Gibt es hier Chuck Berry Experten?

[TSC]

Chuck Berry spielt demnächst hier in der Gegend und ich war am überlegen da hinzugehen. Ich kenne (und schätze) aber nur sein altes Material. Wenn ich die Clips von kürzlichen Auftritten bei youtube so anschaue, hab ich ein wenig den Eindruck, dass er (was man bei diesen Altstars ja öfter hat), mehr oder weniger nur von seinem großen Namen lebt. Die Begleitband ist zwar auch sehr gut, klingt aber sehr sauber und poliert (vor allem nicht so bluesig), was meiner Meinung nach im Gegensatz zu dem alten 50er/60er Sound steht, für den ich ihn kenne. Lohnt sich unter diesen Gesichtspunkten ein Besuch?

[Rieslingrübe]

´

Da wird dir die Internet-Recherche wohl nicht erspart bleiben. -> Zum Beispiel über www.blues-news.de.

Laut dieser Quelle hat der gute Chuck im August übrigens zwei fest gebuchte Shows in Spanien platzen lassen und ist kurzerhand in die Staaten zurück gedüst - mit der vorab bereits abgegriffenen Gage von knapp 100.000 $

Die Klage der Veranstalter läuft noch...

[Tony_Iommi]

Naja, dann woll'n wir mal :

Obwohl: Experte bin ich nicht, wohl aber grosser Fan. Chuck Berry war u. a. mit dafuer verantwortlich, dass ich damals mit einer $ 250 Washburn (die ich Volltrottel dann spaeter verschenkt habe ) in die Saiten griff.

Der Typ spielt(e) den fiesesten Shuffle mit dem gemeinsten Sound ueberhaupt. Und das auf einer Halb-Akustik!

Um mich aber kurz zu halten - Du hast es richtig erfasst: spielte er bei mir um die Ecke, wuerde ich wohl hingehen, allein schon aus Nostalgiegruenden. Spieltechnisch aber, ist der Zug abgefahren. Es spielt die Begleitband und er "singt" und zupft hier und da mal einen Akkord oder spielt ein kurzes Lick (meistens die Turnarounds). Er ist einfach mittlerweile zu alt geworden und die Gichtgriffel wollen nicht mehr so wie frueher.

Man darf also nicht mehr zu viel erwarten: aehnlich wie bei seinem grosskotzig angekuendigten Porno Anfang der 90er. Chuck war und ist ja dafuer bekannt, gerne verstecke Kameras auf Damentoiletten zu platzieren und besitzt (besass) eine gut sortierte Kollektion an Videodokumenten diesbezueglich. Gepaart mit ein paar getapten Nummern bei sich zuhause, kam dann also das Video raus. Chuck allerdings - er gab die Schuld der Kamera - hatte einige "Performance-Probleme (ahaemm...huestel) und die Nummer war dann auch eher ein Flopp.

Aber wie gesagt, der Typ ist eine Legende und schon allein deshalb wuerde ich dort hingehen, allerdings nur wenn die Tickets nicht masslos ueberteuert sind.

Falls Du historisches Bild-/ Tonmaterial brauchst, einfach kurz eine PN an mich.

Gruss

Dieter

[TSC]

Zitat von Tony_Iommi

Um mich aber kurz zu halten - Du hast es richtig erfasst: spielte er bei mir um die Ecke, wuerde ich wohl hingehen, allein schon aus Nostalgiegruenden. Spieltechnisch aber, ist der Zug abgefahren. Es spielt die Begleitband und er "singt" und zupft hier und da mal einen Akkord oder spielt ein kurzes Lick (meistens die Turnarounds).

Dann werde ich nicht hingehen. Auch lebende Legenden sollten nur dann spielen, wenn Sie dem Publikum noch was bieten können. Gleiches gilt für die Begleitband (er hatte ja einen abgefahrenen, unglaublich bluesigen Pianisten, den ich des öfteren viel interessanter fand als Berry. Die Klavierbegleitung z.B. bei "Wee wee hours" ist einfach phänomenal).

Etwas tiefer in das Portemonnaie greifen um eine lebende Legende zu sehen, würde ich übrigens bei Dave Brubeck machen. Fast 88 (!) Jahre und veröffentlicht immer noch hervorragende Alben. Er tourt aufgrund des Alters leider nur noch in den USA.

[Tony_Iommi]

Ja, durchaus vertretbarer Standpunkt. Wie gesagt, letztendlich haengt's halt davon ab, wie tief man in den Klingelbeutel greifen muss. So hatte ich seinerzeit (war's 2005?) Simon & Garfunkel kurzerhand wieder aus dem Kalender gestrichen. Fuer die guenstigste Sitzplatzkategorie haette man CHF 385 ,-- berappen muessen. Bodenlose Unverschaemtheit, wenn ihr mich fragt.

Aber das ich mir vor zwei Jahren Leslie West hab' durch die Lappen gehen lassen - er hat ihr "um's Eck" gespielt, nicht mal 2 Meilen von meinem Haus entfernt ) ist unverzeihlich. Ja, klar, ist natuerlich auch nicht mehr so wie frueher, aber fuer laecherliche $ 50,-- hatte man sich das nicht entgehen lassen sollen.

[TSC]

Zitat von Tony_Iommi

Wie gesagt, letztendlich haengt's halt davon ab, wie tief man in den Klingelbeutel greifen muss. So hatte ich seinerzeit (war's 2005?) Simon & Garfunkel kurzerhand wieder aus dem Kalender gestrichen. Fuer die guenstigste Sitzplatzkategorie haette man CHF 385 ,-- berappen muessen. Bodenlose Unverschaemtheit, wenn ihr mich fragt.

Die Leute, die zu der damaligen Zeit Fans dieser Musik waren, sind heute 1.: im gehobenen Alter, 2.: Nicht immer, aber häufig Akademiker und daher in der Lage (und willens), solche Preise auch zu zahlen ("dieses eine mal"). Insbesondere bei "kopflastiger" Musik wie Jazz und klassischer Musik sind die Preise daher insgesamt eher hoch, selbst wenn die Musiker nur zweit- oder gar drittklassig sind. In den Clubs der größeren Metropolen kommen dann noch u.U. Cool- und Hipnessaufschläge dazu. Als ich noch Schüler und Student war, kam die Musik daher i.d.R. aus der Konserve. Wenigstens gibt es ab und zu mal subventionierte Festivals mit halbwegs akzeptablen Preisen für Ottonormalverbraucher.

[Tony_Iommi]

Zitat von TSC

Die Leute, die zu der damaligen Zeit Fans dieser Musik waren, sind heute 1.: im gehobenen Alter, 2.: Nicht immer, aber häufig Akademiker und daher in der Lage (und willens), solche Preise auch zu zahlen ("dieses eine mal").

Ja, genau so isses. Haben auch locker das Stadion gefuellt. Der Auftritt ansich war aber eher "mediocre", um die Presse und einige Kollegen zu zitieren.

Die Welt ist ungerecht. Morgen spielt naemlich David "Honeyboy" Edwards im "B.B.-King" am Times Square. David ist einer der letzten Augenzeugen, die damals zusammen mit Robert Johnson die Strassen unsicher gemacht haben.
Aber ich habe einen Termin und bin deshalb verhindert.
Ach so, "Honeyboy" bekommt man schon fuer $ 25,-- vor die Augen.