Furnierplatten verziehen sich

[Jonic]

Hallo zusammen,

ich habe mich vor einiger Zeit auch mal an den Selbstbau von Hölzern gewagt.

Solange ich symmetrische Hölzer gebaut habe, lief alles glatt. Aber dann habe ich mich mal an recht asymmetrische Aufbauten gewagt, und seitdem verziehen sich die Furnierplatte regelmäßig.
Wenn ich sie aus der Presse hole, sind sie noch ganz gerade, aber nach zwei oder drei Tagen verziehen sie sich alle. Manche nur ein bisschen, andere so sehr, dass sie unspielbar sind.

Ich habe mit einem Tischler darüber gespeochen. Er hat mir erklärt, dass ein asymmetrischer Furnieraufbau sich verziehen muss, da verschiedene Hölzer verschieden viel Feuchtigkeit aufnehmen. Er meinte, dass selbst seine drei oder vier Zentimeter dicken Multiplexplatten, die natürlich symmetrisch, bzw nur aus einer Holzsorte aufgebaut sind, sich aus dem gleichen Grund verziehen, wenn er sie nur einseitig lackiert.

Das klingt soweit plausibel. Nur dürfte es dann keine TT-Hölzer mit asymmetrischem Aufbau geben. Diverse Hersteller beweisen aber das Gegenteil. Was machen die anders? Was macht ihr - sofern ihr solche Hölzer baut - damit sie sich nicht verziehen?

Ich habe hier einige Beiträge gelesen, wie man eine verzogenes Holz evtl wieder gerade bekommt, aber dazu, wie man das von vorneherein verhindert, habe ich nichts gefunden...

[Uli-Noppe]

Was verbaust du?
Woraus ist der Kern? Woraus die Deck/Sperrfurniere?
Wie ist die Ausrichtung der Furniere zueinander

und GAANZ wichtig: Welche Art der Klebung nimmst du?
Weißleim verziet sich viel schneller als mit Epoxy verklebte Furniere!

Uli

[Jonic]

Hallo Uli,
danke für die schnelle Antwort.

Ich habe zwei 5-schichtige und - weil ich dachte, dass das dem Verzug entgegenwirkt - anschließend ein 7-schichtiges Holz gebaut.

Das Mittelfurnier ist jeweils längs, und dann immer abwechselnd.

Geklebt habe ich - weil ich das hier immer gelesen habe - mit Weißleim. Die Hölzer habe ich anschließend 24 h in der Presse gelassen.
Anderer Kleber (Epoxy) wäre natürlich einen Versuch wert. Wäre ein bestimmter Kleber empfehlenswert?

Ich habe versucht, ein härtere, direktere RH und eine spinnigere VH hinzubekommen. Besonders bei meinem ersten Holz hat das vom Spielgefühl so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe, und beim dem ist der Verzug auch so, dass ich es noch spielen kann.

Zu den Aufbauten im Einzelnen (von RH zu VH):

1)
Kirsche
Abachi
Balsa 4mm
Limba
Limba

Verzug wie gesagt am geringsten, aber der Griff knickt leicht Richtung VH

2)
Ahorn
Buche
Balsa 5mm
Limba
Limba

Hier knickt der Griff schon stärker ein, diesmal Richtung RH.

3)
Kirsche
Abachi
Abachi 2mm
Balsa 2mm
Balsa 2mm
Buche
Limba

Hier war die Idee, den Balsaeffekt nur n der VH zu haben. Kann ich aber nicht wirklich testen, denn das Holz hat sich dermaßen stark verzogen - diesmal allerdings quer - dass die Ränder der Furnierplatte auf einem geraden Tische rechts und links ca 4mm hochstehen

ich glaube nicht, dass es an den Furnierkombnationen liegt, denn die sind ja alle recht unterschiedlich.

Was kann ich - bis auf anderen Leim - noch versuchen?

[Uli-Noppe]

1) 24St für Weißleim können schon zu wenig sein! Ich lasse die Hölzer für Tage in der Presse. Du musst hier aufpassen das die Feuchtigkeit aufgenommen werden kann! Wenn du mit Küchanarbeitsplatten zum Pressen arbeitest und dann das Holz für Tage drin lässt wird dies schimmeln! Also länger pressen.

2) Weißleim neigt am stärksten zum Verzug! Versuch es mit anderen Klebungen wie Epoxy, Kontaktkleber,...

3) Eine Faserverstärkung könnte auch helfen!

4) Wenn du mit 90° Kreutzverleimung arbeitest bekommst du am ehesten gerade Resultate

Gruß Uli

[Jonic]

Das Schimmelproblem hatte ich schon. Es wird wohl keinen Einfluss auf die Spieleigenschaften haben, aber sieht natürlich nicht schön aus. Ich habe dann Handtücher zwischen Furnierplatte und Presse gelegt - hatte ich hier im Forum gelesen....

Epoxy werde ich mal probieren. Aber ich glaube, es gibt eine Menge verschiedener solcher Klebstoffe!? Die härteren dürften das Holz schneller oder zumindest steifer machen, oder? Das würde für mich dann dafür sprechen, dass ich eher eine weichere Sorte verwende. Welchen Einfluss hat Epoxykleber auf das Gewicht? Wird das Holz dadurch eher leichter oder eher schwerer?

Mit Faserverstärkung meinst du Carbon, Kevlar o.ä.? Würde ich gerne mal probieren, aber ich habe nicht die geringste Idee a) wo ich sowas herbekomme und b) wie man das verarbeitet. Hast du/habt ihr da Tips?

[sr5555]

Alle wasserhaltigen Klebstoffe verursachen Verzugsprobleme.
Eine diffusionsoffene Presse könnte vielleicht helfen.

Ich nehme nur noch Epoxi, zu beziehen z.B bei R&G, wie auch Glasfaser, Kevlar und Kohlefaser.
Über die steifigkeitserhöhende Wirkung von Epoxi brauchst du dir erstmal keine Sorgen machen, die Kerndicke und die Wahl des Aussenfurniers wirken sich wesentlich stärker aus.

Über Carbonverarbeitung bekommst du über die Suchfunktion reichlich Info.

[Jonic]

Danke für eure Ratschläge.

Ja, über Carbonverarbeitung hab ich inzwischen einiges gefunden, werd ich mal probieren.

Aber ich werde vor allem mal mit nicht-wasserhaltigem Kleber experimentieren.

Was ist eine duffusionsoffene Presse?

[sr5555]

Eine, durch die das Wasser hindurch verdunsten kann.
Vielleicht Spanplatten, ich bin mir aber nicht sicher.
Man könnte auch noch ein paar Lagen Küchenrollenpapier dazwischenlegen.

[Uli-Noppe]

Zeitung geht auch sehr gut

[Krähe]

Zitat von Jonic

Ich habe mit einem Tischler darüber gespeochen. Er hat mir erklärt, dass ein asymmetrischer Furnieraufbau sich verziehen muss, da verschiedene Hölzer verschieden viel Feuchtigkeit aufnehmen....

...Das klingt soweit plausibel. Nur dürfte es dann keine TT-Hölzer mit asymmetrischem Aufbau geben. Diverse Hersteller beweisen aber das Gegenteil. Was machen die anders?...

"Die" regulieren das Problem des unterschiedlichen Quell- bzw. Schwundverhalten von verschiedenen Holzarten z.B. durch unterschiedlich starke Furnierdicken.

Ein Leim der keine Wasserdampf-Diffussion zuläßt hat hier aus den oben erwähnten Gründen (das Arbeiten des Holzes soll ja unterbunden werden) Vorteile.

Gepresst wird in heizbaren Pressen.