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Technik - Taktik - Training - Vorsätze und Zielerreichung Hier könnt Ihr Fragen und Tipps rund um die Themen Technik, Taktik und Training loswerden. Spieler und Trainer können hier Erfahrungen austauschen und Trainingswillige von ihren alltäglichen Problemen und Zielen berichten. |
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Themen-Optionen |
#1
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modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
Hi!
Ich möchte hier mal eine Diskussion über moderne Trainingswissenschaft beginnen die sich in einem anderen Thread zwischen mir und "David Hasselhoff" (sorry Michael Knight ) entwickelt hat. Es geht im Prinzip darum, wie man Techniktraining auffasst und was sich ggf. ändern sollte an den "alten" methodischen Prinzipien um neue Erkenntnisse in die Trainingspraxis zu überführen. Ich "oute" mich hier als Anhänger eines methodischen Vorgehens gemäß Technikerwerbstraining, Technikanwendungstraining und technisches Ergänzungstraining (Definition nach Martin, Carl, Lehnerz). Zitat:
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#2
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AW: modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
Was das trainieren eines "Ideals" betrifft, dann würde ich fast sagen, dass dies zumindest beim Schattentraining annähernd möglich ist. Hier sind störende Einflüsse quasi fast vollständig ausgeblendet.
Danach Vorübungen bei denen der Spieler sich selbst den Ball "zuspielt" (oder wirft usw). Später einzelne Bälle am Balleimer. Dann aus der Grundstellung einzelne Bälle (integration von Beinarbeit) usw. bis man wettkampfnah ist. Dabei würde ich auf jeden Fall auch das Unwort "automatisieren" verwenden. Wenn ein Anfänger beispielsweise eine Schleifenbewegung beim Topspin macht (damit meine ich, dass die Ausholbewegung für den nächsten Schlag quasi in den vorangegangenen integriert ist), dann versuche ich das in diesem Fall zu unterbinden (Ausholbewegung ist wie die Schlagbewegung, also gleiche Ebene usw). Dies begründe ich damit, dass sich die Bewegung damit schneller "stabilisieren" kann weil man die Bewegung quasi zweimal pro Schlag (einmal beim Schlag, einmal beim Ausholen). Dies beruht aber auf der Annahme, dass man der Modellvorstellung mit den Gedächtnisengrammen folgt (also abgespeicherte Bewegungsmuster im Gehirn). Eventuell hat sich da ja schon etwas geändert. In der Praxis wird niemand mehr 100 Schläge Topspin diagonal auf Block trainieren. Und für ein "Ideal" spricht zumindest, das es notwendig ist um jede Form der Fehlerkorrektur zu ermöglichen. Jede Fehlerkorrektur geht von einem "Soll/Ist-Vergleich" aus! Geändert von Cheftrainer (19.12.2006 um 12:17 Uhr) |
#3
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AW: modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
Meine Erfahrungen als 'Trainer' sind, daß meistens bestimmte Techniken und Spielsituationen eines (durch organisiertes Training) trainierten Spielers unterentwickelt sind.
Diese Mängel liegen in unterschiedlichen Feldern welche sich teilweise gegenseitig zu eine Drama verstärken oder auch erst später im Laufe der Steigerung im Spielanspruch deutlich werden und deswegen teilweise dann nicht (oder nur schwer/mit unverhältnissmässig hohem Aufwand) behoben werden können. die Felder wären IMHO u.a. : A. eingeschränke Techikvarianten (nur TS auf Block) B. keine Verinnerlichung der physikalischen Abläufe eines Ballwechsels, sondern nur "Schema F" Abläufe die am Anfang zu 90% passen, 15 Jahre später aber nur noch zu 40% (aufgrund mentaler und körperlicher Einschränkungen/ Änderungen). C. eingeschränkte unflexible Strategien (weil Taktik und Strategie kaum gelehrt werden) D. mangelhafte Abbildung des eigenen Technikkatalogs auf die taktischen Anforderungen eines Gegners. -------------------------- Es gibt zB. Philosophien, welche darauf beruhen, keine Technik zu schulen (oder zu 'knüppeln'), sondern die Trainees nur Spielpraxis bekommen zu lassen und dabei strategische Orientierung zu geben. Die Trainierten machen also die ganze Trainingszeit nicht anderes, als gegen möglichst viele Gegner zu zählen und bekommen Rückmeldung über ein internes Ranking (ähnlich den Ranglisten in den nationalen und internationalen Verbänden). Der Trainer berät dabei auf taktischer und mentaler (Motivation) und ggfls. Materialebene. Die Spieler lernen durch Erfahrung und Abschauen der technischen Elemente der Gegner. Eine Steigerung kommt durch die andauernden Erfordernisse am Spielergebniss zustande. Desweiteren wird natürlich soviel wie möglich an ausservereinlichen Veranstaltungen teilgenommen. Auch wenn dies nicht meine eigene Vorliebe darstellt. Dies ist nicht nur eine Theorie sondern wurde teilweise in einem Verein in Hamburg so praktiziert, welcher auch überregional recht erfolgreich war und ist. Diese Art und Weise ist, meiner Kenntniss nach, von Aussenstehenden dabei umstritten, da teilweise recht viele unangenehme Spielertypen (tlw. auch mit Material) hieraus entwachsen sind, welche nach Ansicht des Betrachters trotzdem nicht auf wirklich hohem Leistungsniveau (etwa ab Regionalliga) nicht konkurrenzfähig sein dürften (wobei dies eher eine 'gefühlte' Sache ist , da ja statistisch auch nicht jeder 2. das Potential hätte, dort spielen zu können.) Ich halte diese Philosophie allerdings nur teilweise geeignet, obenstehenden Punkten A.- D. zu begegnen, da ich glaube, dass der unreflektierte Erfolg bestimmte 'technische Stilblüten' fördert, welche später hinderlich sind und nur schwer zu verbessern/ändern sind. |
#4
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AW: modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
Meinst du mit dem Hamburger Verein etwa Schnelsen??? ^^ Gegen die haben wir auf den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften schon ab und zu gespielt. Da gabs Abwehrer mit langen Noppen auf der VH und ähnlich kurioses. Allerdings schienen die auch eine gewisse technische Ausbildung zu haben.
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#5
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AW: modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
Ja, der Trainer war Rolf Pagel, er ist mit seiner Strategie und Initiative recht erfolgreich... inzwischen trainiert er seit drei Jahren (?) bei Wedel und die Jugendabteilung dort, macht nun ebenfalls Schlagzeilen, was soll man sagen...Der Erfolg gibt ihm Recht !?
Kann jetzt nicht mit Bestimmtheit sagen, ob garkein Techniktraining gemacht wurde...und wenn die Spieler technische Ferigkeiten hatten, so impliziert das natürlich nicht, dass dort "Schlagtechnik geknüppelt" wurde. Sondern wollte eigentlich die Grundstrategie darstellen. Das Konzept "Spielpraxis" dominiert auf jedenfall die Trainingsmethode. Die Frage ist: Verinnerlichung der Technik durch systematische (endlose) Wiederholung versus Chaotische Wiederholung durch hohe Spielpraxis (Chaotisch hier nicht negativ gemeint, sondern als Mittel für Flexibilität) Geändert von Hurz67 (19.12.2006 um 14:33 Uhr) |
#6
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AW: modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
Zur "motor-action-controversy":
Die "klassische" Trainingswissenschaft betrachtet den Trainingsprozess im sinne des "motor-approach" als ein kybernetisches Regelsystem, welches sich in den entsprechenden Programmtheorien (closed-loop etc.) niederschlägt. Ohne jetzt weiter auf die einzelnen Kritikpunkte einzugehen (Speicherproblem, Neuigkeitsproblem etc.) zeichnen sich diese Ansätze duch die Annahme einer linearen Wechselwirkung von Trainingsinhalten und Lernergebnis aus. Dies findet seinen Niederschlag in den methodischen Reihen, die zumindest implizit davon ausgehen, dass die gleichen Übungen bei jedem Athleten zu zumindest ähnlichen Ergebnissen (Leistungssteigerungen) führen. Die "neuere" Trainingswissenschaft betrachtet den Trainingsprozess eher ganzheitlich als eine komplexe Wechselwirkung zwischen Belastung, persönlichen Faktoren, Umwelteinflüssen usw. Da diese "chaotischen" Strukturen nicht bis ins letzte Detail aufzulösen sind, versucht man wie von der Synergetik postuliert - und auch auf den verschiedensten Gebieten (auch im Sport) nachgewiesen - sogenannte Selbstorganisationseffekte beim Athleten zu initiieren. Dass diesem Trainingsverständnis inhärente Problem ist jedoch, dass es eben nicht die Lösung für ein ausgewähltes Problem gibt. Das ist ja genau der Punkt, dass man versucht ein chaotisches System wie den Menschen sich selbst organisieren zu lassen. Dies verbietet natürlich starre Vorschriften und Regeln. Und damit sind konkrete Handreichungen, wie sie hier gefordert werden unmöglich. Wie gesagt, das ist keine Böswilligkeit oder liegt an einem unzureichenden Forschungsstand, sondern ist die zentrale Botschaft. Modelle, die diese Vorstellungen aufgreifen sind (ohne Anspruch auf Volständigkeit): Diese Modelle mögen sich teilweise überschneiden, oder Hybridmodelle des motor-/action-approach sein. Es soll auch keine Einteilung der Modelle in "richtig" oder "falsch" erfolgen. Es sei lediglich darauf hingewiesen, dass die "klassiche" Trainingswissenschaft (vergleichbar der klassischen Newton'schen Physik im Vergleich zur relativistischen Physik nach Einstein, Heisenberg u.a.) nur einen Teilbereich des Trainingsprozesses abbildet und es insbesondere im angesächsschen Sprachraum eine andere, weitergehende Auffassung gibt, welche sich offenbar auch hierzulande immer mehr durchsetzt. Üblicherweise dauert ein Paradigmenwechsel jedoch 30-40 Jahre, eben die Schaffensperiode eines Professors, der sein Modell natürlich nicht fünf Jahre vor seiner Emeretierung verwirft. Mitch Buccannon |
#7
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AW: modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
Naja, gewisse Aspekte werden auch bereits heute in der Trainingsslehre berücksichtigt.
Ich verwende öfters die induktive Methode, d.h. ich gebe eine Bewegungsaufgabe und versuche dem Spieler möglichst viele Freiheitsgrade zu lassen, die Aufgabe zu lösen. Danach probiert man verschiedene Alternativen. Hier gehe ich wieder nach dem "alten" Modell vor und versuche letztlich den Spieler selbst die Erkenntnis zu ermöglichen, dass bestimmte Techniken hier günstig sind. Was spezielles Beinarbeitstraining betrifft stelle ich manchmal unsinnige Bewegungsaufgaben. Beispielsweise tiefe RH in tiefe VH und dabei um die eigene Achse drehen. Teilweise aber auch einfach nur sinnvolle Alternativen wie beispielsweise Ausprobieren aller möglichen Beinarbeitstechniken um die gleiche Aufgabe auf möglichst viele Wege zu lösen. Im Prinzip habe ich das mal bei einem chinesischen A/B-Kader-Trainer "gerlernt", der ein Beinarbeitsmodul (war Bestandteil sowohl einer Diplomtrainer Ausbildung als auch eines A-Trainer Workshops) geleitet hat. Ihm ging es darum zu verdeutlichen, dass man in China auch sehr oft sehr "ungewöhnliche" bzw. auch auf den ersten Blick sinnfreie Bewegungskombinationen lehrt um dem Spieler eine extrem umfangreiche Bewegungserfahrung zu verschaffen. Aus diesem Grund scheint auch China sich von den "Ostblock"-Methoden (teilweise) gelöst zu haben, denn in dem Bereich sind sie fortschrittlicher als die meisten Leistungskader in Deutschland. |
#8
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AW: modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
@Cheftrainer @ Michael Knight
Bringt hier doch mal Beispiele an, wo Ihr im Techniktraining die eine oder andere Methode angewandt habt und welche Fortschritte für euch zu erkennen waren. Interessant wäre auch zu Wissen wie lange es gedauert hat , um zu dem gewünschten Ergebnis zu kommen... Die Diskussion ist mir zu abstrakt- denn erfolgreicherTischtennistechnikerwerb ist meines Erachtens nicht mit sporttheoretischen Ansätzen zu erklären. Dafür sind die Variablen einfach zu zahlreich. |
#9
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AW: modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
Ich fasse die bisherigen Ergebnisse mal kurz zusammen:
Im Prinzip sprechen wir hier über den sportwissenschaftlichen "Background". Daher wollte ich nicht unbedingt grundlegend auf die klassischen Methoden eingehen. Mich interessieren daher eher modernere Methoden. Aber wie man den anderen Beiträgen bereits entnehmen kann, gibt es da bisher noch nicht so viel "handfestes" für einen Praktiker. Bisher sollte man zumindest nicht alles unkritisch übernehmen da bestimmte Modelle überholt scheinen (allerdings ohne eine sinnvolle Alternative). Unabhängig davon habe ich ja bereits einige Beispiele aus der klassischen Trainingspraxis beschrieben (methodischen Reihen die der Einteilung in Technikerwerb, Technikanwendung und techn. Ergänzungstraining entsprechen gemäß "Trainingslehre" von Martin, Carl, Lehnerz). Hier nochmal komprimiert eine methodische Reihe für das Training einer Schlagtechnik (so wie ich es praktiziere und ggf. auch in der Trainerausbildung lehre!): Anfangs sollte man isoliert eine Technik (unter vereinfachten Bedingungen) trainieren, danach wird man schrittweise spielnäher bis hin zur Anwendung im Wettkampf. Unter technischem Ergänzungstraining verstehe ich ein spezielles Koordinationstraining welches immer begleitend stattfindet. Daraus folgt eine methodische Reihe die so aussehen könnte:
Für ein spezielles Koordinationstraining könnte ich beispielsweise eine einfache Übung nennen: Training Reaktionsfähigkeit / Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit: Spieler steht mit Rücken zum Tisch (1-2m hinter Grundlinie), Trainer spielt einen einzelnen Ball ein (unregelmäßige Platzierung und Tempo, Rotation ist vorgegeben). Der Spieler hört das Aufsüpringen des Balls und muss sich nun umdrehen (Reaktionsfähigkeit) und dann an dan ankommenden Ball anpassen (Anpassungs-/Umstellungsfähigkeit) um beispielsweise einen Topspin zu spielen. Zu Deinen konkreten Fragen: Und was Deine Fragen bezüglich Fortschritte, Dauer usw betreffen, kann ich nur sagen, dass man da keine statistischen Aussagen machen kann. Ich habe es erlebt, dass jemand innerhalb von einer Trainingseinheit eine Technik "erlernt" (mehr als nur eine Grobform) hat. Andere haben das nach Monaten noch nicht hinbekommen. Wie Du schon sagtest, es gibt zu viele Variablen die man nicht oder nur schwer beeinflussen kann. Geändert von Cheftrainer (20.12.2006 um 10:41 Uhr) |
#10
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AW: modernes Techniktraining??? Vorsicht: Trainingswissenschaft!!!
Hört sich schlüssig an, aber es fehlt der kreative/taktische flexible Einschlag dabei. Der spieler lernt nicht intuitiv welche Technik, in welcher Problemstellung, anwendbar ist und welche Alternativen möglich sind.
Man perfektioniert also die Technik in fast allen Ausprägungen, aber die konkrete Auswahl im Ernstfall bleibt eine weitere (meist unfertige) Baustelle. |
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