Nachwuchsarbeit in Deutschland und Europa, Probleme im Trainerbereich und allgemein

[Angus]

In Bayern gibt es ja eine Stützpunkte-Struktur. Theoretisch könnte man an diesen bei uns im Bezirk auch 4x pro Woche trainieren. Jedoch wären die Orte jeweils verschieden!

In der Regel sind die im Fördersystem unterstützten Kids derzeit 2x im Stützpunkttraining und zusätzlich dann im Vereinstraining.

Je nachdem, wo man wohnt muss man natürlich entsprechende Fahrzeiten und Wegstrecken in Kauf nehmen. Wir wohnen sehr ländlich und etwas ab vom Schuss. Daher haben wir 45km (50min) und 65km (70min) Fahrten (jeweils einfach gerechnet, also x2 bei hin+zurück) zu bewältigen. Ich denke, das machen nicht viele Eltern auf die Dauer mit.

[Fastest115]

ja da sind 3 Probleme
1. Wie groß macht man den Kreis Deutschlandweit.
Nimmt man zb bei den C Schülern 10 Leute oder 100 oder 200
Nimmt man nur 10 hält man die Kosten sehr klein (2 Trainer statt 20 bei 100)
Aber dann hat man nur eine Stelle in Deutschland sprich Internat.
Nimmt man 200 muss man 40 Trainer einplanen aber selbst mit 20 Stützpunkten schafft man die 60 km nicht. Und am Ende kommen da aus der Gruppe 2-3 Spieler für die deutsche Top 10 raus und hunderte die es nur bis OL schaffen.
Aber ziel soll ja sein Topspieler für die Nationalmannschaft zu bekommen. Also ein Riesenaufwand für spätere "Hobbyspieler"
2. Selbst wenn man genug Punkte einrichtet. Wer soll die Trainer bezahlen? Und die Hallenzeiten...Sind nur Kinder aus reichen Familien vorgesehen die quasi einzeltraining bezahlen? Und Sponsoren. Woher wofür? Denke das müßten die Verbände machen, wie jetzt ja auch schon. Und je mehr Punkte desto mehr KOsten. Also auch da denke ich wird der Kreis eher klein ausfallen
3. Logistische Probleme: wie kommen die Kinder zum Stützpunkt. Werr soll die jeden Tag fahren (Kosten,Zeit). Was machen Eltern ohne Auto oder die beide Arbeiten....wie kommen die Kids da die genannten 60 km jeden Tag zum Training...

Wie gesagt der Ansatz ist richtig aber praktisch nur mit einem Internat umsetzbar und da dann wirklich mit den Toptalenten...

Warum kommen aktuell soviele Topjugendliche aus TT Familien
1. Keine weite Fahrten und kosten für Trainer weil die Eltern die Großteils selbst trainieren in der Halle um die Ecke
2. Werden vom klein auf so erzogen. Stichworte: Pflichbewußtsein, Disziplin und das man für Erfolg arbeiten muss.

[Tauberspieler]

Um dieses hohe „internationale“ Ziel auch zu erreichen, muss das Talent mE mindestens 50 % seines Trainingsaufkommens mit Trainingspartnern sparren, die ein erheblich besseres Niveau haben als das Talent. Im C- oder B-Schülerbereich lässt sich so etwas möglicherweise organisieren. Ab dem A-Schülerbereich (wo die Talente dann bereits auf einem 1900 er TTR Niveau aufgekommen sind, wird das deutlich schwerer zu organisieren sein. Zu meinen, dass es ausreicht eine größere Anzahl von wirklich großen Talenten hauptsächlich durch deren Training untereinander ganz nach oben zu führen, ist schlichtweg unrealistisch. Ich bin auch der Meinung, dass selbst auf Kaderlehrgängen (sei es in den Verbänden oder im DTTB) solche Überlegungen angestellt und verifiziert werden.

[Matousek]

Zitat von Rudi Endres

Was also tun? Das Leistungstraining sollte vom Schüler C-Alter an unabhängig von den Vereinen in Stützpunkten erfolgen. Interessierte Eltern könnten sich dann direkt dort melden. Das gibt es in anderen Sportarten. Solche Leistungsgruppen werden wie Vereinsmannschaften behandelt und in die passenden Ligen eingestuft. Damit entfällt der Abwerbedruck und die jungen "Profis" bleiben zusammen. Die Trainer können langfristig planen. Das Kompetenzgerangel zwischen Vereins- und Verbandstrainern entfällt. Und man muss nicht ständig auf die Amateure Rücksicht nehmen (Hallenbelegung durch Punktspiele und dergleichen). TT-Internate gibt und gab es zwar immer schon. Die wurden/werden jedoch von den Vereinen "beliefert". So geht viel Zeit verloren.

Das wäre eigentlich der Idealzustand u. geht in die Richtung, wie der Leistungssport im Nachwuchs, in den Randsportarten wohl bemerkt, eigentlich ablaufen müsste. Das würde aber auch bedeuten, dass eigentl. die Verbände den Nachwuchs dafür sichten. Geht das aber überhaupt bei unserem Sportsystem?

[beppo]

Zitat von Armendariz

Das sehe ich anders. Gibt mehr als genug Spätentwickler. Ich meine, neulich von einem TT-Profi gelesen zu haben, der erst mit 10 oder später zum TT gekommen ist. Jemand eine Idee?

Christophe Legout



Mit 10 auf einen Schiffahrt zum ersten mal gespielt..
in seiner Stadt gab es kein Verein, also gründeten seine Eltern einen..
Er erzählt dass sie Am ersten Tag nur einen Tisch hatten.. kein Netz, und spielten einen Rundlauf
Mit 11, ersten Spielerpass..
Mit 12, wechsel nach Nizza und erster richtiger Verein

[Matousek]

Wie heißt es so schön? Ausnahmen bestätigen die Regel.
5€ fürs Schwein.

[Armendariz]

Welches Schweinderl hättens denn gern?

Habe außerdem gelesen:
Zoran Primorac (12)
Liam Pitchford hat sehr wenig trainiert als Kind.

[Rudi Endres]

Zitat von Matousek

Das wäre eigentlich der Idealzustand u. geht in die Richtung, wie der Leistungssport im Nachwuchs, in den Randsportarten wohl bemerkt, eigentlich ablaufen müsste. Das würde aber auch bedeuten, dass eigentl. die Verbände den Nachwuchs dafür sichten. Geht das aber überhaupt bei unserem Sportsystem?

So viele Interessenten wird es nicht geben. Wer will, soll mitmachen dürfen, wenn die finanziellen und organisatorischen Bedingungen es erlauben.

"Sichten" ist so eine Sache. Einige der besten Spieler in meinem langen Trainerdasein wurden seinerzeit als ungeeignet "gesichtet". Die schlechteste Beurteilung erhielt ausgerechnet ein späterer Profi.
Man lässt sich allzu gerne vom "Goldenen Händchen" blenden.
Die mentalen Eigenschaften hingegen kann man schlecht sichten.

Gadal sagte vor Jahren beim Symposium: "Der Kopf muss stimmen. Alles andere kann man lernen."

[Gangarth]

Es wäre schön, wenn es eine Übersicht über alle Stützpunkte, Kadertrainings etc. geben würde. Mich interessieren besonders Ort, Trainingshäufigkeit, Trainer vor Ort und die Anzahl der Teilnehmer.

[beppo]

ich denke dass es sehr unterschiedlich, je nach Verband, wäre...

Was ich weiss, ist dass Ende der 80er es bereit Stützpunkts-Training in Bayern gab (damals mit Eva Jeler). (bin ein paar mal nach Burglengenfeld gefahren)

Mittlerweile gibt es (soviel ich hier lesen konnte) auch noch einen permanenter Stüzpunt in Rosenheim.
Ob es Deutschlandweit so ist, weiis ich nicht, aber aus Paris gesehen, war immer die BTTV voraus (bzw in der Spitzengruppe).

Ich habe also nicht unbedingt den Eindruck dass Deutschland, auf Verbandsebene, viel anders als Frankreich macht.. was um Stützpunkte angeht

Ich hatte es bereits vor einige Jahre hier im Forum geschrieben, aber als ich nach Deutschland (1984) kamm war ich erstaunt dass es hier kaum Trainer gab...
Sowohl Ehrenamtliche als auch bezahlte (nicht mal berufliche).

Damals in Frankreich war es schon üblich.

Mittlerweile gibt es in Frankreich praktisch nur noch bezahlte Trainer, bzw Hauptberufliche Trainer in grössere Vereine.

Die Kosten Struktur ist dort wie ihr wisst ganz anders :
Die Beiträge sind viel höher (Boulogne Preise.
Die Zuschüsse auch (wenn auch sehr unterschiedlich von Stadt zu Stadt): In Jouy en Josas (7000 Einwohner, vor 30 Jahre), war es umgerechnet 10 000 Euro, In Paris 15. Bezirk (200 000 Einwohner): 800 euro vor 5 Jahre, in Boulogne (120 000 Einwohner), aktuell 98 000 Tendenz sinkend (120 000 vor 3 Jahre... der Hauptverein bekommt insgesamt 2 Mio Euro für 32 Spalten)

Wir sind zwar wirklich kein typischer Verein, haben aber 3.5 Berufstrainer und einen Kaufmännischen Angestellen für 450 Mitglieder (davon, 200 Kinder, ca 150 Hobby und 100 Wettkampf)
Dazu zahlen wir auch noch ein paar Aushilfstunden (zB an Laura Pfefer Nr 15 in Frankreich, oder an Benjy Capello Nr 52, oder Paul Lavergne Nr41 (Klassement ohne Ausländer))

Wie xxxJugendTrainerxxx schrieb haben wir aber auch das Problem der Zahlung und der Mangelden (Finanziellen) Perspektiven für einen Berufstrainer...
Aber die Berufstrainer haben wir, was schon einen gewaltigen Unterschied zu Deutschland ist.
Ich kann mich also nur an diesen Beitrag XXXJugendTrainerXXX anschliessen.

Also mehr Zuschüsse und mehr Gebühren.. ist das alles ?
Nein.
Seid 30 Jahre zwingt quasi der Französische Verband mit ihrer Politik in diese Richtung.
Ohne einen Staatlichen Diplom ist es mittlerweile kaum möglich zu Trainieren.

In kleiner Provinzvereine ist es wahrscheinlich noch anders, aber in Paris und Umgebung gibt es quasi keine Ehrenamtliche Trainer mehr.