Strukturreform im WTTV

[rasant1900]

Ich finde die Aussagen von Bezirksligalooser nach wie vor befremdlich und ehrlich gesagt nicht zielführend.
Letztendlich finde ich es wichtig, dass man Jugendliche akquirieren kann zu Sport.

[Noppenzar]

Zitat von kato1

Leider lässt sich das Problem des Rückganges der TT-Spieler nicht nur in der TT-Blase lösen. Viele gesellschaftliche und politische Dinge spielen da rein. Und wenn man dann eine "falsche" Formulierung wählt, schon hat man den schwarzen Peter. Das behindert natürlich das Diskutieren über einige Dinge, die es gibt, die es aber nicht geben darf und über die man nicht spricht.

Aber warum sollte es beim TT anders laufen als im realen Leben.

Genauso ist es.

Zwei Dinge spielen eine entscheidende Rolle:

1) Tischtennis ist ein klassischer Mittel-Oberschichtensport. Im Verhältnis relativ teuer, wenn jemand richtig viel trainiert. Dazu Fahrtkosten. Da kommen bei talentierten Kindern schonmal 30-40k KM im Jahr zusammen.

Nun nimmt aber die Mittelschicht ab bzw. die müssen mehr auf den Euro schauen.

2) bis zu 50% aller Kinder sind Migranten oder Nachfahren von Gastarbeitern aus einem kulturell anderen Milieu. In den Großstädten teilweise noch mehr. Da geht man zu anderen Sportarten. Fussball, bevorzugt in kulturell "eigenen" Vereinen, Kickboxen usw. An die Kinder, die ja durchaus Spaß am TT finden könnten kommt man kaum ran. Das müsste schon in den Problemschulen selbst passieren.

In der Summe schrumpft der Pool an möglichen Neuanfängern so natürlich schon mal von Anfang an. Das Problem haben alle klassisch "deutschen" Vereinssportarten, sogar Fussball.

Dazu kommt natürlich auch noch Punkt 3)

Die Wirtschaft wollte vor 20 Jahren "Zuchtvieh" für die Unternehmen. Möglichst schnell als Fachidiot in den Beruf. Ganztagsschule, Bachelor und Master, wo bleibt da noch Zeit für die Heranwachsenden?

Dazu das Thema Auto. Für ein Ehrenamt mit vollem Einsatz muss man mobil sein und die Kosten finanzieren. Hier zum Spiel mit den Kleinen, da zum Turnier. Mangels Zeit auch schnell zum Training.

Ich glaube mittlerweile, dass das nur gesellschaftlich zu lösen ist. Und ob man da jetzt für die Show (Hauptsache man tut irgendwas, damit alle denken man hat was gemacht) eine Reform macht und das was nützt das wage ich doch arg zu bezweifeln. Damit kann man vielleicht temporär die Probleme etwas kaschieren aber ändern wird sich im Grunde gar nichts.

[Bezirksligalooser]

Zitat von xake

Puh, was hier an Stammtischparolen rausgehauen wird.
Manche sollten sich erstmal informieren, bevor solche Begrifflichkeiten wie *Sozialschmarotzer* fallen. Bei Hartz IV Empfängern genauso wie bei Langzeitstudierenden liegt das seltenst daran, dass die Betroffenen *keinen Bock* haben. Da geht es viel mehr um Ursachen wie z. B. seelische Erkrankungen, Folgen von Armut etc. Ich bin vom Fach und diese Themen sind komplexer, als viele glauben.

Zum Thema Bezahlung:
Ein unbezahltes Ehrenamt muss man sich auch leisten können. Die Anforderungen im Berufsleben und die gestiegenen Lebenserhaltungskosten machen es nicht für jeden möglich, mehrere Stunden pro Woche unbezahlt zu arbeiten. Und es ist nichts verwerfliches daran, dafür Geld zu bekommen. Man leistet etwas für die Gesellschaft und oft sind es sowieso Menschen, die sich dort engagieren, die in nicht so gut bezahlten sozialen Berufen unterwegs sind.

Ich bekomme in meinem Beruf oft genug mit, wie viele zu Hartz 4 stehen und das dies ein Model ist, dass dem der Arbeit vorgezogen wird. Zu den oft *ewigen* Studienzeiten brauche ich wohl nichts sagen.

Die Anforderungen im Berufsleben sind ja wohl eher gesunken, wenn man sich alleine die wöchentliche Arbeitszeit anschaut.
Man leistet nichts für die Gesellschaft, wenn es einem in erster Linie um sein Portemonnaie geht.
Und selbst wenn es so gesehen wird, dann muss man halt die Beiträge erhöhen und nicht die Gesellschaft dafür aufkommen lassen, denn all die Argumente, die für eine Bezahlung des Ehrenamtes, wenn man das dann überhaupt noch so nennen darf, gilt auch für die Steuerzahler.
Erst vor ein paar Tagen habe ich mitbekommen, dass ein Fussballverein in meinem Ort die Beiträge für die Jugendlichen von 180 Euro auf 480 Euro im Jahr erhöht hat.
Für meinen Sohn zahle ich für sein Krav Maga Training 39 Euro Beitrag im Monat, und das sind nur 2 Beispiele für viele.
Soll da überall der Stezerzahler eintreten? Es gibt schon einen Zuschuss von 10 Euro im Monat für Sport und Kultur für einkommensschwache Familien.
Die können auch für den Beitrag in Sportvereinen genutzt werden. Ansonsten können Vereine eine Sozialklausel in Ihre Beitragsordnung einbauchen.
Aber wie auch immer es gemacht wird, meiner Meinung nach muss der Beitrag von den Mitlgiedern und nicht von der Allgemeinheit getragen werden.

[Bezirksligalooser]

Zitat von kato1

Leider lässt sich das Problem des Rückganges der TT-Spieler nicht nur in der TT-Blase lösen. Viele gesellschaftliche und politische Dinge spielen da rein. Und wenn man dann eine "falsche" Formulierung wählt, schon hat man den schwarzen Peter. Das behindert natürlich das Diskutieren über einige Dinge, die es gibt, die es aber nicht geben darf und über die man nicht spricht.

Aber warum sollte es beim TT anders laufen als im realen Leben.

So ist es leider😒

[xake]

@Bezirksligalooser

Ich habe nicht geschrieben, dass die Anforderungen im Berufsleben gestiegen sind. Wobei man da auch eine Diskussion zu führen kann.

Was definitiv zu viel gestiegen ist, ist die Ungleichverteilung von Vermögen.
Dazu ist das Gehaltsniveau deutlich schwächer geworden. Früher hat ein ordentliches Gehalt für Eigenheim, Urlaube, Autos etc. gereicht. Heute ist das für viele Menschen undenkbar.
Und wenn das Geld knapp ist, füllt man seine Freizeit vielleicht eher mit anderen Dingen als mit Jugendarbeit.

Und natürlich leistet man als Jugendtrainer einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft, auch wenn man ordentlich vergütet wird. Die Vergütung ändert doch nichts daran, dass dadurch Kinder ein tolles Hobby lernen, mit allem, was dazugehört. Natürlich kann man das über höhere Beiträge finanzieren. Aber die Gesellschaft hätte auch viel davon, dies staatlich mehr zu fördern. Vereine geben Kindern Struktur, gesellschaftliche Bildung, sie lernen Umgangsformen, bleiben gesünder usw. Man darf das nicht nur als Kosten sondern auch als Investition sehen.

Ps: *Looser* schreibt man nur mit einem *o*.

[Bezirksligalooser]

Man kann sicher über alles diskutieren, aber wird sicher nicht immer zu einer einheitlichen Meinung kommen.
Dass es ein schwächeres Gehaltsniveau im Vergleich zu früher gibt, wage ich stark zu bezweifeln. Wenn ich sehe, was meine Eltern (mein Vater hatte nicht selten 2 Jobs) sich mit uns leisten oder nicht leisten konnten und dies mit dem vergleiche, was sich heute Leute leisten können, die von staatlicher Unterstützung leben können.
Früher war es für viele etwas Besonderes einmal die Woche in einen Imbiss zu gehen, von Flugreisen oder sonstigen regelmäßigen Urlauben ganz zu schweigen.
Was sich geändert hat, ist das Freizeitverhalten in seiner Gesamtheit, was man ja auch daran festmachen kann, wie oft andere Dinge wichtiger sind, als der MANNSCHAFTSPORT Tischtennis und dies unabhängig vom Einkommen.
Gerade beim Tischtennis fehlt es doch mittlerweile an Strukturen und Regelmäßigkeiten, von Umgangsformen, am Tisch, ganz zu schweigen.
Zudem treffen die von Dir genannte Vorteile auf ganz viele Bereiche zu, die aber nicht alle finanziell unterstützt werden können. Das liegt in der Verantwortung der Familien, die dafür halt anderswo etwas kürzertreten müssen, wenn sie wollen, dass ihre Kinder einen Sport betreiben. PS:Zwischen *Kosten* und *sondern* gehört ein Komma��

[kato1]

Eine nötige "Strukturreform" lässt sich schwerlich aufhalten. In unserem Verein hatte eine Kreisklasse 10 Mannschaften (Sechser-Teams), wovon jetzt noch eine zurückgezogen wurde. Vor Corona gab es 12 Mannschaften.

So viele Jugendliche können gar nicht nachrücken, auf dass diese Lücken gefüllt werden.

Einen Spielbetrieb wie "früher" kann man sich wohl abschminken. Also bitte jetzt schon richtig reformieren, sprich verschlanken.

[Hdd]

Bei der gestrigen Gründungsversammlung des Bezirks 10 (Südwestfalen) - ich musste leider wegen Erkrankung kurzfristig absagen , habe aber das Protokoll gelesen - scheint es sehr harmonisch zugegangen zu sein. Alle Vorstandsmitglieder sind einstimmig gewählt worden. Auch die weiteren Beschlüsse etwa zu Finazfragen sind zumeist mit deutlicher Mehrheit gefasst worden.
Gruss Hdd

[Noppenernie]

Nur mal so aus Interesse: Gab es hinsichtlich der gewählten Vorstandsmitglieder "Gegenkandidaten" oder war man froh, dass sich jemand für ein Ehrenamt gemeldet hat?

[Jomo]

Es gab keine Gegenkandidaten. Insbesondere im Bereich Sportentwicklung werden noch Ressortleiter gesucht. Wer sich die Mitarbeit in diesem Bereich vorstellen kann, ist herzlich eingeladen sich zu melden oder Hinweise auf potentielle Kandidaten zu geben. Ich kann dann gern noch mit ausführlicheren Informationen dienen. Der Arbeitsaufwand soll und wird sich auf Grund der Spezialisierung auf einzelne Bereiche in Grenzen halten.
Diskussionen gab es über die Mannschaftsstärken (ab 1.Bezirksklasse, früher 1.KK abwärts Vierermannschaften) und Finanzierungsmodelle. Aber auch hier gab es jeweils eindeutige Abstimmungsergebnisse und solidarisches Verhalten.