gesteigerte sportliche Leistung in Zuschauerzahlen niederschlägt. Hagen zieht den Schnitt natürlich auch nach unten (194 Z.), diese haben aber auch sportlich kaum eine Chance gehabt. Ähnlich Grünwettersbach, die dennoch 366 mobilisiert haben. In der nächsten Saison werden diese aber dank Dang Qiu und Morizono sportlich mithalten können - Prognose dort: Steigende Zahlen.
Über die Playoffs kann man tatsächlich streiten. Dass eine Abschaffung der Playoffs aber die Spannung erhöht, ist Quatsch. Statistisch ist eher das Gegenteil der Fall. Allerdings ist natürlich dann etwas mehr Fairness garantiert. Problematisch finde ich aber, dass das TTBL-Finale wegfällt, was ein krasser Zuschauermagnet ist.
Der Autor erkennt richtig, dass ein schnelles 3:0 schon nach 90 Minuten vorbei ist, während ein 3:2 fast vier Stunden gehen kann. Ideal ist das nicht, weshalb ich die Idee des 'Durchspielens' überdenkenswert finde. Allerdings gehen dann alle TTBL-Spiele drei bis vier Stunden. Wollen die Zuschauer das? Und wenn man das 'Durchspielen' einführt, wäre es nur fair das Punktesystem zu ändern. Dass man bei einer 2:3-Niederlage z. B. einen Punkt bekommt. So wird das derzeit in der Damen Kreisklasse (Braunschw. System) meines Bezirks gemacht. Der Tabellenletzte hat sechs Pluspunkte, obwohl sie nur ein Spiel gewannen. Die anderen vier Punkte entstanden als 'Belohnung' für knappe 4:6-Niederlagen. Ist nur eine spontane Idee, aber ansonsten kann man das Durchspielen evtl. nicht rechtfertigen.
Was ich schon lange finde, deckt sich mit den Aussagen des Autors. Die Wiedereinführung eines Doppels steigert die Attraktivität, ist abwechslungsreich und damit kann die Basis sich identifizieren. Also auch das Spielsystem ist nicht ideal - vielleicht sollte man sogar ein mögliches Remis wieder einführen!? Aber das Problem der TTBL-Verantwortlichen bleibt, dass das CL-System übernommen wurde. Daher befürchte ich, dass sich daran nichts ändern wird.

PS: Obwohl derzeit nicht alles ideal ist, sollte man nicht nur schlechtreden. Das Match Grünwettersbach - Düsseldorf, welches nach 90 Minuten beendet war, fanden meine Mitspieler und ich sehr unterhaltsam... auch wenn daran Schwächen des Systems deutlich wurden.

[mithardemb]

Schauen wir uns mal einige Aussagen des Artikels im Detail an.

Lieber ein paar Leute mehr vor Ort, die anfeuern und einem Bundesliga-Spiel ein würdiges Ambiente verleihen als ein Vielfaches mehr vor dem PC oder Tablet.

Ob der Autor da wohl auch mal mit den Sponsoren geredet hat. Ich könnte mir vorstellen die würden ungern auf ein "Vielfaches mehr" an Publikum vor dem PC verzichten. Wenn man sich mal überlegt wieviel Aufwand beim Tischtennis betrieben wurde um ins Fernsehen zu kommen könnte ich mir auch vorstellen, dass da einige der Funktionäre bei dieser Aussage sich zumindest im Geiste an die Stirn greifen.

Um deutscher Tischtennis-Meister zu werden reicht ein durchschnittliches bis solides Jahr samt zwei, drei guten Tagen in Top-Besetzung, um in die Playoffs zu gelangen und diese zu dominieren.

Welcher der 4 Vereine im Playoff könnte damit wohl gemeint sein. So wie ich das sehe ist keiner der Vereine nur 2 oder 3 Mal in bestmöglicher Besetzung angetreten und hat nur 2 - 3 gute Spieltage gehabt. Auf Düsseldorf gemünzt: Die sind in diesem Jahr aufgrund der Verletzungsmisere ja sehr oft in der bestmöglichen Besetzung angetreten und wenn man sich das letzte Jahr ansieht dann war ein Timo Boll immerhin in 9 Spielen mit dabei.

Ohne die Finalspiele am Saisonende wäre die Liga im Moment so spannend wie nie. Saarbrücken, Ochsenhausen und Fulda-Maberzell führen die TTBL vor Düsseldorf an. Direkte Duelle dieser drei Teams wären absolute Topspiele der Saison, die die Herzen der Tischtennis-Fans höherschlagen lassen würden.

Bei diesen genannten Mannschaften gab es auch in diesem Jahr spannende Begegnungen. Aber auch das Duell Bergneustadt gegen Mühlhausen (zu dem Zeitpunkt 4. gegen 8.) war äußerst spannend. Ohne die Playoffs wäre dieses Spiel absolut bedeutungslos gewesen.

Schauen wir uns mal die Damenbundesliga an. Da gibt es keine Playoffs. Berlin führt da mit 28:0 und 4 Punkten Vorsprung vor Kolbermoor und diese mit 5 Punkten Vorsprung vor Essen. Platz 4 und 5 trennt nur ein Punkt, aber hier gibt es ja keine Playoffs... Im Prinzip könnte man die verbleibenden Spieltage auch einfach absagen, denn es geht um nichts mehr.

Ein Vergleich mit anderen Sportarten, die auch auf die Playoff-Regelung setzen, verbietet sich. ... Die Teams müssen sich in der regulären Saison einspielen, die perfekte Taktik finden und können somit ihren Stars keine ausgedehnten Schonzeiten erlauben

Wiederum muss man feststellen, dass es auch im Tischtennis keine "ausgedehnten Schonzeiten" gab. Fußball ist wohl eine echte Mannschaft und hat kein Playoffs. Was ist da im letzten Jahr passiert, als Bayern schon Meister war und wichtigen Championsleague spiele noch ausstanden? Richtig, die haben den Schongang eingelegt.

Ein Ansatz könnte sein, alle angesetzten Partien, auch auszutragen. So verringert sich die Spieldauervarianz und die Zuschauer bekommen mit Sicherheit fünf Matches geboten. Auch, wenn in diesem Fall der Sieger nach drei Partien schon feststehen kann, kommt den übrigen Paarungen noch eine gewisse Bedeutung zu. Denn ohne das Playoff-System kann auch das Spielverhältnis über die Meisterschaft entscheiden.

Es scheint dem Autor nicht aufgefallen zu sein, dass auch diesmal das Spielverhältnis sehr entscheidend ist:
4. Düsseldorf 20:16 +14
5. Bergneustadt 20:16 +1

Abgesehen davon sind noch auszuregende Spiele die keine Bedeutung mehr haben jetzt nicht so interessant. Die können ja z.B. in der Damenbundesliga vorkommen wenn an zwei Platten parallel gespielt wird.

Alle anderen Ligaspiele der Saison, seien es auch sogenannte „Spitzenspiele“, erscheinen nur als Randnotiz und sind es in diesem System leider auch.

Wiederum ein Blick auf die Damenbundesliga: So viele "Spitzenspiele" gabs bei der überlegenen Mannschaft Berlin leider auch nicht.

Zitat von Frank Schmidt

Hier ein toller Artikel zu dem Thema, den ich in allen Punkten voll unterschreiben würde

Da hätte ich doch meine Probleme damit.

Zitat von Lemmyfan

So isses! Und nicht nur den TTBL-Verantwortlichen, auch hier im Forum soll es noch Leute geben, die es nicht begreifen.

... und es gibt sogar solche die das auch noch aufzeigen und begründen können.

[Lemmyfan]

Interessante Antwort vom Schwalbe-Manager Andreas Grothe, dem man eigentlich nichts hinzufügen muss.



myTischtennis.de: Am Ende hing also alles an Ihrem 'Eigengewächs', dem zuliebe Bergneustadt das Abenteuer TTBL überhaupt erst gewagt hat. Wie hat Benedikt Duda dieses Spiel verkraftet?

Andreas Grothe: Schlecht. Er war sehr niedergeschlagen und enttäuscht. Aber er ist halt auch noch jung. Mal spielt er richtig gut, mal weniger. Er kann da noch viel lernen. Das Ganze war sehr bitter für uns. Aber wir waren nicht die Einzigen, die Grund zur Trauer hatten. In Fulda war man sicher ebenso traurig. Und das zeigt, dass das Play-off-System nicht vernünftig ist. Am Ende wurde da oben nur noch taktiert, um Erster oder eben nicht Erster zu werden. Jetzt hat der Tabellenführer Fulda das größtmögliche Übel im Halbfinale erwischt - und das ist nicht korrekt. Es kann nicht sein, dass der Verein mit dem größten Geldbeutel sich den besten Spieler kauft, den ein paar Mal einsetzt und dann Deutscher Meister wird. Wir haben die ganze Runde mit vier - im Vergleich mehr oder weniger - mittelmäßigen Spielern gespielt und waren am Ende punktgleich mit den Düsseldorfern, die in der Weltrangliste alle besser stehen als unsere Jungs. Aber am Ende schafft es Düsseldorf doch wieder in die Play-offs und kann mit einem Ausnahmespieler wie Timo Boll, den man im Prinzip nur im Halbfinale und Endspiel braucht, Deutscher Meister werden. Da muss man sich fragen, ob das alles so richtig ist.

[Vollblutprofi]

Klar sind die jetzt dagegen, nachdem sie die Play-Offs verpasst haben.
Wenn sie dadurch Deutscher Meister geworden wären, hätte sich das sicherlich anders angehört.

[Odbytolog]

Die Aussage von ihm stimmt auch einfach nicht.

Boll hat in der Rückrunde 7 von 9 Spielen gemacht.
Verpasst hat er die erste Rückrundenpartie kurz nach seiner OP und das Spiel direkt nach der WM, wo er sich bekanntlich eine Grippe eingefangen hat. Profiteur davon, war auch Bergneustadt, weil er gegen sie nicht eingesetzt werden konnte und Düsseldorf das Spiel dann auch verloren hat.

Dass sie die Playoffs nicht erreicht haben, ist doch ihr eigenes Verschulden.
Sie hätten am letzten Spieltag einfach nur gegen Mühlhausen gewinnen müssen.
In der Vorrunde haben sie in Mühlhausen mit 3:0 und 9:1 gewonnen.
Sie haben diese große Chance, Düsseldorf hinter sich zu lassen, einfach nicht genutzt.

[User 765]

Die Diskussion "Stream statt Halle" finde ich übrigens auch nicht mehr up-to-date. Mal ganz nüchtern betrachtet: ich persönlich schaue nur Stream wenn ich zuhause auf der Coach liegen und die Beine sonntags nicht bewegen will. Sind dann Spiele, von denen es kein Stream gibt, ist die Alternative aufgrund akuter Faulenzeritis nicht, in die Halle zu dackeln, sondern den Sonntag komplett ohne Tischtennis zu verbringen.
Dasselbe Argument wird auch oft gegen den Live-Ticker geführt. Gibt es keinen Stream, glauben viele, dass der Live-Ticker die Leute davon abhält, in die Halle zu gehen. Auch das ist im heutigen Zeitalter nicht mehr richtig. Per Whatsapp, SMS, Messenger etc. kann ich mir von jedem Turnier und jedem Ligaspiel binnen Sekunden aktuelle Ergebnisse übermitteln lassen ohne dass ich meinen Hintern nur eine Sekunde von der Couch bewegen muss.

Für mich stellt beides ein ergänzendes Angebot zu den Livespielen dar. Will ich Tischtennis sehen, gehe ich in die Halle. Der Besuch eines Spiels ist ja mehr, als sich nur die Ballwechsel anzusehen. Man trifft Leute, die man kennt, kommt ins Gespräch, trinkt 1-2 Bierchen, fachsimpelt über das Gesehene, die Zukunft, die eigene Mannschaft, über Gott und die Welt, verbringt gemeinsam mit anderen Tischtennisfans ein paar gemeinsame Stunden und geht danach - je nach Verlauf zufrieden oder verärgert - wieder nach Hause. Das kann ich weder durch einen Stream noch durch einen Ticker kanibalisieren. Das sind beides Angebote für die Leute, die auch ohne diese Angebote kein Spiel besucht hätten und vergrößern die Reichweite der Spiele insgesamt.

[Vollblutprofi]

Vielmehr ist der Stream für viele die einzige Möglichkeit, das Spiel anzusehen.
Ich würde ja gerne nach Ochsenhausen fahren z.B., aber das geht zeitlich nicht, da das Spiel schon um 19 Uhr startet. Ich wohne nicht gerade um die Ecke, so dass das zeitlich nicht geht. Billig wäre das übrigens auch nicht gerade...

[mithardemb]

Zitat von Lemmyfan

Interessante Antwort vom Schwalbe-Manager Andreas Grothe, dem man eigentlich nichts hinzufügen muss.

... man könnte natürlich auch einen Faktencheck machen, ob die Ausführungen stimmen.

Zitat von Lemmyfan

Andreas Grothe: ...

Es kann nicht sein, dass der Verein mit dem größten Geldbeutel sich den besten Spieler kauft, den ein paar Mal einsetzt und dann Deutscher Meister wird. Wir haben die ganze Runde mit vier - im Vergleich mehr oder weniger - mittelmäßigen Spielern gespielt und waren am Ende punktgleich mit den Düsseldorfern, die in der Weltrangliste alle besser stehen als unsere Jungs. Aber am Ende schafft es Düsseldorf doch wieder in die Play-offs und kann mit einem Ausnahmespieler wie Timo Boll, den man im Prinzip nur im Halbfinale und Endspiel braucht, Deutscher Meister werden.Da muss man sich fragen, ob das alles so richtig ist.

- Timo Boll wurde von Düsseldorf wesentlich mehr also nur ein "paar Mal" eingesetzt.

- Speziell in dieser Saison brauchte Düsseldorf eben nicht nur in den Halbfinales. Ansonsten gäbe es diese Diskussion ja gar nicht.

- Da ja wie beschrieben alle vier Düsseldorfer Stammspieler besser als jeder verfügbare Spieler von Bergneustadt gelistet sind sieht man doch recht deutlich, dass es nicht nur an Timo Boll in diesem Jahr lag. Die Playoff Teilnahme von Bergneustadt wäre eine Sensation gewesen. Ohne Playoffs dagegen nur eine Randnotiz.

- Bei dem Interview muss man sich in der Tat fragen "ob das alles so richtig ist". Ich meine hier spricht vor allem ein enttäuschter Manager nach einer verpassten Chance.

[TRUTH]

Ich bin der selben Auffassung wie Herr Grothe. Fulda war schon zig mal im Halbfinale und Finale. Bis dato gab es noch keinen einzigen Titel, obwohl sie schon mehrfach in der Hauptrunde zum Schluss Platz 1 belegt haben. Es kann einfach nicht sein, dass die restlichen 18 Spiele für eine Meisterschaft unrelevant sind. Man scheitert in der Regel immer an Düsseldorf und es kann nicht Sinn und Zweck sein, dass eine Mannschaft, die einem nicht liegt und die die Saison im Verlauf schlechter abgeschnitten hat, die Meisterschaft für sich einheimst. Mich würde mal interessieren was din Verein an Geld ausgwzahlt bekommt für den Gewinn der Meisterschaft.

[User 765]

Ich glaub nicht, dass jemand pauschal Geld für die Meisterschaft auszahlt, eventuell hat der eine oder andere Spieler eine Klausel im Vertrag, die das regelt aber auch das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Tischtennis ist kein Fußball und die Vereine müssen jeden Groschen zweimal umdrehen.