Entscheidung des Bundesgerichts zur Ausländerregelung

[Bernd Beringer]

Es ist schade, dass viele von Euch ohne Vision, ohne zukunftsweisende Konzepte, ohne Strategie, ohne Blick für das große Ganze diskutieren. Europa wächst zusammen - auch im Sport. Warum ist keiner auf mein Argument eingegangen, dass sich in drei bis vier Jahren die ganze Ausländer-Diskussion ohnehin erledigt hat? Dann sind die Osteuropäer keine "Ausländer" mehr. Warum also heute eine Ausländerregel einführen, die morgen der Vergangenheit angehört?

Bei allen (nachvollziehbaren) Gefühlen: Es gibt objektive Tatsachen. Zum Beispiel die, dass die Ligen schwächer werden ohne "Ausländer", dass es weniger finanzierbare Trainer und weniger gute Sparringspartner gibt. Und dass so der deutsche Nachwuchs relativ schnell ebenfalls schwächer wird. Dadurch bekommt der Tischtennissport in Deutschland immer weniger öffentliche Gelder. Dies wiederum bedeutet für a l l e Vereine und Verbände: weniger öffentliches Geld, mehr Eigenmittel, weniger Hochleistungssport, mehr schwer zu findende Sponsoren, weniger Öffentlichkeit, mehr Druck für die Spitzenvereine/Spieler, letztlich weniger Nachwuchs, weil auch weniger Mittel für den Breitensport vorhanden sind.

Die Spirale dreht sich nach unten - jetzt schon! Die Statistiken beweisen es. Tischtennis ist auf dem absteigenden Ast. Wie wollen wir da gegensteuern? Mit weniger Klasse, mit weniger Qualität? Das wird nicht gutgehen. Wir brauchen beides: Klasse und Masse. Und die Masse kommt nur, wenn wir Vorbilder, sprich Klasse "produzieren". Übrigens: Den Kindern kommt es weniger auf die Nationalität an als den Erwachsenen!

Ich persönlich, ehrenamtlicher Manager eines Regionalliga-Vereins, der schon einige wirklich gute Jugendliche herausgebracht hat, finde schlichtweg gut, was die DJK Offenburg und Michael Frey machen - obwohl ich kein Freund zentraler Strukturen bin. Häufig werden gerade auf dem Land die Kinder zu den größten Talenten. Deshalb sollten die Trainer zu den Kindern kommen und nicht umgekehrt. Tischtennis-Internate oder Großvereine, die alles an sich ziehen, sind sicher nicht der Weisheit letzter Schluss.

Obwohl mein Verein bis vor einem Jahr völlig ohne "Ausländer" gespielt hat und wir auch jetzt nur einen (übrigens total engagierten) Tschechen (an Nr.4) einsetzen, bin ich der Meinung: Der Mittelweg wäre das Richtige. Zwei bis drei "Ausländer" (ruhig bis zur 1. Bundesliga) wäre sportlich, finanziell und sportpolitisch der richtige Weg.

Die Förderung des Nachwuchses geht ohnehin nur im "dualen System". Das heißt: Vereine und Verbände müssen ganz eng zusammenarbeiten, damit was Gescheites herauskommt. Durch die Konfrontation des DTTB mit einigen wichtigen Vereinen ist auf Monate, wenn nicht auf Jahre hinaus der Konsensweg versperrt. Wie soll da ein guter Nachwuchs gedeihen?

Ein runder Tisch könnte könnte auch hier Wunder bewirken. Also, ihr Funktionäre: Runter von Eurem Sockel, reden und handeln!

[Manfred Grab]

Kroate oder Franzose ?

beim momentane Stand der Dinge muss ich mich fragen, ob der TTC Wehr für die kommende Regionalliga Saison 'Fehlverpflichtungen(?)' vorgenommen hat. Wir hätten 2 wirklich starke Franzosen aus dem benachbarten Frankreich verpflichten können. Wir hatten mehrere Kontakte zu 'eingedeutschten' oder deutschen Spitzenspielern. Wir hätten für alle Spieler keine Papiere wie Arbeitserlaubnis bzw. Aufenthaltsgenehmigung benötigt. Wir hätten keine Wohnung suchen müssen, da leider keiner der Spieler bereit war umzuziehen. NEIN, diesen Weg sind wir nicht gegangen. Wir haben uns für eine starke Trainingsgruppe vor Ort entschieden, die hier bei uns mit gültigen Papieren leben und trainieren soll. Was bringt dem Nachwus mehr : ein Franzose der zum Spiel anreist oder eine Kroate der hier mit gültigen Papieren lebt und trainiert ???
Ich bin gespannt, wie sich unsere Vorstandschaft nächstes Jahr entscheiden wird. Für die wirklich harte Arbeit eine gute Infrastruktur aufzubauen oder für den 'einfachen Weg' EU Spieler zu verpflichten ( wie es ja sehr viele 2. Bundesligsten dieses Jahr schon gemacht haben ) - ich zumindest weis für was ich mich entscheiden werde.
Gruss aus Wehr
Manfred

[Ino]

@ Bernd Beringer

Bevor ich zu anderen Argumenten Stellung nehme, musst du mir deine "objektiven Argumente" erklären (ich bin zu dumm):

wieso gibts weniger finanzierbare Trainer und weniger gute Sparringspartner? Das bestreite ich. Somit wären auch die Folgen Schlechterwerden des Nachwuchses usw. strittig.
Vielleicht gibt´s bei einem höheren Anteil an Deutschen auch eher Fördermittel, oder sollen die eingekauften, ausländischen Spieler durch öffentliche Mittel mitfinanziert werden?

"Die Spirale dreht sich nach unten, jetzt schon" mag sein. Und in den letzten Jahren ist das mit dem Einsatz von Ausländern immer mehr geworden. Vielleicht hängt´s ja auch teilweise damit zusammen? Aber zumindest hat man damit ja schon mal nicht gegensteuern können.

Vorbilder: wer identifiziert sich denn in einer deutschen Liga mit jemandem, dessen Namen er nicht kennt, nicht aussprechen kann und der evtl. nur zu spielen eingeflogen wird? Auch die Kiddis werden sich kaum für jemanden interessieren, den sie im Training nie sehen.

[thomas wetzel]

hallo ino,
das was du in deinen beiträgen unterschwellig immer von dir gibst ("namen nicht kennt...) ist wirklich aller unterste schublade. natürlich kann ein ausländer vorbild sein. überlege dir mal was du da al´les von dir gibst.

[pingpongpapst]

Original geschrieben von thomas wetzel
hallo ino,
das was du in deinen beiträgen unterschwellig immer von dir gibst ("namen nicht kennt...) ist wirklich aller unterste schublade. natürlich kann ein ausländer vorbild sein. überlege dir mal was du da al´les von dir gibst.

Da muß ich zustimmen, siehe Mihaela Steff in Bad Driburg!!!

[Ino]

Schön wenn ihr mir hier lediglich Ausländerhass unterstellen wollt.
So kommt man aus ner Diskussion fein raus.

Ich sprach nicht davon, daß das keine Vorbilder seine können. Identifizieren ist aber meiner Meinung nach wieder was anderes. Und da tut man sich schwerer, wenn man die Leute nicht kennt und die in der nächsten Saison evtl. in nem anderen Verein spielen (die wahrscheinlichkeit ist bei zugekauften Spielern unbestritten größer (egal welcher Nationalität)). Jemand aus dem Kreis der auch im Training da ist, ist meiner Meinung besser geeignet, als Magnet zu fungieren (entsprechende Leistungen müssen natürlich da sein).

Außerdem hast du da einen Satz aus etlichen Beiträgen rausgesucht, der leider ausländerfeindlich ausgelegt werden kann. Wenn du meine Beiträge liest, wirst du mehrere Gedanken zum Thema finden, aber nichts, was sich gegen die ausländischen Spieler als solche richtet.
Wenn sich jemand getroffen fühlt, entschuldige ich mich hiermit in aller Form bei demjenigen.

Klaus Hölzer


PS. wäre schön, wenn zu den anderen Gesichtspunkten auch mal geantwortet würde

[würstchen]

Hier Ausländerfeindlichkeit zu unterstellen finde ich nicht korrekt. es sind meiner Meinung nach bisher keine ausländerfeindlichen Argumente gefallen.

Wie aus der Psychologie bekannt ist kommt Altruismus (Selbstlosigkeit) selten vor. Damit stellt sich die Frage, warum jemand Ausländer illegal/legal in Deutschland für seinen TT-Verein beschäftigt. Er hat in der Regel die Gruppe (Verein), die er vertritt im Sinn. Er möchte das dieser Verein besser dasteht als der Konkurrent (Nachbarverein). Es sind in erster Linie egoistische Interessen vorhanden, um seine Gruppe besser dastehen zu lassen.

Wieso beschäftigt jemand einen Profi, obwohl doch in der Regel Regionalliga und abwärts eigentlich Amateure spielen sollten (Chancengleichheit)? Ist das der wahre Sportsgeist? Für mich nicht. Darum habe ich auch mehr Respekt vor einem Verein, der ausschließlich mit Amateuern spielt, als einem Verein, der unter Umgehung der Gesetze einen ausländischen Profi beschäftigt, der nach deutschen Maßstäben ein Dumpinggehalt bekommt.

Der Niedergang der klassischen Sportarten hat mit Sicherheit auch andere Gründe, als das Ausländer hier spielen: z.B. mehr mögliche Sportarten. Aber auch ich kann mich nicht mit einem ausländischen Profi, der in einer Amateurklasse spielt identifizieren.

[Michael Frey]

Hallo Leute, hallo Ino,

ich unterstelle Dir keinen Ausländerhass. Ich kann mir aber vorstellen, dass Du einige Schwierigkeiten hast, Dich in unsere Perspektive zu versetzen. Vermutlich sehen wir dasselbe Problem, nur von entgegengesetzten Seiten. Versuch Dich mal in unsere Lage reinzuversetzen.

Bei uns stellt sich die Lage ähnlich dar wie in Wehr:
Original von Manfred Grab:
"Wir hatten mehrere Kontakte zu 'eingedeutschten' oder deutschen Spitzenspielern. Wir hätten für alle Spieler keine Papiere wie Arbeitserlaubnis bzw. Aufenthaltsgenehmigung benötigt. Wir hätten keine Wohnung suchen müssen, da leider keiner der Spieler bereit war umzuziehen."

Es ist wirklich wahr: so gut wie kein deutscher (oder französischer) Spieler mit Regionalliganiveau war bereit, nach Offenburg zu ziehen und mit unserem Nachwuchs zu arbeiten.
Leider!

(Man muß dazu sagen, dass es bei uns mangels vergleichbarer Bevölkerungsdichte nicht die Menge an RL-tauglichen Spielern gibt wie etwa im WTTV.)

Solltest Du jemanden kennen, der das will, kannst Du ihn an mich verweisen.

Und (da wirst Du mir recht geben) die zweitbeste Lösung ist doch die, dass wenn ich keine spielstarken Deutschen bekomme, lieber Ausländer aus Osteuropa nehme, die hier wohnen als Ausländer aus Westeuropa, die nur zum Spiel kommen.

Da liegt doch der Identifikationswert deutlich höher (natürlich: den Weltmeister aus dem eigenen Verein kann keiner toppen)

Zum Thema Jugenförderung: Wir betreiben eben auch Jugendförderung in der Leistungsspitze (auch wenn wir den Deutschen Meister noch nicht entdeckt haben), da (und das kann zB Quizard bestätigen) ist es wichtig, dass die Leistungssteigerung schnell und konstant von Statten geht.

Dafür muß ich den Jugendlichen ein Art Leiter zur Verfügung stellen (sowohl im Training als auch in der Mannschaftsspielklasse) an der sie emporklettern können.
Die Leiter erst zu bauen, wenn die Kinder schon draufstehen, dauert zu lange.

Ich hoffe, ich konnte dir unseren Standpunkt (wenigstens etwas) näherbringen.

Grüße aus dem Süden
P.S.: Nochwas: Wir in Südbaden kennen auch die Vereinskooperation zum Wohle der Talente nicht in dem Ausmaß, wie ihr das im WTTV kennt. Bei uns (im Verband) fehlt es da an der Leistungsdichte. Die DJK war langezeit eine Insel in Südbaden...

Ich hoffe, Du merkst meinen guten Willen, mich mit deinen Argumenten auseinanderzusetzen...

[Ino]

Hallo Michael,

erstmal Danke.

Das ich das aus einer anderen Perspektive sehe ist richtig. Wir sind ein Verein, der nie weiterkommen wird, weil welche mit mehr Geld (und schlechterer Jugendarbeit) uns die besten Jugendlichen immer wieder abnehmen.

Ein Spieler, der nur zu den Wettkämpfen anreist, kann weder spielerisch noch in Sachen Identifikation etwas für die Jugend tun, egal, ob Deutscher, Franzose oder Osteuropäer.

Dass aber viele der Ausländer nur zu den Spielen kommen, ist wohl kaum abzustreiten, und ist nicht der Erstrebenswerte Weg meine ich. Nur wie will man das alles wieder unter einen Hut bringen? Es haben natürlich wieder einige zu leiden mehr oder weniger "ungerecht" unter einer solchen Regelung.

Das mit der Leiter ist auch ein schönes Beispiel, welches auch vollkommen richtig ist (aus Sicht des Vereins und zum Teil auch wg, der ortsnahe Möglichkeiten für Nachwuchs), aber es müssen sich auch Erfolge zeigen. Für einen Deutschen diese Leiter mittels 10 -12 Ausländern aufrecht zu erhalten halte ich dann schon für fragwürdig. Und es kann doch nicht sein, daß jeder Verein das versucht, und da liegt der Hund begraben.
Abgesehen davon, daß jeder Verein dann zusehen muss, daß er genügend gute Leute zur Verfügung hat um das System aufrecht zu erhalten, werden die Preise stetig steigen. Dass der DTTB die Vereine jetzt erpressbar gemacht hat und die "regulären" Spieler das ausnutzen ist auch wieder sch...., aber es gibt leider keine Patentlösung.

[tim0000]

@bernd behringer

Das Argument, daß die Staaten (Polen, Ungarn, Tschechei, usw.) in einigen Jahren sowieso in die EU aufgenommen werden, hatten wir bereits vor einiger Zeit entkräftet:
Erstens kann niemand genau sagen wann der EU-Beitritt stattfinden wird, ob in 3 oder erst in 10 Jahren

Zweitens wird dies erst dann der Fall sein, wenn sich die Preise zumindest annähernd angeglichen haben. Dann werden die osteuropäischen Spieler auch nicht mehr bereit sein, für deutlich weniger Geld als ein vergleichbarer deutscher Spieler zu spielen.
Folglich werden dann auch jene Vereine vermehrt auf deutsche Spieler zurückgreifen, die sich bislang lieber mit den so günstigen TT-Touristen aus Osteuropa verstärkt haben.

Zu Deinen weiteren Argumenten hat Ino bereits Stellung bezogen. Ich stimme ihm darin voll zu.