Weltmeisterschaften 2005 (30.04. - 06.05.2005, Shanghai, CHN)

[JanMove]

Zitat von wan_world

Kasparow ist bekannt für seine Psychospielchen, z.B. schaut er immer demonstrativ auf seine Armbanduhr, wenn der Gegner etwas länger an seinem Zug arbeitet, oder er geht gar während dieser Zeit zu anderen Tischen und schaut denen zu, nur um laut zu lachen wenn sie einen schlechten Zug getätigt haben. Deshalb wird er auch "DAS MONSTER" genannt unter den Schachspielern. ...

Dazu kann ich nichts sagen, da ich davon noch nie was gehört habe.

Zitat von wan_world

Und die Wutausbrüche und "Stundenlangen" Diskussionen mit den Schiedsrichtern ist also als "fair" zu bezeichnen? Sowas bringt den Gegenspieler natürlich nicht aus dem Konzept...

Hab ja geschrieben, dass ich das auch nicht schön finde. Natürlich bringt das den Gegner auch aus dem Konzept aber die Qualität ist doch eine ganz andere. McEnroes Ziel war es nie einen Gegner aus dem Konzept zu bringen sondern seiner Wut gegenüber einer vermeintlichen Fehlentscheidung zum Ausdruck zu bringen. Die Sanktionen waren meistens dann auch gerechtfertigt und auch entsprechend hoch.
Ma Lins bzw. seinen Coaches ausschliessliches Ziel ist es mit diesen dauerenden Provokationen den Spielfluss des Gegners zu zerstören. Insbesondere das massive Eingreifen der Coaches in entscheidenen Spielsituationen spricht ja Bände. Das reguläre Time-Out wurde bereits verbraucht und jetzt muss eben noch ein weiteres her egal was komme. Dass dies nicht nur ein spezielles Ma Lin Ritual ist zeigt schon die Tatsache, dass gleiches beim Spiel von Wang Hao passierte. Der verzögert zwar nicht permanent so wie Ma Lin, aber das irreguläre "zweite Time-Out" wurde auf die gleiche Art und Weise provoziert. Auffallend ist übrigens auch, dass Ma Lins Ritual zu Ende des Satzes hin immer länger wird, und wenn er hinten liegt könnte man fast meinen, er möchte schon gar nicht mehr Aufschlagen!
Wie schon gesagt, die Sanktionen sind hierfür im Tischtennis vergleichsweise lächerlich und somit in keinster Weise abschreckend. Was schert es den Coach, wenn er nach langer Diskussion weggeschickt wird, aber sein Spieler dadurch das Spiel gewinnt?! Was stört den Spieler eine gelbe Karte, wenn nicht mit einer roten Karte mal konsequent nachgelegt wird?!

[Nacki]

Könnte der kulturelle Streit zwischen Kartoffel-/Nudelfressern und den Reisfressern nun aufhören? Ist doch auch albern, da der Maniok-/Hirsefresser alle weghaute, hätte er nur gleiche Bedingungen und Material, und das ganze noch mit Spaß...

[Benjamin]

Zitat von JanMove

McEnroes Ziel war es nie einen Gegner aus dem Konzept zu bringen sondern seiner Wut gegenüber einer vermeintlichen Fehlentscheidung zum Ausdruck zu bringen. Die Sanktionen waren meistens dann auch gerechtfertigt und auch entsprechend hoch.

das beschreibt brad gilbert in "Winning Ugly" aber ganz anders!
Zitat:"
Die Meister der Wutanfälle:
Conners und McEnroe

....John McEnroe ist es mit einem unvergessenen Geniestreich gelungen, mich mit einem Psycho-Trick zu überlisten, und dabei war er nicht einmal auf dem Platz.
Wir beiden standen 1984 im Finale der TransAmerica San Fransisco Championships. Die Tenniswelt wurde zu diesem Zeitpunkt langsam auf mich aufmerksam, und da ich aus Kalifornien stamme, wollte ich gut aussehen vor heimischem Publikum. Und was käme da gelegener, als den (damaligen) Weltranglistenersten John McEnroe zu schlagen.
Allerdings hatte Mac andere Pläne. Einer davon war, mich ein wenig zu bearbeiten, noch bevor wir den ersten Tennisball gespielt hatten.
Am Abend vor dem Finale wurde McEnroe im "San Francisco Examiner" so zitiert: Brad Gilbert schlägt den Ball so lasch, daß nicht einmal ein Ei zerbrechen würde." Nachdem ich das Zitat gelesen hatte, wurde ich so sauer, dass ich beim Abendessen keinen Bissen mehr zu mir nehmen konnte. "Er will in bißchen Power sehen? Ich wers`s im zeiten. Den Kerl werde ich vom Platz fegen." Es ist fast unnötig zu bemerken, daß das Match in diesem Augenblick schon entschieden war. McEnroe schlug mich mit meiner eigenen Waffe. Am nächsten Tag ging ich raus auf den Platz und drosch auf jeden Ball ein, der mir in die Quere kam. Ich gab alles beim ersten Aufschlag......
Dem Reporter sagte Max hinterher:" es sah so aus, als hätte Brad heute ein bißchen aggressiver gespielt als sonst. Ich glaube das hat seinem Spiel geschadet"...

oder:


"Tatsache ist, das John McEnroe immer nach einer Gelegenheit suchte, das Spiel zu unterbrechen, wenn er zurücklag. Dies hier der beste Beweis: haben Sie jemals gesehen, dass er ausrastete, wenn er in Führung lag? Zugegeben, ja, es kam vor, aber nur, wenn sich die Dynamik des Spiels gegen ihn zu wenden drohte (zum Beispiel am Anfang des zweiten Satzes, wenn der Gegner nach verlorenem ersten einen guten Start im näcshten erwischt hatte).
Wenn John ansonsten etwas störte schnatterte der gerade einmal fünf Sekunden lang, um das Publikum anzustacheln (was er sehr gerne tat). Wenn er vorne lag, riskierte er nicht, das Match durch Pöbeleien zu unterbrechen - und es damit möglicherweise in eine andere Richtung zu lenken. Befand er sich aber im Rückstand, oder erwischte seinen Gegner in einer guten Phase, lag die Sache anders."

und es gäbe noch mehr...

dies ist natürlich nur die subjektive Sicht von Brad Gilbert, zeigt aber dennoch, dass auch ein McEnroe nicht immer nur "FAIR" war.

Gruß
Benjamin


PS. Die erste Disqualifikation bei einem GS-Turnier gelang dem in Wiesbaden geborenen US-Amerikaner John McEnroe. Bei den Australian Open 1990 wurde der Linkshänder beim Stand von 1:6, 6:4, 5:7 und 4:2 wegen Einschüchterung der Linienrichterin, Schlägerwurfs und Beschimpfung des Supervisors nach Verwarnung und Punktabzug disqualifiziert. Sein Gegner war übrigens Mikael Pernfors (SWE).

[Bat]

Bei Sportarten, wo zwei Kontrahenten sich direkt gegenüber stehen, gehören gewisse Verhaltensweisen zum Spiel dazu, egal wie. Ärgerlich ist es nur, wenn die Regeln nicht eingehalten werden (lange Verzögerungen) oder dies auch noch von Außen (Trainer) hineingetragen wird.
Bestes Beispiel sind auch Kampfsportarten, nehmen wir doch mal Boxen. Es gibt genügend Kämpfer, die genau darauf aus sind, den Gegner zu provozieren und ihn so in unvorsichtig oder unüberlegt handeln zu lassen...

Von daher kann man Ma Lin's Verhalten so oder so sehen. Was ärgerlich ist, daß kein exakte Regel hierfür existiert und daß (anscheinend) die jeweiligen Trainer von Außen die Sache noch mit in die Hand genommen haben, was nicht sein darf und eigentlich auch schon in den untersten Klassen zu großen Streiterein führt (Aktiv-Coachen)...

Nicht umsonst haben heut immer mehr Sportler nen Therapeut im Trainerstab

[Umpire]

Zitat von martinspin

Hoi zäme

Wenn wir schon bei der Schiedsrichterleistung sind:

Alle Aufschläge von Hao Shuai beim Match gegen Maze waren regelwidrig. Er liess jeweils den Ball ein paar Mal auf den Tisch tropfen, um dann aus der bewegten Hand den Ball hochzuwerfen. Die erste Aufschlagregel sagt ganz klar, dass der Aufschlag mit der ruhig gehaltenen Hand beginnt.

gut beobachtet. Macht übrigens Guo Yan, die im Damenendspiel war noch extremer. Wurde leider kein einziges Mal beanstandet.

Zitat von martinspin

Der Nachteil für Maze war der, dass er nie genau wissen konnte, wann Hao den Service spielt. Diese Mäzchen mit den Aufschlägen scheinen bei den Chinesen irgendwie System gehabt zu haben. Die Schiedsrichter achten offenbar nur noch darauf, dass die freie Hand sich schnell aus dem Blickfeld entfernt und sehen die einfachen Dinge nicht mehr.

Leider waren die von Maze bis vor dem Halbfinale auch falsch, weil der Ball sehr stark seitwärts geworfen wurde. Im Halbfinale wurde es vom deutschen SR beim zweiten Versuch beanstandet. Ab da war´s besser.

[Umpire]

Zitat von Ralf TT-Granate

Ist ja alles schön und gut, aber am Ende zählen doch nur die wahren Titel.
Hätten die Spieler aus dem Reich der Mitte genauso gehandelt?

Vielleicht nicht. Hätte am Ergebnis aber nichts geändert. Den Kantenball hat nämlich jeder in der Halle gesehen, auch die Schiedsrichter.

[mil]

Korbel hat bei der EM gegen Saive sehr knapp verloren und das wars. Keine Regelwiedrigkeiten, keine Laecherlichkeiten... einfach Faires Spiel.
Jetzt wird es mal eng fuer Ma und er macht anscheinend was er will, munter unterstuetzt vom Trainer.
Die Regeln gelten fuer jeden, was hat das mit Kultur, Mentalitaet... zu tun? Verschiedene Interpretationen? Es gibt ein Timeout, Ball gehoert nicht in die Hosentasche, Coaching gibts es nur in den Satzpausen, man schlaegt nicht auf, wenn mal der Gegner nach unentlichem Warten auf den Aufschlag mal wegschaut... Wiederholtes absichtliches unfaires Verhalten kann man seeehr einfach erkennen und es muss knallhart bestraft werden. Gelb, Punkte weg, Rot und das wars. Dann gibt es von dem absichtlich Provozierenden Ruhe und andere potentielle Problemfaelle bekommen es auch mit. Die Trainer koennte man nach solchen Lachnummer - quasi 2. Timeout fuer den Rest des Turniers suspendieren- wie im Fussball und man wird sehen, ob sowas wieder vorkommt. Ich denke eher nicht.
Dafuer braucht man aber professionaelle Schiedsrichter, die knallhart durchgreifen und das Fair Play gibts wieder. Ich traue der ITTF aber eher zu, das sie mit 44mm Baellen kommt, damit die unfairen AS entschaerft werden koennen. Es wurden schon bei Pro Turnieren Leute suspendiert, die im falschem Trikot aufgelaufen sind... Und wenn da vor Millionen Zuschauern bei mehreren Spielen solche Unsportlichkeiten gibt und keiner durchgreift- peinlich fuer den Sport.

[wan_world]

Zitat von Kakerlake

Du kannst mir glauben, daß China ohne die Landesliga-Spielbedingungen und ohne die asiatischen Zählschiedsrichter niemals eine Herren-Goldmedaille gewonnen hätte !

Es scheint so, dass ich was nicht mitbekommen habe. Dem Süss wurde 2 Aufschläge abgezählt (daran wird es definitv nicht liegen für die 5 WM Titeln). Bei wem denn noch?
Und wieso sind die Bedingungen von Landesliga Niveau? Weil der Werner das gesagt hat?

[vogtländer]

Die Chinesen sind nur so stark, weil sie unfair sind ?
Ich habe das Gefühl manche gönnen den Chinesen die Goldmedaillien nicht.
Ich kann mich nur wiederholen, so unfair, wie es hier einige darstellen waren sie bei weitem nicht. Sie waren die Besten, bei dieser WM ! So einfach ist das.

[Scuzzle]

Zitat von Kakerlake

Du kannst mir glauben, daß China ohne die Landesliga-Spielbedingungen und ohne die asiatischen Zählschiedsrichter niemals eine Herren-Goldmedaille gewonnen hätte !

Also erstens glaube ich das die Chinesen unter sämtlichen Bedingungen Gold geholt hätten. Die Bedingungen sind für alle gleich!

Zweitens: Nur weil Wernder Schlager gemeint hat es wären Landesliga Bedingungen und du in deiner Unglaublichen Anti-China-Haltung das ganze munter nachplapperst heißt das noch lange nicht das das ganze stimmt!

Für ihre Luftfeuchtigkeit können die Chinesen nuneinmal nichts. Deswegen sind es Weltmeisterschaften, weil sie irgendwo auf der Welt und nicht im den Europäern angenehmen Klima stattfinden.

Außerdem sind die Bedingungen auf Landesliga ebene um einiges schlechter. Auch Verbandliga und Oberliga können von solchen Bedingungen teilweise nur träumen. (Aus der Regionalliga hab ich jetzt keine Erfahrungen aber ich glaube nicht das sich dort auf einmal alles zum guten wendet...)