Lohnt Jugendarbeit?

[alba]

Wenn sie doch nur alle genug Talent für die Kreisliga hätten. Typisches Szenario: 15 Kinder im Training, von denen 3 noch keinen Ball platziert zurückspielen können. Diese 3 binden praktisch einen Trainer, denn mit den anderen 12 kann ich sie nicht länger als ein paar Minuten an einen Tisch stellen, dann beginnt das Murren. Einen Trainer eigens für die absoluten Antitalente zu bezahlen, geht auf Dauer aber auch nicht.

[Lemmyfan]

Der Threadname "Lohnt Jugendarbeit" ist so nicht zu beantworten. Es sollte vielleicht heißen "Lohnt Jugendarbeit für den Verein od. für den Trainer od. für den Nachwuchsspieler od. für den TT-Sport allgemein".
Ich nehme an, der Threadstarter meinte, ob es sich für den Verein lohnt.
Ich habe meinen ersten Übungsleiterschein schon vor über 40 Jahren gemacht, war da selbst noch sehr jung. Zwischendurch habe ich viele Jahre nicht sehr intensiv Nachwuchstraining betrieben (alle 2 Wochen 2 Stunden), weil ich selbst viel trainiert habe und beruflich sehr eingebunden war.
In den letzten 16 Jahren beschäftige ich mich sehr intensiv mit dem Nachwuchstraining und ich kann sagen, die Arbeit macht sehr viel Spaß.
Das Ergebnis der Arbeit, für den Verein allerdings, ist frustrierend!
Von den weit über 50 Jungs haben es 8 Spieler unter die Top 10 des Landesverbandes geschafft, einer ist Profi geworden und bei aktuell 2 Spielern ist das noch gut möglich.
Leider hat es den Verein nur kurzzeitig genutzt. Die Spieler gehen irgendwann zu Vereinen die höherklassig spielen, was man ihnen natürlich nicht verdenken kann.
Mir fehlt diesbezüglich die Unterstützung des Verens und auch des Landesverbandes, über die einzelnen Funktionäre bis hin zum Landestrainer!
Zur Zeit habe ich wieder einen Nachwuchsspieler, der es bis in einen der Bundeskader (Talentkader) geschafft hat. Ich werde ihn in der nächsten Saison an einen Verein abgeben müssen, bei dem er höherklassig spielen kann.
Ehrlich gesagt, habe ich, auf Deutsch gesagt, so langsam die Schnauze voll und bin schwer am Überlegen, ob ich mir das noch länger antun muss.
Sorry!

[Sven gräber]

Zitat von mithardemb

Ich wäre da ein bisschen vorsichtig damit, sich um die Kinder mit weniger Talent nicht zu bemühen. Ich habe es schon oft erlebt, dass es nicht gerade die Spitzenspieler sind, die sich um die diversen Aufgaben in einem Verein kümmern.

Sehe ich genauso und stimme dir vollkommen zu!

Zitat von mithardemb

Für das bestehen eines niederklassigen Vereins ist es unterm Strich gesehen relativ egal, ob man in der Kreisliga oder in der Bezirksklasse spielt. Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Betreuer macht aber einen großen Unterschied aus.

Ich sehe das immer so wie beim Kaffee kochen. In den Filter immer so viel rein wie möglich und unten kommt dann ein bisschen was raus. Der ein oder andere Mittelklassespieler im Kreisklassenformat, vielleicht auch ein richtig guter für BL und mehr, aber sicherlich mindestens einer der andere Aufgaben oder Tätigkeiten im Verein übernimmt.
Vielleicht kein talentierter TT-Spieler, aber ein geschickter Handwerker als Materialwart oder einer mit organisatorischem Talent. Eventuell auch einer mit kaufmännischem Geschick, der als Kassenwart die Finanzen wieder in den Griff bekommt.
Optionen gibt es also reichlich, auch fern ab der Platte

[Fastest115]

Da gebe ich euch recht das ist auch möglich/wichtig.

Die Frage ist eben: Was ist das Ziel der Jugendarbeit.
(Übetrieben) wenn der sportliche Aspekt keine Rolle spielt und mein Ziel ist es das möglichst viele Mitglieder später über bleiben, die dann nur Kreisklasse spielen können , aber im Verein als Kassenwart oder Materialwart wertvoll werden, dann brauche ich kein "qualifiziertes" Jugendtraining anbieten und womöglich einen Trainer (womöglich extern/teuer) betahlen. Dann stellt sich jemand in die Halle läßt 30 Minuten Fußball zum aufwärmen spielen, Tische aufbauen. 10 Minuten einspielen und dann heißt es nach 15 Minuten immer: alle einen Tisch weiter und am Ende werden noch 20 minuten kaisertisch gespielt. Dazu noch jedes Jahr ne Weihnachtsfeier und ne Vereinsfahrt...dann wird man dieses Ziel am wahrscheinlichsten (wenn auch nicht sicher) erreichen....und wenn doch keiner rauskommt hat man aber nicht "ergebnislos" Geld und Zeit investiert.

PS: hört sich an wie meine Jugendzeit von 9-17 Jahren in meinem Heimatverein

[jimih1981]

Mein Motto: Realist sein und sich ständig selbst hinterfragen, was man besser machen kann. Jammern hilft da nur bedingt was. Die Grundlage dafür zu schaffen das man auch die guten Talente halten ist eben harte Arbeit. Vorallem sollte man sich anschaun was andere Vereine besser machen, ich habe viele Vereine gesehn und ich habe auch gesehn was die besser oder schlechter machen. Das sorgt dafür dass man die Dinge etwas anders sieht als unter der Brille des Vereins wo man schon seit Jahrzehnten spielt. Es lohnt sich wirklich sich das anzuschaun wie andere Vereine das machen.

[Lemmyfan]

Zitat von jimih1981

Es lohnt sich wirklich sich das anzuschaun wie andere Vereine das machen.

Mit Geld, in den meisten Fällen!

[chokdee]

Zitat von Lemmyfan

....
Leider hat es den Verein nur kurzzeitig genutzt. Die Spieler gehen irgendwann zu Vereinen die höherklassig spielen, was man ihnen natürlich nicht verdenken kann.
Mir fehlt diesbezüglich die Unterstützung des Verens und auch des Landesverbandes, über die einzelnen Funktionäre bis hin zum Landestrainer!
Zur Zeit habe ich wieder einen Nachwuchsspieler, der es bis in einen der Bundeskader (Talentkader) geschafft hat. Ich werde ihn in der nächsten Saison an einen Verein abgeben müssen, bei dem er höherklassig spielen kann.
Ehrlich gesagt, habe ich, auf Deutsch gesagt, so langsam die Schnauze voll und bin schwer am Überlegen, ob ich mir das noch länger antun muss.
Sorry!

Vielleicht solltest du einfach zu einem anderen Verein gehen, der a) selbst höherklassig spielt und b) wo die Funktionäre dein Handeln unterstützen.
Denn du scheinst ja sehr engagiert zu sein, also mach weiter!

[Lemmyfan]

Zitat von chokdee

Vielleicht solltest du einfach zu einem anderen Verein gehen, der a) selbst höherklassig spielt und b) wo die Funktionäre dein Handeln unterstützen.
Denn du scheinst ja sehr engagiert zu sein, also mach weiter!

Natürlich habe ich mit diesem Gedanken auch schön des öfteren befasst. Allerdings spricht aus meiner Sicht doch einiges dagegen. Ich bin jetzt 40 Jahre in diesem Verein, der nächste Verein, der mir diesbezüglich zusagen würde ist etwa 60 km entfernt und ich würde meine guten Nachwuchsspieler im Stich lassen. Das ist für mich ein Unding. In wenigen Monaten gehe ich in Rente, dann werde ich entscheiden, wie es weiter geht.

[jimih1981]

A bisserl Geld muss schon da sein für ne gute Jugendarbeit. Wenn du meinst das manche Vereine eben was zahlen, das ist so. Oder die holen sich nen Polen oder nen Tschechen, das gibt es bei uns in der Region sehr oft. Ich bin der einzige aus der Mittelmaßgeneration dazwischen der übrig geblieben ist. Aus den beiden Bayernligagenerationen sind jeweils zwei noch da. Bzw. zwei waren lange weg und sind wieder zurückgekommen. Dann noch die vier aus der eigenen Jugend die danach kamen. Das sind dann 9 und das in einer Zeitspanne von 20 Jahren. Einer davon ist überdurchschnittlich talentiert und ist erst 14 aber auch kein Toptalent wie sie Heroldsbach schon hatte, für das Alter ist das aber schon nicht schlecht.

Beim CVJM Unterasbach wo ich jetzt fünf Jahre war, ist die Jugendarbeit durchaus sehr erfolgreich. Weil einerseits das Geld da ist und andererseits eben genug junge Leute die sich um die Jugendarbeit kümmern.

Ich hab bei zwei Vereinen in Oberbayern drei in Mittelfranken gespielt und hab da viele Erfahrungen gesammelt und ich sehe halt jetzt eher was man besser machen kann als vorher als ich noch in Heroldsbach war. Ich denke ich helfe wieder bei der Jugendarbeit und ich denke das ich da meine gesammelten Erfahrungen auch ganz gut einbringen kann, wobei sich da schon einiges verbessert hat. Der Trend zeigt hier auch ganz klar nach oben.

[alba]

Zitat von Lemmyfan

Mit Geld, in den meisten Fällen!

Ja, ohne Moos nix los. Wenn man weiter entfernt wohnende Spieler anwirbt, zumindest die Fahrt bezahlt, dazu gutes Training und eine adäquate Spielklasse bieten kann, dann müssen die besten eigenen Talente nicht wechseln. Bei den mittelmäßigen ist die Bindung viel einfacher. Auf meine Frage, wie Ihr mit denen umgeht, die es wohl nie lernen, ist aber niemand eingegangen ...