TT im TV - Warum so wenig Tischtennis im Fernsehen? Gegenmaßnahmen? Chancen?

[JSCH]

Die Erfolge der genannten Sportarten bestreitet niemand, und Respekt was dort geleistet wird. Aber der Vergleich dieser absoluten Randsportarten (weltweit) mit TT hinkt gewaltig.

Anmerkung der Moderatoren

Beitrag aus dem EM-Thread - aber geht dort natürlich unter und nachdem die Diskussion interessant ist, wurde der Beitrag hier ins Thema kopiert.

[Antispin74]

Zitat von longbottom

Was am Weltcupsystem in den Wintersportarten liegt. Die Schlittensportler profitieren davon, dass sie ihre Rennen in die Übertragungen von Biathlon, Skispringen und Co. einbetten können.

Von einer derartigen Zusammenarbeit sind die Verbände im Sommersport meilenweit entfernt, was für mich aber eher ein Problem der internationalen Verbände ist. Allerdings gibt es auf nationaler Ebene (mit den "Finals") als auch auf europäischer (mit den gemeinsamen Europameisterschaften 2018) zumindest kleine Schritte.

Es ist zwar richtig, daß die Schlittenfahrer mit davon profitieren, daß ihre Rennen mit den anderen Wintersportarten übertragen werden, aber selbst an den Tagen, wo Biathlon und Skispringen(die beiden quotenstärksten Wintersportarten) nicht im Programm sind, generieren die Rennschlitten Quoten in 3facher Millionenhöhe! (Mit steigender Tendenz)
Der BSD hat es geschafft, eine Nischensportart dauerhaft ins Hauptprogramm zu bringen! Davon kann TT nur träumen.

Anmerkung der Moderatoren

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[Matousek]

Zitat von longbottom

Von einer derartigen Zusammenarbeit sind die Verbände im Sommersport meilenweit entfernt, was für mich aber eher ein Problem der internationalen Verbände ist. Allerdings gibt es auf nationaler Ebene (mit den "Finals") als auch auf europäischer (mit den gemeinsamen Europameisterschaften 2018) zumindest kleine Schritte.

z.B. in 2022, z.B. in München

[Antispin74]

Zitat von JSCH

Die Erfolge der genannten Sportarten bestreitet niemand, und Respekt was dort geleistet wird. Aber der Vergleich dieser absoluten Randsportarten (weltweit) mit TT hinkt gewaltig.

Ohne jetzt in andere Gefilde abdriften zu wollen, nur noch etwas Kurzes dazu.
Es ging mir weniger um den Vergleich per se, sondern eher darum: Der BSD ist ein kleiner Verband, der 3 Nischensportarten vorsteht. Sämtliche dieser Sportarten brauchen teueres Gerät und haben in der Regel teure und aufwendige Veranstaltungsorte. Innerhalb der FIL/IBSF Verbände ist der BSD noch einer der größeren und hat eine ähnlich dominante Stellung wie China im TT. Letztlich aber, trotz gigantischer Erfolge gemessen an den Voraussetzungen, ist der BSD ein kleiner und theoretisch "unbedeutender" Verband von Randsportarten. Auf den ersten Blick denkbar schlechte Voraussetzungen für Sponsoren ectera.
Trotzdem hat der BSD es geschafft, Sponsoren wie BMW und die Post zu bekommen. Seine Sportarten sind im Hauptprogramm der großen Sender und liegen auf Platz 3 der meistgesehenen Wintersportarten, mit steigender Tendenz bei den Quoten. Die Medienpräsenz während der Saison ist beachtlich und sämtliche Rennen werden übertragen.

DTTB auf der anderen Seite ist ein Großverband, ungefähr 90mal(!) soviel Aktive wie der BSD. Seine Sportart ist verbreitet und kann mit wenig Aufwand an Material fast überall betrieben werden. Aber trotzdem sieht man TT im Fernsehen nur sehr sporadisch auf den großen Sendern (Olympia) und regelmäßige Übertragung selbst auf Spartenkanälen gibt es nur bei Großereignissen. Die Saison, wie wärs mit einem Schulterzucken?
Bei einem stinknormalen Rennen im Bobsport sind normalerweise mehr Zuschauer an der Strecke als bei der TT-Bundesliga in der Halle, besonders bei den Mädels!
Ich bin sicher, daß mit Ausnahme von Timo, Dima, Peti und vielleicht noch Nana und Ying (aber nur vielleicht), die Rennschlittensportler vom Namen her deutlich bekannter sind.
Ich wage zu behaupten, daß das kein Zufall ist und der BSD einige sehr gute Entscheidungen getroffen hat, die sich der DTTB einmal betrachten sollte. Natürlich ist das nicht 1-1 übertragbar, aber bestimmte Dinge schon.

Anmerkung der Moderatoren

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[Majestät]

Ist eine ewige Diskussion...

Größtes Problem: Das, was TT ausmacht, kann man im TV nicht rüber bringen. Gute Aufschläge, gute Rückschläge, das ist doch das, was insbesondere entscheidet und hier merkt der Laie (und selbst die meisten TT-Spieler) doch gar nicht, was da hinter steckt. Dazu ist Rotation generell extrem wichtig...lässt sich auch nicht rüber bringen.

Das wird sich auch niemals ändern (wurde ja lange genug versucht). TT muss man selber spielen/erfahren. Der Hobbyspieler, der den "Schnibbelaufschlag" vom Kreisklasse-Spieler annimmt und 3m neben den Tisch setzt, erfährt was TT ausmacht. Gleiches gilt für die Annahme eines "weichen" Topspins oder die Annahme von unregelmäßig gespielten, platzierten Bällen.

Niemand staunt, wenn Timo Boll einen guten AS macht, der Rückschlag etwas hoch gerät und Timo diesen locker zum Punkt verwandelt. Aber wie kann man anderen zeigen, was den Sport ausmacht? Zwei Beispiele:

1. In der Oberstufe stand mal TT auf dem Programm. Mein Lehrer fand es bewundernswert, wie ich aufrecht am Tisch stand, die Bälle ohne jegliche Anstrengung in die Ecken verteilte, selbst die "schnell" gespielten Bälle und keiner meiner Gegenspieler auch nur ansatzweise eine Chance hatte.

2. Ich habe mal gegen jemanden gespielt, der einen Tisch bei sich zu Hause hatte. Der konnte sogar gut spielen, zumindest kontern und "schmettern", wenn wir regelmäßig gespielt haben. Ein Laie hätte von außen kaum erkannt, wer besser ist. Mein Gegenspieler war auch durchaus der Meinung mithalten zu können und wollte gerne einen richtigen Satz mit Wetteinsatz spielen. Er bekam nicht einen einzigen Aufschlag, jeden Rückschlag spielte ich so, dass er direkt in der Bedrängnis war und nach einem schnellen 11:0 hat er einfach nur gestaunt.

Da merkt man doch erst, was "richtiges" TT ist. Aber das muss man erfahren und nicht anschauen. Lass 2 Spieler mit 1500 TTR ein Showmatch gegeneinander machen und es sieht hochklassiger aus als Boll vs Ovtcharov.

Bezüglich Schlittensport: Mit teilweise fast 150km/h durch nen kleinen Eiskanal zu fahren, da weiß jeder, dass das krass ist. Die Feinheiten sieht aber auch da kaum einer, ist aber auch nicht wichtig (gefühlt: manche ecken ständig an, sind trotzdem extrem schnell, weil sie "den Schlitten laufen lassen", andere nehmen keine Bande mit, sind aber langsam, weil sie zu viel lenken,...und was das Material ausmacht, ist auch schwer zu sagen...so wirklich durchblicken tut der normale Zuschauer da sicher nicht).


Von daher: Fokus auf Mitgliedergewinnung und nicht auf TV-Präsenz! Die TV-Präsenz braucht es übrigens auch nicht, um Menschen für den TT-Sport zu begeistern! Auch wenn die ganze EM bei ARD/ZDF gezeigt worden wäre, würden deswegen nicht die Spieler in die Hallen strömen, um selbst zu spielen.

[Antispin74]

Ich gebe Dir recht, daß man TT eigentlich nur selbst "erspielen" kann, selbst ich als reiner Freizeitler weiß das. Aber ich sehe TV-Präsenz als eine wichtigen Baustein für die Mitgliedergewinnung an. Natürlich strömen die Neuspieler nicht in Scharen nach einer tollen Übertragung in die Hallen. Aber es geht um die Präsenz im Hinterkopf.
Wenn deine Sportart oft gezeigt wird und dann auch Erfolge nicht gerade selten sind, denn Erfolg macht sexy, auch wenn das einige bestreiten mögen, ist es eine Tatsache, dann setzt sich das im Kopf fest.

Es wird dann Leute geben, die als Zuschauer hingehen, es im Frensehen dauerhaft verfolgen oder selbst zu Schläger, Ball, Paddel, Schlitten oder was auch immer greifen und den Sport dann ausüben, eben weil sie es im Fernsehen, Zeitung oderoder gesehen haben und reinschnuppern wollen.

Fette Medienpräsenz ist keine Wunderwaffe, aber es hilft nicht vergessen zu werden. Die Schlittensportler haben das zeitig begriffen. Beispiel: Im Faustball ist Deutschland wie im Schlittensport eine Weltmacht. Faustball ist eine durchaus spannende Sportart und wird hauptsächlich in den DACH-Ländern und Südamerika gespielt. Aber trotz der Erfolge fristen die Faustballer ein Schattendasein, Ich selbst beispielsweise bekomme gerade einmal Trinemeier, Danneker, Kübler, Schell und von Loh aus den Frauen- und Herrennationalmannschaften zusammen, nach tiefstem Graben in den Hirnwindungen.
Wenn man jetzt Namen wie Hackl, Friedrich, Geisenberger, Taubitz, Jamanka oder Lochner in die Debatte bringt, dürfte selbst bei Mustermanns relativ oft "Kenne ich doch irgendwie" kommen.

Übrigens, was die Feinheiten bei den Rennschlitten angeht, liegst du nicht so falsch. Es dauert bis man sich als Fan da reingefunden hat. Da kommt vieles zusammen, Streckenabschnitt, Fahrlinie, Material, wer fährt, wo man fährt, Start, Schlüsselpunkte, Wetter,... Beispiel: In Winterberg ist der erste Streckenabschnitt eine (für Schlittenverhältnisse) gemütliche Bummelfahrt, wenn Du am Übergang "pennst", kommst du nie mehr richtig in den Lauf.

[Noppenzar]

Zitat von Antispin74

Es ist zwar ein Grund zum Nachdenken, an welchen Schrauben man in Zukunft drehen muß, aber wenn Du mal die Namen liest, wirst Du schnell feststellen, daß das alles Chinesen und Japaner sind.
Anderswo in Asien und der Welt sieht man fast genauso wie bei uns weitgehend dieselben Namen. Das ist nicht nur in Europa ein Problem mit dem Nachwuchs.

Ich habe es am Anfang des Themas schon einmal erwähnt, daß der DTTB vielleicht mal einen Schwatz mit dem BSD halten sollte. Die Schlittenfahrer haben nämlich vieles, was TT nicht hat. Weltbekannte Sponsoren wie BMW, eine Topeinschaltquote im Fernsehen, gute Medienpräsenz während der Saison und alle Rennen werden übertragen.
Reife Leistung für den fünftkleinsten deutschen Verband unter den olympischen Sportarten! Die 3 Arten Bob, Rodeln und Skeleton sind hochkomplex und High-Tech, nicht unbedingt leicht zugänglich für Laien und viele Bundesbürger die im flacheren Land leben, können mit solchen Sportarten wenig anfangen. (Währed hier bei uns kaum jemand OHNE Schlitten aufgewachsen ist, natürlich nur die Freizeitschlitten)
Wie gesagt, nicht gerade die besten Voraussetzungen, aber der BSD hat es geschafft, eine Medienpräsenz aufzubauen die den DTTB komplett in den Schatten stellt. (und nebenbei keine Nachwuchsprobleme hat)

Wie willst du Sportarten, die gefühlt 20 Leute in Deutschland betreiben und auf der Welt 10 Länder mit Massensportarten vergleichen? Dazu ist Rodeln für neutrale Zuschauer deutlich attraktiver. Die europäischen, nicht speziell deutschen Probleme liegen tiefer, bei allen Sportarten außerhalb von Fussball, Handball etc..

Kaum Nachwuchs, in den Kraft-/Schnellkraftsportarten aufgrund völlig unterschiedlicher Dopingvoraussetzungen gar keine Chance, bleiben für Medaillen nur Sportarten, die sonst auf der Welt kaum einer macht. Dressurreiten, Kanu, Biathlon usw.

Anmerkung der Moderatoren

Beitrag aus dem EM-Thread - aber geht dort natürlich unter und nachdem die Diskussion interessant ist, wurde der Beitrag hier ins Thema kopiert.

[Antispin74]

Ich verstehe deine Position, aber mit Verlaub, es ist ein Irrglaube, daß z.b. die Schlittensportarten nur von einer Handvoll Länder betrieben wird. Sie sind olympisch, was nur geht, wenn ein Minimum von um die 70 nationalen Verbänden oder natürlich mehr den entsprechenden Sport betreiben. Das ist viel mehr als oftmals geglaubt wird. Sie mögen nicht von der großen Masse ihrer jeweiligen Länder betrieben werden, aber es sind mehr als nur ein paar Hansel. Es gibt Blickwinkelverschiebung dadurch, daß jedes Land maximal 4 Schlitten für den Weltcup stellen darf, bei einigen Veranstaltungen nur 3. Es gibt aber auch Wettbewerbe für die "2.Liga".

Das in den Schlittensportarten im Normalfall ein halbes Dutzend Nationen die Medallien unter sich ausmachen, hat andere Gründe. Viele, unter anderen Folgendes. Die Schlittensportarten sind High-Tech, was unter anderem dazu führt, daß man zwar außerhalb des Eiskanals eine große Familie ist, aber technische Schmankerl top secret sind.
Die Schlitten, die die deutschen und amerikanischen NMs bekommen, können ausschließlich von Athleten dieser Nationen erworben werden.

[kadirim]

Ich spiele selbst leidenschaftlich gerne TT, schaue aber fast kaum TT im TV oder irgendwo anders live an. Zum Zuschauen finde ich TT relativ langweilig.

Das EM-Finale gestern habe ich mir kurz angetan, warum auch immer, aber die Tour de France ist interessanter für mich.

Glaube unser Sport ist zum Zuschauen zu schnell, auch die wichtigsten Details im Spiel, z.B. Bälle mit viel Effet werden vom Auge nicht oder kaum wahrgenommen. Spektuläre Ballwechsel sind natürlich für jeden gerne anzuschauen, aber wie oft passiert dieses in einem Satz, Match? Ansonsten dauert ein Ballwechsel meist wenige Sekunden.

Es wird verammt schwer, TT besser zu vermarkten, unsere Vermaktung geht über die Vereine, über die Schulhöfe.

[Fastest115]

Da bin ich bei Kadirim.
Der TT Sport alleine ist für "neutrale" aber selbst für aktive zum zuschauen unatraktiv. Da ändert auch keine Regeländerung wie kürzere Sätze, höheres Netz oder ähnliches was dran.

Ich gucke mir trotzdem viele TT Spiele live in der Halle an. Meist in unteren Ligen bis Verbandsliga. Grund: gewachsene Beziehungen zu den Spielern, Mannschaften, Vereinen. Man kennt die Spielr, kann sich mal mit denen zwischendurch unterhalten und im Idealfall geht man nach dem Spiel noch was essen/trinken mit denen.
Da lebt das ganze vom Mitfiebern mit den "Kumpels". Klar gibt es da auch welche die "attraktive" Spielweisen haben, wo man dann noch lieber zuguckt und andere wo das nicht so ist. Bzw welche die einem sympatischer findet wo man komplett guckt und andere die man nicht so gerne mag wo man dann gelegentlich guckt.

Zuschauergewinnung geht also nicht über den Sport selbst (Andere Zählweise, Regeländerungen usw) sondern nur wenn man Events schafft und Beziehungen zu den Spielern/Teams.