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Stammtisch Hier könnt Ihr über "Gott und die Welt", Politik, Fernsehen, Bücher, Musik und alles was Euch sonst interessiert diskutieren. Plaudern in lockerer Atmosphäre ;-) |
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Themen-Optionen |
#1
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Ni hao!
Hallo Tischtennisgemeinde im Forum. Ich wollte mich mal aus China melden. Bin zur Zeit in Peking. Hat sich seit dem letzten Mal schon gewaltig verändert. Bis zur Olympiade dürfte Peking eine der modernsten Städte sein. Eine CD kostet hier umgerechnet 1,50 Euro. Habe gleich einige gekauft - allerdings chinesische.
Ich habe allerdings noch kein Tischtennisgeschäft entdeckt. In Kaufhäusern wollten sie mir nur Billigschläger verkaufen. Mal sehen - vielleicht finde ich ja noch einen TT-Shop. Bis bald, Siegmund |
#2
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Reisebericht
Hallo Ihr Langnasen in Mitteleuropa! Beijing, den 12.07.02
Momentan halte ich mich in Peking auf, der Hauptstadt der Volksrepublik China. Bei Temperaturen um 42° C muss man allerdings vorsichtig sein. Nur am Morgen und am Abend kann man sich draussen frei bewegen. Ansonsten ist es günstiger, sich in Räumen mit Klimaanlagen aufzuhalten: Kaufhäusern, Hotels, Museen, Taxis, … Vor allem das Taxifahren ist gewöhnungsbedürftig: auf zweispurigen Strassen passen problemlos drei Autos nebeneinander und jede Lücke wird genützt, um sich durchzuquetschen. Aber jeder kennt die Regeln und es gibt fast keine Unfälle. Die Kaufhäuser in China sind auch anders als in Europa. Manche Kaufhäuser haben Nischen von 2-3m Grösse, in denen eine Verkäuferin oder ein Verkäufer sitzt. Wir Langnasen werden natürlich von allen gleich angesprochen, weil sie hoffen, dass sie bei uns einiges verdienen können, den die Preise sind Verhandlungspreise. Preisreduzierungen von 50 % sind normal. Die Langnasen bezahlen meistens aber auch die angegebenen Preise, da die Artikel oft auch ohne feilschen geschenkt sind. Ich habe mir beispielsweise einige CDs gekauft, die billigste 0,5 Euro und die teuerste 5 Euro. Allerdings chinesische Interpreten, v.a. Jeff Chang, von dem ich schon vorher einige CDs hatte. Aber auch westliche CDs habe ich schon zu diesen Preisen gesehen, z.B. Scorpions. Dabei handelt es sich aber häufig um Raubkopien. Aber beim Klang gibt es keinen Unterschied. Oder möchte jemand den Harry Potter Film auf chinesisch? Beim Essengehen gibt es manchmal Schwierigkeiten. Die meisten Speisekarten sind nur in chinesisch. Am ersten Abend hat eine chinesische Dolmetscherin bestellt. Aber ich habe auch schon einen chinesischen Kunststudenten kennen gelernt, der mir in einem Restaurant geholfen hat, jiao zi (Maultaschen) zu bestellen. Manche Restaurants haben jetzt aber auch englische Speisekarten eingeführt. Und es gibt ja auch Supermärkte. Da kann man sich die Waren in den Korb legen und weiss, was man bestellt hat. Zur Not gibt es auch McDonalds, KFC, Pizza Hut,… Auch einen deutschen Metzger habe ich schon gefunden, allerdings spricht niemand in diesem Laden deutsch. Das Geschäft heisst „Schindler`s“. Hier habe ich mir heute sogar mal einen Döner geleistet – für 1,25 Euro! Es gibt aber auch teuere Geschäfte. Da kostet eine Flasche Sekt von Henkel ca. 20 Euro, die Dose Fisch von Rügen 4 Euro, … Morgen steht eine Fahrt ins Grüne auf dem Programm. Nächste Woche will ich die Verbotene Stadt, den Himmelstempel, den Sommerpalast, den Lamatempel, … in Peking besuchen. Vielleicht fahre ich in der übernächsten Woche mal nach Jinan oder Shanghai. Ich kann jedem nur empfehlen, China zu besuchen. Die Modernisierung der Stadt schreitet hier schneller voran, als in jeder anderen Stadt auf der Welt. Man bekommt mittlerweile alles zu kaufen. Die Handymanie ist grösser als in Deutschland. Die Leute tragen Waren von Adidas, Gucci, Boss, … Die Strassen sind besser ausgebaut, als in Berlin. Und wenn in einer Strasse neue Kanäle verlegt werden, dann ist die Strasse innerhalb von einer Woche fertig – geteert, markiert, Fussweg gepflastert,… Wenn ich da an die Baumassnahmen in meinem Heimatort Unterzettlitz denke! Bei 400 Einwohnern und 5-7 Strassen dauern die Bauarbeiten schon 1 Jahr an. Da sollten sich die Deutschen mal ein Beispiel nehmen. Auch die Modernisierung der Wohngebiete geht hier sehr schnell. In meiner Umgebung werden gerade einige Armenviertel abgerissen und durch modernen Wohnungs- und Geschäftsbau ersetzt. Bis zur Olympiade 2008 dürfte Peking wohl die modernste Stadt der Welt sein. Das war mein erster Kurzbericht aus China. Vielleicht folgt bald mehr. Viele Grüsse Siegmund |
#3
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Danke für Deinen Bericht
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ich habs versucht, aber ich bin einfach zu schlecht um ohne lange noppen zu gewinnen... |
#4
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Kann mich Benjamin nur anschliessen, ist sehr interessant.
Gerne mehr davon! Bist du in China beruflich oder privat ? |
#5
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@Siegmund
Such mal einen TT-shop und erzähl mal was da drin abgeht. |
#6
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China
Mmh, scheint ja ganz cool da zu sein! Wnn du noch ne guten TT-Shop findet, muss ich mir auch mal ne Reise überlegen!
Ach ja, frag mal den Chinesichchen Sportkanal, wie man ihn in Europa empfangen kann!
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"Reality continues ruining my life!" (Calvin) |
#7
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13.07.2002
Langnasenbericht vom 13.07.2002 aus Peking
Hallo Ihr, für diejenigen, die es noch nicht wissen: ich mache zur Zeit Urlaub hier, habe jedoch eine günstige Übernachtungsmöglichkeit – ich kann bei meinen Eltern wohnen, die zur Zeit in China arbeiten. Meine Eltern arbeiten am Kulturreferat der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland. Ich bin aber nur selten mit meinen Eltern unterwegs. Nur am Wochenende sind wir mit einer deutschsprechenden chinesischen Bekannten und dem Vater eines chinesischen Freundes, der in Deutschland studiert, gemeinsam auf Sightseeingtour. Heute haben wir die Badaling (die Grosse Mauer) besucht. Da ich mit Abstand der Jüngste (34 Jahre) war (der Vater des Freundes war der zweitjüngste – er wird nächste Woche 50 Jahre), war kein grosser Fussmarsch über die Mauer möglich. Manchmal musste ich mich allerdings fragen, was nun die Attraktion war – die Mauer oder die Langnasen! Unsere Familie wird künftig wohl in einigen chinesischen und/oder koreanischen Fotoalben auftauchen. Einige Stellen der Mauer waren so steil, dass man gar nicht entlang laufen konnte. Aber man hatte einen guten Ausblick von da oben. Dabei fiel einem auf, wie grün die Landschaft ist. In den letzten Jahren wurde in diesem Bereich in grossem Stil Wiederaufforstung betrieben. Alle mehr oder weniger steilen Berghänge waren bepflanzt worden. Auch auf der Weiterfahrt zum Stausee hinterm Drachental (ich hoffe, das war der richtige Name) war alles grün. Auch die Strassen und Autobahnen waren super ausgebaut. Unsere chinesischen Bekannten hatten diese neue Strasse auch noch nicht gekannt. Auch die Stadtplanung in den ländlichen Gebieten hat sich schon stark verändert. Moderne Wohnungen und Mehrfamilienhäuser ersetzen die alten Buden. Auch hier sind die Strassen auf dem neuesten Stand. Am Stausee haben wir dann zuerst Mittagessen eingenommen. (Lang nicht mehr so viel gefuttert!) Der Aufstieg war einfacher als gedacht: es gab Rolltreppen – von Schindler. Damit sie jedoch nicht frei in der Landschaft rumstehen, haben sich die Chinesen etwas einfallen lassen. Um die Rolltreppen herum wurde ein chinesischer Drachen gebaut, so dass das Kultursymbol im Drachental auftaucht und die Landschaft nicht durch eine Rolltreppe verschandelt wird. Der Eingang zur Rolltreppe war das Maul des Drachen, das Ende war … Oben angekommen konnte man an einer Bootsfahrt über den See teilnehmen. Rechts und links hohe Berge. Auf halber Strecke war ein Seil in etwa 300m Höhe gespannt, auf dem Seiltänzer rumtanzten. Alle 2 Stunden wurden sie abgelöst. In unmittelbarer Nähe konnte man auch aussteigen und einige schmale Wege raufkraxeln. Hier befanden sich auch einige kleine Tempel aus verschiedenen chinesischen Dynastien. Interessenten konnten hier auch bungeejumpen (wird vermutlich anders geschrieben). Es hat allerdings niemand versucht, so lange wir dort waren. Als nächstes sind wir mit einer Gondel auf einen anderen, höheren Berg gefahren, auf dem es noch andere kleine Tempel gab. (Die höchsten haben wir jedoch ausgelassen.) Hier konnte man beten und sich sogar die Zukunft voraussagen lassen. Der Ausblick war sagenhaft! Kaum zu beschreiben! Ihr müsst selber hinfahren und es euch anschauen. Den Rückweg zum Startpunkt der Gondel konnte man zu Fuss oder mit der Gondel absolvieren. Da es jedoch ca. 400m Höhenunterschied waren, haben sich fast alle für die Gondel entschieden. Nur zweimal waren mutige Leute auf dieser Strecke unterwegs. Am unteren Ende der Gondel ging ein Fussweg durch den Berg. Vermutlich wurde hier beim Bau des Stausees das Wasser durchgeleitet. Heute befinden sich hier künstlich gestaltete Landschaften. Blumenwiesen, Seen aus Plastik und gemalte Bilder stellen die verschiedenen Jahres- und Festzeiten dar, Spiegelwände vergrössern den Raum und Musik begleitet die Besucher. Der Ausgang erfolgte auf halber Höhe der Staumauer. Hier konnte man sich für zwei Wege entscheiden: mit Hilfe eines Art Rollers konnte man sich sitzend wie in einer Rutschbahn den Berg runterrollen lassen, oder man musste zu Fuss gehen. Wir haben uns für den schwierigeren Weg entschieden – den Fussweg. Anschliessend haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Bergab ging es ziemlich rasant. An manchen Stellen wurden Sicherheitsmassnahmen für Fahrzeuge geschaffen, bei denen die Bremsen versagen. Hier wurde neben der Strasse ein kleines Stück Strasse in die Höhe gebaut, an dessen Ende eine Mauer mit dicken Reifenstapeln die Fahrzeuge bremsen soll. So wurde ja auch Schumi schon das Leben gerettet. Jetzt sitze ich bei einem Glas chinesischem Rotwein und schreibe diese Zeilen. Ich hoffe, ich kann bald mehr berichten. Bis bald |
#8
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vielen Dank
Du bringst mir ja richtig Urlaub in meine Wohnung :-)
Es würde mich seh freuen noch weitere Berichte von Dir zu lesen
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ich habs versucht, aber ich bin einfach zu schlecht um ohne lange noppen zu gewinnen... |
#9
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Re: vielen Dank
Zitat:
Sehr interessant !!! |
#10
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Die nächsten Tage Beijing, 14.-16.07.2002
Dieses mal schreibe ich eine kleine Zusammenfassung der letzten Tage. Am Samstag herrschten wieder über 40°C, so dass wir nur ein kleines Programm absolvieren konnten. Mit unserer chinesischen Begleiterin haben wir uns zur Besichtigung zwei Tempel herausgesucht, die nahe beieinander standen. Zuerst stand der Lamatempel auf dem Programm. Man musste durch mehrere Tore durch, um ins Zentrum des Tempels zu kommen. Die Tore und alle Durchgänge waren immer mit ca. 20cm hohen Schwellen versehen. Diese Schwellen sollten die bösen Geister abhalten, den böse Geister können solche Schwellen nicht überschreiten. Mich als Lehrer haben sie jedoch passieren lassen. Daraus schliesse ich, dass Lehrer nicht als böse Geister gelten. Der Lamatempel gehört zu den Tempeln, die schon sehr gut restauriert worden sind. Bunte Farben zierten alle Mauern und Gewölbe. Der Kaiser, ich glaube er hiess Qinglong, hat ihn erbauen oder erweitern lassen. Teile wurden 1644 gebaut, Teile bis 1744. Daher nehme ich an, dass nicht alle Bauabschnitte von ihm waren. Über die Lebensgeschichte dieses Kaisers, konnte man sich in einem Trakt informieren. Als er ein kleiner Junge war, hat man versucht ihn umzubringen. Er hat jedoch alle Anschläge überlebt. Später wurde er einer der mächtigsten Kaiser in China. In einem anderen Trakt wurde die Geschichte einiger Lamas (Nennt man die so? Es sind nicht die Tiere gemeint, sondern die religiösen Führer.) dargestellt. In einem Trakt waren die 4 Himmelsgeneräle zu sehen. Dies sind mystische Gestallten. Der eine sieht alles, der andere hört alles und die restlichen beiden sind für verschiedene gute Taten zuständig. Welche Bedeutung diese genau haben, kann ich nicht genau sagen. Auf jeden Fall blicken alle sehr finster drein. In einem weiteren Trakt befanden sich Statuen von den drei wichtigsten „Philosophen“, wenn ich sie mal so nennen darf. In der Mitte war ein Abbild von Buddha (Buddhismus), links von ihm Tao (Taoismus) und rechts von ihm war Konfuzius. In der hintersten Halle ist die grösste Holzstatue der Welt, die aus einem Stück Holz gefertigt wurde. Diese Figur misst unter der Erde 18m und über der Erde 15 (?) m. (Ich hoffe, ich bringe die Maße nicht durcheinander. Die 40° haben doch einige Gehirnzellen verbrannt. Genaueres findet man im Buch der Rekorde. In der Nähe des Lamatempels (1-2 Minuten entfernt, ausser man geht unterwegs noch in ein Restaurant essen) kann man dann den Konfuziustempel besichtigen. Da für Restaurierungsarbeiten kaum Geld für alle Projekte zur Verfügung gestellt werden konnte, ist dieser Tempel nur wenig restauriert. Auf den Dächern wächst Gras, von den Wänden blättert der Putz ab und einige Gebäude sind sogar zugemauert. Lediglich der rechte und der linke Seitentrakt sind bereits innen auf modernstem Stand, da hier einige Ausstellungsstücke aus der chinesischen Geschichte ausgestellt werden. Vor allem Ausgrabungsstücke aus den frühesten Epochen der chinesischen Geschichte. In einem Teil befindet sich auch eine Galerie eines bekannten chinesischen Malers. Im hintersten Teil des Tempels werden traditionelle Instrumente ausgestellt. Hier befindet sich auch ein kleiner Souvenirladen, bei dem man einige kleine nachgemachte Instrumente kaufen kann. Zwischen dem ersten und dem zweiten Tor befinden sich grosse aufgestellte Steintafeln, auf denen die Namen und Herkunftsorte der besten Schüler des Konfuzius verewigt wurden. Mittlerweile ist jedoch kaum noch etwas zu lesen. Eine Besonderheit hat diese Anlage noch. Auf der einen Seite befindet sich ein abgestorbener, hohler Baum. In diesem hohlen Baum wächst jedoch ein neuer Baum, der nicht mit dem Originalbaum verwandt ist. Da es dort keine Informationen in deutscher Sprache gab und wir vergessen haben, Broschüren in englischer Sprache zu kaufen, kann ich jetzt nicht mehr berichten. Aber ich bin täglich auf der Suche und werde meinen Bericht anschliessend ergänzen bzw. korrigieren. Am Montag habe ich kleine Spaziergänge in unserem Wohngebiet gemacht, um die nähere Umgebung besser kennenzulernen. Dabei habe ich einige kleine Läden entdeckt. Hier habe ich mir u.a. einige CDs und DVDs gekauft – für je 2 €. Dann bin ich auch an einem Platz vorbeigelaufen, an dem sich noch vor einer Woche Armenwohnungen befanden. Mittlerweile befindet sich hier ein Park, der in den nächsten Wochen noch viel grösser werden wird. Am hinteren Ende befindet sich ein Vergnügungspark. So weit bin ich jedoch nicht gegangen. Am Abend habe ich noch einen chinesischen Studenten kennen gelernt, der gerade aus Deutschland zurückgekehrt ist. Er und seine Eltern werden mir in den nächsten Tagen einige Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen. Ansonsten war der Montag sehr ruhig. Der Dienstag war sehr interessant. Am Morgen bin ich mit einem Photo bewaffnet zu einem Taxi gestürmt, das mich in die Innenstadt bringen sollte. Mein Ziel: das Sun Dong An Plaza, das sogar das KaDeWe in Berlin in den Schatten stellt. 6 Etagen überirdisch, 4 Etagen unterirdisch und 2 grosse Seitentrakts. Hier bekommt man wirklich alles zu kaufen: Adidas, Gucchi, …Sogar Bernsteinfiguren im Wert von über 1 Mio € sind hier zu verkaufen. Nach mehreren Stunden Shoppingtour führte mich mein Weg bei McDonalds vorbei. Dort lief gerade der Fernseher. Auf dem Programm CCTV 5 wurden gerade Zusammenfassungen der Endspiele des Pro Tour Turniers Tischtennis gezeigt. Hier habe ich natürlich einige Zeit verbracht. Aber dann habe ich doch das Kaufhaus verlassen – und hier beginnt nun der interessante Teil des Tages. In unmittelbarer Nähe des Einkaufszentrums befinden sich mehrere Universitäten, die Malerei und Kaligrafie unterrichten. Jetzt in der Ferienzeit versuchen die Studenten und Lehrer ihre Werke den Touristen zu zeigen und zu verkaufen. Zuerst wird man gefragt, ob man englisch spricht, dann wo man herkommt und zum Schluss erzählen sie, dass sie Studenten sind und ob sie ihre Werke zeigen dürfen. In den Räumen erklären sie dann die Besonderheiten der traditionellen chinesischen Malerei und die wichtigsten Bestandteile von wichtigen Ausdrücken. All diese Dinge hatte ich bereits gehört, da ich bereits eine Woche zuvor einen Studenten einer anderen Uni kennen gelernt hatte, der jedoch nicht aufdringlich war. Seine Art hat mir gefallen; daher habe ich sogar ein Bild gekauft. Aber ich habe mir auch hier die Geschichten angehört und mir die Bilder angeschaut. Als das junge Mädchen mir jedoch die Bilder sofort verkaufen wollte, habe ich ihr gesagt, dass ich heute nur die Bilder betrachten und auf mich wirken lassen will. Erst in den nächsten Tagen werde ich entscheiden, ob ich eines kaufen möchte. Darauf ihre Antwort: dann ist sie wahrscheinlich nicht mehr da und sie möchte doch ihre Eltern besuchen und ob mir den diese Bilder nicht gefallen, … Ich habe ihr gesagt, ich möchte jetzt nichts kaufen. Sie kann mir ja ihre Handynummer geben. Sie hatte jedoch angeblich kein Handy! Und sie begann wieder mit ihrer Geschichte. Als sie mich wieder fragte, ob ich denn nicht kaufen wollte, habe ich ihr tief in die Augen geschaut und gesagt: Nicht auf diese Weise! Ich bin jedoch sitzen geblieben und habe gewartet, wie sie reagiert. Es ist schon schlimm, wenn ein Lehrer, der Schüler im Verkauf unterrichtet hat, eine Verkäuferin so auflaufen lässt. Das Mädchen war schon fast den Tränen nahe. Da habe ich zu ihr gesagt: wir können uns ja heute Abend treffen, sie zeigt mir die Stadt und vielleicht kaufe ich dann ein Bild. Ich habe mittlerweile ihre Handynummer, ich war mit ihr aus, habe jedoch noch kein Bild gekauft. Kaum war ich wieder auf dem Platz vor dem Kaufhaus, spricht mich die Nächste an. Ob ich englisch spreche, sie sei Kunststudenten, ob ich nicht ihre Bilder sehen möchte, … Ich fragte sie, ob sie das andere Mädchen kenne; es war die beste Freundin. Mit ihr habe ich mich über die erste unterhalten und wir haben ein Eis gegessen. Wir sind ein paar Schritte gelaufen, da kam die erste an und rief „Stopp! Stopp! Das ist mein Freund!“ Ihr habe ich auch ein Eis ausgegeben. Preis hier bei McDonalds: 25 Cent. Wir haben als Treffpunkt für den Abend genau diese Stelle vereinbart. Da ich für diesen Tag noch einen Termin bei der Deutschen Botschaft hatte, da man dort Fragen zu meiner beruflichen Tätigkeit und der Möglichkeit der Übertragung auf China hatte, habe ich mich verabschiedet. Kaum war ich 5 m entfernt, sprach mich die nächste an. Schon nach der Frage, ob ich englisch spreche, sagte ich ihr: du bist Kunststudentin, deine Uni ist hinter dem Kaufhaus und du möchtest mir deine Bilder zeigen. Sie stand mit offenem Mund da: woher weißt du das? Ich habe auf die anderen Studentinnen gezeigt, die sie gleich zurückgerufen haben. Diesmal konnte ich unbehelligt die letzten 10m zum Taxi zurücklegen. Nach dem Termin bei der Botschaft bin ich wieder in die Stadt gefahren, um meine Kunststudentin zu treffen. Da ich etwas früher am Platz war, habe ich auch noch die Bekanntschaft eines Kaligraphielehrers machen dürfen. Aber dann kam die Kleine auch schon. Sie fragte mich zuerst, ob ich etwas dagegen habe, wenn ihr Cousin mitkommen würde und da ich nicht die Absicht hatte, mit ihr ins Bett zu gehen, hatte ich auch nichts dagegen. So machten wir uns zu dritt auf den Weg zum Tian´anmen (Platz des Himmlischen Friedens). Dort konnten wir der abendlichen Flaggenparade beiwohnen. Anschliessend sind wir an der Prachtstrasse in einen Supermarkt hinein und durch den Hinterausgang hinaus – und wir standen mitten in einer Armensiedlung. Da mich das Leben dort auch interessiert hat, sind wir durch finstere Gassen geschlichen. Mehrere hundert Meter weiter kamen wir auf den Nachtmarkt in dieser Siedlung. Hier war mehr los, als auf den grossen Märkten in der Stadt. Und alles viel billiger. Und vieles viel unechter. Hier sind wir auch in ein Lokal gegangen. Am Anfang war ich die einzige Langnase. Kurz darauf kam eine Gruppe mit 10 Italienern herein. Durch dunkle Gassen sind wir wieder hinausgeschlichen. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo wir waren, und ich nahm auch an, dass die Kunststudentin keine gefährlichen Wege nehmen würde. So bin ich beruhigt durch die Gassen spaziert. Ich habe ihr voll vertraut. Später hat sie mir gesagt, dass ihr nicht wohl dabei war, hier entlang zu laufen. Sie hatte etwas Angst. Aber wir leben alle noch. Keiner hat ein Messer im Rücken und mein Geld ist auch noch da. Als wir wieder den Tian´anmen Platz erreicht hatten, haben wir uns voneinander verabschiedet und ich bin mit dem Taxi nach Hause gefahren. Wir wollen uns jedoch wieder treffen. Ich glaube, ich muss jetzt doch ein Bild von ihr kaufen. Gruss Siegmund |
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