Mentalcoaching gesucht

[Chop&Loop]

Hallo,
da meine mentalen Defizite noch mehr als meine anderen Defizite dazu führen, dass ich Sätze und letztendlich auch Matches verliere, suche ich nach Mentalcoaching.
Drei meiner mentalen Defiziten kann ich hier schon vorab nennen:

1. Fühle mich zu sicher, wenn ich hoch führe: a) Wenn ich 2:0 Satzführung habe, fühle ich zu oft zu sicher und verliere dadurch das Match noch.
b) Wenn ich eine hohe Satzführung habe, egal in welchem Satz, wie zB 8:0, 9:2 und 10:4, dann fühle ich mich zu sicher und verliere dadurch den Satz noch. Wenn es der 5. Satz ist, dann verliere ich dadurch das Match.

2. Spiele zu gehemmt/eingeschränkt, zu ängstlich und vorsichtig/halbherzig, wenn es um Punkte geht (egal ob TTR- oder nicht-TTR-Spiele). Bei TTR-Spielen ist das der Fall: a) Wenn ich selbst TTR zu verlieren habe, egal ob es dabei 3 oder 13 TTR-Punkte sind.
b) Wenn ich gegen einen Spiele, wo ich durch eine Niederlage 3 oder weniger TTR-Punkte verlieren würde, bei einem Sieg hingegen 13 oder mehr TTR-Punkte gewinnen würde. Wenn es um keine Punkte (egal ob TTR-Punkte oder Satzpunkte) geht, dann spiele ich voll befreit und locker/unbeschwert auf und spiele, wie man so sagt wie ein junger Gott bzw. wie von einem anderen Stern ^^

3. Verliere Sätze und Matches dadurch, dass ich zum Satzende, also zB so etwa ab 7:9 oder 8:8 taktisch die falschen Entscheidungen treffe und es sogar vorher weiß, dass sie falsch sein können, also sehr hohe Risiken eingehe in der entscheidenden Phase bzw. in der Endphase des Satzes.

Leider hilft es mir nicht, dass ich das alles über mich weiß.

Wer kann mir da helfen bzw. kennt jemanden, der mir da helfen kann?
Würde mich sehr freuen und wäre sehr dankbar, da ich dadurch bisher permanent weit unter meinen Möglichkeiten bleibe.

[M3rlin]

Table Tennis tactics for thinkers von Larry Hodges.
Leider auf englisch. Ich glaube es gibt leider nichts vergleichbares auf dem deutschen Buchmarkt.
Grundsätzlich gilt, versuche dich auch im Training so zu focussieren/unter Druck zu setzen wie im Punktspiel, damit der Mentale Stressunterschied später relativ klein bleibt.

[Power-Seven]

Zitat von M3rlin

Grundsätzlich gilt, versuche dich auch im Training so zu focussieren/unter Druck zu setzen wie im Punktspiel, damit der Mentale Stressunterschied später relativ klein bleibt.

Interessanter Ansatz.
Mit einem Freund hatte ich eine ganze Weile etabliert, auch in Trainingsspielen Time-Outs zu nehmen. Da bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wann man selbst eins benötigt.

Zumindest für das Verspielen hoher Satzführungen und die falschen Entscheidungen am Satzende könnte ein gut gesetztes Time-Out schon ein Hilfsmittel sein.

Leider hat man nur eins. Deswegen sollte man dann dem jeweiligen "Betreuer" sagen, dass man selbst entscheidet oder erklären, was die kritischen Momente sind - zum Beispiel bei einer hohen Führung wie 9-3 früh eingreifen (9-5) statt auf 10-9 zu warten. Oder besser mal bei 9-9 im ersten Satz eins genommen und den Satz gewonnen statt bei 0-2 Rückstand und 5-9 zu glauben "jetzt aber".

[Frawie]

Zitat von M3rlin

Table Tennis tactics for thinkers von Larry Hodges.
Leider auf englisch.

Man findet zum Thema auch etwa von Larry Hodges auf seinem Blog:
http://tabletenniscoaching.com/node/2715

Oder bei Matt Hetherington unter der Überschrift "Matchplay, Goals and Mentality":
http://www.mhtabletennis.com/p/coaching-blog.html
Gleich der erste Beitrag passt zum Problem: Why Do I Always Lose When I'm Winning?

Weiterhin bei Rowden Fullen (leicht esoterisch angehaucht):
http://protabletennis.net/content/mental-side

Edit hat noch einen PDF-Link gefunden:
http://www.prof-diethelm-wahl.de/Men...ng%20Sport.pdf

Zitat von M3rlin

Grundsätzlich gilt, versuche dich auch im Training so zu focussieren/unter Druck zu setzen wie im Punktspiel, damit der Mentale Stressunterschied später relativ klein bleibt.

Fokussiert und "unter Druck" sind m.E. nicht gleichbedeutend. Im Training fokussiert zu sein, sollte selbstverständlich sein. Aber im Training einen künstlichen Druck aufzubauen, damit man sich an den Druck im Punktspiel gewöhnt, halte ich für den falschen Weg. Der erfolgreichere Weg sollte sein, auch im Punktspiel ohne falschen Druck zu spielen. Techniken, dies zu erreichen, findet man unter den obigen Links.

Persönlich gelingt es mir mittlerweile in Punktspielen meistens besser, in den richtigen Spielmodus ("im Tunnel", "in the zone") zu kommen als in Trainingsspielen. Hier habe ich oftmals Schwierigkeiten, nach ausgiebigem freien Spiel in den Spielmodus umzuschalten und ich mache zu viele leichte Fehler.

[markx]

Zitat von Frawie

Aber im Training einen künstlichen Druck aufzubauen, damit man sich an den Druck im Punktspiel gewöhnt, halte ich für den falschen Weg.

Wie bei vielem anderen geht es dabei im Training um Einüben und Routine, so dass Spielsituationen zum Standard werden und keinen übermäßigen bzw. nur beherrschbaren bzw. sogar positiven Druck erzeugen. Beispiel die internen chinesischen Wettkämpfe, die Sätze bei 6:8 oder 8:9 beginnen.

[Zigeuner]

Punkt 5, den mental approach, finde ich sehr gut. Wenn man es also schafft sich vom Spielstand loszulösen und sich stattdessen auf die Spielweise konzentriert. Muss natürlich genau so antrainiert werden wie ein Vorhand topspin.

[spintakki]

Zitat von Zigeuner

Punkt 5, den mental approach, finde ich sehr gut. Wenn man es also schafft sich vom Spielstand loszulösen und sich stattdessen auf die Spielweise konzentriert. Muss natürlich genau so antrainiert werden wie ein Vorhand topspin.

Das ist ein sehr interessanter Ansatzpunkt, wie ich finde, und man sieht es auch bei den Profis, dass sie bei technischen Fehlern die Bewegung nach dem Ballwechsel ein paar Mal trocken korrigieren.
Dadurch lenken sie den Focus gezielt auf die Spielweise und störende Gedanken/Gefühle haben weniger Raum.

Mir hilft v.a., dass ich mir vor dem Return sage "Ja, komm Ball, ich will dich, egal, wie du kommst" > So, wie ein Hund nach einem Ball giert.
> Weil ich oft Angst vor schlechten Returns hatte - jetzt nicht mehr.

Und ich sage mir immer wieder "gleich gut bewegen", weil ich gemerkt habe, dass ich viel besser spiele, wenn ich mich gut bewege.
Durch das Gut-Bewegen funktioniert alles andere automatisch und ich konzentriere mich so auf die richtigen Bewegungen, dass störende Gefühle/Gedanken keinen Platz mehr haben.

[Chop&Loop]

Danke Euch allen; alle Tipps erscheinen einleuchtend. Jedoch sind Mentaltipps natürlich nur insofern hilfreich, wenn sie umsetzbar sind und wenn man sie für sich selbst umsetzen kann und dann auch tatsächlich umsetzt. Noch hatte ich in der Zwischenzeit keine Wettkämpfe, um die von Euch genannten Mentaltipps umzusetzen zu können bzw. es erstmal zu versuchen sie umzusetzen. Hilfreich erscheint auf jeden fall weniger auf die Ergebnisse zu schauen, die man erzielen möchte, sondern mehr darauf wie man spielen möchte/sollte um einen Satz und dann noch einen Satz und letztendlich das Spiel zu gewinnen. So ist es wahrscheinlich (aus meiner Sicht hoffentlich) einfacher sich immer auf die Situation im hier und jetzt zu konzentrieren und den Blick auf Ergebnisse und TTR-Werte aus den Gedanken bzw. seinem Kopf zu bekommen während des Spiels bzw. der jeweiligen einzelnen Spielsituation, weil ein Blick auf Ergebnisse und TTR-Werte immer Verlustängste hervorrufen kann (bei mir sogar hervorruft) und diese Ängste den Verstand/Intellekt/, die Intelligenz/Vernunft ausschalten und man dadurch nur noch primitiv und risikoscheu darauf aus ist keine Fehler zu machen und letztendlich genau dadurch an Mut verliert und den Gegner dadurch einlädt diesen Mutmangel so auszunutzen, dass er/sie das Ruder und damit das Spiel an sich reißt und unverhofft noch gewinnt. Unverhofft da viele Gegner spielerisch und generell in den Ballwechseln bis zu solch einem Mutverlust unterlegen waren und daher oft viele Gegner wenn das Spiel vorüber ist, gar nicht so recht verstehen, wie sie überhaupt noch das Spiel "gewinnen" konnten.

[radeberger]

Wichtig ist es die Kontrolle über das Spiel nicht ab zu geben und das heisst beim TT nicht berechenbar zu sein. Fängt schon mit der Variation der Aufschläge an und dazu gehört schon Disziplin und auch die Stärken und Schwächen des Gegners von Anfang an im Blick zu behalten und aus zu loten.

Ich zum Beispiel mache den gleichen Aufschlag niemals drei mal hinter einander, meistens nur einmal. Wenn der Gegner nicht gut mit zurecht kommt, noch ein zweites mal hinter her, weil der dann meistens noch zu vorsichtig retourniert wird und man den Retourn dann gut kontern kann.

Ich bleibe bei Punktspielen kalt und gehe die Sache systematisch an, rechts links mitte langsam schnell ... lirum larum Löffelstil ... qttr ist nur eine Prognose bzw. ein Status der die Vergangenheit abbildet ... das was den Kampf entscheidet, sind die eigene Kaltblütigkeit ... taktische Analyse und Disziplin, Technik und körperliche Fitness. Sicherlich macht man da auch mal taktische Fehler aber am Ende gewinnt die Wahrscheinlichkeit und wenn man die Variation oft genug trainiert, spielt man meistens auch intuitiv richtig.

[M3rlin]

Manchmal sollte man mitten in der Nacht einfach keine Beiträge schreiben dürfen.
Vielleicht mal auf die Idee gekommen, das es einen Grund hat, wenn man niemals besser wird?
Wer während dem Ballwechsel versucht taktisch zu denken ist immer zu langsam.