Pressemeldung

[klugscheisser]

Sächsische Zeitung
Dienstag, 18. November 2003





Die 35-jährige Anke Heinig führt die Damen des SV Dresden-Mitte in der Regionalliga an. Foto: SZ/Marion Gröning





Geld ersetzt Nachwuchs
Anke Heinig spielt mit SV Dresden Mitte in Liga drei
Von Robert Krauße

Die Aufsehen erregenden Fernseh-Zeiten der kleinen weißen Bälle sind lange vorbei. Große Namen wie Fetzner und Roßkopf tauchen, wie ihr Sport, nur noch selten im Rampenlicht auf. Auch die neuen Sterne am schwarz-rot-goldenen Tischtennishimmel strahlen, trotz Ausnahmeerscheinungen wie Timo Boll, nicht hell genug für DSF und Co. Tischtennis ist zwar Volkssport und hinter Fußball, Tennis und Turnen auf Platz vier der mitgliederreichsten Sportarten der Republik, liegt im medialen Interesse aber allenfalls auf Randsporthöhe.

Ein Ärgernis in den Augen von Regionalliga-Kapitän Anke Heinig. Die Grundschullehrerin gehört nicht nur zu den besten Tischtennis-Spielerinnen der sächsischen Landeshauptstadt, sondern sammelte bereits vor ihrem Beitritt zum SV Dresden Mitte Erfahrungen in den höchsten deutschen Spielklassen.

Dabei begann für sie alles so unscheinbar. Ammelshain, ein Dorf in der Nähe Grimmas, war die erste Station ihrer nun 26-jährigen Tour von Platte zu Platte. „Mit neun Jahren fiel die Entscheidung nicht ganz so schwer. In meinem Ort hieß die Wahl – Fußball oder Tischtennis. Mit meinem Vater als ehrenamtlichem Tischtennistrainer war die Richtung klar“, berichtet die 35-Jährige. Ihr Talent zum Spiel wurde schließlich nicht nur auf dem Dorf offenkundig, sondern auch in der nahen Großstadt erkannt. Mit zwölf Jahren wechselte sie zu Lok Leipzig Mitte und spielte dort mit 14 ihre erste Oberliga-Saison.

„Als Mitglied des Nationalkaders durfte ich schließlich 1989 auch meine erste und einzige Europameisterschaft spielen. Der Nachwuchs stand zu DDR-Zeiten nicht nur im Spielbetrieb, sondern auch in der Förderung ganz oben. Mit der Wende wechselte ich nach Berlin und der Tischtennis-Sport wandelte sich völlig. Plötzlich waren Einkäufe aus Europa und Asien, und damit das große Geld, wichtiger als die eigene Jugendarbeit“, sagt Heinig. Umso bemerkenswerter ist ihr siebenjähriger Einsatz für einen Hauptstadtclub in Bundesliga eins und zwei.

„Seit 1996 spiele ich nun in der Regionalligamannschaft des SV Mitte. Dresden ist Leistungs-Stützpunkt im Bereich Tischtennis und spielt trotzdem nur in Liga drei. Ein Mangel, den es zu beheben gilt, der sich aber ohne Sponsoren und das nötige Geld kaum ändern wird“, sagt die Sportpendlerin. Jede Woche fährt Heinig zwei- bis dreimal die 100 Kilometer nach Dresden, um mit ihrer Mannschaft zu trainieren oder am Wochenende im Ligabetrieb anzutreten. „Das ist das Äußerste. Ich hätte zwar Lust, mich nochmals in der zweiten Liga zu probieren, glaube aber nicht, dass es noch einmal dazu kommt. Dafür muss sich im sächsischen Tischtennis nicht nur die finanzielle Situation ändern“, moniert Heinig