Tischtennis muss langsamer werden!

[Becker]

Ich bin der Ansicht - nach wie vor - dass Tischtennis langsamer werden muss. Es herrscht meiner Einsicht nach der allgemeine Irrglaube, dass Tischtennis die einzigste Sportart wäre, die sich selbst durch Regeländerungen ruinieren würde. Daher bin ich auf ein folgendes Zitat am Montag aus dem Spiegel gestoßen:

"Eine ähnliche Revolution gab es 1995, als man den Druck des Balls verringerte, um das Tempo aus dem Spiel (Tennis) zu nehmen."


Wohl damals gab es aufgrund mangelndem Fernsehinteresse erfolgreiche Regeländerungen in der Sportart Tennis. Dass es in der Sportart Tischtennis weniger erfolgreiche Regeländerung gab, zeigt die Entwicklung. Doch wieso ist es bei uns nicht möglich, die Sportart in der Tat langsamer zu machen? Und nicht noch schneller, durch einen etwas größeren Ball und dazu die 5X schnelleren Schlägermaterialien serviert...

Daher, liebe Funktionäre, macht den Tischtennissport langsamer, führt eine Positivliste ein und belügt euch und eure Spieler nicht selbst!


Auf eine rege Unterhaltung...


MFG Becker

[Tackiness]

Zitat von Becker

Und nicht noch schneller, durch einen etwas größeren Ball und dazu die 5X schnelleren Schlägermaterialien serviert...

Der größere Ball hat das Spiel langsamer, nicht schneller gemacht! (Schon mal mit 38mm bzw. 44mm-Bällen gespielt?) Ich stimme Dir aber zu, dass das nicht gereicht hat und durch den Material-"Fortschritt" wieder zumindest ausgeglichen wurde.

Das mit den Tennisbällen ist mir übrigens neu - galt aber wohl nur für Wimbledon und war keine allgemeine Regeländerung? Beim Tennis gibt es halt die unterschiedlichen Beläge, zudem spielt (draußen) das Wetter eine Rolle, das lässt sich mit Tischtennis nicht gut vergleichen.

[KÖNIGSBLAU04]

Alle Sportarten entwickeln sich im Zeitablauf, so wirken z.B. die Fußballspiele aus den Siebzigern heute wie Standfussball. Auch der Tischtennisport wurde weiter entwickelt (zahlreiche Material- und Regeländerungen). Wieso dann die Forderung, dass Tischtennis langsamer werden muss?

[wng]

Im Tennis ist die Ballgröße exakt, das Sprungverhalten aber nur in einem gewissen Rahmen festgelegt. Daher können regelkonforme Bälle in gewissem Umfang unterschiedliche Härte, Elastizität, Reibung und Beschaffenheit des Filzes aufweisen.

Im Profitennis werden, soweit ich weis, jetzt eher weiche, langsame Bälle verwendet, um längere Ballwechsel zu fördern.

Auch im Tischtennis haben unterschiedliche Ballmarken ein merkbar unterschiedliches Verhalten.

Tischtennis hat aus Mediensicht 2 Probleme:
- der Schnitt ist nur schwer erkenn- und vermittelbar
- kurze Ballwechsel mit (scheinbar) leichten Fehlern sind häufig

Tischtennis deutlich langsamer zu machen, führt wohl wieder zu endlosen Schupfduellen und ist damit eher nicht zielführend.

Wenn man den Sport mediengerecht ändern will, wäre wohl die beste Maßnahme die Verwendung von 2-farbigen Bällen. Das würde aber ein wesentliches Element unseres Sports nehmen: die Täuschung des Gegners.

[Bernardus]

Jawoll, ich bin für Tempo 100!

Und wer die Bälle so gemein anschneidet, daß kein Ballwechsel zustande kommt, den soll der
Blitz beim Sch... treffen!

Sorry, ich konnte nicht anders.

Was hat denn der 40mm Ball gebracht?
Das Spiel ist nicht langsamer geworden und das hat nichts mit irgendwelchen
Materialentwicklungen zu tun.
Ich denke ich kann das recht gut beurteilen, da ich (bis heute) am Material nichts angepaßt habe.
Und mein Spiel ist in keinster Weise langsamer geworden.
Was passiert ist war ein Rückgang der Effektivität von Spin.
OK, da ist man geneigt zu sagen: Super, das wollten wir doch!
AAABER:
Die Spieleröffnug aus Unterschnitt ist damit deutlich einfacher geworden, muß aber mehr riskieren (Tempo, Platzierung)
Damit man den Ball nicht um die Ohren geblockt bekommt. Fehlerquote und Tempo bleibt gleich hoch.
Unterm Strich eine Nullsummenrechnung, zumindest für Angriffspieler.

Die einzigen die spürbar beeinträchtigt wurden waren Abwehrspieler, bzw. Störspieler deren
Hauptwaffe der Unterschnitt ist. Ganz egal ob selbst erzeugt, oder den Top des Gegners mit Langnoppen
Zurückgelegt. Beides wurde zumindest etwas entschärft.
Leider traf es damit genau die, die man nicht treffen wollte...Pech gehabt!

Gruß
Bernardus

[LabyrinthDerSinne]

Hallo Sportkameraden,

die langen Schupfduelle von früher wird es heutzutage nicht mehr geben. Die Barna-Beläge früher, würden das heutige TT-Spiel ja nicht mehr zulassen. Das schlimme am heutigen TT ist, dass die Ballwechsel oft unspektakulär sind, da nach kürzester Zeit der Punkt gemacht wird. Ich selbst habe als Zuschauer und aber auch als Spieler viel mehr Spaß an langen Ballwechseln. Wenn man einen langen spektakulären Ballwechsel gewinnt freut mich das mehr als 3 schnelle Punkte zu machen. Viele bolzen heute nur noch auf den Ball, und das ist beileibe kein spaßiges TT. Die meisten spielen doch um Spaß zu haben, da es ein Hobby ist. Das heißt nun nicht das der Erfolg unwichtig ist, ganz klar, denn dieser motiviert.

Vor 2 Jahren haben wir zu dritt im Urlaub mit Brettchen gespielt. Das Spiel war nicht langweilig, sondern hat uns sehr viel Spaß gemacht. Das heißt nun nicht das ich Brettchen bevorzuge, aber das zeigt auch das TT mit langsameren Material schönere, spektakulärer Ballwechsel zulässt, und diese Spiele waren kein Schupfduelle! Eine Kombination von z.B. Allroundhölzern mit Belägen die max. 3,5 mm(Obergummi + Schwamm) hätten, denke ich würden das TT Spiel interessanter machen. Eine Veränderung nur der Belagstärke oder Minderung der Belaggeschwindigkeit alleine hätte zur Folge, das viele extrem schnelle Hölzer nehmen und damit das Schussspiel bevorzugen. Deshalb müsste die Holzgeschwindigkeit auch gleichzeitig reduziert werden. Mit Allroundhölzern hat man aber noch genug Power um anzugreifen. Ein weiterer Vorteil ist, das die Abwehrer auch wieder etwas mehr Chancen hätten. Ich fände es gut, wenn dieses System auch in der Jugend wieder gelehrt werden würde. Ich selbst bin Angreifer, nur zur Info.

Ich selbst wäre also für solch eine Änderung offen.

Grüße

Laby

[Rudi Endres]

Zitat von wng

Tischtennis deutlich langsamer zu machen, führt wohl wieder zu endlosen Schupfduellen und ist damit eher nicht zielführend.

Damit es zu endlosen Schupfduellen käme, müsste man das Tempo um mehr als 50% reduzieren.
Selbst bei den japanischen Large Ball-Meisterschaften (42 mm Ball, höheres Netz, nur NA) gab es kaum Schupfduelle.
Und selbst wenn, TT kann einen gewissen Prozentsatz an Schupfduellen eher verkraften, als das unattraktive Spiel auf den dritten Ball. Ich fahre seit "Ewigkeiten" zu Bundesligaspielen. Manche Spiele sind einfach nur grausam. Warum das so ist interessiert den Zuschauer nicht im geringsten. Er will unterhalten werden. Zwei bis drei längere Ballwechsel (6 - 8 Ballkontakte pro Spieler)pro Satz würden reichen, um Zuschauer zu begeistern. Davon sind wir weit entfernt. Knapp drei Sekunden dauert, einer chinesischen Untersuchung zufolge, der durchschnittliche Ballwechsel im Spitzentischtennis. Die Folgen sind bekannt. Selbst in China wird TT (laut Henry) oft nur noch unter "Sonstige Sportarten" geführt.
In manchen Ligaspielen kommt es zu keinem einzigen längeren Ballwechsel. Die Spieler und Trainer werden widersprechen. Sie schwärmen bereits, wenn die Kugel drei mal hin und her fliegt. Der Laie sieht das anders.

[powerpaul]

Ich fordere die Wiedereinführung von Vokuhila-Frisuren, Mini-Röcken und Stretch-Jeans, die Verpflichtung eines jeden Bürgers, sich einen Amiga 500 zu kaufen und die Wiederaufnahme der VW-Käfer-Produktion in Wolfsburg! Warum?
Weil in den 80er Jahren eh alles besser war!

Blödsinn beiseite, Butter bei die Fische:

Ich finde diesen Gedanken, Tischtennis langsamer zu machen, kontraproduktiv.
Tischtennis ist die schnellste Rückschlagsportart der Welt und soll es auch bleiben - unsere Sportart ist seit jeher für Individualisten geeignet.

Stillstand ist Rückschritt, das gilt doch in vielen Bereichen. Oder frei nach Darwin: "Survival of the Fittest" - nur wer sich der Entwicklung anpasst, überlebt.

Leute, kapiert es: Tischtennis wird keine mediengerechte Sportart!

[Fastest115]

Man könnte ja mal 2 Topspieler 4 Wochen mit einem allholz und 2 1,8 mm Belägen (tensor natürlich) trainieren lassen und dann ein Spiel machen. Ob da längere oder schönere Ballwechsel rauskommen bezweifel ich mal.

Dazu geht es dann wieder los. Wie legt man fest was ein All Holz ist und wie prüft man das dann später nach????

Und wenn man bedenkt wie sich ein 1,8 er Roxon 500 oder tenergy oder sinus zu einem 1,8 mm Vario verhält merkt man das in den letzten 10 Jahren auch da die Industrie riesige Steigerungspotentiale gefunden hat. Das wird dann weiter gesteigert und die Leute spielen weiter wie bisher.

Ich habe neulich Rossi ohne Frischkleber gegen RL bis 1. Liga gesehen. Könnte nicht sagen, das er deswegen anders gespielt hätte.

Sprich es wird dann das erfolgreichste Spielsystem gesucht was möglich ist und selbst mit Allhölzern und 1,8 mm Belägen kann man noch richtig gas machen und ist mit offensivem aggressiven Spiel erfolgreicher als mit allroundspiel.

ich merke es gerade an meiner eigenen Umstellung. Vorher RH GLN VH massiv mit VOC getunt. Jetzt Sinus @ 2,0 und 1,8. Früher hab ich passiv mit der Nope gespielt und gewartet bis der Gegner den Ball hinlegt und dann selber angegriffen. Ich konnte auch mal aus Spaß lange Abwehr einstreuen oder versuchen nen längeren Ballwechsel aufzubauen mit der Chance auch ohne aggressivität nen Punkt zu machen. Wenn ich dann gegen schwächere nur reingespielt habe hab ich trotzdem gewonnen.

Nun nach der Umstellung:

Wenn ich "modernes TT" spiele also gut Aufschlagen und sofort den nächsten Riskant angreifen und beim Rückschlag nicht nur auf den Tisch sondern auch flippen aggressiv schupfen oder wenn er Lang ist sofort feste oder mit viel Spin und platzierung ziehen dann kann ich auch weiter mit den gleichguten mithalten und gewinne auch klar gegen die schwächeren.

Sobald ich aber den Ball nur hinlege und versuche den Ball erst nen paarmal reinzuspielen/blocken usw hab ich auch gegen 2 klassen schlechtere kaum noch ne chance überhaupt nen Punkt zu machen.

Mir macht es persönlich keinen Spaß dieses moderne Hauruck zu spielen aber durch die Materialumstellung muß ich es oder kriege nur haue.

Die längeren Ballwechsel machen mir persönlich auch mehr Spaß aber ich mach dann eben kaum nen Punkt.

Also was werde ich machen: Im Meisterschaftspiel zusehen das ich mich 2 Einzel und nen Doppel zusammenreiße und Vollgas gebe und versuche zu gewinnen ohne Schönheitspreis. Im Training werde ich dann 2 Spiele auch Vollgas geben um etwas zu trainieren was ich im Wettkampf brauche. Und den rest des Trainings werde ich dann eben just for Fun spielen vornehmlich gegen schlechtere damit ich nen bischen tt SPIELEN kann. Wenn ich dann verliere ist das eben so.

Wenn man das Material so begrenzt, das das Hauruck TT immer noch den größten Erfolg bietet wird sich im Spitzenbereich garnichts ändern.Und auch in unteren klassen werden dann viele den Topleuten folgen.

Wenn man das Material noch weiter begrenzt (ich sag mal alle mit brettchen) dann wird der Abwehrer auch gute Chancen haben wie früher. Allerdings wird es dann in den unteren Klassen wieder sehr viele Schupfduelle geben.

Und ob sowas dann mehr Zuschauer bringt ist auch nur eine Hoffnung. genau wie man es bei allen Regeländerungen der letzten 20 Jahre bis jetzt erhofft hat. leider hat alles nicht geklappt. Es hat wegen 11er Sätzen keinen Zuschauer mehr gegeben obwohl es doch alles viel spannender ist usw...So hat man damals argumentiert. Folge: die Spieler hatten weniger zeit um sich an das Spiel des geners zu gewöhnen und konnten sich noch weniger leisten zwischendurch mal nen Ball auf schön zu spielen weil der einzelne Ballwechsel zu wichtig wurde...hätte man sich aber auch vorher denken können. Trotzdem wurde so entschieden.

Und komischerweise sind bei allen Sportarten die ich kenne wo es 2 verschiedene Variationen gibt immer die schnellere die beliebtere.

Fußball (Männer-Frauen), Eishockey(kleinere Spielfelder in der NHL), Basketball (Verbot der Zonendeckung in der NBL), Baseball (contra Softball)

Wer hat schonmal nen Fußballspiel von 1970 gesehen? Damals gab es keine Auswechselungen. Was hatte das für Vorteile. es kam mehr auf technik an als auf Rennen. Man konnte nicht 60 Minuzten rennen wie blöd, weil man wenn man platt war dann nicht ausgewechselt werden konnte. Auch hat sich keiner getraut in nen Zweikampf riskant einzusteigen. Man hätte sich ja selber verletzen können (siehe Ribery gegen Italien) und dann wäre das Team nur zu 10 gewesen...

Nur mal so nen paar Aspekte.

Leute, kapiert es: Tischtennis wird keine mediengerechte Sportart!

Daher sollte man auch keine Regeln mehr ändern um das zu erreichen Und alles andere was Nebenwirkungen sind dabei vergessen. Wenn regeländerungen, dann um das Spiel für die Basis interessanter zu machen. Aber bitte dann auch nur regeln die dort auch kontrolliert werden können. 11er und größerer Ball usw läßt sich ja gut kontrollieren, aber bei Frischklebeverbot, glatten Noppen und richtigen Aufschlägen hört das ganze dann schon wieder auf.

[powerpaul]

@Dirk:

Klasse Beitrag!